Beiträge von hansgeorg

    Hey

    Ihr legt da Grundregeln fest; aber im Grunde habt ihr dennoch keinen Einfluß darauf, wie die Struktur innerhalb des Hundeverbandes geregelt ist.


    Und da behaupte ich ganz einfach, dass es sehr wohl eine Struktur gibt. Jeder Hund weiß, wie er mit seinem Kumpanen umgehen muss und auch darf (ihr habt allgemeine Vorgaben - in der Natur gibt es keine Vorgaben, da regelt sich das innerhalb der Truppe). Im Hinterkopf haben Eure Hunde immer noch Eure Regeln; die ja entsprechend sanktioniert oder gefördert werden.


    Aufgaben hat die Hundetruppe nicht wirklich; demzufolge müssen sie auch keine Lösung suchen. (Das ist schon ein Unterschied zum freilebenden Rudel)


    Dies anthropozentrische Denken ist wenig hilfreich, denn wir Menschen wollen (immer!?) gerne klare Antworten, die es so leider nicht immer gibt.

    Auch ein Rudel in der freien Natur lebt nicht in einem unbeeinflussten Umfeld, wir glauben dass der Mensch auf seine Hunde wirkt, aber in der Wildnis würde so etwas nicht stattfinden.

    Natürlich gibt es in jedem sozialen Umfeld, nicht nur bei uns Menschen, enge/engere Kooperationen, die sich gegen andere aus dem Rudel verbünden. Auch die Mutter und später andere Rudelmittglieder bringen sich bei der Erziehung, die nicht im Luftleeren Raum stattfindet, ein. Dieser Einfluss, diese Erziehung findet auf wölflicher oder hundlicher Ebene statt, die eine andere ist, als die durch den Menschen, aber sie findet auch statt.

    Egal was wir Menschen wahrnehmen und/oder wahrzunehmen glauben.

    Da haben wir wieder das Problem des Rudelgeduddel; jeder will was anderes darunter verstehen. Jeder versteht aber zumindest eine Gruppe Hunde darunter.


    Egal, wie immer man das bezeichnen will; Rangordnungen sind da. Die kann man nicht einfach so abstreiten. Vielleicht sind sie nicht immer so klar strukturiert, weil in einem offenen Rudel verschiedene Aufgaben übernommen werden können. Das wiederum hängt jedoch davon ab, ob das Rudel/Gruppe oder wie auch immer man das Zusammenleben verschiedener Hunde bezeichnet, das zu lässt.


    Alles ist möglich, wenn das Hundeteam damit zu recht kommt!


    Nun, so einfach ist es nicht, da es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt, was denn ein Rudel ist.

    Wer sich auf die alten Rudelvorstellungen bezieht, das sind sehr viele, möglicherweise sogar die Mehrheit, hat von Rudel eine andere Vorstellung als der modernere sich für aufgeklärter haltende Hundehalter. Da haben wir das erste Problem.

    Des Weiteren, haben wir das Problem, das viele von einer Rudel Rangordnung/Hierarchie überzeugt sind, auch wenn sie nicht immer offensichtlich scheint.
    Hier denke ich schon etwas anders, denn Rangordnung/Hierarchie impliziert, dass es wie auch immer geartete feste Rudelordnung gebe, wo salopp ausgedrückt, die einen mehr als die anderen zu sagen haben.

    Ich bin kein Gegner von Rangordnung/Hierarchie, trotzdem sehe ich auch dass es Mehrhundehaltung ab zwei, auch auf wechselnde Dominanzbeziehungen beruhen können, dazu braucht es also nicht unbedingt eine feste Rangordnung/Hierarchie.

    In einem Rudel sind Rangordnung/Hierarchie/Dominanz keine sich ausschließenden Faktoren, Wölfe aber auch Hunde sind da viel flexibler als wir das glauben mögen, das sichert das Überleben.


    Die Einzigen die in der Hinsicht nicht flexibel sind, sind wir denkende Menschen.

    Hey


    Ich halte es da so wie Aoleon- das Wort RUDEL existierte schon viel länger als die heutige Verhaltensbiologie. Und nur, weil die das Wort RUDEL neu belegt haben, ist es vom Grundzug her doch eigentlich etwas anderes.


    Natürlich greift eine Wissenschaft auch auf existierende Begriffe zurück und muss nicht alles neu erfinden, das liegt in der Natur der Sache, besonders in der heutigen Zeit.
    Würde sie das nicht tun, wäre der Wolf in der Wissenschaft nur Canis lupus, der Hund Canis familiaris usw.


    Verhaltensbiologie hat den Begriff und seine Bedeutung definiert, ohne ihn zu verfälschen und nicht irgend einen neuen Unsinnigen Begriff gewählt.

    Hey


    Ach ist doch dasselbe wie mit den lerntheoretischen Begriffen. Kein normaler Mensch, der das nicht zu seinem expliziten Lebensinhalt und Hobby gemacht hat, kommt mit Begriffen wie "positive Strafe" klar.


    Ich verwende das Wort zum Beispiel, wenn ich mit Leuten rede, von denen ich weiß, dass sie sich ewig lang daran aufhängen, wenn es "nicht wissenschaftlich" verwendet wird. *grins*


    Nun, da gebe ich dir Recht, da folgende Tatsache das Ganze erschwert.

    „Positive Strafe“ ist intuitiv Unsinn und auch nicht im Sinne des Erfinders richtig.

    Denn Skinner, einer der Väter der instrumentellen oder operanten Konditionierung, schreib nur von im Original von Strafe I und II, das „positiv/negativ“ haben andere hauptsächlich hier in Europa hinzugefügt. Sie glaubten wohl ernsthaft, das sei dann leichter zu verstehen, dass Gegenteil ist aber meist der Fall.

    Deshalb braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn viele diesen Begriffen und ihrer Bedeutung kopfschüttelnd den Rücken kehren und anderen begrifflichen bedeutungslosen Unsinn erfinden, leider.

    Hey

    In der Tat ist es nicht leicht, eine exakte und/oder annähernd eine allgemeingültige Definition, was ein Rudel, sei zu geben, denn das typische Modell für ein Rudel gibt es nicht.

    Deshalb bevorzuge ich die allgemeine Definition eines Rudels aus dem „Wörterbuch der Verhaltensbiologie, R. Gattermann 2006, Elsevier“

    Rudel: Ist eine Groß-(Familie)…

    Darin ist alles Wesentliche enthalten, was ein (echtes/natürliches) Rudel ausmacht.

    Ein Wolfsrudel ist anders organisiert als ein Löwenrudel, Hyänenrudel, afrikanisches Wildhunderudel usw.

    Wenn man das weiß und berücksichtigt, ist man schon ein ganzes Stück weiter.

    Nun zu den Hunden, Hunde sind in erster Linie soziale Tiere, die auch noch in der Lage sind Rudel bilden zu können, aber nicht mehr so wie Wölfe. Selbst Dingo-Rudel sind etwas anders organisiert und strukturiert als Wolfsrudel.

    Eine Gründerfamilie bei Wölfen, sind in aller Regel zwei nicht verwandte (Jung) Wölfe, die in der Folge als Zuchtpaar (Leittiere) mit ihrem Nachwuchs ein neues Rudel bilden.

    Aber auch ein bereits bestehendes Wolfsrudel, kann, wenn eines der Leittiere (Zuchtpaar) fehlt, einen fremden Rüden/Fähe aufnehmen, um die Fitness des Rudels zu erhalten und zu sichern.

    Dabei ist die Verhinderung von Inzucht ein bedeutender Faktor, den man nicht vernachlässigen darf, trotzdem gibt es auch hier natürliche Ausnahmen, wie wir von den Insel-Wölfen her wissen, die seit 1950 dort bis vor kurzem isoliert von anderen Wolfspopulationen einige Jahrzehnte getrennt gelebt hatten. Sie waren daher sehr stark von Inzuchtdepression bedroht.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir nicht vergessen sollten ist, Rudeln muss gelernt werden, da es nicht angeboren/vererbt ist, allerdings gibt es genetische Grundlagen, die das Rudelleben-Lernen bei Wölfen erleichtern.
    Bei unseren Haushunden ist das etwas anders, aber da sie immer noch sehr sozial sind, ist auch hier eine abgeschwächte rudimentäre Form zum Rudelleben-Lernen vorhanden.

    Lange Rede kurzer Sinn, wenn man die Unterschiede, was ein Rudel in der freien Wildbahn bedeutet kennt, dann wird klar, dass wir meist kein (echtes) Rudel bei uns Zuhause haben.

    Da es sich aber umgangssprachlich schon im Alltag etabliert hat zur Mehrhundehaltung auch von einem Rudel zu sprechen, ist das dem persönlichen Geschmack überlassen, wie wir es nennen wollen.

    Hey

    Zitat

    Hallo zusammen,


    ich klinke mich hier mal ein. Ich weiß nicht, ob man bei unserem Aiko von einem Deprivationsschaden sprechen kann, oder ob dieser Hund einfach nur verkorkst ist und wir zu unfähig sind ihn zu erziehen/führen.
    Es ist so frustrierend und teilweise nervtötend einen Hund zu haben, bei dem alle Bemühungen kaum fruchten. Ganz abgesehen von den altklugen Kommentaren von Bekannten und Nachbarn, die nette und normale Hunde haben "Das ist alles eine Sache der Erziehung!". Wir haben uns damit abgefunden, dass wir mit Aiko zusammen wahrscheinlich nie ein "normales" Leben führen werden. Wir gehen Kompromisse ein und akzeptieren seine Macken.


    Nun ja, deine Bekannten und Nachbarn mögen vielleicht sogar recht haben mit „Das ist alles eine Sache der Erziehung!“.


    Nur vergessen sie dabei gerne, dass auch die Hundeerziehung keine Einbahnstraße ist und nicht immer der Hundehalter/in unfähig ist zu erziehen/zu führen.


    Ich denke es macht schon auch Sinn, auf den Hund einzugehen wie du/ihr das tut, es fällt einem keine Zacke aus der Krone der Schöpfung, wenn der Hund anders ist als die anderen.
    Lass dich nicht frustrieren, denn du verstehst sicherlich mehr von Hunden, als die anderen die von sich so überzeugt scheinen, nicht umsonst ist jeder Hund ein einzigartiges Individuum und keine Marionette seines Herr(s)chens/Frauchens. Das gilt es als Hundehalter/in erst einmal akzeptieren zu lernen, dann geht es dir vielleicht besser, aber auch deinem Hund.



    „Der wahre Egoist kooperiert.“

    Hey


    Zitat

    Es sagt doch auch niemand etwas anderes :???:


    intrinsisch: von innen her, aus eigenem Antrieb; durch in der Sache liegende Anreize bedingt [Quelle Duden]


    Vielleicht reden wir aneinader vorbei?


    Aber "intrinsische Verstärkung" wäre, wenn ich allein bin und denke an meine Frau und freue mich darüber, das wäre "intrinsische Verstärkung", sodass ich es immer wieder gerne tue.
    Alles findet nur in mir statt, ohne äußeren Auslöser (Reiz).



    „Der wahre Egoist kooperiert.“

    Hey


    Zitat

    Mit instrinsischer Belohnung ist selbstverstärkendes Verhalten gemeint, nehme ich mal an...


    Verhalten, dass die Belohnung eingebaut hat - typisches Beispiel Hetzen.


    Nun, das ist genauso ein "Verstärker" wie alle anderen auch, ein äußerer Reiz (Wild usw.) motiviert zum Hetzen und das Hetzen selbst ist der "Verstärker", denn dadurch werden z. B. Endorphine freigesetzt.




    „Ein Theoretiker ist ein Mensch, der praktisch nur denkt (W. Mitsch).“