Ich weiss, dass wahrscheinlich viele meinen post missverstehen werden, deshalb nur mal vorneweg: ich finde es nicht ok, dass der Hund jetzt sozial isoliert wird, daran sollte etwas geändert werden.
ABER: Zorn und negative Gefühle gehören zum Trauerprozess dazu (siehe z.B. Phasen der Trauer nach Kast - das bezieht sich zwar auf den Verlust von geliebten Menschen, kann aber denke ich auf geliebte Tiere übertragen werden)! Vereinfacht gesagt, ist es vermutlich nicht unbedingt förderlich für die weitere Trauerverarbeitung, diesen Zorn zu verneinen oder unterdrücken. Nochmal: das heisst nicht, dass der arme Hund jetzt darunter leiden soll! Aber, bezogen auf die Eingangsfrage, kann es heissen, dass deine Freundin nach einer Weile wieder aus dieser Phase herauskommt und das Geschehene verarbeiten kann. Und dass sich ihre Einstellung zu dem Hund dann wieder ändern wird (auch wenn es dann viel Arbeit kosten wird, die Beziehung zu Luna wieder herzustellen). Ich schreibe das extra so vorsichtig, weil es schon Fälle gibt, in denen Leute in dieser Phase "steckenbleiben", das kann man aber letztendlich nicht vorher absehen und ist - soweit ich weiss - auch seltener als die Weiterentwicklung.
Was in dieser Phase meiner Meinung nach nicht helfen wird sind Vorwürfe. Damit meine ich Vorwürfe in Bezug auf das Alleinlassen der Tiere miteinander und auf die Behandlung, die der Hund seitdem erfährt. Was vielleicht helfen kann sind konstruktive Vorschläge, die den Hund aus der Situation holen (falls du ihn nicht nehmen kannst, gibt es vielleicht eine Hundepension, wo er wenigstens ein paar Tage oder Wochen hinkann? Oder einen anderen Freund?).
Anscheinend erfüllt sie ja Lunas körperliche Bedürfnisse (Futter, Wasser, Gassi), das finde ich - selbst wenn es natürlich nicht ausreicht! - schon mal einen guten ersten Schritt. Hast du ihr schon mal gesagt, dass du das gut findest? So a la: "Ich weiss, dass du Luna im Moment echt nicht leiden kannst, aber ich finde es gut, dass du sie trotzdem versorgst soweit du kannst". Damit wertest du ihre Abneigung nicht, aber drückst Zustimmung zu einem positiven Verhalten aus - fast so wie emotionales Clickern (ich geb dir gute Gefühle für bestimmte Aktionen, du willst mehr von diesen Gefühlen weil du soviel schlechte hast im Moment, also machst du mehr von den Aktionen
). Manchmal kann es schon helfen, dass jemand eine Anstrengung wahrnimmt, die man unternimmt, wenn man selbst gerade dabei ist, sich selbst zu zerfleischen und jemand anderen zu hassen. Und so leid es mit auch für den Hund tut, ihn mit Futter/Wasser/Auslauf zu versorgen ist wahrscheinlich eine Anstrengung für sie in dieser Phase.
Und was du wahrscheinlich auch schon tun wirst, ist ihr zuzuhören und sie über ihre negativen Gefühle reden lassen. Wenn sie das Gefühl bekommt, dass das ganze tabuisiert wird, wird ihr das wahrscheinlich nicht in der Verarbeitung helfen. Damit hilfst du letztendlich auch dem Hund! Man würde dabei natürlich nicht zustimmen, dass das alles so richtig ist, sondern nur wertfrei zuhören. Oft kommen die Leute dann auch relativ schnell selber drauf, dass das nicht alles so toll ist, und überlegen sich, wie sie die Situation schrittweise wieder besser angehen können.
Ich hoffe, dass diese Gedanken ein bisschen helfen werden - dir, deiner Freundin und vor allem Luna!
Gruss, jente