Ich schockele Deinen Beitrag mal ein bißchen durcheinander ;D
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Ich würde gern mit meiner Hündin durch den Wald gehen. Leider dreht sie bei den vielen Spuren total auf.
Ich würde da mit einer Kombination von Entspannungstraining und dem shapen von Aufmerksamkeit ran gehen. Über ersteres kannst Du hier nachlesen: http://www.easy-dogs.net/home/blog/trai…grundlagen.html
und hier:
http://cavecani.de/wissenswertes/…-hundetraining/ an den Beiträgen sind jeweils noch weiterführende Links dran)
Das Shapen von Aufmerksamkeit ist gerade mit einem schnuffelsüchtigen Hund ganz einfach
finde ich. Leine sie an die Schleppe an, wenn ihr in den Wald geht. Lass sie erstmal so mittellang. Wenn sie was interessantes zum schnüffeln gefunden hat, gehst Du zu ihr und sammelst dabei die Schleppe ein, sodass sie nicht rumrasen kann. Irgendwann wird sie weiter wollen, aber nicht können, weil sie ja jetzt nur noch wenig Leine hat. Deshalb wird sie sich IRGENDWANN zu Dir umwenden: Clicken (oder Markerwort) sagen, und nach einem "geh schnüffeln" läßt Du ihr wieder mehr Leine, damit sie weiterlaufen und schnüffeln kann. Du läßt sie 30 - 60 Sekunden schnuffeln, dann sammelst Du wieder die Leine kürzer und wartest darauf, dass sie sich bei Dir eincheckt. Clicken, "geh schnüffeln" sagen, Leine geben.
Belohnung ist, dass sie weiter schnüffeln darf - da sie das genau will, ist es die hochwertigeste Bestärkung in dieser Sitution, die Du einsetzen kannst, deshalb wird "zu Dir umsehen" bestmöglich bestärkt.
Wenn Du den Eindruck bekommst, dass sie "Dich angucken" gezielt macht, damit sie weiter schnüffeln kann, TSCHAKKA, erster Lernschritt erreicht. Dann fängst Du an, einen Zwergenrückruf einzubauen. Da Du ja eh nur ein-zwei Schritte von ihr weg bist, ist das ja nicht so schwierig und mir würde anfangs auch ein Schritt auf mich zu reichen, clicken "geh schnüffeln" und Leine geben.
Alternativ könntest Du eine andere sehr leichte Aufgabe (vielleicht "Sitz" oder "Fingertouch" abfragen, um es eine Winzigkeit schwieriger zu machen, bzw. um ein bisschen mehr "Leistung" für das "Schnüffelndürfen" einzufordern.
Das geht meist sehr gut, weil ja weitergeschnüffelt werden darf und die Hunde merken, dass man es ihnen ja nicht verbieten will, sondern sie einfach nur ab und an was ganz leichtes machen sollen. Das, was sie da machen, wird wiederum durch das anschließende Schnüffeln dürfen so hochwertig belohnt, dass sie das total gerne machen. Nach und nach formt man sich so einen Hund, der sich gerne beim Schnüffeln unterbrechen läßt und der sich selber immer wieder und sehr gerne bei Dir eincheckt, denn das hat sich ja immer gelohnt! ;D
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Es ist total schwer sie auf dem Weg zu halten, sobald ich die Leine lang stelle oder die Schleppleine dran habe, geht sie nach links und rechts schnüffeln. Sobald sie etwa interessantes riecht möcht sie die Spur verfolgen und dann richtig in den Wald rein.
Meine Hunde dürfen auch rechts und links neben dem Weg schnüffeln - soweit die Schleppleine eben reicht. Zwischendurch erwarte ich, dass sie wieder bei mir auftauchen, irgendwas mit mir machen, bevor sie wieder ihr Ding machen dürfen.
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Ich übe schon seit Wochen. Sobald wir uns dem Wald nähern dreht sie hoch. Ich kann sie dann noch ein paar Minuten bei mir halten. Indem ich sie Leckerlies suchen lasse. Aber immer nach ein paar Minuten dreht sie hoch.
Oh fein. Da hast Du ja eine Möglichkeit gefunden, wie du ihr beim Runterfahren helfen könntest.
Ich würde das einfach ÖFTER machen - also schon bevor sie sich wieder hochgefahren hat.
Du kannst es auch in den oben beschriebenen Ablauf einflechten - warten, bis sie sich bei Dir eincheckt - Leckerchen suchen lassen, und wieder zum "geh schnüffeln" schicken.
Und wenn das gut klappt: einchecken, clicken, Leckerchen suchen, leichte Aufgabe stellen, clicken, Leckerchen suchen lassen, und dann wieder schnüffeln schicken.
Ausserdem: Lass sie erst gar nicht so hoch drehen. Da hilft dir das Entspannungstraining.
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Es interessiert sie dann auch nicht ob ich den Ball werfe oder mit ihr hin und her renne. Natürlich funktioniert das Zurückrufen dann auch nicht. Sie möchte dann nur die Spuren verfolgen.
Logisch, das passt alles nicht zur Motivation. Ich benutze "mit MIR Spuren ausarbeite da als Belohnung". Gemeinsam "jagen" ist was großartiges. Oder eben irgendwas, was der derzeitigen Motivation des Hundes entspricht und zugestanden werden kann - vielleicht ist das manchmal nur "hinter dem flüchtenden Wild hergucken dürfen" und dann (evtl nach einer Entspannungsrunde) ein Stück der Spur folgen (an der Leine).
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Meist muss ich sie dann an die kurze Leine nehmen und ganz langsam den Wald verlassen. Das ist so schade. Ich möchte doch nicht nur an der kurzen Leine durch den Wald. Ich werde auf alle Fälle mal das Rückrufspiel versuchen. Da kann sie rennen und kurz schnüffeln, dann muss sie wieder zu mir und kann weiter schnüffeln.
Genau, der Trick ist, dass sie zunächst ganz viel Gegenleistung (=schnüffelndürfen) für ganz wenig Leistung (mit Dir was machen) bekommt, und Du diese Anteile so langsam aber hartnäckig verschiebst, dass ihr das gar nicht auffällt.
Ausserdem arbeite ich gerne mit dem Aufbau von Gewohnheiten. Hunde sind genauso schlimme Gewohnheitstiere wie Menschen. Man kann also aus der Gewohnheit "im Wald wird wie irre geschnüffelt und hund bekommt nix mit" auch eine andere Gewohnheit basteln, das erfordert aber eben anfangs ziemlich viel Arbeit. Ich lasse also gar nicht so lange schnüffeln (höchstens eine Minute) und erwarte dann nur minimale Leistung - aber eben SEHR OFT. Und das verschiebe ich dann, wie oben beschrieben.
Eine weitere Möglichkeit, sich "Gewohnheitsbildung" UND die Tatsache, dass Hunde Ortslerner sind, zu nutze zu machen, ist, sich bestimmte "Spielplätze" auf der Strecke einzurichten, d.h. an bestimmten Stellen übt man immer bestimmte Sachen, an anderen Stellen spielt man immer gewisse Spiele, an anderen (vielen) Stellen macht man immer Entspannungsübungen. Dadurch hat man nachher sowas wie eingebaute "Verkehrsampeln" auf der Strecke, an denen die Hund erwarten, dass da bestimmte Sachen stattfinden und daher darauf eingestellt sind - und ein gemeinsamer Bestandteil ist ja immer: Kooperation mit seinem Menschen.
Die Nicole hat dazu ein SUPERTOLLES Video gemacht - das ist Talis Waldspielplatz - Natürlich ist das SEHR fortgeschrittenes Training, denn auch Tali war anfangs sehr von seiner Umwelt gefangen genommen und nur schwer in der Lage, sich auf irgendwas, was sein Mensch von ihm wollte, zu konzentrieren. Aber das kann dabei rauskommen, wenn man nur etwas gezielt übt.
Weitere Info - der Hund gehört ihr gar nicht und sie übr wirklich nicht häufig, dafür dann aber sehr gezielt. Ich finde es einfach nur GEIL!!!
http://www.youtube.com/watch?v=y_S02k…0Y5YMiourXDuwTU
Ausserdem clicke ich ALLES was an freiwilliger Aufmerksamkeit kommt. Dazu muss man genau beobachten.
Es hilft auch enorm, sich Gedanken zu machen, was dem Hund im Wald denn noch so Spaß machen könnte. Auf Baumstämme hüpfen, im Laub buddeln, Tannenzapfen suchen, verfolgen... Reizangelspielen... Und das dann möglichst Abwechslungsreich einbasteln.
Wenn Du da noch weitere Anregung brauchst, solltest Du mal hier im Blog schnüffeln: http://www.easy-dogs.net/home/blog/trai…nungsguide.html
Da gibt es ganz viele "Belohnungsguides" - die ganz auf den jeweiligen Hund individuell zugeschnitten sind. Ich glaube es waren über 50 Einsendungen. Da kann man sich aus vielen Listen die Belohnungen rauspicken, die für den eigenen Hund passen, oder passen könnten, oder die für den eigenen Hund anpassbar sind.
Dann muß man sich noch etwas Gedanken darüber machen, wann und wie man diese Sachen als Belohnungen einsetzen kann - denn nicht immer passen alle zur jeweiligen Motivation des Hundes: Crispel findet Ganzkörperabrubbeln großartig, aber nicht als Belohnung für einen Rückruf von Wild...
und dann gibt es auf der Easydogs Seite auch noch einen dreiteiligen Artikel von der Ute Blaschke-Berthold zum Thema Belohung, Bestärkung und Motivationen, der ist unbedingt lesenswert!
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Gibt es noch eine andere Möglichkeit wie ich sie mehr auf mich konzentrieren kann? Dummy ist nicht so ihr Fall. Wir lassen sie deshalb ihren Ball aportieren. Aber wie schon gesagt, in dem Moment ist der Ball uninteressant.
Aber in anderen Situationen findet sie den Ball schon interessant? Dann belohne erstmal in DEN Situationen mit dem Ball - dann ist schon dadurch eine spannende Abwechslung gegeben.
Ich lasse immer eine Liste schreiben mit dem, was der Hund am liebsten macht, in verschiedenen Situationen. (siehe oben, der Belohnungsguide ;D) Denn da gibt es im Wald ja vielleicht noch viel mehr: Vögel beobachten, durchs Laub rasen, im Sand buddeln, Leberwurst von einem Baum ablutschen, um Bäume herum flitzen (das geht dann logischerweise erst, wenn die Leine zumindest schleppen kann.)
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Ich hab auch mal ne Frage. Wenn ich meinen Hund rufe und er schnüffelt z.B. einfach weiter, was mache ich da? Warten bis er fertig ist und ihn erneut rufen? Lernt er da denn nicht: "Ich schnüffel erst zu ende und die alte ruft eh nochmal?" Oder gehe ich zu ihm hin und leine ihn an? Oder wenn er eine Spur aufnimmt und los rennen will und am Ende der Schleppleine ist. Was mache ich da? Warten das er irgendwan zu mir Kontakt aufnimmt? Oder in die andere Richtung gehen und ihn die ersten Schritte leicht mitziehen?
Im Aufbau würde ich erst rufen, wenn sie fertig ist mit schnüffeln. Allerdings würde ich "unendliches schnüffelnkönnen" listig verhindern, indem der Hund eben an einer (Schlepp)leine ist.
Wenn ich mich "vertan habe" und der hund auf das Umorientierungssignal nicht reagiert (aber auch nicht so kopflos erscheint, dass ich hingehen und einsammel müsste, beginne ich, das Ankersignal zu geben, mit dem ich den Hund dann aus seinem Tun "raussauge".
Wenn GAR nichts geht, hangele ich mich an der Schleppe Richtung Hund. Ich ziehe auf KEINEN Fall zu mir rann, denn der Hund lernt daraus genau eine Sache (okay, zwei *gins*): Wenn die Leine dran ist, kann sie mich ranschleifen!!! (ohne Leine kann sie das nicht....).
Wann immer es geht, WARTE ich darauf, dass der Hund sich bei mir eincheckt, denn das ist ja genau das Verhalten, was man EIGENTLICH haben will. Eigentlich will man doch (oft, nicht immer) einfach so durch die Gegend stapfen, und dabei nicht so sehr auf den Hund achten, sondern der Hund soll auf seinen Mensch achten. Gell? Daszu muß der Hund da aber von alleine drauf gekommen sein (denn sonst lernt er ja, dass er darauf warten soll, dass sein Mensch ihn anspricht), und es muß sich richtig gut gelohnt haben.
Ich übertrage damit die Verantwortung, dass es Weiter geht, und damit weitere für den Hund spannende Sachen passieren können, an den Hund. Wenn der sich nicht zu mir umdreht, stehen wir eben laugweilig in der Gegend rum... Das ist öde. Hunde hassen öde!!