1. es ist falsch, dass echte rudel in einer starren stellung laufen. das ist wissenschaftlich erwiesen und hinreichend dokumentiert. sie laufen in wechselnden formationen, gehen sogar mal einzeln weg und laufen, je nach gebiet und aufgabe in sehr unterschiedlichen formationen oder auch sehr frei.
diese aussage ist, auf ein echtes rudel bezogen, wissenschaftlich betrachtet widerlegt.
beweise kann man in unterschiedlichen fachbereichen finden, u.a. bei verhaltensbiologen. wenn einem die trockene feldforschung zu langweilig kann man sich eigentlich einen x-beliebigen dokumentarfilm über wildcaniden anschauen und einmal selbst darauf achten, ob die wölfe/wildhunde oder dingos immer in den gleichen formationen laufen und ob sie sich sogar gegensetig maßregeln, wenn einer "falsch" läuft.
und wenn man nur ein einziges mal sehen kann, dass eine position getauscht wird, ist die theorie, dass es festgelegte stellungen in einem rudel gibt komplett widerlegt.
2. es ist ebenfalls falsch, dass ein welpe oder junghund ein rudel schon komplett anführen könnte. ich hatte es schon mal geschrieben, die aufgaben eines leaders bestehen u.a. darin konkurrenten auszuschalten, die besten futterplätze zu kennen, sich zu vermehren, jagdtechniken zu tradieren und reviergrenzen zu schützen.
jagen: da ein junghund erst ab dem 10. lebensmonat fähig ist wirklich ernsthaft mitzujagen fällt das wohl bei nem welpen komplett raus.
territorialverhalten: die ersten ansätze zeigen jungwölfe erst ab ca. 25 wochen. ab der 14. woche dürfen sie sich das erste mal aus dem rendez-vouz-gebiet herausbewegen.
wie sollen sie, mal abgesehen von körperlichen grenzen, ein revier verteidigen, was sie nicht kennen?
wissenschaftlich belegt u.a. von udo gansloßer und günther bloch.
es ist unbestritten, dass hin und wieder welpen geboren werden, die "anders" sind, ernsthafter, souveräner als andere. und das diese, wenn sie dementsprechend gefördert werden, später einmal als adulte wölfe/hunde eine gruppe perfekt anführen können, sollte auch klar sein.
3. es ist ebenfalls eine komplette falschaussage, dass kommunikation nur zwischen bestimmten hunden stattfände und zwischen anderen widerum nicht, vor allen dingen nicht in einem echten, gewachsenen rudel. mal abgesehen davon, dass es komplett unmöglich ist nicht zu kommunizieren (es geht schlicht nicht, den beweis erbrachte hier paul watzlawik.) kommunizieren in einem echten, gewachsenen rudel alle gruppenmitglieder ausgiebig und bewusst miteinander. es gibt sicherlich auch engere partnerschaften (wie z.b. zwischen dem elternpaar), aber nach jedem aufwachen begrüßt sich das gesamte rudel, es wird gewedelt, es werden lefzen geleckt, es wird gewinselt.
das ist in wilden rudeln so. es wurde tausendfach gefilmt, dokumentiert und ausgewertet.
also ist diese behauptung schon einmal falsch, denn es ist eine pauschalaussage, die anscheinend nur für die gruppe der seminarleiterin gilt.
ich könnte mir vorstellen, dass es in einem zusammengestellten "rudel" (es ist ja faktisch keins) anders aussieht. aber nicht, weil die hund aufgrund ihrer bestimmung bestimmte mitglieder ignorieren und nur über andere mitglieder miteinander "reden", sondern schlicht und ergreifend, weil sie nichts miteinander anfangen können. das widerum ist nur eine vermutung meinerseits.
4. viele berichte udn auch studien zeigen, dass hunde sich in ihrem leben in ihrer persönlichkeit entwicklen und auch verändern. sie sind, wie jedes andere lebewesen nicht statisch. wie können sie dann eine statische rolle einnehmen?
um mal auf das beispiel mit mutter natur zurück zu kommen: stellt euch mal vor in einem klitzekleinen wolfsrudel (mama, papa, drei große kinder, vier welpen) wären die rollen so statisch verteilt. und dann kommen die großen kinder bei einem zugünglück ums leben.
damit wäre die gruppe zum scheitern verurteilt, weil es ohne die mitglieder nicht ginge.
wäre das clever von mutter natur?
es gibt noch sehr viele ungereimheiten.
diese theorie basiert bisher auf vermutungen, interpretationen und sehr subjektiven einschätzungen.
solange hier keine wissenschaftlichen maßstäbe angesetzt werden (um etwas als angeboren zu bezeichnen, müsste man einen gentest ausarbeiten, der diese sgene isoliert und darstellt), kontrollgruppen hat, hunde unterschiedlichster rasse, alter etc. hinzuzieht bleibt es, was es bis jetzt ist:
eine vermutung.
eine vermutung als eine klare feststellung zu formulieren und daraus ein gesamtes konzept abzuleiten finde ich absolut gewagt.