Hallo Shoppy,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
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Ich verwende Z&B auch bei frustmotiviertem (macht Wort eigentlich Sinn?? ) Prollen. Das macht schon Sinn, allerdings gilt da eben wieder mal: man muß den richtigen Bestärker verwenden.
Wenn es möglich ist, versuch einen Übungspartner zu finden, zu dem Deiner tatsächlich hin darf, als Belohnung, denn das ist ja ziel seines Verhaltens. Momentan möchte er dafür mit rumprollen "bezahlen" und wir möchten ihm erklären, dass er dafür "gucken", "an lockerer Leine gehen", "Fintertouch", "sitzen" und sowas langweiliges für "bezahlen" soll.
Weil das nicht immer geht, und man so auch vielleicht nicht so viele Wiederholungen zusammen bekommt, braucht man Belohnungsalternativen, die der Motivation "will zum anderen Hund" - "will mit dem Spielen" sehr nahe kommt, auch wenn man NICHT hinlassen will/kann.
Dazu guckt man sich auf seiner Top-Twenty-Belohnungsliste an, was macht der Hund denn noch verdammt gerne und was passt davon am Besten zu "Will da jetzt hin" oder "Will spielen" (das ist nicht notwendigerweise das selbe - mein Ridgeback möchte zum Beispiel sehr gerne zu anderen Hunden hin, um höflich guten Tag zu sagen, aber er spielt dann tatsächlich mit den allerwenigsten. Bei anderen ist das womöglich umgekehrt - höflich guten Tag sagen wird ausgelassen, Hauptsache wild spielen (das kommt dann oftmals beim Gegenüber nicht so gut an).
Wenn man weiß, was der Hund denn da genau will, kann man seine Belohnung anpassen. Mit Crispel könnte ich dann z.B. als Belohnung zu den Pipistellen der anderen Hunde gehen, und ihn da Informationen über die anderen Hunde sammeln lassen. Das wäre keine direkte Begegnung, trifft seine Motivation aber relativ genau.
Bei Hunden, die mit anderen Hunden spielen möchten, könnten man möglicherweise auf "Spiel mit Herrchen/Frauchen" umsatteln.
Trainingspartner ist eine gute Idee, ich werde mal sehen, daß ich jemanden auftreibe. Bei fremden Hunden versuche ich häufig, durch "geh schauen" zu belohnen, allerdings wird das sehr sehr oft dadurch unterminiert, daß der fremde Hund schon längst da ist. (Man stelle sich in dieser Situation bitte noch die Untermalung durch das Surren der Flexileine vor....).
Andere Belohnungen wie zB sein Super-Spielzeug sind in diesen Momenten leider nur bedingt einsetzbar. (Stichwort: Ressourcenverteidigung). Vielleicht gibt es noch etwas, da muss ich mir mal den Kopf drüber zerbrechen.
Zitat
Was allgemein oft (nicht immer) geht ist "näher ran gehen (nicht ganz ran)" oder "hingucken dürfen".
Und was erstaunlicherweise auch sehr oft gut geht ist, vom anderen Hund weg gehen. Das klingt jetzt ein bißchen komisch.
Wenn man sich den anderen Hund aber als großen Magneten vorstellt, der den eigenen "ran zieht" mit seiner Magnetwirkung, und der beim "ranziehen" das Erregungsniveau raufschiebt, dann wird verständlicher, dass "aus dem Magnetfeld gehen" tatsächlich eine Betärkung ist, weil "Entspannung" ein so wirkungsvoller Bestärker ist.
Schwierig ist jetzt, zu erklären, wie man "näher ran gehen" und "weiter weg gehen" tatsächlich vernünftig einsetzt, denn das hängt einfach so stark davon ab, wie der Hund in der Situation drauf ist und was mit dem Erregungslevel passiert.
Da man einfach ganz genau gucken, wie schnell geh ich denn, wie oft markere ich, wie oft halte ich an (beim drauf zu gehen), dass der Hund es als Belohnung annehmen kann. Bei manchen ist "zu langsam" doof, weil sie dann frustierter werden, bei manche ist "zu schnell"doof, weil sie dann zu schnell hoch fahren - und dooferweise trifft irgendwie meistens beides zu ;D
Das gleiche auch beim Weggehen: wie weit geh ich weg, wie lang lass ich gucken... alles ganz schön schwierig.
Einfacher ist es, wenn der Hund auch Leckerchen mag, in der Situation, denn dann kann man möglichweise die "Frust-/Erregungs-Spitzen" etwas weg nehmen, weil Rangehen/Weggehen nicht die alleinige Bestärkung ist.
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Das war sehr verständlich, allerdings hatte ich mich unklar ausgedrückt.
Meine Frage bezog sich auf den Moment, wo er austickt und folglich nicht mehr auf den Clicker hört. In dem Moment kann ich ihm anbieten, was ich will, der andere Hund ist interessanter. Das geschieht halt dann, wenn der andere Hund zu nah ist (gleiche Straßenseite) oder auch ein Pöbler ist. Die Futteraggression kommt in dieser Situation nicht zum Tragen. Stattdessen habe ich eine Art felliges Rumpelstilzchen an der Leine, was sich nicht mehr bändigen lässt und auf nichts reagiert. Entweder mosere ich ihn dann an, was nichts bringt, oder ich warte, bis er ruhig ist - was leider sehr lange dauert, siehe oben. In der Situation wäre Clickern wohl eher kontraproduktiv, oder?
Dieses Problem beiseite werde ich das Problem mit der Ressourcenverteidigung aber auch wie von Dir beschrieben in Angriff nehmen. Es ist doch ein wenig stressig, bei jeder Hundesichtung auf 500m sofort alles panisch wegzupacken. Er ist gar nicht immer garstig, aber manchmal halt schon und dann auch sehr nachdrücklich.
Nochmals vielen Dank für Deine Mühe und Deine Hilfestellung, neben den praktischen Tips hat es mich auch nochmal dazu gebracht, über einiges nachzudenken.
LG,
Nadine