Beiträge von Shoppy

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    und zum thema auf den arm nehmen: davon halte ich nicht viel... was für einen sinn soll das in der sozialisierungsphase haben?

    Es hat den Sinn, dass der Welpe neue Eindrücke aus einer für ihn sicheren, geborgenen Position aufnehmen kann. Er wird mit neunen Sachen konfrontiert, fühlt sich sicher, geborgen, sprich GUT und verknüpft die neuen Eindrück demzufolge positiv.

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    Wenn Kuna und Starbuck miteinander spielen und raufen dann konnte ich von Anfang an ein spielerisches Packen im Nacken sehen - von beiden Hunden. Das geht dann auch teilweise mit einem leichten Schütteln einher wobei sich der Gepackte dann meist auf den Rücken rollt und sich ergibt.

    Eben, es ist Spielverhalten, beide Tiere wissen, dass sie miteinander spielen, bzw, dass sie ein Verhalten üben. Ein Verhalten, dass in den Verhaltenskreis des Jagens gehört. Durch das Schütteln wird das Hirn kleiner Beutetierer tödlich verletzt oder das Genick gebrochen. Logischerweise klappt das nur bei Beute bis zu einer bestimmten Größe. Generäle schießen ja auch nicht mit Armbrüsten auf ein anrückendes Heer sondern mit Waffen, die der Situation angemessen und wirkungsvoll sind.


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    Wenn es aber um bedrohliche oder wiederholt auftretende Situationen geht (Hund läuft auf Straße) da pups ich auf die antiautoritäre Erziehung.

    Positive Verstärkung ist nicht gleich antiautoritäre Erziehung. Antiautoritäre Erziehung ist, wenn man sich auf seinen Popo setzt und zuschaut, wie sich die Hunde selber erziehen und nach ein paar Monaten entsetzt ist, wenn Hunde die menschlichen Regeln des Zusammenlebens nicht beherrschen...

    Wenn ich WEISS, dass es sich um eine wiederhlte, bedrohliche Situation handelt, kann ich mein auchsotolles Gehirn anwerfen und mir eine Trainingsstrategie ausdenken, die mit positiven Mitteln meinem Hund VERMITTELT, was ich von ihm möchte. Mit aversivern Mitteln kann ich nur deutlich machen, was ich nicht möchte. Was ich möchte, weiß der Hund damit immer noch nicht!
    WEnn ich weiß, dass ich das einem Hund nicht "auf die schnelle" erläutern kann, dass es gesünder für ihn ist, nicht auf die Straße zu rennen, ist es schlicht und ergreifend das Produktivste, wenn ich ihn an die von Herr oder Frau Eiszeitmann erfundene Leine nehme.


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    Nun ist die Kuna ein Ridgeback und diese Tiere scheinen teilweise garkeine Schmerzgrenze zu haben :shock:

    Ich habe selber einen und kenne ca. 20 weitere Ridgebacks, verschiedenen Alters, verschiedenen Geschlechts, kastriert und unkastriert, mit verschiedenen Erziehungsstilen aufgezogene. Sie alle haben eine extrem niedrige "Schmerzgrenze", wobei ich "Schmerzgrenze" als, "reagieren auf Äußerungen ihrer Menschen" definiere. Das interessante dabei ist, wie reagiert wird. Diejenigen, die das Pech hatten, schon mit Klapperdosen, Sprühhalsbändern oder sonstigen aversiven Methoden in Berührung gekommen zu sein, reagieren "von ihren Menschen weg".
    Die die möglichst Druckfrei (was nicht gleich Konsequenzlos ist) reagieren "auf ihren Menschen zu". Das heißt, die Klapperdosen-Hunde werden in einer brenzligen Rückrufsituation nicht mit promptem Ausführen reagieren, sondern sich ehr noch weiter weg bewegen oder aber langsam zurückkommen, weil sie gelernt haben, ein aufgeregtes Herrchen mit aversiven Aktionen gleichzusetzen. Hunde, die ausschließlich positiv erzogen wurden, reagieren auch auf ein panisches geschriehenes "Komm", weil sie mit dem Rückruf, dem Menschen und auch sonst, keine negativen Erfahrungen verknüpft haben.


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    Ich kann nichts Anstößiges daran finden wenn sich jemand bewusst mit dem Thema auseinandersetzt und darlegt was für ihn und seinen Hund klappt und was nicht.

    Ich auch nicht.
    Nur:
    Der Hund ist in keinem Fall in diesen Entscheidungsprozess einbezogen. Du setzt Dich nicht mit Kuma an den Tisch und diskutierst das Für und Wider des Nackengriffes aus. Du entscheidest Dich dafür oder dagegen, weil es "zu funktionieren scheint". Bei Deinem anderen Hund würde es offenbar nicht funktionieren, weil er sensibler ist.

    Ist Dir schon mal der Gendanke gekommen, das Kuma das gleichfalls ziemlich übel findet, dass Du das bei ihr nur nicht wahrnimmst, weil sie eine ganz andere Körpersprache hat, als Dein anderer Hund? Oder weil sie in diesem Moment eben einfach überhaupt gar nicht reagiert, weil sie überhaupt gar nicht versteht, was gerade abgeht?
    Einen Hund behandelst Du "nett", weil er leichter versteht was Du möchtest, der andere hat eben selber Schuld?

    Es gibt eine wundervolle Studie. Man hat Lehrern zwei Gruppen von Schülern gegeben. Die eine Gruppe war angeblich eine Horde von Hochbegabten, die andere Gruppe waren angebliche strulledoof, um das mal umgangsformisch zu sagen. Tatsächlich waren beide Gruppen aus "Ottonormalschülern" zusammengesetzt. Bei der Studie ist herausgekommen, das die Gruppe der Hochintelligenteren von den Lehrern besser gefördert wurde. Denn wenn sie etwas nicht verstanden, mußte das ja an den Methoden der Lehrer liegen, denn die Kinder waren ja hochbegabt. Bei der anderen Gruppe gingen diue Lehrer offenbar von vorneherein davon aus, dass sie es eh nicht verstehen würden, daher wichen sie auch nicht von ihrer Methode ab und blieben dabei, auch wenn die Hälfte der Schüler nicht mit kam, die waren ja eh zu doof.

    Wenn mein Hund also Weg A nicht versteht, muß ich mir einen Weg B ausdenken. Und weg C, und Weg D, bis er es verstanden hat.
    ICH muß mich auf dem Arsch setzen und ICH habe die Verantwortung, dass mein Hund versteht, was ich von ihm möchte und zwar auf eine Weise, die für ihn erstens einleuchtend und zweites so human es geht ist.

    Der Grund, "es klappt, es geht schnell un ich habe fast kleinen Aufwand" reicht als Kriterium nicht aus.

    Einer von den oben genannten Sprühhalsband-Hunden, hat dieses Ding getragen, weil er sich mit Wonne auf den Hintern von Hündinnen stürzte, und weil er gerne andere Rüden angerüpelt hat, und weil er manchmal nicht auf den Rückruf reagiert hat, und weiß der Geier für was sonst noch.
    Nach einiger Zeit war der Halter seeeehr stolz, dass der Hund jetzt endlich "kapiert" hätte. Hat er, er hat kapiert, dass aus diesem speziellen Halsband eine bestimmte Anzahl von Sprühstößen rauskommt, bevor das Ding leer ist. Und jep, er ist schmerzlos, er "lößt" seinen Menschen dazu aus, auf den dämlichen Knopf zu drücken, bis das Teil eben leer ist und macht dann fröhlich alles an, was ihm vor die Nase kommt, der Halter kann sich dabei schön die Seele aus dem Leib brüllen. Und er hat auch gelernt, dass er überhaupt nicht angesprüht wird, wenn er das spezielle Halsband überhaupt nicht trägt. Großartige Erziehung!!
    Natürlich ist hier, wie sollte es anders sein, der Hund Schuld, der ist doof, angriffslustig, bockig, sturr und wiederspenstig. Aha!
    Der Mensch war nicht mal schlau genug, zu merken, was genau sein Hund da lernt, geschweige denn einzusehen, dass das was der Hund da lernt, komplett kontraproduktiv ist! Was für ein trauriges Ergebnis für ein angeblich so hochentwickeltens, überlegenes Lebewesen! Und dummerweise ist das leider kein Einzelfall!


    Der Hund hat sich diese Erziehungsmethode nicht ausgesucht. Er hat nicht gesagt: Bitte, ich möchte gerne verstehen lernen, warum ich auf "Bello, hier!" zu meinem Menschen zurücklaufen soll, erklärt es mir mit einem Sprühhalsband, das ist bestimmt ganz einfach, tut nicht weh, und Mensch kann es aus diversen Distanzen betätigen.

    Wenn man ihn fragen würde, hätte er vielleicht gesagt, dass er nicht versteht, warum er zurückkommen soll, es lohnt sich schließlich nie für ihn. Wenn er kommt, wird er angeleint und schluß ist mit Spielen. Wenn er zu langsam kommt, wird er angeschnautzt. Wenn er nicht kommt, weil das Spielen gerade so toll ist, und weil er den Ruf vielleicht beim ersten mal gar nicht gehört hat, hält ihn sein Mensch für ein hinterhältiges Biest, dass sich ihm nur ständig widersetzt.


    Menschen haben angelblich als einzige Lebewesen überhaupt, die Gabe der Empathie.
    Menschen sind angeblich als einzige fähig, Werkzeuge herzustellen und zu benutzen.
    Menschen sind angeblich die einzigen Lebewesen, die strategisch Denken können.
    Wissenschaftlich inzwischen eindeutig nachgewiesen, dass Tiere, wie Menschen Emotionen haben, sie können vielleicht nicht darüber nachdenken, dass sie gerade Angst vor dem gelben Riesenbagger haben und warum, und was sie dagegen tun können und warum sie das überhaupt sollten, aber sie haben eben Angst vor diesem riesigen, lärmenden Monsterding.

    Wenn Menschen diese wunderbaren Gaben der Empathie, des strategischen Denkens und der Fähigkeit des Werkzeuggebrauches tatsächlich in humaner, geplanter Art nutzen würde, bräuchten wir hier nicht seitenlang über Nackenschütteln zu diskutieren.

    Ich kann Sabine von Gegenüber bestimmt dazu bewegen, die Treppe schneller herunter zu laufen, indem ich ihr einen "sanften" Schubs von hinten gebe. Ich weiß, dass ich das bei Tante Gerda nicht machen darf, denn sie hat Arthritis und ist auch sehr sensibel, was soetwas betrifft. Sabine von Gegenüber ist da schon raubeiniger, die ist fit, spielt American Football und ist das Herumschubsen gewohnt und hat auch sonst eine ziemlich große Klappe.
    Andererseits hat mich meine Kinderstube dazu erzogen, dass man Leute unter keinen Umständen schubst, und schon mal gar nicht, wenn sie gerade die Treppe heruntergehen, denn sie könnten z.B. stürzen.

    Menschen erziehen Hunde mit Methoden "die klappen", weil sie eben nicht darüber nachgedacht haben, was diese Methode in ihrem ihnen anvertrauten MITGESCHÖPF auslösen könnte. Sie machen es, weil es "zu klappen scheint", weil es "immer so gemacht" wurde, weil "der Trainer" es so gesagt hat, weil es im Fernsehen so gezeigt wurde.

    JEDE Erziehungsmethode hat Nebenwirkungen!
    Bei der Positiven Verstärkungsmethode ist die gefährlichst, dass der Hund etwas zu rundlich werden könnte, wenn ihn das Lernfieber gepackt hat. Allerdings hat ja der Mensch die "Pfote" mit dem oponierenden Daumen und ist daher der einzige, der in der Lage ist, die Futtertüten zu öffnen und daher in der Lage, die Menge zu regulieren, die der Hund zu fressen bekommt.
    Der Hund könnte auch eine schwindelerregende Anzahl von Tricks lernen, die er abspuhlt, wenn er in einer Situation ist, die er nicht kennt und daher leicht suspekt findet. Positiv erzogene Hunde sind oft recht selbstbewußt und in der Lage, Probleme zu lösen, weil sie eben genau dieses gelernt haben. Sie haben gelernt, wie man lernt und wie man Probleme bewältigt.

    Aversiv erzogene Hund sind je nach Temperament:
    - selber aversiv
    - sind erlernt hilflos
    - können Probleme nicht selbstständig lösen
    - verfallen in "aberzogene" Verhaltensweisen zurück
    - finden angstauslösende Reize noch viel schreicklicher als zuvor, weil zu dem blöden Reiz auch noch eine negative Einwirkung vom Menschen dazukam
    - trauen ihrem Menschen nicht, weil der für sie unberechnebar reagiert
    - verknüpfen Sachen, die nichts mit der Situation zu tun haben, negativ und haben somit mehr Probleme als zuvor
    und so weiter und so weiter und so weiter.....

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    P.S. Sollte ich das Knurren zukünftig besser sofort unterbinden? Oder sollte ich ihn lassen, damit ich erkennen kann, wenn etwas los ist? Nicht, dass er dann mal in einer ähnlichen Situation unterschwellig aggressiv ist, ich es aber nicht bemerke, weil ich ihm das Knurren aberzogen habe...

    In der geschilderten Situation habe ich ihm gezeigt, dass ich es gehört habe, aber habe es dann einfach ignoriert, um ihm zu zeigen, dass ich die Situation nicht als beunruhigend empfinde und das alles in Ordnung ist.

    Niemals!!!! einem Hund das Knurren aberziehen!!!!!!

    Wie Du schon selber erkannt hast, nimmst Du Dir dadurch nur selber die Möglichkeit, zu erkennen, wenn Dein Hund eine Situation unakzeptabel findet.
    Du solltest aber zukünftig immer Deine Brille dabei haben :blume: damit Du eben erkennen kannst, was Dein Hund anknurrt, um ihm dann helfen zu können, zu erkennen, dass der die das Ding, doch eigentlich total toll ist.

    Dazu muß er lernen, dass er sich auf Dein Urteil verlassen kann und Du seine Befindlichkeiten erst nimmst. Wichtig wäre, dass Du in der Lage bist, seine Aufmerksamkeit von dem Teil, dass er anknurrt, auf Dich umzulenken, z.B. mit einem "Schau" oder einem Nasentouch.

    Hallo Finka,

    ich denke Du solltest auf alle Fälle zumindest anfangs mit einem erfahrenen Hundefachmenschen trainieren. Dein Hund sollte nicht noch mehr negative Erfahrungen machen müssen, denn inzwischen hat er ja schon gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung ist.

    Ich denke, zunächst wird es wirklich das Beste sein, wenn ihr Hundebegegnungen, die Ihr nicht konntrollieren könnt, vermeidet! Sprich, die Gassigänge so legt, dass ihr möglichst keinen anderen Hund trefft und nur mit Hunden und deren Haltern übt, die genau wissen, was, warum und wie trainiert werden soll. Ich fürchte, dass können nur Trainer leisten.

    Natürlich sollten Hunde Hundekontakt haben, aber es sollte doch eine positive Erfahrung für alle Parteien sein. Dein Hund findet im Moment andere Hunde eben ängstigend und versucht sie daher auf Abstand zu halten. Da das nicht immer geklappt hat, hat er nun die Strategie geändert.

    Versucht so viel wie möglich zu Hause, im Garten oder an Plätzen, wo keine anderen Hunde sind, Grundlagen zu trainieren, mittels positiver Verstärkung.

    Wichtige Basics sind:
    - Blickkontakt, freiwillig vom Hund angebotener und durch Signal (wie "Schau") geforderter.

    - "Sitz" in jeder Lebenslage.

    - das der Hund auf Signal die Hand des Menschen mit seiner Nase berührt (Nasentouch).

    - Leinenführigkeit und oder Fußgehen mit schnellen Richtungs- und Tempowechseln.


    Das sind alles Sachen, die man zu Hause im Wohnzimmer "starten" kann und sie dann immer mehr generalisiert. Das ist wichtig, weil Hunde schlechte generalisierer sind und daher nicht notwendigerweise verstehen, dass "Sitz" nicht nur im Wohnzimmer "Sitz" ist sondern auch draußen auf der Straße, wenn ein großer Hund entgegen kommt.

    Durch alle genannten Übungen kannst Du die Aufmerksamkeit Deines Hundes vom "Gegener" auf Dich umlenken, Du gibst ihm eine Aufgabe, mit der er sich beschäftigen muß und etwas was er kann und daher förderlich für sein Selbstbewußtsein ist. Aus diesem Grunde müßen diese Übungen auch positiv aufgebaut werden, damit Dein Hund alleine durch das Hören von "Sitz", Touch" oder "Schau" in eine positivere Stimmung kommen kann, und das funktioniert, wenn man es richtig aufbaut!

    Wenn diese Übungen erlernt sind, kann langsam mit der Gegenkonditionierung begonnen werden, diese gelingt, wenn der aversiver Reitz (der Anblick eines anderen Hundes" mit einem Signal für "Jetzt kommt gleich was ganz tolles von meinem Menschen" gepaart wird, und zwa so oft und so lange, bis sich der aversive Reiz selber zu einem Signal für "Jetzt kommt gleich was ganz tolles von meinem Menschen" geworden ist. Das ist der Part, der unbedingt von erfahrenen Trainern begleitet werden sollte, die Vorübungen solltest Du und alle Mitglieder Deiner Familie "vorarbeiten".

    Da Ihr den Hund ja erst seid sehr kurzer Zeit habt, hat er vermutlich auch noch nicht die Vertrauensbasis aufbauen können, um sich darauf zu verlassen, dass seine Menschen ihn vor ängstigenden Situationen beschützen werden. Das muß ein Hund erst lernen und das kann er nur, indem er die Erfahrung macht, dass auf seine Ängste und andere Empfindungen eingegangen wird.


    Es gibt einige sehr gute Bücher zum Thema:

    "Click to Calm" von Emma Parson

    "How to Right a Dog Gone Wrong: A Road Map for Rehabilitating Aggressive Dogs" von Pamela S. Dennison

    "Das Aggressionsverhalten des Hundes" von James O'Heare

    Ich würde auch unbeding das Buch "Calming Signals - Die Beschwichtigungssignale der Hunde" von Turid Rugaas empfehlen, damit man die Körpersprache der Hunde besser verstehen lernt, so könnt Ihr schneller reagieren, wenn Euer Hund anfängt, eine Situation unangenehm zu finden.


    Trainer, die sich mit dem Thema sehr gut auskennen, findest Du hier: http://www.cumcane.de

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    Shoppy:
    Toller Beitrag, echt klasse!

    Trotzdem nochmal zwei Fragen:


    ??? Den zweiten Halbsatz, ("lernen müssen zu lassen") kannste den nochmal anders schreiben, bitte. Bin mir nicht sicher, wie Du das meinst.

    Ich verspreche, ich werde wieder Korrekturlesen, bevor ich Beiträge abschicke, aber I was in such a hurry....

    Also: Wenn Du Dir vorstellst, was Hunde/Wölfe alles besser bleiben lassen, und/oder ich das anfange, hier aufzuschreiben (mit allen Kommas an der richtigen Stelle, vor allen Dingen :freude: ) dann sprengen wir das Forum. Damit wären die entprechenden Welpeneltern ihr Leben lang beschäftigt - zu einem zweiten Wurf käm es erst gar nicht. (Weil Menschenkinder so unendlich viel lernen müssen (und ich spreche nicht mal nur von der Schule) dauert es immer länger, bis sie das Nest verlassen...). Es ist daher einfacher, es von Naturaus so einzurichten, dass eine Sozialisationsphase zeitlich so angesetzt ist, das sie "gefährliche" Dinge in der Zeit gar nicht treffen (weil sie noch in ihrer Höhle, oder in einem recht engen Radius darum herum wohnen).


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    [...] Aus diesem Grunde wurden die diversen Angsphasen "angewölfelt", die just zu dem Zeitpunkt auftreten, wenn der "Wirkungskreis" der Zwerge sich weiten.


    Und hier komm' ich auch nich' ganz mit. Angstphasen werden "angewölfelt"? Meinst Du bei unseren heutigen Hunden? Oder wie ist das zu verstehen?

    Gruß, Fisch[/quote]

    Ich weiß nicht genau wo der Ausdruck "angewölfelt" herkommt, ich glaube von Herrn Bloch, bin mir aber nicht sicher. Er soll bedeuten, dass das Verhalten, Aussehen, die Entwicklung, oder was auch immer, des Hundes genetisch immer noch so oder zumindest sehr ähnlich, wie die eines Wolfes abläuft. Also schlicht ein spaßiger Ausdruck für "angeboren".

    Genau! Wolfswelpen haben diese Angstphasen, wenn sie anfangen, die Höhle zu verlassen, schließlich treffen sie dort das erste Mal auf völlig neue Sachen, und da muß dann ja vorsichtig zu Werke gegangen werden.
    Dann folgen weitere Angstphasen, wenn die "Kleinen" anfangen sich weiter vom Bau entfernen. Auch hier ist es wieder sinnvoll, sich evtl. vor einem Bären, den man unversehens trifft, zu erschrecken, und zügig das Weite zu suchen. Wenn man dann seine Haut gerettet hat, hat man durch positive Verstärkung gelernt, dass man Bären besser aus dem Weg geht, ausser man ist zu mehreren und muß seinen erlegten Elch verteidigen...
    Dann gibts noch eine Angstphase, nämlich wenn man in das Alter kommt, in dem es passieren könnte, dass man aus dem Rudel geht, weil man z.B. geschlechtsreif wird und selber Alphawolf-Ambitionen hegt, diese im eigenen Rudel aber nicht verwirklichen kann. Also muß man auf Wanderschaft gehen, was potentiell gefährlich ist, weil man ja auf alle möglichen Gefahren stoßen könnte....

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    Gibt es denn vielleicht etwas, womit ich anfangen könnten, dass meine Hündin mehr Sicherheit bekommt??

    Zu Anfang drei Sachen:
    1. Du solltest auf alle Fälle ein "Schau mir in die Augen Kleines" antrainieren. Belohne sie jedesmal (egal wo ihr gerade seid ob draußen oder im Wohnzimmer, wenn sie Dich ansieht) - Dich anzusehen muß das lohnenswerteste überhaupt werden. Wenn sie Dich oft von alleine ansieht, gib dem ganzen einen Namen (z.B "Schau"), damit sie es auch auf Signal lernt - mach ihr dieses Signal zum Lieblingssignal, denn es soll auch noch in für den Hund schwierigen Situationen "funktionieren". Wenn sie Dich ansieht, kann sie nicht gleichzeitig ihren Angstgegner im Auge behalten, sondern sie wendet ihre Aufmerksamkeit Dir zu.
    2. Du wendest Deine Aufmerksamkeit Deinem Hund zu - nicht wie ein Radarturm durch die gegend laufen und ausschauhalten, wovor sie denn als nächstes Angst haben könnte. (Ich bin sonst immer sehr dafür, das der Mensch agiert und der Hund reagiert - hier ist es anders herum). Achte auf die Körpersprache Deines Hundes. Wenn die sagt: "Huch, jetzt habe ich Angst!", schaust Du, was der Auslöser ist. Und an dem Auslöser arbeitet ihr dann, langsam und behutsam und nur soweit, wie Dein Hund das handlen kann.
    3. Bring ihr bei, Deine Hand mit der Nase zu touchen. In der Folge sollte sie Lernen, der Hand mit der Nase zu folgen. Damit hast Du ein "Werkzeug" mit dem Du die Blickrichtung Deines Hundes in jede beliebige Richtung umlenken kanns. --> Falls die Situation so stressig ist, dass sie das "Schau" gar nicht mehr hört, reagiert sie evtl. ehr auf eine vor der Nase auftauchenden Hand, die dann ihren Blick zu Dir umlenkt.

    Hier: http://www.cumcane.de kannst Du ebenfalls zu den schon genannten Adressen, hervoragende Trainer finden!

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    ...sorry, aber das stimmt so nicht. Der Hund kann gar nicht die Verbindung zwischen Gift gefressen und es könnte was vergiftetes auf der Straße liegen, ziehen. Denn dass Gift wirkt ja nicht sofort, sondern meist erst eine Weile später. Somit ist eine Verknüpfung nicht mehr herstellbar. Würde es sofort wirken, dann ist er tot.
    Auch kann der Hund keine Verbindung herstellen, zwischen Straße und angefahren werden. Das einzige was er verbinden kann ist, Auto - tat weh. Dann hätte er aber in Zukunft Angst vor Autos nicht aber vor Straßen. Und wenn er dann bei Straßen ängstlich reagiert, reagiert er .

    Schön, dass Du hier die besten Argumente gegen Lernen über negativer Erfahrung lieferst.

    Es ist nahzu unmöglich vorher zu sagen, was ein Hund mit einem negativen Reiz verknüpft. Es soll Hunde geben, die jetzt fliegenden Sachen (egal ob Marienkäfer oder Fesselballon) panische Angst haben, weil der Elektroschocker (der als Antijagserziehungsmittel eingesetzt wurde) ausgelöst wurde als gerade ein "gefährliches" Insekt über ihn hinweg summte. Der Hund geht immer noch jagen, weil der Gute den Schocker nicht mit dem Karnickel sondern der Hummel verknüpfte...
    Erschwerend kommt hinzu, dass negative Erlebnisse schneller und besser gespeichert werden. Ein negatives Erlebnis reicht also, um IRGENDWAS negativ zu verknüpfen. Es ist eben aber VERDAMMT SCHWIERIG zu steuern, was negativ verknüpft wird. Es versteht sich von selber, dass je mehr Sachen im Leben eines Lebewesens negativ Besetzt ist, das arme Lebewesen eben nicht so glücklich ist, wie eines, dass Erfolg im Beruf, in der Familie und im Sport (was auch immer das jetzt für die einzelnen Lebewesen sein mag) hat.

    Wenn ich einen glücklichen Hund haben will, der tatsächlich "Mein bester Freund" ist, ist es meine Aufgabe, ihn so an MEINE Umwelt heranzuführen, dass er diese als positiv wahrnimmt und "Erfolg" darin hat.
    Denn mit meinen besten (menschlichen) Freunden gehe ich auch nicht wie ein Rüpel um, nur weil mir nicht gefällt, welche Kravate er heute angezogen hat, welches Parfüm sie umweht, oder wenn ihr Wohnzimmer nicht blitzeblank geschrubbt ist.
    Wir sind angeblich die "höhere" Lebensform, die in der Lage ist, zu denken, bevor sie handeln.
    Ausbildung durch "Korretur" zeugt vom Gegenteil, denn hier läßt man handeln, bevor man reagiert!

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    Junghunde lernen über negative Erfahrung ("nicht über positive Bestärkung" Eberhart Trumler), alles andere ist Vermenschlichung.
    Denn würden sie immer ignoriert wenn sie etwas falsches (tötliches)
    tun, hätten wir heute keine Hunde, weil sich die Vorfahren selbst
    ausgerottet hätten. Denn eine Wölfin konnte es sich nicht leisten
    bei (im Schnitt) 3 Welpen pro Jahr, sie über Versuch und Irrtum
    aufwachsen zu lassen.

    Ich fange mal mit dem zweiten Absatz an: Stimmt, das wäre unproduktiv, darum hat Mutter Natur die SOZIALISATIONSPHASE erfunden. Alles was in dieser Zeit kennengelernt wird ist gut, alles was nicht kennen gelernt wird, werden Hunde/Wölfe später als potentiell gefährlich einstufen, und deshalb die entsprechenden Maßnahmen (die drei Fs) ergreifen.

    Giftschlangen oder andere Feinde werden die erwachsenen Wölfe/Menschen nicht in die Wolfswelpen/Hundewelpen Behausung hineinlassen. Die Welpen werden nicht mit Giftpilzen gefüttert, sondern bekommen Nahrung vorgewürgt, oder Beuteteile mit nach Hause gebracht. Da diese Nahrung auch von den erwachsenen Tieren gefressen wird, werden die schon darauf achten, das nichts gefährliches dabei ist (sonst schaffen sie es auch gar nicht mehr zurück zum Bau).
    Jeder der schon mal einen Welpen großgezogen hat, weiß, wie wichtig die Sozialisation ist, denn in dieser Zeit wird die Welt in "Wir" und "Die" aufgeteilt. Wer in der SP nicht zu "Wir" geworden ist, ist logischerweise "Die". Und "Die" machen Angst, denn das macht biologisch Sinn.

    Ob Herr Trumler irgendwann mal gesagt hat "nicht über positive Bestärkung" tut ja wohl nichts zur Sache. Er hat bestimmt viele wichtige Sachen erforscht und hat bahnbrechende Sachen veröffentlicht. Das ändert aber nichts an den Lerngesetzen und die sind für alle Tiere mit einem Gehirn unter Berücksichtigung ihre evolutionäre Entwicklung gleich (damit will ich sagen, das die meisten Vögel in der Lage sind, fliegen zu lernen, Milchkühe aber nicht - Bergziegen können lernen eine Leiter hinaufzuklettern, Nilperde aber nicht...).
    Natürlich lernen Hunde ständig durch positive Bestärkung. Wenn es am Briefkasten rappelt, bellt Hund und schon verschwindet der Briefträger. Wenn der Hund die Nase in den Futternapf steckt, gibts Futter. Hält der Hund den Kopf nur über den Napf, fliegt ihm das Zeug nicht von alleine in die Schnüß! Wenn der 3 Minuten alte Welpe mit Pendelbewegung Richtung Wärmequelle kriecht, wird er die Zitze finden. Wenn der Mensch die Leine in die Hand nimmt, gehts Gassi. Macht der Mensch die Kühlschranktür auf, gibts vielleicht Fleischwurst.......
    Hunde (und alle anderen Tiere) lernen ständig durch positive Verstärkung, denn alles andere wäre unproduktiv! Es gibt nur wenige verhaltensweisen, die sie lernen müßen aber unendlich viele Sachen, die sich lernen müssen zu lassen. Wenn sie ständig nur über negative Erfahrung lernen würden, würden sie schlichtweg verhungern. Und nicht nur sie, die Erwachsenen auch, denn die müßten ja ständig dabei sein, um den Kleinen auf die Finger zu hauen, wenn sie sich gerade anschicken, etwas Falsches zu tun.
    Im Wolfsrudel ist die Erziehungsmethode positive Verstärkung/Ignorieren so zur Kunstform erhoben, dass es offenbar schwer zu erkennen ist: Welpen haben in den ersten Wochen gar nicht die Möglichkeit, entwas faslches zu lernen, weil sie mit diesem Falschen (Zusammentreffen mit Giftschlangen, Bären, Wölfen aus anderen Rudeln, andere Raubtiere, ungesundem Fressen) nicht in Berührung gebracht werden. Was Hänschen nicht (kennen)lernt, lernt Hans nimmermehr (zu fressen).
    Die Wölfin brauchte es sich gar nicht leisten, über Versuch und Irrtum zu arbeiten - das regelt die "Welpenhaltung" während der Sozialisationsphase ganz alleine für sie! Aus diesem Grunde wurden die diversen Angsphasen "angewölfelt", die just zu dem Zeitpunkt auftreten, wenn der "Wirkungskreis" der Zwerge sich weiten.

    Schlicht, aber genial.

    Hallo Chrissi,

    ich denke, Du hast mit Deinem Hund die Signale nicht genügend unter Ablenkung generalisiert.

    Wenn Dein Hund Deine Signale nicht ausführt, weil ein anderer Hund in der Nähe ist, stelle eine Entfernung zu dem anderen Hund her, in dem das Befolgen noch möglich ist (bei Rückrufübungen zunächst an der Schleppleine trainieren!!). Wähl den Abstand wirklich so, dass Dein Hund Erfolg hat, denn Du großzügig belohnst. Nach und nach pirscht Du Dich an den anderen Hund heran.
    Dein Hund hat keine "Flausen im Kopf" - er weiß nur nicht, dass "Sitz" auf der Hundewiese mit anderen tobenden Hunden in Sichtweite das gleiche ist, wie "Sitz" im Wohnzimmer vor dem Sofa.