Beiträge von Lucy_Lou

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    Wenn ich einen Hund vernünftig sozialisiere und erziehe, damit einen Begleiter habe, der sich in seiner Umwelt zu benehmen weiß, der leise mit mir kommunizieren kann und der meine Handlungen und Kommandos nicht in Frage stellt - was ja, in einer vertrauensvollen Beziehung für alle Lebensbereiche gilt - warum soll ich dann zig Verhaltensweisen konditionieren und einfachste Handlungen unter Kommando stellen ??

    Die Frage, um die es hier geht, dürfte der Weg dorthin sein. Wie erreiche ich den von die beschriebenen Status quo? Wenn alles perfekt ist, braucht man natürlich kein "Gedöns" mehr...

    Ich finde mich selbst auch sehr in Naijras Beitrag wieder.

    Mich würde dieser Aspekt aber noch näher interessieren:


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    Ein Hunderudel bleibt ja auch meistens zusammen wenn die Tiere wissen wo genau sie in der Rangordnung stehen. Sie gehen ebenfalls nicht einfach so jagen sondern nur wenn der Rudelführer das okay dazu gibt, ebenso kann er sie zu allem anderen bewegen, allein durch Körpersprache - klar, ist ja auch ein Hund.

    Ist das so? Was bringt der Hund wirklich mit? Angeborene Verhaltensweisen, Vorlieben, Dinge, die er gut findet, die er braucht oder die er „intuitiv“ deuten kann. Ohne Lernerfahrung, in welcher Form auch immer.
    Die Erziehung des Hundes rein auf Konditionierung aufzubauen, das erzeugt bei mir ein eher ungutes Gefühl. Nicht, dass es nicht funktioniert oder Hund und Mensch sich nicht wohl dabei fühlen… Was versteht er von Natur aus? Warum hat er ein Verständnis von „Respekt“? Was macht den Hund aus, was über erlernen von Verhaltensweisen, über Konditionierung hinaus geht?

    Ist der Hund ein Familientier, wie der Wolf? Straßenhunde sind öfter alleine oder in losen Rudeln anzutreffen, koordiniertes jagen gibt es kaum unter Hunden, ebenso habe ich gelesen (Zimen?, ich weiß es leider nicht mehr), dass die gemeinsame Welpenaufzucht im Rudelverband auch im Vergleich zum Wolf stark reduziert ist. Was sehen die Hunde also in einem Sozialverband, wofür brauchen sie ihn, wollen sie sich überhaupt einpassen? Sind Hunde reine Opportunisten?
    Zu dem Zitat oben: ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Hund A Hund B mitteilt: jetzt jag mal nicht. Wäre auch völlig widersinnig, denn die meiste Jagdbeute ist klein, schnell, nicht für koordinierte Jagd zu gebrauchen, bzw. es ist eh zu wenig dran, für mehrere Hunde. Wer mit Hunderudel kann bestätigen, dass der ranghöhere Hund jemals den rangniederen vom jagen abgehalten hat? Bloch schrieb über Wölfe, dass Jungspunde über Erfolg und Misserfolg lernen, sich bei größerem Wild an den Erfahreneren zu orientieren. Auf den Deckel bekommen sie keinen. Wenn ich Straßenhunde erlebe im Urlaub, es sind meist sehr lose Verbände, jeder tut, was er mag, es gibt Freundschaften und Antipathien, man sieht Hunde den halben Tag zusammen, dann geht wieder jeder für den Rest des Tages eigene Wege. Wirkliche Rudel sieht man selten, noch seltener, dass es in Streitigkeiten/Rangordnungsplänkeleien/Auseinandersetzungen mal um etwas anderes, als um Ressourcen geht (Futter, bevorzugte Bettelplätze, evtl. eine läufige Hündin). Der unterlegene Hund soll dabei keinen Respekt erweisen, sondern verschwinden.
    Was bringt der Hund aber mit, das der Mensch zur Erziehung nutzen kann? Ich habe z.B. den Eindruck, meine Hunde geben tatsächlich Verantwortung ab, wenn ich sie hinter mir laufen lasse. Nicht weil ein Popo durchs Bild wackelt (wie Shoppy schrieb). Bin ich unsicher und ein souveräner Mensch geht voran und sagt, er hat alles im Griff, bin ich ruhiger, als wenn ich vorgehen muss. Hunde mit Menschen vergleichen, um es zu verstehen, ist ja nie so leicht. Dennoch, ich denke, bei vielem kann man zumindest vermuten, was im Hund vorgeht. Hunde sind sozial, sie leben in einer Gemeinschaft. So kann man sich fragen, ob es einem Hund nicht z.B. wichtig ist, eine Aufgabe zu übernehmen, einfach nur, weil er merkt, er ist damit wichtig für sein Rudel. Wie Menschen, die sich gut fühlen, wenn sie sehen, sie sind wichtig für ihre Gemeinschaft oder Arbeitslose, die depressiv werden (ich hoffe, für das Beispiel steigt mir jetzt niemand aufs Dach). Hunde, da sozial, müssten ja ein gewisses angeborenes Interesse daran haben, sich in eine Gemeinschaft zu integrieren und ihr nützlich zu sein. Und eine Befriedigung daraus ziehen, auch ohne unmittelbaren Eigennutzen. Ansonsten ginge eine solche Gemeinschaft schnell den Bach runter, wenn wirklich jeder nur und ausschließlich an sich selbst dächte (und ich vermute, auch für diesen Gedanken bekomme ich Gegenwind :P). Ebenso denke ich, dass Hunde es schätzen (als soziales Tier), wenn sie ihr gegenüber einschätzen können. Wenn ihr gegenüber berechenbar ist, nicht cholerisch, nicht wankelmütig, nicht unsicher. Und dass sich Hunde in Gesellschaft eines solchen Menschen automatisch wohler fühlen, mehr kommunizieren und mehr auf dessen Meinung geben. Ohne Konditionierung oder Respektfordern, sondern angeboren. Auch wissen Hunde, als soziale Tiere, dass Aufgaben von verschiedenen Rudelmitgliedern übernommen werden können. Wenn eine Gefahr droht, stehen sie nicht alleine da (außer sie lernen, von ihrem Menschen können sie da nichts erwarten). Wenn der Mensch nun zeigt, er hat alles im Griff, wäre ein eigentlich in der Situation unsicherer/ängstlicher Hund schön blöd, würde er dennoch nach vorne gehen. Sein Wohlergehen, seine Unversertheit sind ihm wichtig, also vertraut er sich dem Menschen an, der Dinge im Griff zu haben scheint. Oder die Diskussion, die es hier im Forum vor kurzem gab: der Hund wird ruhiger, wenn man ihn "zwingt" auf seinem Platz zu bleiben, da er so merkt, er muss die Aufgabe des ständigen Aufpassens nicht mehr übernehmen. Reines Konditionieren ist auch das nicht für mich.
    Als soziales Tier kann der Hund auch Familienregeln lernen. Ich denke, wie dem Menschen, ist es dem Hund wichtig, die Regeln zu kennen, zu wissen, wo er steht, was er von wem in welcher Situation zu erwarten hat. Ein Mensch, der klar kommuniziert, vom Hund verstanden wird, hat es deutlich leichter, als ein Mensch, der sprunghaft ist, den Hund zutextet, ohne dass dieser versteht oder sehr aufbrausend ist.
    Das würde z.B. erklären, warum Terrys Hunde ihr gerne in kritischen Situationen die Führung überlassen, aber teils nicht verstehen, warum sie das leckere Essen auf dem Boden nicht fressen dürfen. Das wäre kein angeborenes, vom Hund intuitiv zu verstehendes Verhalten.

    Mich würde interessieren, wie andere diesen Aspekt sehen: was der Hund mitbringt, das wir tatsächlich nutzen können, um den Hund zu „erziehen“. Abseits von Konditionierung.

    Morgens etwa 10 Minuten

    Vormittags etwa 2 Stunden

    Nachmittags entweder: etwa 45 Minuten Spazieren und/oder Übungen/Spiele oder: ich arbeite am Grundstück, dann werden die Hunde nicht speziell bespaßt, sind aber noch mal um die 2-3 Stunden draußen

    Abends: 10 Minuten

    Meine Hunde haben Knochen zur freien Verfügung, zum dran kauen, wenn ihnen gerade danach ist. Außerdem ein altes Stofftier, mit dem sie manchmal gemeinsam Zerrspiele veranstalten. Ansonsten räume ich alles weg. Das hat mehrere Gründe: Lucy bekommt fast alles klein, alleine damit spielen würden sie eh nicht, das Spielzeug ist interessanter, wenn ich es nur ab und an mal heraushole.
    Mit Ressourcen-Kontrolle hat das bei mir nichts zu tun.

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    Sicherlich könnten wir auch alle gemeinsam per Schreibmaschine/Briefpost Informationen austauschen, abe rmit dem Computer und über Internet geht es schneller, und mehr Informationen können in kürzerer Zeit von einem GEsprächsteilnehmer zum anderen gelangen, nicht wahr?

    Das Beispiel verstehe ich nun nicht. Wenn ich dem Hund direkt mitteile, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, ich kümmer mich, verlass dich auf mich, ist das doch unmittelbarer, als wenn ich zig Hilfsmittel wähle, in der Hoffnung, zumindest eines davon löst das anvisierte Wohlgefühl aus :???:. Genauso wie das Internet schnell viele Meinungen zusammenträgt, aber man doch eigentlich mehr von der direkten Kommunikation, dem direkten Zusammenspiel hat (um bei deinem Beispiel zu bleiben).

    Shoppy, ich finde das klingt einleuchtend, nachvollziehbar, logisch... Aber ich sehe eben, es geht auch mit staffys Weg. Ohne ablenken, umlenken, Finger-Touch, Entspannungs-Griff oder was auch immer. Nicht von jetzt auf gleich, aber der Hund merkt, ich übernehme Verantwortung, so dass er sich zurück nehmen kann. Wie bei deinem Vorder-/Hinterhirnbeispiel: ein Monster taucht auf, ich will fliehen, mich verteidigen, bin in Panik. Aber dann steht da neben mir jemand, der sagt, ist doch ein Klacks, der tut nur so, lass mich mal... Und ich will ja Sicherheit in dem Moment, weglaufen und loswüten wären eine Option, aber wirklich wohl ist mir dabei nicht, so im Angesicht des Monsters. Also stocke ich kurz und schaue, ob der Mensch neben mir ein Maulaffe ist oder wirklich weiß, was er tut. Und wenn ich dann festelle, er weiß wirklich, was er tut, es passiert mir nichts, ich kann mich diesem Menschen anvertrauen, dann brauch ich nicht mehr mit Lollies bombadiert werden oder mein Lieblingslied hören, um trotz "Feind" auch positiv zu fühlen.

    Du willst "abstellen", dass dein Hund funktioniert. Aber warum denkst du, verhält dein Hund sich so?

    Ein Schäferhund wurde ja zum arbeiten und auch zum wachen gezüchtet. Er macht das, was er in dem Moment angemessen findet: er meldet. Neben dem angeborenen Trieb spielen da noch weitere Komponenten rein. Zum einen ist dein Hund quasi "Vorposten". Er befindet sich zwischen Haus (dem zu bewachenden und seinem Menschen) und der potentiellen Gefahr. Er muss also davon ausgehen, dass er für das Wachen zuständig ist. Dann, was du selber schon erkannt hast, das Problem des fehlenden Feedbacks. Wenn du 1x schimpfst und 3x nicht, dann weiß dein Hund, wenn du anwesend bist, möchtest du den Job übernehmen und hältst nichts davon, dass er wacht. Aber wenn du nicht anwesend bist, ist es immer noch seine Aufgabe. Und dies ist der nächste Punkt: ein Schäferhund ist als Arbeitshund gezüchtet. Hat er keine Aufgabe, sucht er sich eine. Ja, du beschäftigst ihn 2 Stunden am Tag. Aber was erwartest du, dass er 22Stunden am Tag nichts tut? Dein Hund ist wach, aktiv, will sich einbringen und alles was er hat an Aufgabe und Beschäftigung, ist das Wachen. Klar, mit genug schimpfen und (anfangs) 24 Stunden Überwachung kannst du ihm auch das wegnehmen. Oder wie Alina schrieb, du machst alles Blick- und Schalldicht... Du schriebst selbst, dein Hund hat im Zwinger zumindest was zu gucken. Aber warum guckt dein Hund denn? Es ist ja nicht wie Fernsehen/Unterhaltungsprogramm für ihn. Er sondiert die Umgebung, er passt auf, er meldet. Was soll er sonst mit seiner Aussicht anstellen?

    Bei Lucy macht es keinen Unterschied (mehr). Bei Grisu kommt es drauf an, wer dabei ist. Je größer die Gruppe, je mehr Hunde und je fremder alle sind, umso mehr steht er unter Strom, ist abgelenkt und achtet entsprechend weniger auf mich. Ich arbeite da mittlerweile mit kurzen Auszeiten mit ihm, das klappt gut :smile: