Beiträge von Rotbuche

    Ich will nochmal auf ein paar Dinge eingehen:

    Kinderfreundlichkeit:
    Kinderfreundlichkeit ist keine Rasseeigenschaft. Es gibt Rassen mit höherer oder niedrigerer Reizschwelle, aber der Umgang mit Kindern muss gelernt werden. Fast alle Kinderhasserhunde, die ich bisher im Training hatte, sind mit Kindern aufgewachsen, es ist also definitiv nicht damit getan, dass ein Hund Kinder von Welpenbeinen an miterlebt.

    Wundertüte secondhand-Hund:
    ich sehe es genau umgekehrt. Einen erwachsenen Hund kann ich sehr gut einschätzen in allem, was er so mitbringt, bei einem Welpen ist nicht immer abzusehen, wie genau er sich entwickeln wird, erst recht nicht, wenn Du über Mischlingswelpen nachdenkst, das sind in meinen Augen in der Tat Überraschungspakete.

    Mischlingshundezucht:
    Ich kenne (fast) keine guten Gründe, Mischlingshunde zu produzieren. Es gibt für alle Arbeiten und halbwegs normale Hundehaltungsanforderungen bereits spezialisierte Rassen; einzig gezielte Einkreuzungen, um eine sehr belastete Rasse mit zu kleinem Genpool zu erhalten, würde ich unter klaren Voraussetzung unterstützen.

    Überzüchtung von Rassehunden:
    bei den meisten Rassen ist es möglich, überzüchtete Linien zu umgehen. Dazu gehört einige Recherche im Vorfeld, aber das lohnt sich, wenn man Wert auf ebendiese Rasse legt.


    Ich hab aus Deinem Beitrag noch nicht herausgelesen, wo die Hundezeit ist. Er begleitet Dich bei Deiner Arbeit, bei Spaziergängen mit den Kindern, da liegt aber Dein Fokus vermutlich (und zu recht) auf den Kindern - gibt es Zeit, die explizit dem Hund gewidmet ist, in der er auch gearbeitet werden kann? Wenn nein, würde ich ausschließlich auf Begleithunderassen zurückgreifen, nicht weil diese keine Beschäftigung brauchen, sondern weil die Wahrscheinlichtkeit höher ist, dass sie ohne Job unkompliziert nebenher laufen.

    Ectodex ist ein heftiges Mittel (lies den Beipackzettel: Wasserdichte Handschuhe und Schürze tragen, diese nach Anwendung gründlich waschen. Jeden Kontakt mit Haut oder Augen vermeiden. Bei Kontakt mit Haut oder Augen sofort mit reichlich Wasser spülen. Während der Anwendung des Präparates nicht essen, trinken oder rauchen.
    Nach der Behandlung Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen.
    Behandelte Hunde nicht ohne Schutzhandschuhe berühren, bis das Fell vollständig trocken ist.
    ). Nichtsdestotrotz würde ich die Behandlung durchziehen, wenn der Hund damit halbwegs klarkommt - es ist viel schlimmer, einen Demodexbefall unnötig (= Demodexöl, dessen Wirksamkeit sich mir nicht erschließt aus dem, was ich im Internet dazu finde) in die Länge zu ziehen.

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    Und: stimmt es, dass diese Milben von der Mutter übertragen werden? Das fände ich bei einem Rassehund mit Papieren ziemlich heftig. ich bin davon ausgegangen, dass die Mutterhündin zu 100 % gesund ist. Wäre das noch im Rahmen des "normalen"?


    Jeder Hund, auch ein gesunder, hat Demodexmilben. Allerdings sind das bei einem gesunden Hund eine verschwindend geringe Anzahl, und das Immunsystem eines gesunden Hundes wird damit locker fertig. Das Immunsystem von Welpen/Junghunden ist noch anfälliger, darum ist der Demodexbefall eben häufig bei diesen Hunden zu finden. Insofern ja, es kann passieren. Inwiefern man als Züchter noch das Immunsystem der Welpen hätte unterstützen können, sei dahingestellt, da gehen die Meinungen auch auseinander (z.B. Ernährung, Impfungen, usw). Es ist z.B. durchaus möglich, dass Impfungen, die das Immunsystem logischerweise belasten, den Organismus so durcheinanderschmeißen, dass die Milben eben erst die Chance haben, sich so zu vermehren.

    Alles Gute für Euch, bleibt tapfer mit der Behandlung, es geht vorbei - gerade der Befall bei einem Junghund hat gute Aussichten, nach einer erfolgreichen Behandlung nicht wiederzukehren.

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    Sie sendet tatsächlich keinerlei Warnsignale aus - also nicht, dass wir sie nicht erkennen würden


    Kannst Du da bitte nochmal genauer drauf eingehen - versteifen hab ich gelesen, passiert erst mit Beginn des Beißens. Verändert sich die Blickrichtung (z.B. schaut sie davor kurz weg)? Behält sie die später Gebissenen jeweils besonders im Blick? Verändert sich die Ohrstellung (auch minimal)? Was macht die Rute? Senkt/hebt sie den Kopf? Streckt sie den Kopf leicht vor oder zurück? Verändern sich die Pupillen? Stellt sich das Fell leicht auf (nicht nur im Nacken bzw. als Streifen über den Rücken, sondern großflächig, sodass es gerade bei Nicht-Kurzhaarhunden schwer zu sehen ist)? Verlangsamt/beschleunigt sie ihre Bewegungen? Geht der Mund leicht zu? Hält sie den Atem an? Sind kurz davor Stressfältchen am Mundwinkel zu sehen? Ist die Hündin in diesem Moment tatsächlich gesprächsbereit, oder ist sie nur mit sich/ Beute/ Hunden/ Arbeit beschäftigt?

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    Kann man dieses Warnverhalten einem Hund beibringen?


    Jein - ich hab außerhalb von krankheitsbedingten Nicht-Verwarnern noch keinen Hund erlebt, der tatsächlich überhaupt keine Signale davor aussendet. Winzige, evtl sehr schwer zu erkennen, nur sehr kurz davor, usw. aber vollkommen ansatzloses Beißen kenne ich nur aufgrund von medizinischen Ursachen.
    Diese winzigen Signale sind tatsächlich trainierbar - es ist ein schon bestehendes Verhalten, und das kannst Du jederzeit verstärken, indem der Hund Erfolg hat mit diesem Verhalten. Sprich er warnt vor, und Du reagierst auf dieses Verhalten sofort, indem Du den Abstand zum Hund vergrößerst und ihn von jetzt auf gleich komplett ignorierst. Das ist das, was der Hund in dem Moment verlangt, Abstand und Ruhe von der stressenden Situation. Aber so ein Training ist ein zweischneidiges Schwert, der Hund soll logischerweise auch nicht lernen, dass er mit einem solchen Verhalten nun alles erreicht, was er will, darum würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich in diese Richtung trainieren will (wenn dann nur mit Trainer, der von außen ein Auge drauf hat). Ich würde eher in die Richtung denken und trainieren, Situationen zu erkennen, in denen die Hündin auffällig werden könnte, und diese Situationen mit unglaublich viel Ruhe und in winzigen Schrittchen anzugehen. Da geht es wirklich darum, den Hund nie in Anspannung kommen zu lassen, was schon bei ganz normalen Hundeübungen für einen BC schwierig sein kann, von Hundesport ganz zu schweigen.

    Hab ich das überlesen... könntest Du bitte nochmal schreiben, in welchen Situationen jeweils die Beißvorfälle passiert sind? War es immer während der Arbeit? Auch Spielen mit anderen Hunden können BCs als Arbeit interpretieren, je nachdem welche Rolle sie in diesem Spiel übernehmen.
    Ich frage deshalb, weil ich bisher vor allem zwei "Sorten" beißende BCs erlebt habe, die einen waren führungslos und in einem großen Dilemma, die anderen haben sich beim Arbeiten viel zu sehr reingesteigert und sind aus diesem "Arbeits-Tunnelblick" heraus explodiert. Nach ersterem klingt es eher nicht bei Dir, aber schreib doch bitte einfach nochmal kurz, was den Bissen so grob vorausging. Danke!

    Das dürfte vermutlich nicht das Alter sein, sondern tatsächlich ein Kommunikationsproblem zwischen Dir und den Hunden, d.h. ihnen ist nicht klar, was Du willst, und dass Dein Wort auch gilt. Was genau man verändern sollte, dazu wäre ein Trainer vor Ort sinnvoll, der sich anschauen kann, wo und warum Du Dich nicht verständlich machen kannst.

    Zu Lilly und Loona hab ich noch Nachfragen: woher weißt Du, dass Loona Chef ist? In welchen Situationen legt sich Lilly mit Loona an?

    Seit wann stellst Du diese Verhaltensänderung fest, und was hat sich in dieser Zeit ggf. geändert?

    Meine Hunde sind jeweils in mehreren "Sportarten" unterwegs, wobei es mir eben nicht um Sportarten geht, sondern um Jobs, d.h. sie ziehen z.B. nicht um der Sportart willen, sondern weil ich sie mit der Zugarbeit in meine Alltagsarbeit einspanne. Dementsprechend ist es mir auch nicht wichtig, in der jeweiligen Beschäftigung den aktuellen Wettkampfregeln oder dergleichen zu entsprechen, die Hunde lernen einfach das, wofür ich sie auch brauche.

    Zusätzlich zu der Frage, wie Ihr ihm seinen Namen beigebracht habt: was erwartet Ihr von ihm, wenn Ihr seinen Namen ruft? Soll er schauen? Kommen? In welchen Situationen ruft Ihr? Wie ruft Ihr (Stimmlage, eigene Motivation,...)? Wie sieht Eure Körperhaltung währenddessen aus?

    Der Klang des Namens (dunkle/helle Vokale etc.) ist vollkommen schnuppe, Hundi lässt sich auf alles konditionieren. Denn mehr als ein spezifischer Klang ist der Name für den Hund nicht, Hunde denken nicht "aha, Hasso bin ich, der Hund, mit all meinen Eigenschaften", sondern Hunde lernen z.B. "aha, dieses Wort "Hasso" heißt, ich muss mal eben kucken (hören, riechen,...), was der Zweibeiner von mir will".

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    Mit unsicheren oder jungen Rüden ist es richtig problematisch. Der Hund kommt aus der Imponierhaltung gar nicht mehr raus, macht auf Spaziergängen nichts anderes als diese Rüden im Auge zu behalten, versucht alle Hündinnen vor diesen Rüden abzuschirmen, nimmt kleinste Provokationen zum Anlass um offensive Attacken zu starten usw. usw.


    Ich muss nochmal nachfragen: seh ich das richtig, dass der Hund dieses Verhalten zeigt, wenn Du nichts tust? Was passiert, wenn Du eingreifst? Wie greifst Du ein? Wann greifst Du ein? Kannst Du Dir das Verhalten dieses Rüden aneignen und umgekehrt alle anderen Hunde vor ihm abschirmen? Ihn so lange begrenzen, bis er sich entspannt? Kannst Du draußen mit irgendwas seine Nase aktivieren?

    Viel mehr kannst Du tatsächlich nicht tun - nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht frontal annähern, nicht nach vorne beugen, ruhig sein sind so die Standards des höflichen Beisammenseins mit einem Angsthund.

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    Sie ist ein unglaublich toller Hund, aber leider sehr, sehr scheu und hat Angst vor Menschenhaenden, was wohl daher kommt, dass sie als Welpe getoetet werden sollte.


    Wenn es nicht den konkreten Tötungsversuch gegeben hat, den sie irgendwie überlebt hat, liegt die Ursache woanders - weder sitzen Hunde in einer Tötungsstation und denken darüber nach, dass sie in 3 Tagen umgebracht werden sollen, noch sind sie darüber hinaus in der Lage, die Verbindung herzustellen "diese Tötungsstation wird von Menschen geführt, also sind alle Zweibeiner böse".
    Viel wahrscheinlicher und völlig normal für Straßenhunde wäre, wenn sie während der Sozialisierungsphase keine oder schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, das wirst Du auch nie komplett "überschreiben" können. In meinen Augen wäre die Hündin ohne Halsband besser dran - wenn Giftköder ausliegen, hält ein Halsband Nicky nicht davon ab, sie zu fressen, sie kann aber als wild lebender Hund mit Halsband hängenbleiben oder sich sogar damit verletzen (schon erlebt, Hund mit Halsband rannte ins Gebüsch, Ast hat sich durchs Halsband geschoben und dahinter die Schulter verletzt. Ohne Halsband wäre das vermutlich nicht passiert, weil der Ast nicht hängengeblieben wäre).
    Hab ich das richtig verstanden, dass sie eh nur auf der Farm lebt? Oder streunt sie auch außerhalb herum? Hat sie außerhalb Kontakt zu anderen Hunden?

    Straßenhunde leben anders als unsere Haushunde, aber ich würde das nicht vergleichen oder werten - sie sind mehr/anderen Gefahren ausgesetzt, leben dafür aber sehr viel selbstbestimmter, und für manche Hunde ist das besser. Mein Ex-Straßenhund (vor 8 Jahren nach Deutschland gekommen) wäre glaube bis heute total glücklich, wenn sie dieses Leben wieder führen könnte. Am besten noch mit mir, das wäre ihre Welt.

    Was würde Nicky wollen - Halsband? Kinder, die sie streicheln? Kuscheln mit Menschen? Oder Distanz halten können, wann und soviel sie will? Stromern wann und wohin sie will? Es ist nicht Nickys höchste Erfüllung, Menschen zu vertrauen, das ist nicht ihr Ziel, nur Eures. Gerade weil Du sie so magst, machs doch mal umgekehrt, lern ihre Welt kennen, statt sie in Deine Welt zu holen. Was macht sie gern? Wo sind ihre Lieblingsplätze? Wann fühlt sie sich wohl? Welches Leben hat sie sich ausgesucht?