Zitat
das hier ja auch im Thread gebrachte Argument, dass es dem Hund im Ausland schlimmer ging, als dem Tierheimhund hier, bringr mich - gelinde gesagt - zum kotzen.
Von mir wirst du so ein Argument nicht hören, ich kann dem nämlich auch nichts abgewinnen.
Aber genauso unsinnig finde ich dieses "Man muss erst vor seiner eigenen Tür kehren" - Argument. Das wäre nämlich nur dann ein Argument, wenn ich meine eigenen Hunde quälen bzw. schlecht halten würde. Dann dürfte ich in der Tat nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen und Missstände anprangern, sondern sollte erstmal vor meiner eigenen Tür kehren.
Ich selbst behandle meine Hunde aber gut und versuche, ihre Bedürfnisse so gut wie möglich zu befriedigen. Und im näheren Umkreis, außerhalb der Reichweite des Besens vor meiner eigenen Tür, sehe ich glücklicherweise auch keine Tötungen, keine Canili, in denen die Hunde langsam verrotten, keine ausgesetzten Hunde, die gequält und vergiftet werden.
Also, wo soll ich denn kehren? Spenden in Tierheime bringen? Mach ich schon. Werbung für Hunde machen, die hier in den Tierheimen sitzen? Mach ich auch. Werbung für Tierschutzhunde im Allgemeinen machen? Mach ich voller Inbrunst jeden Tag. Menschen auf das Leid der Vermehrerhunde aufmerksam machen, die hier auf dem Polenmarkt erhältlich sind? Versuche ich, wann immer es angebracht ist - in der Regel erfolglos. Wenn ich einen Notruf erhalte, dass Hund xy sein Zuhause verliert, versuche ich, ein neues für ihn zu finden. Das gelingt mir sogar manchmal.
Was soll ich noch tun? Ehrlich, ich weiß es nicht.
Aber ich habe Freunde in Italien, und die wissen manchmal nicht mehr ein noch aus. Die sind angewiesen auf Hilfe von außen, weil von innen nicht genug kommt. Es wird langsam mehr, aber schleppend, sehr schleppend. Klar, ich kann die jungen netten Hunde einfach dort im Tierheim sitzen lassen, mit NULL Aussicht, jemals ein Zuhause zu finden. Ich kann auch die Alten da sitzen lassen, wohl wissend, dass sich niemand um ihre Gesundheit schert, ihnen kein Tierarzt Schmerzmittel verabreicht oder sich um ihre Wunden kümmert. Ich kann denen auch sagen: Kümmert euch selbst drum, ich muss erst vor meiner eigenen Tür kehren.
Kann ich, muss ich aber nicht.
Meine Berta saß 7 Jahre im Canile. Sie war dermaßen verfilzt, dass sie ihre Hinterbeine nicht mehr auseinanderbekommen hat. Sie hat sich soooo gefreut, als sie endlich herausgeholt wurde. So gefreut. Sie war ein English Setter, und was sie in den 7 Jahren nicht laufen konnte, hat sie in den 7 darauf folgenden Jahren wieder aufgeholt.
Fricka hatte solche Zahn- und Ohrenschmerzen! Jahrelang hat ihr niemand geholfen. Alma stand 7 oder 8 Jahre in ihrer eigenen Scheiße, hatte kahle Stellen und entzündete Haut. Resa ist übersät mit Narben, ihre Ohren sind regelrecht zugewuchert wegen ihrer chronischen Ohrenentzündung. Und Ylvi, mein Hundekind mit ihren 7 Jahren, kannte jahrelang nichts als Beton. Dabei ist sie so zart, sie legt sich immer äußerst behutsam hin und liebt es, im Bett zu liegen.
Mit den Schutzgebühren meiner Hunde können andere Hunde kastriert und medizinisch versorgt werden.
Und deshalb, weil ich weiß, wie es den Hunden dort ergeht, weil ich Freunde vor Ort habe, mit denen ich mich tagtäglich darüber austausche, weil ich diese Canile-Hunde kenne und liebe - deshalb sind sie mir näher als der Labbi-Mix und der Pinscher im Tierheim am anderen Ende der Stadt, die vielleicht auch ohne meine Hilfe ein Zuhause finden, das sie zweifelsohne genauso verdient haben wie alle anderen Hunde auch.
Man kann nicht an allen Fronten kämpfen.