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Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Ich hab aber noch Fragen.
Mit dem Geschirrgriff arbeite ich schon. Habe ich im Wald auch schon eingesetzt, wenn nichts mehr ging. Ihr hilft dann auch einfach mal 5min sitzen und warten. Leider nur kurz, wenn wir mitten im Wald sind und die Reize um sie herum ja nicht weniger werden. Bei den normalen Strecken wo man z.B. mal Tauben sieht geht es gut. Da sind die Tauben ja auch mal wieder weg. Ich muß noch ein Entspannungsignal aufbauen. Bloß wenn ich Geschirrgriff + Entspannungssignal alle 5 Minuten mache, ist es nicht mehr entspannend, oder? Also kann ich das nur dann machen wenn sie extrem hippelt.
Das ist ein Denkfehler.
Es ist viel schwieriger, sich aus eine sehr hohen Erregungslage wieder zu entspannen, als um eine niedrigere Erregungslage zu "pendeln" - mal ein bißchen höher, dann mit Hilfe des Entspannungssignals wieder runter... etc. Man fährt erst gar nicht so hoch, kann länger im "Mit-Denk-Modus" bleiben, ist besser ansprechbar.
Bei dem "ich kann doch nicht alle fünf Minuten Geschirrgriff + Entspannungssignal machen" grinsen.
Samstag hatte ich mit dem Gandhi eine Situation, da ist unser "Mitspaziergänger" samt Hund "weggelaufen" - sie wollte schnell zum Auto vorlaufen, um auch den anderen Hund noch kurz raus zu lassen.
Gandhi hat spontan entschieden, das das so nicht geht, und das er umgehend hinterherrasen will. Ich war da leider ganz anderer Ansicht. Da an "vernünftig an der Leine gehen" nicht mehr zu denken war, ich mich nicht hinterherschleifen lassen wollte, ihn aber auch nicht einfach los lassen konnte (wir waren auf einem Fahrradweg unterwegs), sah das dann so aus:
Einen Schritt gehen, "Stop" (Hund steht, juchu), "Sitzen"..... geht nicht.... "Gandhi, sitzen" geht immer noch nicht, also nochmal "Stop", dann ins Geschirr greifen...
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen" .... geht nicht.... "Gandhi, sitzen", geht immer noch nicht, also "Stop" Hund sitzt, click "Weiter".
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen" .... geht nicht.... "Gandhi, sitzen", geht immer noch nicht, also "Stop" Hund sitzt, click "Weiter".
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen" .... geht nicht.... "Gandhi, sitzen", Hund sitzt, click "Weiter".
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen" .... geht nicht.... "Gandhi, sitzen", Hund sitzt, click "Weiter".
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen", Hund sitzt, click "Weiter".
Einen Schritt gehen, "stop" (Hund steht, juchu) "Sitzen" Hund sitzt, click "Weiter".
Zwei Schritte gehen...
Der arme, arme Hund. Hat ziemlich schnell verstanden, dass es umso schneller hinter dem anderen Hund her geht, je vernünftiger er an der Leine läuft, und je schneller er auf ein "Stop" reagiert...
Und dann konnte er sich eben auch zusammen reißen und an lockerer Leine gehen UND wieder fressen, das ging nämlich erstmal nicht, weshalb es als Belohnung das "Weiter" gehen dürfen gab.
Der hätte sich weder von alleine wieder runter gefahren. Das mußte ich erstmal irgendwie bewerkstelligen, und als er einigermaßen wieder unten war, mußte ich immer abwägen, geht noch ein Schritt, oder kachelt er mir dann wieder rein?
Gandhi kann inzwischen in ziemlich hoher Erregungslage immer noch einigermaßen mitarbeiten. UND er kann ebenfalls inzwischen ziemlich schnell wieder runter kommen. Aber das war ein ganz schönes Stück Arbeit - und wird es vermutlich immer ein wenig bleiben, weil er einfach ein kleiner Raketenhund ist, der alles in Turbogeschwindigkeit macht.
Wenn ich ihn ließe, würde er nur am Rad drehen. Manchmal muss ich ihm mehr helfen, manchmal weniger, je nach dem, welche "Aufreger" da sind - oder eben nicht ;D
Wenn ich mal einen Tage einfach nur mit ihm rumschlubben will, gehen wir in einer Gegend wo ich weit gucken kann, wo selten irgendwas "los" ist, und wo er einfach rennen, schnuppern, sich wälzen und buddeln kann, und ich sein "bei mir einchecken" einfangen und bestärken kann.
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Das mit dem Einsammeln werde ich machen. Bloß bei ihr ist das so. Sie schnüffelt und möcht in den Wald. Dann würde sie ja nach ein paar Metern ans Ende der Leine kommen (bei meiner 15m Schlepp ist dann die Hälft 7,5m). Dann gehe ich zu ihr hin und warte auf Blickkontakt. Da stehe ich aber schon im Wald und nicht mehr auf dem Weg. Jetzt schaut sie mich an und es gibt Klick+Kuck weil sie ja weiter schnüffeln darf. Da läuft sie ja dann immer weiter in den Wald. Habe ich das jetzt so richtig verstanden? So komm ich ja nie auf den Weg zurück und laufe ihr eigentlich nur nach. Wenn sie am Wegesrand bleibt ist die Idee super. Da werde ich das machen. Leider will sie ja aber oft mitten in den Wald. Was mache ich da?
Nach dem "schnüffeln dürfen" wieder zurück auf den Weg gehen
Das sind dann die "Leistungen", die Der Hund zwischen drin immer wieder mal erbringen muss. Das kannst Du durch einen Rückruf machen, oder "an lockerer Leine zurück Richtung weg" oder halt die zu findenden Leckerchen so streuen, dass sie wieder zum weg zurück führen, etc.
Du kannst mal gucken: meistens sind das, wo die Hunde in den Wald abbiegen, Wildwechsel - sprich auf der anderen Seite des Weges ist NOCH einer - Du wirst ihr Held, wenn Du ihr zeigst, dass es DA vielleicht auch spannend ist.
Nach einer Weile lernt man sie erkennen, auch die Mauswechsel!! Wenn ich so einen frenetischen "Wildanzeiger" habe, dann mache ich ihn auf jeden einzelnen Wildwechsel aufmerksam, den er vielleicht übersehen hat. Ich setze sowas sogar auf Signal, damit ich das als Belohnung ankündigen kann.
Damit klinke ich mich als "Jagdgehilfe" in das Geschehen ein, und bin nicht mehr die Blöde Spaßbremse. Gut, ich bin vielleicht völlig unfähig, weil ich immer nur alte Spuren finde, aber der gute Wille zählt ;D
Darum geht es im Prinzip, dass man aus zwei Einzelkämpfern mit gegensätzlichen Zielen eine Kooperationsgemeinschaft mit gangbaren Kompromissen schmiedet. Ich arbeite immer lieber mit jemandem Zusammen, der zumindest einen Teil meiner Bedürfnisse befriedigt, als einem, der immer alles verhindert, und bei dem ich gar nichts darf. Das ist für den Hund garantiert nicht anders.
Ich kenne eine Frau, die hat als Belohnung "Du (also der Hund) sagst, wo es weiter geht" - und dann geht es eben tatsächlich auch mal immer weiter in den Wald.
Bei uns gibt es neben den breiten Waldwegen auch schmalste Trampelpfade, auf denen man mitten durch den Wald stapfen kann, versuch doch mal sowas zu finden.
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Bei manchen Wäldern wo wenig Wild ist oder auf der Wiese ist es viel besser. Da kommt sie auch von sich aus zu mir, da lobe ich immer. Manchmal laß ich sie da ein paar Schritte neben mir laufen, oder ich laß sie einen Fingertouch machen oder laß sie durch die Beine gehen oder mal ein Leckerlie suchen. Da mache ich auch mal verschiedenes hintereinander. Also so änlich wie du schon vorgeschlagen hast. Wenn sie im Wald ansprechbar ist, mache ich das da natürlich auch.
Supi - dann würde ich jetzt erstmal ganz viel in solchen Gebieten unterwegs sein - einfach damit sich diese Gewohnheit einstellt, und sie nicht die ganze Zeit gefrustet ist. Frust ist der kleine Bruder der Aggression - wenn man einen Hund zu viel frustet, kann das leicht in Aggression umschlagen, das will man natürlich nicht.
In "schwierigere" Gebiete würde ich nur selten, und dann ganz gezielt um üben fahren und dann auch nur relativ kurz - also vielleicht nur für eine Viertel bis zu einer Halben Stunde und dann ab irgendwo hin, wo sie sausen, schnüffeln und rumtoben kann. Oder alternativ nach Haus. Das ist oft sogar schlauer, weil konzentriertes Arbeiten natürlich anstrengend ist, und man wirklich gut lernt, wenn man danach direkt darüber schlafen kann!!
Aber wenns ziemlich frustend für den Hund war, finde ich es besser, den erst noch abzubauen.
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Leider rennt sie immer vor sobald sie ein Leckerlie bekommen hat. Sie versucht nie noch etwas neben mir zu gehen um noch eins zu bekommen. Obwohl ich schon versuche durch noch eine Übung ihr zu zeigen, dass sie noch mehr Leckerlies bekommen kann. Das sieht dann z.B. so aus: sie kommt zu mir und ich sage fein, sie läuft 5 Schritte neben mir Klick+Leckerlie, sie will wieder loß renne also sage ich touch, sie bremst und toucht meinen Finger, Klick+Leckerlie, sie rennt wieder vor.
Jup, kenne ich. Liegt oft daran, dass die Bestärkerfrequenz viel zu niedrig ist.
Ich mach das so, dass ich sofort wieder clicke. Also noch bevor wir wieder losgegangen sind. Oder direkt nach dem ersten Schritt. Oder Direkt danach kommt schon das nächste "Touch".
Ausserdem gebe ich halt, wenn "Koopereationszeit" um ist, entweder ein Freigabesignal (bei mir "Okay!") oder halt so was wie "Geh schnüffeln", "Lauf", "geh spielen" oder so etwas, damit der Hund auch weiß "jetzt draf ich wieder machen, was ich mag."
Die Wechsel zwischen "Freizeit" und "Kooperationszeit" sind anfangs halt schnell: Damit der Hund sich nicht durch seine Umwelt so hoch fährt einerseits und andererseits, damit ich ihn nicht durch zu viel "Du muß dies und das machen" frustriere.
Ich mache das "Kooperieren können" so leicht wie das nur irgendwie geht. Das muß man eben ein wenig austesten, wie man das am besten hinbekommt.
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Das kann ich 100x wieder holen. Sie muss erst vor rennen und paar Schritte gehen, bis sie wieder zu mir kommt. Sie soll nicht ständig neben mir gehen. Es wäre halt nur schön wenn sie 1xmal sagen würde, nicht immer:"Ich lauf weiter neben dir, vielleicht gibt es da noch was." Ich hoffe das das mit der Zeit kommt.
Ja, das kommt dann tatsächlich, jedenfalls, wenn man nicht "genörgelt" hat, und die "Kooperationszeit" für den Hund wirklich einfach hinzubekommen und belohnenswert war. Dann wird man die manchmal gar nicht mehr los - das ist der Moment, wo ich es liebe, Rückrufspielchen zu spielen ;D Man kommt gar nicht so schnell weg, wie sie 'schreien' "BIN SCHON DAAAAAA!"
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Beim an der Leine gehen ist es schon auch schon besser geworden. Also es gab Leckerlie und sie ist nicht gleich wieder an das Ende der Leine gerannt. Da machen wir langsam große Vortschritte. Es ist halt immer schwer. Man weiß sobald man sie belohnt. Ist sie weg. Warte ich mit der Belohnung bleibt sie da.
Logisch, die wenigsten Menschen belohnen gleich wieder, wenn sie grad haben, also lohnt sich dableiben nicht *grins*
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Wie machst du das "mit MIR Spuren ausarbeiten"? Ich bin da irgendwie zu blöd.
Na, man geht eben einfach mit, wo sie so langschnuffeln. Der Kompromiss ist, dass halt nur so schnell vorwärts geht, wie der Mensch geht und nur so lange, wie der Mensch mitkommt.
Ich sage bei sowas in Abständen "wo ist die Spur" oder ähnliches, damit der Hund eben gleichzeitig wieder eine Vokabel für sein tun erlernt.
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Wenn sie hinter dem Wild herguckt wird sie leider wilder. Mal kurz geht es. Dann will sie hinterher und pfietscht und bellt und will in die Leine springen. Da mach ich den Geschirrgriff und muß mich leider vor sie stellen. Sonst wird sie immer hippliger.
Ich würde mal testen, was passiert, wenn sie im Geschirrgriff hinterher schauen darf. Ich arbeite in dem Fall mit "Zeigen und Benennen" auch wenn der Hund da anfangs hibbelt. Der Gandhi hat nicht nur gehibbelt, der hat mich mit Bocksprüngen des öfteren ausgehebelt. Trotzdem fällt es ihm leichter, sich von dem Dings abzuwenden, wenn er wieder hingucken darf.
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So warte ich auf Blickkontakt dann gibt es Klick+Leckerlie, mehrmals und dann laß ich sie Leckerlies suchen. Wenn ich dann an die Spur komme dreht sie extrem hoch. Da würde ich das dann mit dem Einsammeln versuchen.
Jetzt habe ich es immer so gemacht. Wenn sie ins Ende der Schleppleine ist, mußte sie zu mir kommen. Entweder von allein, oder mit einem leichten Zug oder auf Befehl. Da ist es wohl besser sich ranzuhangeln und auf Blickkontakt zu warten.
Jep, meiner Erfahrung nach schon. Ich neige auch immer noch ein wenig dazu, den Hund anzusprechen - obwohl ich merke, dass das nicht wirklich hilft.
Wenn der Hund SEHR gerne Leckerchen nimmt, dann probiere ich, wenn ich mich dann rangehangelt habe, was passiert, wenn ich ein Leckerchen durch sein Gesichtsfeld werfe. Da Hunde ja so verdammt gut auf schnelle Bewegungen reagieren, hüpfen manche ganz automatisch dem fliegenden Keks hinterher. Und schon haben sie für einen Moment das eigentliche Ziel aus den Augen verloren und die Aufmerksamkeit ist geteilt - und dann reagieren sie möglicherweise auch auf ein Umorientierungssignal...