Hey
Zitat
Tja, vielleicht ist das der Unterschied, ihr macht das seit 30 Jahren so. Und weil es schon immer so war, muss es auch so bleiben?
Ich habe inzw die Erfahrung gemacht, dass ich genau so nicht erziehen will, wie vor 30 Jahren. Und wenn man sieht, wieviel Freude Hunde mit der Ausbildung durch Futter und Spiel haben können, ist das ein grandioser Weg.
Was man nicht außer acht lassen darf, ist bei euch Rudelhaltern, dass Rudelhaltung völlig anders abläuft als Einzelhundhaltung. Ein Rudel führt sich einfach anders und da lernt ein Hund auch vom anderen. Und agiert auch miteinander.
Meine Hunde lernen alle, dass unterwegs nichts aufgenommen werden darf, dennoch wird auch mit Futter gelobt. Das steht sich nicht im Wege.
Natürlich kann man Hunde ohne Futter ausbilden und führen. Es ist ein anderer Weg, den ich so nicht gehen möchte und zum Glück auch nie so vermittelt bekam.
Die Ansichten von vor 30 Jahren, ganz ehrlich, zum Glück denken heute manche anders, denn weil es schon immer so war, muss es nicht immer so bleiben.
Natürlich kann jeder für sich entscheiden, wie er ausbilden will, gut heißen muss man dennoch nicht alles.
Erst kürzlich bekam ich erklärt wie man Hunde seit 30 Jahren ausbildet und ausbilden sollte. Zum Glück bin ich diesen Weg nie gegangen.
Alles anzeigen
Deine Argumentation finde ich schon mehr als merkwürdig.
Die Methoden der Konditionierung kamen über den Behaviorismus so Ende der 1980iger Jahre sehr langsam und zögerlich nach Deutschland.
Bis in Deutschland diese Methoden in der deutschen Hundeerziehung/Hundeausbildung richtig fußfassten, dauerte es noch einmal mindestens 10-15 Jahre.
Davor gab es in den Hundevereinen nur den sogenannten Kadavergehorsam mit entsprechenden Ausbildungs-Methoden.
Trotzdem gab es immer schon Menschen, die ihre Hunde in der Praxis, ohne es zu wissen, über Konditionierung erzogen und ausbildeten, sie hatten halt keinen Namen dafür.
Seit Pavlov weiß man in der Wissenschaft wie Lernen über „klassische Konditionierung“ funktioniert, da er es bei seinen Forschungen über Physiologie, zufällig entdeckte.
Die Behavioristen (Verhaltensforscher) in den USA wie Thorndike und Skinner waren die Begründer-Väter und Entdecker, der instrumentellen und operanten Konditionierung.
Die als eine der Ersten diese Lerntheorien (Tatsachen) wissenschaftlich untersuchten und ihre Funktionsweise, also die Lernprozesse erklärten.
Thorndike ca. 1919 mit seinem Rätsel-Käfig , oder auch Skinner ca. 1930 mit seiner Skinner-Box (Skinner der auch ca. 1939 den Klicker erfand und ihn an Hunden mit seien Studenten im Experiment anwendete), konnten damit einen neuen Umgang in der Tiererziehung und Tierausbildung, leider erst viel später, mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Lerntheorien einleiten.
In den USA war es eine ehemalige Studentin von Skinner, die in Delfinarien ca. Anfang-Ende der 1960iger die Methoden der Konditionierung etablierte und so den Weg in die Tierausbildung ebnende, sie war es auch die den Klicker in der Tiererziehungswelt/Hundeerziehungswelt, als Erste einführte und vor allem populär machte.
Man achte auf das Datum 1960 usw.
Nach Deutschland kamen die Methoden der Konditionierung, noch einmal um ca. 20-30 Jahre später und brauchte lange um flächendeckend Verwendung zu finden.
Anders ausgedrückt, die Methoden der Lerntheorien über Konditionierung wurden in den Anfängen des 20 Jahrhunderts (um 1900) entdeckt und haben ca. 100 Jahre gebraucht, bis sie in die Hundeerziehung/Hundeausbildung Eingang fanden und die bis dahin veralteten Methoden der Dressur (Gewalt/Zwang/Starkzwang) allmählich abzulösen.
Wer sich darin zurückerinnern kann, wird wissen, dass in den Hundevereinen, überwiegend der Kadavergehorsam das Erziehungs-/Ausbildungs-Mittel der Wahl war.
Warum habe ich etwas ausgeholt?
Erstens ist es nicht das Verdienst der neueren Hundeforschung, der uns die neuen Erkenntnisse und der damit verbundenen Riesen Fortschritte in Hundeerziehung/-Ausbildung gebracht haben, der gebührt einzig und alleine den Behavioristen wie Thorndike und Skinner, wenn man die Geschichte der Konditionierung mal genauer verfolgt.
Hundeforschung hat leider dazu überhaupt nichts beigetragen, weder Alte noch neue.
Zweitens muss man feststellen, dass Konditionierung, bleiben wir hier mal bei der „positiven Verstärkung“, sehr vielfältig in der Praxis anwendbar ist.
So sind Leckerlis nur eine Form der „positiven Verstärkung“, über die wir wirksam konditionieren können.
Genauso gut können wir aber auch „positiv Verstärken“ in dem wir sehr effektiv ein Spieli dazu verwenden, so z. B. bei Spürdiensthunden.
Wer aber stattdessen lieber ohne Hilfsmittel, über das Lob „positiv Verstärken“ möchte, kann das ebenso effektiv nutzen.
Was ich damit sagen möchte, Konditionierungs-Methoden lassen sich sehr effektiv auf sehr unterschiedliche Art und Weise sinnvoll nutzen, solange wir Menschen unsere kognitiven Fähigkeiten einsetzen.
D. h., wer die Möglichkeiten der „Konditionierung“ optimal nutzen möchte, wird sich nicht auf einen Verstärker beschränken, sondern die gesamte Bandbreite, entsprechend auf das Individuum Hund anwenden, nicht jeder Hund fährt auf Leckerli ab, nicht jeder Hund mag ein Spieli, nicht jeder Hund mag … usw.
Drittens, die Themenstellung hat auch weniger mit Konditionierung oder nicht zu tun, sondern ist vielmehr ein Problem wie man mit der Konditionierung intelligent umgeht.
Denn nicht die Methode der Konditionierung per se ist der Verursacher von Problemen, sondern der falsche Umgang durch den Hundehalter und/oder Hundetrainer, somit einer der wertvollsten Lernmethoden, die uns zur Verfügung stehen.
Was meine ich damit?
Bei der Konditionierung besteht immer die Gefahr, wenn wir nicht aufpassen, das ein Hund gewollt oder ungewollt, zu einer Reiz-Reaktions-Maschine degradiert wird.
Denn Konditionierung kann leicht dazu führen, das ein Lernprozess, so automatisiert wird, dass er nicht mehr unter Kontrolle des Hundes, geschweig des Menschen steht, wenn er sich verselbstständigt.
Ein Beispiel:
Meine 8 Wochen alte Hündin, frisch vom Züchter, hat dort mit seinen Geschwistern und den älteren Hunden, ein optimales „SITZ“ gelernt, die Folge bei mir Zuhause, sowie ich ein Leckerli nahm, schwupps saß sie sofort.
Egal was wir machten, Leckerli, und schon saß sie.
Das war so automatisiert, dass es fasst unmöglich war über Leckerli mit ihr etwas anderes zu machen, oder auch dass sie sich nicht frei nach eigenem Belieben verhalten konnte, z. B. das Leckerli im Stehen zu nehmen usw.
Manchmal steckt der Teufel im Detail.
Eine weitere Gefahr ist, das „durchunddurchkonditionieren“ des Hundes, zu einer ungewollten Unselbstständigkeit, nämlich dann, wenn er selbst dort, wo er eigene Entscheidungen treffen könnte/dürfte, immer erst beim Hundehalter nachfragt (Blickkontakt) bevor er etwas tut.
Soweit ich das sehe, ist genau das, hier in der Themenstellung fälschlicherweise vom Hundetrainer gemeint, nicht die Konditionierung ist das Problem, sondern der ahnungslose nicht richtig informierte Anwender.
Mit anderen Worten, die beste Methode taugt nicht, wenn sie falsch angewendet wird.
Nun das ist nun etwas länger geworden als gedacht, ich habe erst einmal fertig.
Alles sollte so einfach wie möglich, aber auch nicht einfacher sein (A. Einstein).