Hallo ihr Lieben,
ich wusste jetzt nicht genau, ob ich mein Anliegen lieber hier oder bei "Erziehung" schildern sollte. Ggf. kann der Thread dem entsprechend gerne verschoben werden, wenn er dort besser hin passt.
Einige von euch haben es vielleicht schon vor ein paar Monaten mitbekommen, das einzige "große" Problem, dass Maja und ich nach 2 gemeinsamen Jahren wirklich noch haben: Der Hund frisst alles.
Und mit Alles meine ich Kaninchenköttel, alte Brötchen, tote Tiere, Wurstbrote und alles, was man sonst noch so auf der Straßen-Speisekarte finden kann. Da wird auch 'n gebrauchtes Taschentuch nicht verschmäht.
Okay, ganz so schlimm ist es heute nun wirklich nicht mehr. Sie hat die Regel "Es wird NICHTS vom Boden gefressen" bereits verinnerlicht und hällt sich auch - im Normalfall - sehr gut daran. Kaninchenkot wird gar nicht mehr aufgenommen, viele andere Dinge auch nicht... und trotzdem kommt es immer und immer wieder vor, dass sie irgendetwas aufnimmt, wenn ich nicht aufmerksam genug bin.
Habe ich vorher "Nein" gesagt, passiert das nicht. Es sei denn, dort liegt ein Tierkadaver. Aber seien wir mal ehrlich: Wer würde auch 'nen saftigen Schweinebraten auf der Straße liegen lassen, der dort auch noch völlig um sonst steht, frisch gebraten und köstlich duftend?
Aber nun mal von Vorn', damit man auch genau verstehen kann, was mein Problem ist:
Maja kam mit drei Monaten von einem Bauernhof zu uns. Ich nehme mal an, dort began das Problem bereits, denn auf die Hunde wurde so gut wie nicht geachtet.
Bei uns hieß es dann von Anfang an: Vom Boden wird nichts gefressen. Absolut gar nichts. Auch nicht, wenn mir ein Stück Futter/Leckerlie beim Training runterfällt oder sonstwas.
Warum? Nun damals noch aus Angst vor Giftködern. Heute wegen ihrer chronisches Gastritis. Sie verträgt so gut wie gar nichts, bricht sehr schnell und ihr Magen ist - wie erwähnt - seit über einem Jahr chronisch entzündet. Zu Nüchternerbrechen neigt sie ohnehin schon.
Unser Training gestaltete sich das erste Jahr recht einfach. Maja hatte schnell begriffen, dass es vom Boden nichts gibt und hat sich ihr folgendes, erstes Lebensjahr auch (wirklich) einwandfrei daran gehalten...
... und dann zogen wir aus dem ländlich gelegenen Ort in Niedersachen in's Ruhrgebiet. Die Kaninchen sagen uns beim Abendspaziergang an der Haustür "Guten Tag", auf den Straßen liegt - dank sehr dichter Bevölkerung - ständig und überall Müll oder Essensreste (Brot, Wurst, wasweißich) und hinzu kommt, dass unsere Hauptgassistrecke direkt an einem Golfplatz entlang führt, auf dem Gift verspritzt wird. Somit häufen sich auf unserer Runde ständig (!) Kadaver von Kaninchen und Mäusen, die direkt auf oder am Wegrand liegen. Mit einem Hund im Freilauf grenzt das an einigen Tagen an einen Spießroutenlauf.
Sicher könnt ihr euch vorstellen, dass es nicht leicht ist, hier Orte zu finden, wo der Hund frei laufen darf. Und genau diese Freiheit will ich ihr auch einfach nicht nehmen.
Nun ja. Ihr könnt euch wohl auch denken, dass mit der enorm vergrößerten Speisekarte (in Niedersachsen lag wirklich so gut wie nichts rum und das Wild war nie zu sehen) auch die Probleme wieder auftauchten. Madame begann erst die Kaninchenköttel und später auch alles andere aufzusaugen und unser Training startete bei Null.
Inzwischen ist Maja etwas über 2 Jahre alt. Wir haben die Problematik einiger Maßen im Griff... aber nicht so gut, dass ich sie unbeschwert laufen lassen kann, ohne sie ständig im Blick haben zu müssen.
Und nun kommt meine große Frage: Hab' ich einfach was falsch gemacht? Ich komme mir vor, wie der letzte Idiot. Ich war so konsequent mit ihr, hab' sie für jedes "Nein" das brav befolgt wurde belohnt, sie sonst in 90% der Fälle vom Fressen abhalten können oder ihr das aufgenommene Zeug ggf. aus dem Maul geholt.
Mir ist absolut klar, dass ihr Trockenfutter (Sie bekommt die Hälfte von diesem über den Tag verteilt aus der Hand, war schon immer so) gegen einen Tierkadaver nicht anstinken kann. Eben deswegen habe ich nicht nur über positive Bestätigung gearbeitet, sondern sie halt notfalls da weg geholt, geblockt oder ihr eben das Zeug wieder aus dem Maul geholt (Kiefer auf, Zeug raus, Kiefer zu). Ich war dabei zwar nie wirklich grob, aber dass muss doch unangenehm für sie sein, oder?
Das funktioniert aber eben nur solange, wie ich das, was sie ansteuert, vor ihr sehe und dem entsprechend handeln kann.
Dann läuft's i.d.R. auch prima, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie momentan nicht weiß: "Ich darf NICHTS vom Boden fressen" sondern "Wenn Frauchen "Nein!" sagt, darf ich's nicht nehmen" und ich kann eben nicht "Nein" sagen, wenn ich gar nicht sehe, dass sie überhaupt was fressen will.
Ich will meinem Hund auf keinen Fall den Freilauf verbieten oder sie nur noch so dicht bei mir halten, dass sie gar nicht mehr schnuppern oder laufen kann. Ich möchte sie aber auch nicht massiv bestrafen, wenn sie etwas vom Boden frisst. :/
Irgendwie stecke ich in einer totalen, emotionalen Zwickmühle.
Tierkadaver hat sie zum Glück noch nie gefressen. Ich war immer schneller. Aber grade heute wieder irgendetwas... ich würde mal Tippen, es war Kot. Entweder von einem sehr großen Hund, oder ein Pferdeapfel.
Wenn sie nicht so schlimme Magenprobleme hätte, wäre es mir ja wirklich egal, was sie vom Boden aufnimmt. Aber jedes Mal endet es in Brechen und/oder Durchfall und ich merke richtig, wie ihr der Magen weh tut.
Ich habe mir schon sooo viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Vor allem, warum sie es einfach nicht kapiert. Ob ich es ihr falsch beigebracht habe, ob sie einfach nur gelernt hat, dass sie auf's "Nein" nichts aufnehmen darf oder ob sie sich tatsächlich "denkt": "Tja, wenn die Alte nicht guckt, fress' ich's halt, soll die mit ihrem ollen Trockenfutter halt sehen wie sie klar kommt".
Oder ob es daran liegt, dass sie für ihre Größe ein Bisschen zu wenig Futter bekommt und dem entsprechend ständig Heißhunger hat... aber auch dann: Sie weiß doch, dass sie bei mir Futter bekommt, wenn sie sich benimmt und eig. nichts davon hat, wenn sie nicht hört. In 95% der Fälle frisst sie es sowieso nicht, weil sie's entweder liegen lässt, weil sie hört, oder ich es ihr schnell genug wieder aus dem Maul nehmen konnte. Aber die restlichen 5% passieren auch in so unterschiedlichen Fällen, dass ich nicht daran glaube, dass sie mich einfach nur "veräppelt".
Teilweise steht sie auch direkt neben mir oder ist an der Leine und eig. müsste sie wissen, dass ich sie dann auch tadel & ihr eben den Kiefer aufmache um's wieder raus zu holen.
Hat sie es also wirklich einfach nicht verinnerlicht?
Achso: Ich würde sie im Übrigen auch zur besseren Kontrolle an der Schleppleine lassen. Allerdings kann ich das nicht, sobald wir mit anderen Hundehaltern zusammen laufen. Hier ist auch wirklich das Hauptproblem, denn im Laufen mit anderen Hunden wird auch aus Übersprung mal schnell irgendetwas gefressen, ich sehe sie nicht immer (weil enger Weg & man wird schnell man in die zweite Reihe gedrängt) und ich kann sie ja auch nicht permanent bei mir behalten, während sie ständig zum Spiele aufgefordert wird - will ich auch nicht.
Puh... langer Text.
Was ich euch nun eigentlich mit diesem ganzen Geschreibsel fragen möchte:
Wir bringe ich diesem Hund unmissverständlich bei, dass es wirklich GAR NICHTS vom Boden gibt, außer wenn ICH es ihr ausdrücklich erlaube (Futtersuchspiele)?
Ich bedanke mich jetzt schon dafür, wenn ihr diesen wirren Text bis zu Ende durchgelesen habt und würde mich unheimlich über Ratschläge und Tipps freuen!