Ah, sehe ich ja erst jetzt, dass das an mich ging!
Zitat
Gibt es denn bei Deprivationsschäden Abstufungen, Kareki?
Der DSH wechselte ja mit 8 Wochen sein zu Hause. Bis dahin kann ein Hund doch noch gar nicht soooo viel kennenlernen, bzw. müsste noch viel aufzuholen sein. Ich frag mich gerade, ob man weiß, wie die Zuchtbedingungen gewesen sind. Wenn mit sehr wesensschwachen und/oder kranken Tieren gezüchtet wurde, könnte sich so ein unsicheres Verhalten vielleicht auch erklären lassen?
Ist Asta denn abgesehen von der HD auch mal hormonell untersucht worden?
und gerade noch OT an Kareki wegen der Deprivationsschäden:
Weißt du, inwiefern sich die Unsicherheiten und Ängste von Hunden mit Deprivationsschäden ähneln? Es ist nur so, dass ich derzeit versuche die Unsicherheiten meines Hundes zu analysieren, was:
1) medizinisch bedingt und/oder verstärkt wird
2) auf schlechte Haltung
3) schlechte Erziehung zurückzuführen ist
und 4) ob möglicherweise Deprivationsschäden vorhanden sind.
Ich werde jetzt sowieso erstmal abwarten, bis mein Hund medizinisch komplett diagnostiziert und medikamentös eingestellt wurde, um zu sehen, was sich an Verhaltensproblemen ändert/verbessert/verschwindet, muss aber immer wieder stutzen, wenn ich Beiträge über Akuma von dir lese, weil ich Hermann darin wieder erkenne. Zum Beispiel dieses urplötzlich in die Straße krallen. Nur hab ich bei Hermann eigentlich im entspannten Modus eine richtige Trantüte und selbst wenn er wieder "seine Tage" hat - vor Dingen, wo man irgendwie Ängste vermuten würde (speziell Autos), hat er trotzdem keine. Muss sogar darauf achten, dass der feine Herr nicht zu nah an der Bordsteinkante sitzt. Da flattern schon seine Barthaare und es interessiert ihn Null.
Wie äußert sich das bei Akuma (oder: Deprivaten) an guten Tagen. Hat er dann weniger Angst oder ist es dann so, als hätte er quasi nie Angst gehabt? Ich würde Deprivationsschäden ganz gerne von meiner Liste streichen, frag mich also wie variabel die "Symptome" auftreten können. Ist ein Deprivat ein generell unsicherer Hund, oder eher unvorhersehbar Unsicher. Letzteres ist eben bei meinem der Fall (meistens) - wo er das eine Mal unsicher und dann meist aggressiv reagiert, kann er das nächste Mal wieder die übliche Trantüte sein*. War auch der Grund, weshalb ich dann doch die Untersuchung beim TA eingeleitet habe und SDU und DIabetes herauskamen, allerdings noch nicht endgültig.
*Nachdem er gerade "seine Tage" hinter sich hat, bei denen er durchweg gestresst ist und sich auf alles stürzt, was da ist oder auch nicht da ist (eben abgesehen von Menschen, Autos, etc.; Ich lass dann keinen Kontakt zu Fremden zu, weil er so unberechenbar ist, aber generell hat er äußert selten mal nen Fall, dass er aggressiv bei einem Menschen reagiert), durfte ich gestern das erste Mal einen Tage erleben (in den 6 Monaten), dass eine franz. Bulldogge frontal auf ihn zurast, vor ihm stehen bleibt und Hermann zwar nach vorne will, aber direkt bei meinem "Komm Hermann, lass uns weiter gehen" umdrehte und ging. Gerade Bulldoggen lösen die reinste Panik normalerweise aus und ich war kurz am überlegen, ob ich diesen Kontakt nicht vllt doch zulassen sollte, um zu schauen, wie er drauf ist (weil er eben so entspannt war)... wollte mir dann aber nicht meinen Tag versauen ^^.
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Du hast ja schon die Definition bekommen, aber ja, es gibt Abstufungen. Es kommt auch darauf an, wie isoliert der Hund wirklich war - wieviele Synapsen sich bilden, usw. und wie dann weiter verfahren wird. Es gibt sicherlich noch schlimmere "Kasper Hauser" als meiner und welche, die nicht so schlimm sind.
Die Ängste sind natürlich nicht komplett anders als bei Angsthunden. Der entscheidene Unterschied: Der Hund kann nicht einfach durch stumpfe Gewöhnung lernen, dass der Reiz harmlos ist. Ihn ein paar Mal mit dem ANgsreiz zu konfontieren bewirkt NICHTS.
Beispiel.
Akumas Brückenangst. Wir gehen fast jeden Tag über eine Brücke, es lässt sich nicht vermeiden. Anfänglich dachte ich noch, das geht weg (mir war zu Anfang nicht einmal bewusst, dass es sowas wie ein Deprivationssyndrom gibt!), nach einem Jahr geht er immer noch so geduckt-spinnenartig über die Brücke - obwohl ihm nichts passiert. Erst wenn ich clickere und den Leine ganz locker nehme, geht es einigermaßen. Oder ich lasse Leckerchen mittlerweile drüberkullern. Die hat er natürlich anfänglich gar nicht genommen. Wenn ich aber wieder aufhöre damit, ist das Problem wieder da. Das wird noch eine lange Geschichte, damit er einigermaßen normal drüber geht. Bei jeder Brücke ist es auch ein bisschen anders - machmal will er mittig gehen (und kommen da Menschen entgegen, die nicht auf die Seite gehen, ich muss dann STEHEN BLEIBEN, weil nach links oder rechts geht er nicht! Er spielt dann "Stein") oder nur "außen".
Was er auch nicht mag, ist wenn sich der Untergrund zu rapide ändert. Also geteerter Weg und Gras, zum Beispiel.
Es gibt Deprivaten, die sich oftmals ganz normal verhalten und plötzlich knallen sie durch.
Dann gibt es etwas, was ich immer wieder lese und typisch zu sein scheint. Diese "lächerlichen Ängste" wuie die Brückenangst oderANgst vor Statuen oder Gullydeckeln. Dinge, mit denen man gut leben kann.
Es gibt Tage an denen Akuma keinen Verfolgungswahn hat und Tage an denen es voll da ist.
Typisch ist auch, dass viele Deprivaten in reizarmer Umgebung "normal" zu sein scheinen.
Und ja, arbeitet man an den Ängsten, sind sie oberflächlich gesehen durchaus mal weg. Kommen aber gerne schnell wieder.
Genrell unsicher? Wie meinst du das?
Ich kann sagen, dass Akuma zusätzlich noch reaktiv ist und deswehen auf Auslöser immer reagiert. Auch die "lächerlichen Ängste" (was sie natürlich nicht sind, im Gegenteil, mit Angstanfällen wie Knallgeräuschen komme ich besser zurecht)... die sind immer da.
Es können sich ja auch mehrere Probleme paaren. Akuma war schwer futteraggressiv, das hat nichts mit der Deprivation zu tun. Das hat er aber auch endgültig abgelegt.
Ganz einheitliche Symptome gibt es nicht. Je nach Hund und Umständen fällt es verschieden aus. Akuma zeigt vieles an Angstverhalten in solchen Momenten nicht "richtig", weil er tendenziell eben nach vorne geht. In seinem Vorleben hat er es so "gelernt" und diese "Strategie" hat sich richtig eingebrannt und ist ganz schwer zu ersetzen.
Gibt genug deprivierte Hunde, die niemals beißen würden und sich stattdessen einnässen. Oder Sterotypien entwickeln oder anderes.
Was aber wirklich gemein ist, ist das Zurückfallen, dass Lernen nur im entspannten Zustand richtig erfolgreich sein kann und eine Gewöhnung ohen Unterstützung an Reize quasi nicht stattfinden kann.
Und das kann der Hund auch schlecht aufholen.
Es gibt aber auch Symptome die nicht irreversibel sind und vielleicht doch weggehen. Leider gibt es da noch keine gesicherten Studien dazu...