ZitatIch hatte das bisher anders verstanden, nämlich als viele Schritte auf dem Weg zum "Auto sind da, aber uninteressant". Und das jetzt als großen Schritt, nämlich sogar in schneller Bewegung lass ich mich nicht auf ein Hetzspiel mit dem Auto ein. Ein weiterer Schritt eben, aber nicht das Endziel.
Und ich finde vom Ausgangspunkt, dass der Hund gar nicht ansprechbar ist bei "Feindsichtung", zu "ich lass mich auf Spielchen" ein, ist schon gewaltig.
Wie geschrieben, ich hätte es als Fortschritt, aber nicht als Endziel verstanden.Ich glaube, manchmal sind wir zu ungeduldig.
Und ich bin gespannt, was Shoppy dazu schreibt.
VG
Arnie
Arnie, du hast es genau erfasst! ![]()
JEGLICHES Training ist Manipulation, wenn wir kein Verhalten manipulieren = Verändern wollten, bräuchten wir nichts zu trainieren.
Anfangs habe ich sein Verhalten sehr kontrolliert - weil er das selber nicht konnte. Auto bedeutete sofortiges Ausschalten des Vorderhirns, kreischen und hinterherrennen.
Also blieb mir zunächst nichts anderes übrig, als ihn festzuhalten, vorzugsweise am Geschirr, weil er sonst genügend Hebelwirkung hatte, um mich umzureißen.
Dann konnte er "abgesichert" sitzen - ich habe ein Signal gegeben, er hat sich hingesetzt, und ich habe trotzdem sein Geschirr gehalten - aber es war keine Spannung drauf.
In den meisten schwierigeren Situationen kann er inzwischen "alleine" sitzen - ich gebe ein Signal, er setzt sich hin und ich halte halt nur noch die Leine so kurz, dass wenn er doch losbrettern sollte, er nicht bis auf die Straße käme.
Eine weitere Steigerung war, wir gehen die Straße entlang, es kommen Autos und wir spielen "z&b" im Gehen. Ich mache es dabei von seiner Körperspannung abhängig, ob ich auch noch ein Stopp/Sitz Signal gebe, oder gar ins Geschirr greifen muß (das ist etwas davon abhängig, wie viele Reize hintereinander kommen, und wie stark die einzelnen sind, oder ob vorher schon anderes aufregendes passiert ist. Impulskontrolle ist eine endliche Ressource des Gehirns, und wenn die schon stark beansprucht wurde, ist halt igendwann nicht mehr genügend da...)
Gestern habe ich also getestet, was passiert, wenn er RENNT (an Schleppleine gesichert) und es fahren Autos vorbei. An der Stelle in dem Kontext geht das also - aber auf der Wiese haben wir viel geübt - heißt also noch lange nicht, dass es an anderen Stellen ebenfalls schon möglich ist.
Für einen Hund, der noch letzes Jahr kreischend und hinterherrennenwollend auf Fahrzeuge jeglicher Art, die in Kilometerweiter Entfernung fuhren, reagiert hat, war das aber eine geniale Leistung, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, "was man noch mehr erwarten" könnte.
Was genau hast Du erwartet, welsh-aussie?
Ich habe ich es geschafft, eine sehr eindeutige Signal/Verhaltensverknüpfung aufzuweichen.
"Auto" ist nicht mehr gleich "hochdrehen, kreischend losrasen und dann nicht mehr runterkommen können, bis man wieder zu Hause ist", sondern stehen, sitzen gehen, und sogar "aus einem anderen Grund" rennen.
Was ICH noch mehr erwarte? Dass ich in möglichst allein Situationen, in denen Fahrzeuge "da" sind, einen "vorderhirnigen" Hund habe, der sich bewußt für eines der von mir gewünschten (und daher bestärkten) Verhalten entscheiden kann. Noch sind nicht alle Situationen gleich "einfach", denn in manchen Zusammenhängen haben wir alleine dadurch, dass da Autos häufiger auftreten viel mehr geübt als andere und auf unserer "Übungswiese" haben wir so ziemlich alle Zwischenschritte geübt - sogar freies Shapen haben wir da schon gemacht... An anderen Orten fährt vielleicht nur sowieso einmal die Woche ein Auto, wodurch es unwahrscheinlich ist, da schon mal eins getroffen zu haben - das sind dann Momente, wo ic nach einem Stop-Signal tatsächlich noch Geschirr greife, weil er uns sonst mitten im finsteren Solling vor das einzige Förstereifahrzeug, dass dort diesen Monat langfahren wird, wirft... Was man nicht üben kann, ist eben schwieriger.
An solchen Baustellen kann man verdammt viel über "Hunde generalisieren schlecht" lernen... Besonders, wenn es sich um ein über Jahre gefestigtes, extremes Verhalten handelt, dass mehrere Motivationen hat (die einen sagen, es sei Jagdverhalten, die anderen es sei Aggressionsverhalten und wieder andere, das sei aus Angstverhalten entstanden. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, denn ich habe ihn ja "gebraucht" übernommen, und seine Körpersprache dabei ist für mich nicht eindeutig). Ich weiß nur welche Methoden ganz offenbar nicht funktioniert sondern es immer nur noch schlimmer gemacht haben, denn sonst wäre er nicht abgegeben worden. Die Dame war kreuzunglücklich, dass sie keine andere Möglichkeit gefunden hat.
Was ich ebenfalls erwarte: Ich werde ihn niemals unangeleint an Straßen führen - aber das mache ich mit anderen Hunden auch nicht, egal wie bombensicher die sind. Einmal dabei gewesen zu sein, wie ein Hund überfahren wurde reicht mir...
Grad neulich hat jemand zu mir gesagt, "naja sooooooooooooo schlimm kann das Verhalten ja wohl nicht gewesen sein, ansonsten kann man das mit alberm Wattebauschgewefe ja wohl nicht so hinbekommen!"
Ich war eine Sekunde lang sauer, bis mir aufgegangen ist, dass das ja wohl das größte Kompliment ist, das man mir machen konnte, obwohl dieser Mensch eingentlich genau damit meinen Trainingsstil eigentlich ins Lächerliche ziehen wollte.
Für ihn war nichts aussergewöhnlich dramatisches (mehr) zu sehen "da kann man das ja machen, bei so richtig schlimm durchgeknallten, ja da muß man die richtigen Trainingsmethoden auspacken"...
Das kommt davon, wenn man einen Ist-Stand mit einem Schritt in einer Entwicklung verwechselt...