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Wenn Kuna und Starbuck miteinander spielen und raufen dann konnte ich von Anfang an ein spielerisches Packen im Nacken sehen - von beiden Hunden. Das geht dann auch teilweise mit einem leichten Schütteln einher wobei sich der Gepackte dann meist auf den Rücken rollt und sich ergibt.
Eben, es ist Spielverhalten, beide Tiere wissen, dass sie miteinander spielen, bzw, dass sie ein Verhalten üben. Ein Verhalten, dass in den Verhaltenskreis des Jagens gehört. Durch das Schütteln wird das Hirn kleiner Beutetierer tödlich verletzt oder das Genick gebrochen. Logischerweise klappt das nur bei Beute bis zu einer bestimmten Größe. Generäle schießen ja auch nicht mit Armbrüsten auf ein anrückendes Heer sondern mit Waffen, die der Situation angemessen und wirkungsvoll sind.
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Wenn es aber um bedrohliche oder wiederholt auftretende Situationen geht (Hund läuft auf Straße) da pups ich auf die antiautoritäre Erziehung.
Positive Verstärkung ist nicht gleich antiautoritäre Erziehung. Antiautoritäre Erziehung ist, wenn man sich auf seinen Popo setzt und zuschaut, wie sich die Hunde selber erziehen und nach ein paar Monaten entsetzt ist, wenn Hunde die menschlichen Regeln des Zusammenlebens nicht beherrschen...
Wenn ich WEISS, dass es sich um eine wiederhlte, bedrohliche Situation handelt, kann ich mein auchsotolles Gehirn anwerfen und mir eine Trainingsstrategie ausdenken, die mit positiven Mitteln meinem Hund VERMITTELT, was ich von ihm möchte. Mit aversivern Mitteln kann ich nur deutlich machen, was ich nicht möchte. Was ich möchte, weiß der Hund damit immer noch nicht!
WEnn ich weiß, dass ich das einem Hund nicht "auf die schnelle" erläutern kann, dass es gesünder für ihn ist, nicht auf die Straße zu rennen, ist es schlicht und ergreifend das Produktivste, wenn ich ihn an die von Herr oder Frau Eiszeitmann erfundene Leine nehme.
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Nun ist die Kuna ein Ridgeback und diese Tiere scheinen teilweise garkeine Schmerzgrenze zu haben :shock:
Ich habe selber einen und kenne ca. 20 weitere Ridgebacks, verschiedenen Alters, verschiedenen Geschlechts, kastriert und unkastriert, mit verschiedenen Erziehungsstilen aufgezogene. Sie alle haben eine extrem niedrige "Schmerzgrenze", wobei ich "Schmerzgrenze" als, "reagieren auf Äußerungen ihrer Menschen" definiere. Das interessante dabei ist, wie reagiert wird. Diejenigen, die das Pech hatten, schon mit Klapperdosen, Sprühhalsbändern oder sonstigen aversiven Methoden in Berührung gekommen zu sein, reagieren "von ihren Menschen weg".
Die die möglichst Druckfrei (was nicht gleich Konsequenzlos ist) reagieren "auf ihren Menschen zu". Das heißt, die Klapperdosen-Hunde werden in einer brenzligen Rückrufsituation nicht mit promptem Ausführen reagieren, sondern sich ehr noch weiter weg bewegen oder aber langsam zurückkommen, weil sie gelernt haben, ein aufgeregtes Herrchen mit aversiven Aktionen gleichzusetzen. Hunde, die ausschließlich positiv erzogen wurden, reagieren auch auf ein panisches geschriehenes "Komm", weil sie mit dem Rückruf, dem Menschen und auch sonst, keine negativen Erfahrungen verknüpft haben.
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Ich kann nichts Anstößiges daran finden wenn sich jemand bewusst mit dem Thema auseinandersetzt und darlegt was für ihn und seinen Hund klappt und was nicht.
Ich auch nicht.
Nur:
Der Hund ist in keinem Fall in diesen Entscheidungsprozess einbezogen. Du setzt Dich nicht mit Kuma an den Tisch und diskutierst das Für und Wider des Nackengriffes aus. Du entscheidest Dich dafür oder dagegen, weil es "zu funktionieren scheint". Bei Deinem anderen Hund würde es offenbar nicht funktionieren, weil er sensibler ist.
Ist Dir schon mal der Gendanke gekommen, das Kuma das gleichfalls ziemlich übel findet, dass Du das bei ihr nur nicht wahrnimmst, weil sie eine ganz andere Körpersprache hat, als Dein anderer Hund? Oder weil sie in diesem Moment eben einfach überhaupt gar nicht reagiert, weil sie überhaupt gar nicht versteht, was gerade abgeht?
Einen Hund behandelst Du "nett", weil er leichter versteht was Du möchtest, der andere hat eben selber Schuld?
Es gibt eine wundervolle Studie. Man hat Lehrern zwei Gruppen von Schülern gegeben. Die eine Gruppe war angeblich eine Horde von Hochbegabten, die andere Gruppe waren angebliche strulledoof, um das mal umgangsformisch zu sagen. Tatsächlich waren beide Gruppen aus "Ottonormalschülern" zusammengesetzt. Bei der Studie ist herausgekommen, das die Gruppe der Hochintelligenteren von den Lehrern besser gefördert wurde. Denn wenn sie etwas nicht verstanden, mußte das ja an den Methoden der Lehrer liegen, denn die Kinder waren ja hochbegabt. Bei der anderen Gruppe gingen diue Lehrer offenbar von vorneherein davon aus, dass sie es eh nicht verstehen würden, daher wichen sie auch nicht von ihrer Methode ab und blieben dabei, auch wenn die Hälfte der Schüler nicht mit kam, die waren ja eh zu doof.
Wenn mein Hund also Weg A nicht versteht, muß ich mir einen Weg B ausdenken. Und weg C, und Weg D, bis er es verstanden hat.
ICH muß mich auf dem Arsch setzen und ICH habe die Verantwortung, dass mein Hund versteht, was ich von ihm möchte und zwar auf eine Weise, die für ihn erstens einleuchtend und zweites so human es geht ist.
Der Grund, "es klappt, es geht schnell un ich habe fast kleinen Aufwand" reicht als Kriterium nicht aus.
Einer von den oben genannten Sprühhalsband-Hunden, hat dieses Ding getragen, weil er sich mit Wonne auf den Hintern von Hündinnen stürzte, und weil er gerne andere Rüden angerüpelt hat, und weil er manchmal nicht auf den Rückruf reagiert hat, und weiß der Geier für was sonst noch.
Nach einiger Zeit war der Halter seeeehr stolz, dass der Hund jetzt endlich "kapiert" hätte. Hat er, er hat kapiert, dass aus diesem speziellen Halsband eine bestimmte Anzahl von Sprühstößen rauskommt, bevor das Ding leer ist. Und jep, er ist schmerzlos, er "lößt" seinen Menschen dazu aus, auf den dämlichen Knopf zu drücken, bis das Teil eben leer ist und macht dann fröhlich alles an, was ihm vor die Nase kommt, der Halter kann sich dabei schön die Seele aus dem Leib brüllen. Und er hat auch gelernt, dass er überhaupt nicht angesprüht wird, wenn er das spezielle Halsband überhaupt nicht trägt. Großartige Erziehung!!
Natürlich ist hier, wie sollte es anders sein, der Hund Schuld, der ist doof, angriffslustig, bockig, sturr und wiederspenstig. Aha!
Der Mensch war nicht mal schlau genug, zu merken, was genau sein Hund da lernt, geschweige denn einzusehen, dass das was der Hund da lernt, komplett kontraproduktiv ist! Was für ein trauriges Ergebnis für ein angeblich so hochentwickeltens, überlegenes Lebewesen! Und dummerweise ist das leider kein Einzelfall!
Der Hund hat sich diese Erziehungsmethode nicht ausgesucht. Er hat nicht gesagt: Bitte, ich möchte gerne verstehen lernen, warum ich auf "Bello, hier!" zu meinem Menschen zurücklaufen soll, erklärt es mir mit einem Sprühhalsband, das ist bestimmt ganz einfach, tut nicht weh, und Mensch kann es aus diversen Distanzen betätigen.
Wenn man ihn fragen würde, hätte er vielleicht gesagt, dass er nicht versteht, warum er zurückkommen soll, es lohnt sich schließlich nie für ihn. Wenn er kommt, wird er angeleint und schluß ist mit Spielen. Wenn er zu langsam kommt, wird er angeschnautzt. Wenn er nicht kommt, weil das Spielen gerade so toll ist, und weil er den Ruf vielleicht beim ersten mal gar nicht gehört hat, hält ihn sein Mensch für ein hinterhältiges Biest, dass sich ihm nur ständig widersetzt.
Menschen haben angelblich als einzige Lebewesen überhaupt, die Gabe der Empathie.
Menschen sind angeblich als einzige fähig, Werkzeuge herzustellen und zu benutzen.
Menschen sind angeblich die einzigen Lebewesen, die strategisch Denken können.
Wissenschaftlich inzwischen eindeutig nachgewiesen, dass Tiere, wie Menschen Emotionen haben, sie können vielleicht nicht darüber nachdenken, dass sie gerade Angst vor dem gelben Riesenbagger haben und warum, und was sie dagegen tun können und warum sie das überhaupt sollten, aber sie haben eben Angst vor diesem riesigen, lärmenden Monsterding.
Wenn Menschen diese wunderbaren Gaben der Empathie, des strategischen Denkens und der Fähigkeit des Werkzeuggebrauches tatsächlich in humaner, geplanter Art nutzen würde, bräuchten wir hier nicht seitenlang über Nackenschütteln zu diskutieren.
Ich kann Sabine von Gegenüber bestimmt dazu bewegen, die Treppe schneller herunter zu laufen, indem ich ihr einen "sanften" Schubs von hinten gebe. Ich weiß, dass ich das bei Tante Gerda nicht machen darf, denn sie hat Arthritis und ist auch sehr sensibel, was soetwas betrifft. Sabine von Gegenüber ist da schon raubeiniger, die ist fit, spielt American Football und ist das Herumschubsen gewohnt und hat auch sonst eine ziemlich große Klappe.
Andererseits hat mich meine Kinderstube dazu erzogen, dass man Leute unter keinen Umständen schubst, und schon mal gar nicht, wenn sie gerade die Treppe heruntergehen, denn sie könnten z.B. stürzen.
Menschen erziehen Hunde mit Methoden "die klappen", weil sie eben nicht darüber nachgedacht haben, was diese Methode in ihrem ihnen anvertrauten MITGESCHÖPF auslösen könnte. Sie machen es, weil es "zu klappen scheint", weil es "immer so gemacht" wurde, weil "der Trainer" es so gesagt hat, weil es im Fernsehen so gezeigt wurde.
JEDE Erziehungsmethode hat Nebenwirkungen!
Bei der Positiven Verstärkungsmethode ist die gefährlichst, dass der Hund etwas zu rundlich werden könnte, wenn ihn das Lernfieber gepackt hat. Allerdings hat ja der Mensch die "Pfote" mit dem oponierenden Daumen und ist daher der einzige, der in der Lage ist, die Futtertüten zu öffnen und daher in der Lage, die Menge zu regulieren, die der Hund zu fressen bekommt.
Der Hund könnte auch eine schwindelerregende Anzahl von Tricks lernen, die er abspuhlt, wenn er in einer Situation ist, die er nicht kennt und daher leicht suspekt findet. Positiv erzogene Hunde sind oft recht selbstbewußt und in der Lage, Probleme zu lösen, weil sie eben genau dieses gelernt haben. Sie haben gelernt, wie man lernt und wie man Probleme bewältigt.
Aversiv erzogene Hund sind je nach Temperament:
- selber aversiv
- sind erlernt hilflos
- können Probleme nicht selbstständig lösen
- verfallen in "aberzogene" Verhaltensweisen zurück
- finden angstauslösende Reize noch viel schreicklicher als zuvor, weil zu dem blöden Reiz auch noch eine negative Einwirkung vom Menschen dazukam
- trauen ihrem Menschen nicht, weil der für sie unberechnebar reagiert
- verknüpfen Sachen, die nichts mit der Situation zu tun haben, negativ und haben somit mehr Probleme als zuvor
und so weiter und so weiter und so weiter.....