Ich bin auch sehr hellhörig beim Thema Retrieverleine. Ich habe meinen Hund aus dem TH, er hat am Anfang stark gezogen und ich hatte leider auch eine Trainerin die mit der "Methode Retrieverleine" gearbeitet hat. Ohne Stopp hinter den Ohren/ an der Kehle fixiert und dann immer geruckt und die Richtung gewechselt wenn der Hund die Höhe des Menschen überschritten hat. Das ist eine ganz miese Geschichte, lasst euch ja nicht einreden, dass das für den Hund nicht schlimm wäre. Ich habe aus Unkenntnis dieses Training mitgemacht - es hat nichts gebracht und war im Nachhinein betrachtet mit Sicherheit für den Hund eine Quälerei. Die Trainerin hat mir erklärt, dass das für den Hund nicht schlimm ist, dass es keine Schäden anrichten kann, wenn die Leine so weit oben fixiert wird. Das ist völliger Quatsch.
Ansonsten - ich denke ich hatte etwa euren Stand, als ich Ben damals vierjährig übernommen habe. Er war ein 3/4 Jahr im TH. Ich hatte Erfahrung mit Gassi-Hunden und den Hunden im Reitstall. Wir hatten mehrere Hundetrainer, es war ein langer Weg und ich war ein paarmal kurz davor den Hund zurückzugeben. Es hat mich viele Tränen und einiges an Nerven gekostet. Aggression gegen Menschen ist in unserer Gesellschaft keine Kleinigkeit - auch wenn es aus Sicht des Hundes vielleicht einfach "normales" Verhalten ist (Jagdtrieb, erlerntes Verhalten aufgrund von Unsicherheit, Frust, etc.) Und Schnappen nach Joggern ist einfach eine gewisse Tendenz, die muss man direkt in die richtige Bahn lenken. Wenn sich so etwas ausprägt oder festigt hat man schnell ein Problem das im Alltag richtig stressen kann. Es kann sich von selber legen, muss aber nicht. Wenn ihr die Bereitschaft und die Nerven habt daran zu arbeiten, kann es wunderbar klappen. Es ist einfach viel Arbeit, ändern lassen kann sich das freilich - das ist weniger vom Alter abhängig als davon wie sehr sich ein bestimmtes Verhalten bereits gefestigt hat und warum es entstanden ist. Ben kannte mit seinen 4 Jahren nichts - er hatte keinerlei Grunderziehung und hatte Scheinangriffe gegen Menschen für sich als Mittel der Wahl abgespeichert um sich Menschen die ihm komisch erschienen vom Leib zu halten. Ein halbes Jahr war es richtig heftig, dann wurde es immer besser. Heute kann ihn jeder anfassen und er hat jegliche Aggression gegen Menschen verloren. Mit dem Wissen von heute würde ich mir persönlich so einen Hund nicht noch einmal holen (zumindest nicht mit der Aussicht dass ich noch Kindern haben möchte, war bei mir der Fall).
Wenn ihr den Hund "nur" aus Mitleid nehmen würdet. dann würde ich abraten. Mitleid ist beim Hundekauf leider kein guter Berater. Wenn ihr bereit seid viel Arbeit in den Hund zu stecken und ev. auch längere Zeit oder überhaupt mit Baustellen leben könnt - dann macht es!
Viele Grüße
Betty mit Ben