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Hört sich sehr logisch an!!! Und so wie ich Dich durch Deine bisherigen ungemein informativen Beiträge kennengelernt habe, verrätst Du uns jetzt sicherlich auch noch, wie man sich bestmöglichst in dieser Situation zu verhalten hat. Oder andersherum, bitte verrat mir, wie man sich in dieser Situtation als HH optimalerweise zu verhälten hat.
DAS ist das schwierige, ich denke, dass hängt sehr vom Hund, von der Situation, vom Halter und davon ab, wie man sich bisher in solchen Situationen verhalten hat - schließlich würde es dem Hund bestimmt tatsächlich extrem seltsam vorkommen, wenn HH plötzlich extrem aufdringlich wird, wenn ein Gewitter wütet, wenn HH vorher konsequent ignoriert, und vielleicht noch genervt vor sich hingeschimnpft hat.
Zunächst sollte man also genau gucken, wie Hund reagiert: zieht er sich zurück? Quetscht er sich in eine Ecke oder presst er sich gegen seinen Halter (das könnte dafür sprechen, dass TT-Körperband, enges T-Shirt und feste Massage helfen würden. *)
Läuft er aufgeregt durch die Gegend? Wurde bereits mit Konditionierter Entspannung gearbeitet? Nimmt der Hund noch Leckerchen an?
Ich kenne mich nicht mit Bachblüten und Homöopathie aus, aber ich weiß, dass es wirkungsvolle Mittel gibt, die bei Geräuschangst (bei anderen Ängst, andere Mittel) helfen können - man sollte einen auf dem Gebiet kompetenten Menschen aufsuchen, und gemeinsam erarbeitet, welche Mittel in welcher Dosierung hilfreich wären.
Es gibt DAP (Dog Appeasing Pheromon). Das ist ein Pheromon, dass die Mutterhündin während des Säugens abgibt, und das somit für alle Welpen (die nicht per Hand aufgezogen wurden) als extrem positiv und beruhigend verknüpft wurde - dieses gibt es u.a. als Spray z.B. beim Tierarzt zu kaufen.
Körperbänder, enge T-Shirts und feste Massagen helfen, weil durch Druck das Hormon Oxitozin ausgeschüttet wird, welches entspannend und beruhigend wirkt (Wen das mehr interessiert, sollte mal "Temple Grandin googlen, Grandin ist Dr.PhD und Autistin, und hat zur Selbstberuhigung eine "Squeeze Maschine" für sich entwickelt...)
Es gibt Trainer, die mit einem konditionierten Entspannungssignal arbeiten.
Dieses Signal (das kann ein Wort, z.B. Ruuuuuuuuuuuuuhig, sein, oder ein gesummter Ton, oder eigentlich egal was...) wird konditioniert indem es mit einem entspannten Zustand des Tieres gegeben wird: Hund liegt total entspannt und läßt sich genüßlich den Bauch kraulen - man sagt das Signal. Immer mal wieder während der entspannten Phase wiederholen (das Signal) und in möglicht vielen entspannten Phasen wiederholen, damit es wirklich zu einer guten Verknüpfung kommt. Man kann das Signal noch verstärken. z.B. indem man während dieser Entspannungskraulerei DAP einsetz: man kann es auf ein Halstuch sprühen, das man dem Hund umlegt.
Man kann und sollte mit GeräuschCDs gegenkonditionieren/desensibilisieren, bei GEwitter und Sylvesterknallern ist das schwieriger, weil hier oft nicht nur das GEräusch, sondern auch der Geruch, das Licht und/oder der luftdruck eine Rolle spielen können, trotzdem sollte man eben so viele Punkte "bearbeiten" wie möglich sind, denn die Reize "stapeln" sich quasie aufeinander (Gewitter= Donner + Blitz + Luftdruck + mein Mensch ist nicht da für mich) - wenn man wenigstens eins oder zwei davon gegen Null "fahren" kann, ist der Gesamtreiz auch viel geringer, sprich es wird vielleicht keine Riesenpanik mehr ausgelöst, sondern nur noch ein mehr oder weniger geringes Unwohlsein.
Wenn ich es mit einer Ausgewachsenen Gewitterphobie zu tun hätte, würde ich es möglichst mit einem umfassenden Rundumschlag probieren:
Ich würde mit einem Heilpraktiker das geeignete Mittel (oder mit dem Tierarzt ein geeignetes Beruhigungsmittel) finden, ich würde entsprechende Massage/Körperband-Techniken anwenden, ich würde DAP einsetzen und mit dem konditionierten Entspannungssignal arbeiten. Und wenn Hund in der Lage ist, zu Essen (oder das später durch herabsetzung des Stresslevels wird) würde ich extrem leckers GEgenkonditionierungs-Essen anbieten.
Ich würde nicht aufgeregt hinter dem Hund herrennen, nicht auf das arme Tier einplappern, aber ich würde es per Leine an blinder Fluch hindern und möglichst Körperkontakt herstellen (Oxitozin...) und mich selber möglichst entspannt und ruhig verhalten, um meine Emotion auf den Hund zu übertragen.
Und ich würde herausfinden, wie man ganz allgemein das Selbstvertrauen des Hundes aufbauen kann: je mehr Hund kann, je mehr positive Erfahrungen er mit neuen Situationen (Fortsetzung der Sozialisierung bis ins hohe Alter!!!) macht, desto gelassener wird er allgemein werden und das wirkt sich eben auch in "Paaaaaaaaaaaanik"-Situationen aus.