Beiträge von Fusselnase

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    auslandshunde gehören nicht in die Stadt,weil es einfach leichter ist einen straßenhund ans Land zu gewöhnen weil die Veränderung dann nicht ganz so groß ist.

    Das ist Unsinn. Erstens ist bei weitem nicht jeder Auslandshund ein Straßenhund und zweitens gibt es nicht DEN Auslandshund, sondern es sind ganz verschiedene Charaktere, die entweder gut in eine bestimmte Umgebung passen oder nicht. Es gibt auch nicht "die Stadt", sondern viele Facetten zwischen ländlich am Stadtrand und stressiger Betonwüste.
    Ein Hund, der in eine größere Stadt vermittelt wird, sollte nicht allzu ängstlich sein und möglichst verträglich. Das ist aber auch schon alles.

    Ja, eben! Die Tierschutzvereine hier müssen eben auch schauen, dass sie am Ball bleiben.
    Und niemand wird daran gehindert, sich für diese Tiere in besonderem Maße einzusetzen und zu helfen, für sie ein Zuhause zu finden. Das ist mitunter anstrengend und geht mit vielen Enttäuschungen und auch Misserfolgen einher, aber so geht es den "Auslandstierschützern" auch.

    Ich hingegen finde es nicht so problematisch, den Hund vorher nicht kennengelernt zu haben. Allerdings finde ich die Infos ein wenig dürftig und würde zumindest diese Fragen noch stellen:

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    Da würden sich mir einige Fragen aufdrängen, unter anderem: was war/ist das für ein Unfall und wie äußert sich das Trauma? Hat er das Trauma bewältigt? Wenn ja, wie hat man das gemacht?

    Wie genau verhält er sich anderen Hunden/Menschen gegenüber? Ist es vielleicht möglich, ein Video zu machen? Ich finde das aussagekräftiger als Fotos.
    Ansonsten ist das eben ein junger Hund, der schon ein bisschen was mitgemacht hat. Deshalb muss er nicht schwierig sein.

    Möglicherweise kannst du ihn auch erst in Pflege nehmen und schauen, ob und wie es passt. Ich bin nicht dafür, das immer so zu machen, aber hier würde ich das in Erwägung ziehen.

    Es ist ja gut, dass du "Kummer" gewöhnt bist. Du erwartest offensichtlich keinen vollkommenen Hund, der sich sofort problemlos in alles einfügt. Das sind gute Voraussetzungen, und ich freue mich, dass du dem kleinen Kerl eine Chance gibst!
    Mulmig ist sogar mir immer, und ich versuche immer, mir eher einfache Hunde auszusuchen. :pfeif: Aber es scheint trotzdem dazuzugehören. Schiefgehen kann immer was, aber dieser Hund hat eine Chance verdient und er hat auch nicht wirklich viele Alternativen, so wie es sich liest.

    Ich drücke die Daumen, dass alles gut geht!

    Der Vergleich mit den Kofferraumwelpen hinkt. Die gibt es nämlich NUR aufgrund der Nachfrage. Die Tierschutzhunde gibt es ohnehin, egal, ob sie jemand aufnimmt oder nicht. Es werden langfristig nicht weniger, nur weil sie da bleiben, wo sie sind. Wenn hingegen niemand mehr einen Kofferraumwelpen kaufen würde, würden diese skrupellosen Vermehrer sich sehr schnell ein lukrativeres Betätigungsfeld suchen.
    Möglicherweise gibt es auch Vereine, die im Ausland mit Vermehrern zusammenarbeiten (mir ist kein Fall bekannt) und so die Produktion ankurbeln, aber das ist dann kein Tierschutz, sondern Hundehandel unter dem Deckmantel des Tierschutzes.

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    Natürlich habe ich Mitleid mit den Hunden im Ausland und gönne jedem Hund ein schöneres Leben. Aber bei Vermehrern wird auch immer vom Mitleidskauf abgeraten, weil die Reproduktion einfach weitergeht. Das sehe ich beim Auslandstierschutz sehr ähnlich, auch wenn es da (hoffentlich!) nicht um Geld geht, aber eben auch um das Leid der Tiere. Hier wird vermittelt und auf Mitleid gepocht, dort ändert sich rein GARNICHTS. Eine Aufgabe ohne Ende.

    Wichtiger fände ich, sich dafür verstärkt einzusetzen, die Umstände zu verändern, so dass die Vermittlung in andere Länder auf lange Sicht nicht mehr nötig ist.

    Ich verstehe nach wie vor nicht, inwiefern das eine das andere auschließt. Sicherlich gibt es Vereine oder Privatinitiativen, deren einzige selbstauferlegte Aufgabe es ist, Hunde aus schlechten Verhältnissen hierher zu vermitteln. Das muss gar nicht mal schlecht sein, es gibt schließlich genügend unkomplizierte Hunde, die man glücklich vermitteln kann. Daneben gibt es leider viele, die es schlecht genug machen. :|
    Für die Gesamtsituation leistet das erstmal keinen Beitrag, das ist wahr. Aber es steht ja jedem frei, einen Verein zu wählen, der im Ausland so agiert, wie er es für richtig hält. Sicherlich hat das immer auch etwas mit Vertrauen zu tun, aber es gibt nun wirklich gute Vereine, die nachweislich gute Arbeit machen. So schwer sind die nun auch nicht zu finden.
    Wenn man in diesem Punkt sehr misstrauisch ist, dann ist es sicher sinnvoll, eine Initiative im eigenen Umkreis zu unterstützen, bei der man alles überprüfen oder am besten gleich mitmachen kann. Das wäre für mich in der Tat ein Argument, eher etwas im inländischen Tierschutz zu tun. Ich vertraue den Leuten anderswo allerdings auch - das scheint eine individuelle Sache zu sein.
    Im Zweifelsfall sollte man selbst aktiv werden, denn man kann sich ja schlecht selbst betrügen. Bei mir persönlich ist es eine Mischung daraus.

    Ich selbst kann ohnehin nur eine sehr begrenzte Zahl von Hunden aufnehmen. Was ich darüber hinaus für andere Tiere hier oder anderswo tue (oder auch nicht), hat doch mit meinen eigenen Hunden nicht unbedingt was zu tun! :???:

    Jeder, der im Tierschutz helfen möchte, sollte sich seine Nische suchen und nach allen Seiten hin offen bleiben, sich mit anderen austauschen und mit ihnen zusammenarbeiten. Das ist am fruchtbarsten, und letzendlich ist das nur dann effektiv möglich, wenn verschiedene Menschen verschiedene Nischen besetzen.
    Deshalb gefällt mir das "oder" im Threadtitel auch nicht. :smile:

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    das hier ja auch im Thread gebrachte Argument, dass es dem Hund im Ausland schlimmer ging, als dem Tierheimhund hier, bringr mich - gelinde gesagt - zum kotzen.

    Von mir wirst du so ein Argument nicht hören, ich kann dem nämlich auch nichts abgewinnen.
    Aber genauso unsinnig finde ich dieses "Man muss erst vor seiner eigenen Tür kehren" - Argument. Das wäre nämlich nur dann ein Argument, wenn ich meine eigenen Hunde quälen bzw. schlecht halten würde. Dann dürfte ich in der Tat nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen und Missstände anprangern, sondern sollte erstmal vor meiner eigenen Tür kehren.
    Ich selbst behandle meine Hunde aber gut und versuche, ihre Bedürfnisse so gut wie möglich zu befriedigen. Und im näheren Umkreis, außerhalb der Reichweite des Besens vor meiner eigenen Tür, sehe ich glücklicherweise auch keine Tötungen, keine Canili, in denen die Hunde langsam verrotten, keine ausgesetzten Hunde, die gequält und vergiftet werden.

    Also, wo soll ich denn kehren? Spenden in Tierheime bringen? Mach ich schon. Werbung für Hunde machen, die hier in den Tierheimen sitzen? Mach ich auch. Werbung für Tierschutzhunde im Allgemeinen machen? Mach ich voller Inbrunst jeden Tag. Menschen auf das Leid der Vermehrerhunde aufmerksam machen, die hier auf dem Polenmarkt erhältlich sind? Versuche ich, wann immer es angebracht ist - in der Regel erfolglos. Wenn ich einen Notruf erhalte, dass Hund xy sein Zuhause verliert, versuche ich, ein neues für ihn zu finden. Das gelingt mir sogar manchmal.
    Was soll ich noch tun? Ehrlich, ich weiß es nicht.

    Aber ich habe Freunde in Italien, und die wissen manchmal nicht mehr ein noch aus. Die sind angewiesen auf Hilfe von außen, weil von innen nicht genug kommt. Es wird langsam mehr, aber schleppend, sehr schleppend. Klar, ich kann die jungen netten Hunde einfach dort im Tierheim sitzen lassen, mit NULL Aussicht, jemals ein Zuhause zu finden. Ich kann auch die Alten da sitzen lassen, wohl wissend, dass sich niemand um ihre Gesundheit schert, ihnen kein Tierarzt Schmerzmittel verabreicht oder sich um ihre Wunden kümmert. Ich kann denen auch sagen: Kümmert euch selbst drum, ich muss erst vor meiner eigenen Tür kehren.
    Kann ich, muss ich aber nicht.

    Meine Berta saß 7 Jahre im Canile. Sie war dermaßen verfilzt, dass sie ihre Hinterbeine nicht mehr auseinanderbekommen hat. Sie hat sich soooo gefreut, als sie endlich herausgeholt wurde. So gefreut. Sie war ein English Setter, und was sie in den 7 Jahren nicht laufen konnte, hat sie in den 7 darauf folgenden Jahren wieder aufgeholt.
    Fricka hatte solche Zahn- und Ohrenschmerzen! Jahrelang hat ihr niemand geholfen. Alma stand 7 oder 8 Jahre in ihrer eigenen Scheiße, hatte kahle Stellen und entzündete Haut. Resa ist übersät mit Narben, ihre Ohren sind regelrecht zugewuchert wegen ihrer chronischen Ohrenentzündung. Und Ylvi, mein Hundekind mit ihren 7 Jahren, kannte jahrelang nichts als Beton. Dabei ist sie so zart, sie legt sich immer äußerst behutsam hin und liebt es, im Bett zu liegen.

    Mit den Schutzgebühren meiner Hunde können andere Hunde kastriert und medizinisch versorgt werden.

    Und deshalb, weil ich weiß, wie es den Hunden dort ergeht, weil ich Freunde vor Ort habe, mit denen ich mich tagtäglich darüber austausche, weil ich diese Canile-Hunde kenne und liebe - deshalb sind sie mir näher als der Labbi-Mix und der Pinscher im Tierheim am anderen Ende der Stadt, die vielleicht auch ohne meine Hilfe ein Zuhause finden, das sie zweifelsohne genauso verdient haben wie alle anderen Hunde auch.

    Man kann nicht an allen Fronten kämpfen.

    Diese Diskussion kann zu gar nichts führen, weil ganz viele verschiedene Dinge durcheinandergewürfelt werden.
    Erstmal ist die Hundeanschaffung losgelöst vom Auslandstierschutz zu betrachten. Ob ich einen Hund aus dem Ausland in Betracht ziehe oder mich den lokalen Hunden verpflichtet fühle, ist neben naheliegenden Gründen wie der Erreichbarkeit schlichtweg auch eine ideologische Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.
    Ob man den Tierschutz im Ausland unterstützen möchte oder nicht, ist eine andere Frage, ebenso wie die sich daraus ergebenden Überlegungen, was da sinnvoll ist und was nicht.
    Ich persönlich nehme sehr gerne Hunde aus dem Ausland auf (in meinem Fall Italien), weil Hunde nicht so alt werden, dass sie noch die Chance hätten, etwas von möglichen Veränderungen im Land mitzubekommen - von einigen wenigen abgesehen, bei denen die Verbesserung vielleicht darin besteht, dass sie regelmäßig was zu fressen bekommen.
    Ich könnte auch alte Hunde aus hiesigen Tierheimen nehmen, aber die gefallen mir meist nicht so gut. Und die Art Hunde, die ich bevorzuge, sind hier fix vermittelt.

    Also: Nur weil ich einen Hund aus dem Ausland aufnehme, bin ich nicht automatisch für alle anderen Hunde verantwortlich. Es sei denn, ich vermehre dadurch in irgendeiner Weise das Leid anderer Hunde - z. B. indem ich einen Welpen aufnehme, der von einem Vermehrer stammt, der davon profitiert. Daher muss man bei Welpenkäufen ganz besonders genau hinschauen.

    Wenn ich darüber hinaus etwas Sinnvolles im Tierschutz tun möchte, dann kann ich das machen. Egal, woher mein eigener Hund kommt. Das mache ich auch!*

    Dass man den Tötungen etc. im Ausland ein Problem abnimmt, indem man ein paar Hunde da rausholt, ist ganz großer Mumpitz. Die brauchen unsere Hilfe nicht, die lösen ihr "Problem" (was sie teilweise gar nicht als solches sehen) auch ganz alleine.
    In Italien ist es sogar andersherum, da kann man fiesen Geschäftemachern einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen - die sind alles andere als erfreut darüber, wenn ihre "Tierheime" geleert werden.

    *Nebenbei bemerkt kenne ich mittlerweile viele Tierschützer, die im Ausland aktiv sind, und keiner von denen sagt nein, wenn es um einen Notfall im eigenen Land geht, der Hilfe braucht und dem man helfen kann.