...mich stört das Wort "stur" ein wenig.
Ich habe auch eine Hündin einer "Jagdhunderasse" (und da gibt es trotzdem Unterschiede, nicht jeder Jagdhund ist wie der nächste - weißt du genauer, was drin sein könnte? Oder hast du ein Foto von ihm? Manchmal hilft es, zu wissen ob man da einen halben Podenco an der Leine hat, oder etwas 'beageliges' oder einen Terrierabkömmling). An manchen Tagen (oder sogar an den meisten) haben wir auch mit solchen Themen zu kämpfen.
Ich weigere mich aber, das "Sturheit" zu nennen. Der Hund tut, was erstmal seine Natur ist: Er sucht Beute, schließlich sagt ihm sein Verstand, dass das so sein muss. Und das ist, was man so gerne als "Trieb" bezeichnet.
So, nun ist er draußen und überall sind Reize, die ihn absolut ansprechen - sich davon ablenken zu lassen und das alles auszublenden um sich auf dich zu konzentrieren ist ein ganz schön hartes Stück arbeit. Das geht weder von jetzt auf gleich zu erlernen, noch hat der Hund von sich aus große Lust, diese Arbeit zu machen (wie gesagt, die ganzen Reize draußen sind klasse für ihn - dagegen "anzustinken" muss man erstmal lernen). Und selbst wenn der Hund motiviert ist, mit dir zu arbeiten ist es trotzdem schwierig. Deshalb ist der Hund noch lange nicht "stur", höchstens leicht abgelenkt von Sachen, für die er von Natur aushoch empfänglich ist.
Ich weiß, man soll nicht vermenschlichen oder mit Menschen vergleichen, aber ich finde immer ganz gut das Bild von Kindern in der Schule. Wir Menschen lieben es, uns auszutauschen und zu reden - in der Schule muss man lernen, dass man nicht reden darf (außer, man ist dran <-> der Hund darf nicht "jagen", in welcher Form auch immer, außer es ist gerade die Zeit dafür und der Jagdpartner Mensch kündigt an, dass es gerade Zeit für den einen oder anderen Teilaspekt ist).
Allerdings wird kein Menschenkind die gesamten 12 Jahre seiner Schulausbildung diese Regel einhalten können und im Unterricht nie mit dem Nachbarn reden - nur meistens. Mit dem Hund ist es ganz ähnlich, auch den kann man mit Arbeit und Kontrolle gut umlenken; aber dass ein (Jagd-)Hund zu 100% abrufbar ist halte ich für schwer bis nicht erreichbar. Aber wenn man, egal ob als Lehrer oder als Hundeführer, ein Auge für die Stimmung des Gegenübers entwickelt und das eigene Beschäftigungsangebot den Fähigkeiten und dem Level des Gegenübers anpasst, dann kann man zumindest einen hohen Prozentsatz von "Gehorsam" (doofes Wort...) erreichen.
Worauf ich eigentlich hinaus will:
a) sei verständnisvoller mit deinem Hund, denn der kämpft da gegen einen Haufen Reize an, auf die er quasi genetisch gepolt ist während du ihm Kommandos gibst oder ein "gutes Betragen" erwartest. Je weniger geübt er ist, desto schwieriger ist es auch, sich nicht ablenken zu lassen.
b) mach dich drauf gefasst, dass sehr viel von der Arbeit auch am Menschen und nicht nur am Hund zu tun ist. Ohne gute Bindung und einen motivierenden und konsequenten Führer gewinnen die Ablenkungen draußen so gut wie immer gegen deine Wünsche.
Ich weiß, das war vielleicht nicht unbedingt hilfreich im Bezug auf einen Trainingsansatz, aber mich nervt immer dieses Wörtchen "stur".
Es gibt sicherlich auch sture Charaktere unter den Hunden, aber ich glaube nicht, dass sich das dadurch zeigt dass ein triebiger Jäger in Wild-/Fährten-/Jagdobjektnähe keine Kommandos ausführt oder seine Lektionen in Leinenführigkeit vergisst.
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Erfolg!