Der SSR ist problematisch für den Anwender weil:
Du kannst ihn nicht so oft anwenden, weil die verknüpfte Superhammerobergeile Belohnung ihre Wertigkeit verliert, weil sie eben so aussergewöhnlich nicht mehr ist.
Du mußt die Superhammerobergeile Belohnung immer dabei haben, weil der Notfall ja eintreten könnte. Hast Du ihn NICHT dabei und Du MUSST de SSR anwenden, löst du die 100% Verknüpfung zwischen SSR ud Superhammerobergeiler Bestärkung auf...
Der Anwender muß in jeder Situation erst mal abwägen, ist das jetzt tatsächlich eine wo ich den SSR anwende? Oder ist die noch nicht "notfallig" genug?
Hunde, die schnell verketten, erkennen "notfallige" Situationen, und fangen an zu gucken, was sie denn da vielleicht tolles verpassen... Mit anderen Worten, wenn du noch schnell zurückpfeifen willst, bevor er den Hasen gesehen hat, der Hund aber weiß, bei Hasen wird immer gepfiffen, könnte dann erstmal gucken, wo denn der Hase ist, den der Mensch ihm so nett angekündigt hat. Besonders in der Kombi mit "Belohnungswertigkeit hat schon nachgelassen und "Belohnung passt nicht wirklich zur eigentlichen Motivation" hast Du dann leider die A-Karte gezogen...
Hat man einen SSR angewendet müsste man eigentlich in "neutralen" Situationen wieder auffrischen, damit eben nicht die Verknüpfung "Wenn sie pfeift, liegt ja wohl der Hase im Pfeffer" zustande kommt. Aber man soll ja nicht so häufig üben, siehe oben...
Und immer hat man das Problem: wenn die Motivation JAGEN ist und man den SSR mit Futter oder Spiellen aufgebaut hat, dann trifft das eben nicht wirklich die Bedürfnisse des Hundes in der Situation, wo man den SSR anwenden will. Natürlich nicht im Aufbau, denn da hat man ja noch keine Ablenkung, und schon mal gar keine "jagdliche". Antijagdtraining ist ja unter anderem deshalb schwierig, weil der "Gegner" nicht mitspielt. Nicht immer kann man wissen, wo Wild steht, man kann nicht berechnen, in welcher Distanz mit vermutlich welcher Geschwindigkeit es sich so oder anders bewegt - es ist unberechennbar. Also kann man sich kaum hilfreiche Trainingssituationen schaffen - die passieren einfach, und meistens so, das man denkt, eh, Kamikaze-Hase oder was??? Rennst auf mich zu, du blödes Reh????
und das ist eben anders, als ein Hasenfell, dass von einem Menschen oder einer Zugmaschine irgendwo lang gehöppelt wird. Hunde können das sehr genau unterscheiden, zumindest die RICHTIG jagdlich motivierten Tierchen. Tote Tierfelle interessiert die wahrscheinlich nur in Situationen, wo auch so absolut überhaupt gar nix richtig "wildes" in der Nähe ist. Man hat also keine "reale" Situation, in der man den SSR mit einer der situativen Motivation entsprehenden Superbelohnung verknüpfen könnte.
Beim doppelten Rückruf umgehe ich so ziemlich alle genannten Punkte.
Ich muß nicht abwägen, obs ein Notfall ist. Ich pfeiffe einfach.
Ich bin nicht darauf angewiesen immer diese bestimmte Superbelohnung dabei zu haben, den "Feature" des DR ist, dass er mit allen möglichen Bestärkern verknüpft ist, und der Hund eh "tombula" spielt, nach dem Motto, oh, was haben wir wohl heute gewonnen???"
Ich übe es in allen Lebenslagen - womit ich nicht sagen will, dass ich den ständig übe, sondern nur, dass der halt nicht ausschließlich bei Hasensichtung angewendet werden muß. Damit kann sich keine Verkettung "Pfiff - wo ist der Hase" bilden.
Er ist nicht nur mit einem bestimmten Superbestärker verknüpft, sondern mit möglichst vielen, abwechslungsreich und so viel es geht durch Premackbestärker. Weshalb sich erstens kein Bestärker abnutzen kann, weil der ja so oft gar nicht vorkommt. Zweitens kommt nicht nur eine Bestärkerart (i.e. nur Futter oder nur Spielen) vor, sondern alles was der Hund geil findet in für ihn unvorhersehbarer Reihenfolge. Mal Futter, mal Spielen, mal zu anderen Hunden dürfen, mal Mäusebuddeln, mal Vögel scheuchen, mal die frische Hasenspur ausarbeiten, mal Rehköttel fressen, mal im Misthaufen schubbern oder sich in Wildschweinkakka wälzen... jaaaaja, mal den Futterdummie jagen mal ein Lieblingsspielzeug, das "verloren" ging wiederfinden...
und als Guddi obendrauf hat man ZWEI Signale, die voneinander unabhängig mit möglichst vielen Bestärkern verkuppelt wurden. Und gerade Hunde, die auch in anderen Bereichen ein Keep Going- Signal oder eine Intermediäre Brücke (die unteschiede sind fließend...) kennengelernt hat, und weiß was diese Signale einem sagen, lassen sich mit dem Anker so richtig "ansaugen".
Ich muß sagen, dass ich den SSR nur noch in der Hinsicht benutze, dass mein Umorientierungssignal mal der SSR war (beim Crispel) vor Ewigkeiten... aber seit ich den DR gelernt hab, habe ich das Signal für den SSR halt nach den "Regeln" des DR geübt, verknüpft und angewendet, und daher hab ich im prinzip keinen SSR mehr. und ich hab ihn noch nicht vermisst ;D