Ich glaube noch nicht mal so sehr, dass Hunde Sichtzeichen "bevorzugen". Der Punkt dürfte sein, dass Sichtzeichen meist eindeutiger sind, da vom Menschen ohne Nachdenken, "spontan" gemacht werden. Es sieht immer in etwa gleich aus. Die Sprache hat dagegen so ihre Tücken. Die Stimme ist mal aufgeregt, mal ruhig, mal wird das Wort schnell gesprochen, mal langsam, dann wird es in Sätze verpackt oder taucht im Alltag auf, ohne dass der Hund gemeint ist.
Und es spielt sicher eine große Rolle, wie man Kommandos aufbaut. Lehrt man den Hund Sitz, indem man eine Hand mit Futter über seinen Kopf führt, konzentriert er sich auf das Futter und auf die Handbewegung. Das Wort nimmt er kaum wahr, es ist ja auch völlig unerheblich in der Situation. Da ist es dann schwieriger, hinterher das Wort einzuführen.
Ich habe hier beides: meine Hündin hat die Grundkommandos hauptsächlich über locken gelernt. Sie hat sich sehr lange schwer damit getan, Sitz und Platz alleine aufs Wort hin zu unterscheiden. Meist hat sie sich anfangs einfach auf Verdacht ins Platz geworfen. Genauso hat sie gebraucht, um eine korrekte, gerade Grundstellung beim Fuß einzunehmen, ohne Handeinweisung. Da saß sie gerne schief. Bei meinem Rüden bin ich bewußt im Aufbau überhaupt nicht über Sichtzeichen und locken gegangen und hatte es deutlicher einfacher
. Auf Sichtzeichen bei Grundkommandos reagiert mein Rüde heute noch kaum, eher auf die gesamte Körperhaltung von mir (z.B. ich stehe leicht vornüber gebeugt, er legt sich, ich senke nur die flache Hand --> er legt sich nicht).
Ähnlich ist es bei Tricks. Gerade bei meinem Rüden ist es so, dass ich denke (!), jetzt könnte ich mal "turn" sagen (drehen um die eigene Achse) und er tut es, ohne dass ich weiß, was ich ihm da vermittelt haben könnte. Was ich damit sagen will: was wir bewusst an Handzeichen geben, ist für den Hund vermutlich nicht viel eindeutiger oder leichter zu lernen, als Wortkommandos. Aber der Hund kann uns sehr gut lesen, die Zeichen, die wir unbewusst geben.