Warum ich immer nur Jagdhunde hatte, bzw. einen Mix und mir - mit 99% Wahrscheinlichkeit - auch immer wieder einen Jagdhunde (genauer gesagt einen Dackel) holen würde?
Mein Opa ist Schuld!
Wirklich. Mein Opa war Jäger und hat immer Jagdhunde gehabt, eine hatte es mir besonders angetan und mich für den Rest meines Lebens geprägt. Eine Deutsch Langhaar Hündin namens Barca. Eine tolle Hündin mit viel Witz und Charme, ein kluger Hund mit eigenem Kopf der immer freundlich zu Menschen war - sogar zu meiner Oma, die sie nie nett behandelt hat.
Einen Hund wollte ich schon seit ich ihn verbal fordern konnte, der erste kam dann aber als ich 16 war (ich habe mir wie so viele Kinder den Mund bei meinen Eltern fusselig geredet). Ein Mix aus großer Münsterländer und DSH. Viel zu jung für die Abgabe (sie war vom TA geschätzt gerade mal 4 Wochen alt, damals wussten wir es einfach nicht besser). Wir haben sie aufgepäppelt und hatte den tollsten Hund zu Hause. Rio eine Seele von einem Hund, die irre schnell gelernt hat und Mensch und Tier (okay Katzen nicht) geliebt hat, die Leine kannte sie nur dauerbaumelnd von der Haustürklinke.
Dann lernte ich meinen Mann kennen und der hat Paul mit in die Beziehung/Ehe gebracht. Ein Rauhaardackel der nie wirklich Erziehung genossen hat und bei dem man jeden Tag von neuem angefangen hat *seufz* und mich zu dem wirklich festen Entschluß brachte - nie wieder ein Dackel *hüstel*.
Dann kam Aika, die ich wollte weil sie die gleichen Augen hatte wie meine Rio ... wen wundert's, Aika war eine große Münsterländerin aus dem Tierheim, die mit ihren 2 Jahren schon sehr viel Schlechtes bei ihrer vorherigen Familie erlebt hat. Ich habe sie geliebt, sie war toll und mit ihr fing ich an wirklich richtig zu lernen, gerade über Jagdhunde.
Als wir sie auf Grund eines Hirntumors einschläfern lassen mussten, brach für mich eine Welt zusammen, mein Seelenhund ... eine Lücke die kein anderer Hund hätte schließen können, davon war ich fest überzeugt.
Da wir in einer Mietwohnung wohnen in die wir damals mit unserem Dackel eingezogen sind, stand über dem Hundehaltungsverbot "Ausnahme kleiner Dackel". Die Vermieterin, die uns Aika noch erlaubt hatte, war leider verstorben und der Sohn ist sowas von *zensiert* das mein Mann kam und meinte, dann müsse halt wieder ein Dackel her.
Und er kam ... allerdings zu meinen Bedingungen, mein GöGa bekam das Grinsen eh schon nicht mehr aus dem Gesicht, weil er seinen total verzogenen Paul total "geil" fand.
Cordts Eltern und der Rest seiner "Familie" aus dem Zwinger werden jagdlich geführt, seine direkte Verwandtschaft macht die großen Jagdhunde bei deren Vereinsprüfungen "nass". Ich wusste das zuvor nicht, als ich es erfuhr, war das allerdings nicht mehr wichtig für mich, weil durch Aika vorher schon ne Menge gelernt hatte.
Was soll ich sagen. Cordt ist eigentlich mein zweites ich, er ist perfekt und ich bin fest davon überzeugt, das ich zu keinem anderen Hund vorher so eine tolle Bindung hatte, wobei ich auch einräumen muss, das er mein erster Hund ist den ich seit er Welpe ist auf Grundlage von positiver Verstärkung erziehe.
Alle meine Jagdhunde hatte eins gemeinsam, sie waren unabhängig, keine Hunde die ständig auf Signale gelauert haben.
Und ich liebe es sie bei ihrer "Arbeit" zu beobachten. Rio die am Karnickelloch vorstand und vergaß das eine Pfote schon oben war, als sie eine zweite anhob ... Aika die ruckartig stehen blieb und mir mit hoher Nase im Wind die Rehe angezeigt hat oder plötzlich vorsteht und mir die Amsel anzeigt die keine 10 cm von ihrer Nase entfernt unten an einem Baumstamm hockt ... Cordt der mit tiefer Nase im nach dem Regen feuchten Wald - das riecht selbst für mich unglaublich gut - plötzlich los prescht, die Nase weiterhin wie auf Schienen am Boden und den es auf meinen Pfiff rumreißt und er dann im gestreckten Galopp zu mir zurück kommt.
Und natürlich ist es auch die Optik die ich mag, Schlappohren hochbeinig elegant und niederläufig entschlossen - hat schon mal einer von Euch einen Dackel von hinten beim Laufen beobachten können? Die Vielfalt der Rassen ist enorm und ihre Charakter sind toll.
Ich glaube die Tatsache das die Rassen zwar mit dem Menschen zusammenarbeiten müssen/sollen, das aber wiederrum nicht bedeutet, das sie trotzdem in der Lage sein müssen schnell eigene Entscheidungen zu treffen und auch gute Arbeit leisten ohne Signale vom Halter zu bekommen macht sie - neben ihrer Optik - so einzigartig.
Und zu Jagdhunden aus dem Tierschutz und dem Tierheim würde ich gerne noch eins anmerken. Als wir damals Aika geholt haben, hat uns im Tierheim niemand über diese Rasse aufgeklärt, ich wusste schon ein wenig, aber nicht was wirklich auf mich zu kam. Wir waren eine Stunde mit ihr spazieren, dann haben wir gesagt die finden wir toll und der Vertrag wurde fertig gemacht.
Da sollte von den jeweiligen Vermittlungsstellen viel mehr passieren. Nicht das Haus mit Garten sollte bei einer Vermittlung entscheidend sein, sondern das Wissen um die Rasse und ihrer Art wie sie arbeiten - ich finde z.B. das ein Vorsteher leichter zu lenken ist wie ein Dackel und das es ganz eindeutig Spezialisten unter den Jagdhunden gibt, bei denen sich zukünftige Halter bewusst sein sollten, das sie diese nicht von der Leine lassen können, solange wie sie sie haben.