Beiträge von Rotbuche

    Ich schreibe mal nacheinander zu den verschiedenen Dingen, die Du angesprochen hast.


    Gesamteindruck:
    es liest sich, als sei Dein Bauchgefühl gegen diese Hundeschule. Dann lass es.


    Positive Hundeschule, ist das gut?
    Weil mir der Begriff "positive Hundeschule" nicht ausreichend viel sagt, frage ich mal: Erziehung über Leckerchen, ist das gut? Es kommt darauf an - alles, was ich über Konditionierung erreichen will, kriege ich bei einem leckerlimotiviertem Hund wunderbar über Leckerlis hin. Manches machen Leckerli einfacher, manchmal sind sie unnötig.

    Aufbau der Hundestunde

    Beginn und Ende der Stunde war Freilauf. Was lernt Hundi davon? Er trifft auf andere Hunde, und darf sofort lostoben. Ein Hund, der das lernt, ist ein Kandidat für ein später postendes Herrchen/Frauchen "hilfe, mein Hund rennt immer zu anderen Hunden hin und lässt sich nicht abrufen". Jo, ich habs ihm so beigebracht, wir treffen andere Hunde, ich bin erstmal abgemeldet, und das ist nicht nur ok so, sondern macht auch noch tierisch Spaß. Sinnvoller wäre, die Stunde mit Ruhe zu beginnen - wir treffen andere Hunde, und das bedeutet für meinen Hund, dass er erstmal konzentriert und ruhig mit mir arbeitet. Das wäre die Grundlage, um auch künftig nicht bei Hundebegnungen einen aufgedrehten (auch vor Freude) Hund an der Seite zu haben.
    Ich würde die Stunde auch nicht mit Freilauf beenden wollen, Hund hat gemeinsam mit mir hoffentlich viel gelernt, ist müde und das Gelernte "arbeitet noch nach", die Stimmung, die Energie bleibt noch eine Weile erhalten. Schick ich ihn jetzt spielen, dreht er wieder auf, und ich mache mir damit einiges von dem zuvor Erarbeiteten wieder kaputt. Freilauf ist gut, aber ich würde ihn mitten in die Stunde einbauen.


    Es ist mein erster Hund und er ist erst 2Wo bei mir. Muss er da schon ´Sitz machen´und an der Leine nicht ziehen?
    Er muss gar nichts, aber er kann (vermutlich) beides bereits ;) Wie komm ich drauf: wenn Welpen lange genug gesäugt werden, sind sie irgendwann so groß, dass die Mutter während des Säugens steht. Weil es für die Welpen aber anstrengend ist, selbst im Stehen den Nacken in den Kopf zu legen, um an die Zitzen zu kommen, setzen sie sich oft dabei hin. Wunderbare Konditionierung: während der Hintern auf dem Boden ist, kommt was Leckeres von oben. Deswegen ist ein Welpe, der mit 8 Wochen schon "sitz" kann, nichts besonderes, find ich. :) Ich könnte wetten, dass auch Dein Jungspund sich wieder ans sitz erinnert, wenn man die richtigen "Knöpfe" erwischt.
    Auch Leinenführigkeit ist in meinen Augen vielmehr ein Kommunikationsding als eine reine Trainings- /Wiederholungs- /Fleißaufgabe, d.h. Du musst nur einmal gezeigt kriegen, wie Du's anstellst, und dann ist Leinenführigkeit ganz schnell gegessen.


    Wann sind Leckerlis sinnvoll?
    Leckerlis machen immer dann Sinn, wenn ich zum einen einen Hund habe, der auf Leckerlis steht, und wenn ich zum anderen ein Verhalten formen will, das ich nenns jetzt mal nicht zum "normalen Verhaltensrepertoire" von Hunden gehört. Damit mein ich z.B. kein Hund würde einem anderen Hund sagen "setz Dich jetzt dahin", oder "bring mir mal das Stöckchen". Dieses Verhalten erreiche ich beim Hund am einfachsten über Konditionierung, und welches Lob am Ende steht, sollte der Hund entscheiden - das, worauf er am meisten abfährt, lässt ihn am schnellsten lernen, egal ob es Motivation durch Stimme, Leckerli, Spielzeug, Körperkontakt oder sonstwas ist.

    Meine Gedanken dazu:


    das

    Zitat

    Luna [...] freut sich über jeden Kontakt zu anderen Hunden.

    glaube ich nicht, Deine Beschreibungen lesen sich anders, siehe z.B. aufdringliche Rüden. Für mich liest sich es eher, als sei sich Luna bei Hundebegegnungen erstmal nicht ganz sicher, was sie vom anderen Hund halten soll.


    Hunden sind verschiedene Dinge wichtig im Leben, das eigene Territorium, Begegnungen mit anderen Hunden/Menschen, Jagd, usw. Für Luna scheint es wichtig zu sein, dass Begegnungen mit anderen Hunden geregelt sind. Bisher hat das der Partnerhund übernommen, nun ist der weg. Du hast seinen Job diesbezüglich nicht übernommen, also muss sie selbst schauen, wie sie mit anderen Hunden umgehen kann, ist sich aber da in ihrem Verhalten nicht besonders sicher, sonst wäre sie souveräner in dem, was sie tut.


    Zitat

    - großer Hund = Luna hält sich zurück, teilweise unterwirft sie sich anfangs sofort bis sie merkt, dass der andere Hund nichts Böses von ihr will. In diesem Fall bleibt sie in meiner Nähe und wartet bis der andere Hund auf uns zukommt. Zaghaftes Beschnüffeln und dann ists meistens gut.
    - kleiner Hund = Luna tritt normal selbstbewußt auf, geht meistens (zu) stürmisch auf den anderen Hund zu.


    Und genau letzteres ist für mich das größere Problem.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es für Luna umgekehrt ist. Ihr Problem sind die Hunde, die ankommen, ohne dass Du was dagegen unternimmst. Bei kleineren Hunden hat sie genug Mumm, um ihre Unsicherheit mit (zu) forschem Auftreten zu überspielen. Ich denke, dass sich dieses Verhalten fast von selbst erledigt, sobald sie diesen Job, Begegnung mit anderen Hunden, nicht mehr übernehmen muss, weil Du dafür zuständig bist.


    Zitat

    Sie sendet den anderen Hunden in meinen Augen dadurch (unwillentlich) zunächst falsche Signale, so dass die sich im ersten Moment bedroht fühlen.

    Ich denke eben nicht, dass das unwillentlich passiert, das ist eher ein Verhalten in der Richtung (Schein)Angriff ist die beste Verteidigung.

    Ich will nochmal auf ein paar Dinge eingehen:


    Kinderfreundlichkeit:
    Kinderfreundlichkeit ist keine Rasseeigenschaft. Es gibt Rassen mit höherer oder niedrigerer Reizschwelle, aber der Umgang mit Kindern muss gelernt werden. Fast alle Kinderhasserhunde, die ich bisher im Training hatte, sind mit Kindern aufgewachsen, es ist also definitiv nicht damit getan, dass ein Hund Kinder von Welpenbeinen an miterlebt.


    Wundertüte secondhand-Hund:
    ich sehe es genau umgekehrt. Einen erwachsenen Hund kann ich sehr gut einschätzen in allem, was er so mitbringt, bei einem Welpen ist nicht immer abzusehen, wie genau er sich entwickeln wird, erst recht nicht, wenn Du über Mischlingswelpen nachdenkst, das sind in meinen Augen in der Tat Überraschungspakete.


    Mischlingshundezucht:
    Ich kenne (fast) keine guten Gründe, Mischlingshunde zu produzieren. Es gibt für alle Arbeiten und halbwegs normale Hundehaltungsanforderungen bereits spezialisierte Rassen; einzig gezielte Einkreuzungen, um eine sehr belastete Rasse mit zu kleinem Genpool zu erhalten, würde ich unter klaren Voraussetzung unterstützen.


    Überzüchtung von Rassehunden:
    bei den meisten Rassen ist es möglich, überzüchtete Linien zu umgehen. Dazu gehört einige Recherche im Vorfeld, aber das lohnt sich, wenn man Wert auf ebendiese Rasse legt.



    Ich hab aus Deinem Beitrag noch nicht herausgelesen, wo die Hundezeit ist. Er begleitet Dich bei Deiner Arbeit, bei Spaziergängen mit den Kindern, da liegt aber Dein Fokus vermutlich (und zu recht) auf den Kindern - gibt es Zeit, die explizit dem Hund gewidmet ist, in der er auch gearbeitet werden kann? Wenn nein, würde ich ausschließlich auf Begleithunderassen zurückgreifen, nicht weil diese keine Beschäftigung brauchen, sondern weil die Wahrscheinlichtkeit höher ist, dass sie ohne Job unkompliziert nebenher laufen.

    Ectodex ist ein heftiges Mittel (lies den Beipackzettel: Wasserdichte Handschuhe und Schürze tragen, diese nach Anwendung gründlich waschen. Jeden Kontakt mit Haut oder Augen vermeiden. Bei Kontakt mit Haut oder Augen sofort mit reichlich Wasser spülen. Während der Anwendung des Präparates nicht essen, trinken oder rauchen.
    Nach der Behandlung Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen.
    Behandelte Hunde nicht ohne Schutzhandschuhe berühren, bis das Fell vollständig trocken ist.
    ). Nichtsdestotrotz würde ich die Behandlung durchziehen, wenn der Hund damit halbwegs klarkommt - es ist viel schlimmer, einen Demodexbefall unnötig (= Demodexöl, dessen Wirksamkeit sich mir nicht erschließt aus dem, was ich im Internet dazu finde) in die Länge zu ziehen.


    Zitat

    Und: stimmt es, dass diese Milben von der Mutter übertragen werden? Das fände ich bei einem Rassehund mit Papieren ziemlich heftig. ich bin davon ausgegangen, dass die Mutterhündin zu 100 % gesund ist. Wäre das noch im Rahmen des "normalen"?


    Jeder Hund, auch ein gesunder, hat Demodexmilben. Allerdings sind das bei einem gesunden Hund eine verschwindend geringe Anzahl, und das Immunsystem eines gesunden Hundes wird damit locker fertig. Das Immunsystem von Welpen/Junghunden ist noch anfälliger, darum ist der Demodexbefall eben häufig bei diesen Hunden zu finden. Insofern ja, es kann passieren. Inwiefern man als Züchter noch das Immunsystem der Welpen hätte unterstützen können, sei dahingestellt, da gehen die Meinungen auch auseinander (z.B. Ernährung, Impfungen, usw). Es ist z.B. durchaus möglich, dass Impfungen, die das Immunsystem logischerweise belasten, den Organismus so durcheinanderschmeißen, dass die Milben eben erst die Chance haben, sich so zu vermehren.


    Alles Gute für Euch, bleibt tapfer mit der Behandlung, es geht vorbei - gerade der Befall bei einem Junghund hat gute Aussichten, nach einer erfolgreichen Behandlung nicht wiederzukehren.

    Zitat

    Sie sendet tatsächlich keinerlei Warnsignale aus - also nicht, dass wir sie nicht erkennen würden


    Kannst Du da bitte nochmal genauer drauf eingehen - versteifen hab ich gelesen, passiert erst mit Beginn des Beißens. Verändert sich die Blickrichtung (z.B. schaut sie davor kurz weg)? Behält sie die später Gebissenen jeweils besonders im Blick? Verändert sich die Ohrstellung (auch minimal)? Was macht die Rute? Senkt/hebt sie den Kopf? Streckt sie den Kopf leicht vor oder zurück? Verändern sich die Pupillen? Stellt sich das Fell leicht auf (nicht nur im Nacken bzw. als Streifen über den Rücken, sondern großflächig, sodass es gerade bei Nicht-Kurzhaarhunden schwer zu sehen ist)? Verlangsamt/beschleunigt sie ihre Bewegungen? Geht der Mund leicht zu? Hält sie den Atem an? Sind kurz davor Stressfältchen am Mundwinkel zu sehen? Ist die Hündin in diesem Moment tatsächlich gesprächsbereit, oder ist sie nur mit sich/ Beute/ Hunden/ Arbeit beschäftigt?


    Zitat

    Kann man dieses Warnverhalten einem Hund beibringen?


    Jein - ich hab außerhalb von krankheitsbedingten Nicht-Verwarnern noch keinen Hund erlebt, der tatsächlich überhaupt keine Signale davor aussendet. Winzige, evtl sehr schwer zu erkennen, nur sehr kurz davor, usw. aber vollkommen ansatzloses Beißen kenne ich nur aufgrund von medizinischen Ursachen.
    Diese winzigen Signale sind tatsächlich trainierbar - es ist ein schon bestehendes Verhalten, und das kannst Du jederzeit verstärken, indem der Hund Erfolg hat mit diesem Verhalten. Sprich er warnt vor, und Du reagierst auf dieses Verhalten sofort, indem Du den Abstand zum Hund vergrößerst und ihn von jetzt auf gleich komplett ignorierst. Das ist das, was der Hund in dem Moment verlangt, Abstand und Ruhe von der stressenden Situation. Aber so ein Training ist ein zweischneidiges Schwert, der Hund soll logischerweise auch nicht lernen, dass er mit einem solchen Verhalten nun alles erreicht, was er will, darum würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich in diese Richtung trainieren will (wenn dann nur mit Trainer, der von außen ein Auge drauf hat). Ich würde eher in die Richtung denken und trainieren, Situationen zu erkennen, in denen die Hündin auffällig werden könnte, und diese Situationen mit unglaublich viel Ruhe und in winzigen Schrittchen anzugehen. Da geht es wirklich darum, den Hund nie in Anspannung kommen zu lassen, was schon bei ganz normalen Hundeübungen für einen BC schwierig sein kann, von Hundesport ganz zu schweigen.

    Hab ich das überlesen... könntest Du bitte nochmal schreiben, in welchen Situationen jeweils die Beißvorfälle passiert sind? War es immer während der Arbeit? Auch Spielen mit anderen Hunden können BCs als Arbeit interpretieren, je nachdem welche Rolle sie in diesem Spiel übernehmen.
    Ich frage deshalb, weil ich bisher vor allem zwei "Sorten" beißende BCs erlebt habe, die einen waren führungslos und in einem großen Dilemma, die anderen haben sich beim Arbeiten viel zu sehr reingesteigert und sind aus diesem "Arbeits-Tunnelblick" heraus explodiert. Nach ersterem klingt es eher nicht bei Dir, aber schreib doch bitte einfach nochmal kurz, was den Bissen so grob vorausging. Danke!

    Das dürfte vermutlich nicht das Alter sein, sondern tatsächlich ein Kommunikationsproblem zwischen Dir und den Hunden, d.h. ihnen ist nicht klar, was Du willst, und dass Dein Wort auch gilt. Was genau man verändern sollte, dazu wäre ein Trainer vor Ort sinnvoll, der sich anschauen kann, wo und warum Du Dich nicht verständlich machen kannst.


    Zu Lilly und Loona hab ich noch Nachfragen: woher weißt Du, dass Loona Chef ist? In welchen Situationen legt sich Lilly mit Loona an?


    Seit wann stellst Du diese Verhaltensänderung fest, und was hat sich in dieser Zeit ggf. geändert?

    Meine Hunde sind jeweils in mehreren "Sportarten" unterwegs, wobei es mir eben nicht um Sportarten geht, sondern um Jobs, d.h. sie ziehen z.B. nicht um der Sportart willen, sondern weil ich sie mit der Zugarbeit in meine Alltagsarbeit einspanne. Dementsprechend ist es mir auch nicht wichtig, in der jeweiligen Beschäftigung den aktuellen Wettkampfregeln oder dergleichen zu entsprechen, die Hunde lernen einfach das, wofür ich sie auch brauche.

    Zusätzlich zu der Frage, wie Ihr ihm seinen Namen beigebracht habt: was erwartet Ihr von ihm, wenn Ihr seinen Namen ruft? Soll er schauen? Kommen? In welchen Situationen ruft Ihr? Wie ruft Ihr (Stimmlage, eigene Motivation,...)? Wie sieht Eure Körperhaltung währenddessen aus?


    Der Klang des Namens (dunkle/helle Vokale etc.) ist vollkommen schnuppe, Hundi lässt sich auf alles konditionieren. Denn mehr als ein spezifischer Klang ist der Name für den Hund nicht, Hunde denken nicht "aha, Hasso bin ich, der Hund, mit all meinen Eigenschaften", sondern Hunde lernen z.B. "aha, dieses Wort "Hasso" heißt, ich muss mal eben kucken (hören, riechen,...), was der Zweibeiner von mir will".

    Zitat

    Mit unsicheren oder jungen Rüden ist es richtig problematisch. Der Hund kommt aus der Imponierhaltung gar nicht mehr raus, macht auf Spaziergängen nichts anderes als diese Rüden im Auge zu behalten, versucht alle Hündinnen vor diesen Rüden abzuschirmen, nimmt kleinste Provokationen zum Anlass um offensive Attacken zu starten usw. usw.


    Ich muss nochmal nachfragen: seh ich das richtig, dass der Hund dieses Verhalten zeigt, wenn Du nichts tust? Was passiert, wenn Du eingreifst? Wie greifst Du ein? Wann greifst Du ein? Kannst Du Dir das Verhalten dieses Rüden aneignen und umgekehrt alle anderen Hunde vor ihm abschirmen? Ihn so lange begrenzen, bis er sich entspannt? Kannst Du draußen mit irgendwas seine Nase aktivieren?