Mein persönliches Problem mit Zwingerhaltung ist, dass hier in der Umgebung viele Negativbeispiele sind. Der jeweilige Hund wird ab und an mal den Feldweg rauf und runter geführt und sitzt ansonsten den lieben langen Tag alleine da drin, vor allem mit gelegentlichem Bellen und im Kreis rennen beschäftigt. Mein Problem ist, dass Menschen bequem sind. Ein Hund im Zwinger kann tatsächlich sehr gut ignoriert werden. Der Tag war lang, es regnet in Strömen, es ist schon dunkel, wenn man von der Arbeit Nachhause kommt, Hausputz wartet, ein interessanter Film läuft im Kino... Na gut, dann bekommt der Hund halt morgen vielleicht, mal sehen, wieder was mehr Auslastung oder dann halt Samstag auf dem Hundeplatz... Ich sehe es einfach zu oft hier.
Ich glaube gerne, dass es gute, artgerechte Haltung auch mit Zwinger gibt, vor allem bei Arbeits- oder Hofhunden. Aber mein persönlicher, subjektiver Eindruck ist, dass das eher die Ausnahme ist :/
Beiträge von Lucy_Lou
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Ja, wie viele Möglichkeiten gibt es? Hund findet es doof, wenn sich Mensch nähert, während er frisst. Warum findet Hund das doof? Er müsste es nicht doof finden, wenn es keine negativen Konsequenzen hätte. Er knurrt, weil er befürchtet, der Mensch macht ihm das Futter streitig. Warum könnte er sonst knurren? Und du zeigst ihm: ja Hund, du hast völlig recht, es ist unsagbar doof, wenn ich mich dir nähere, während du frisst, denn ich nehme dir dein Futter tatsächlich weg... Klar, dass knurren kannst du ihm mit geeigneten Mitteln verbieten. Toll wird er es dadurch aber immer noch nicht finden, wenn sich Mensch ihm beim Fressen nähert. Und die Frage ist, wehrt er sich vielleicht doch mal, wenn da ein schwächerer Mensch, vielleicht ein Kind, ihm zu nahe kommt. Die Ursache des knurrens beseitigst du nicht.
Ich habe mal ein uralt-Hundebuch gelesen, geschrieben von einem (Rottweiler?-) Züchter. Da ging es viel um Dominanz und durchsetzen und Leinenruck... Und dann machte der Züchter ein Experiment zu diesem Thema, weil er den Sinn des Futter-wegnehmens nicht so ganz sah. Er nahm einem Welpen immer mal wieder den Napf weg. Nach kurzer Zeit fing der Welpe an zu knurren, wenn sein Besitzer kam, während er fraß. Das wurde unterbunden. Resultat: der Hund schlang wie sonst was, Frau und Kind konnten sich dem fressenden Hund nicht mehr nähern und der Züchter hat das Verhalten nur mit viel Mühe wieder aus dem Hund rausbekommen.
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Aber ok, werden wir etwas konkreter. Du hast ja schon eine ganze Menge von Dingen aufgezählt, die der Hund nicht darf. Das sind schon sehr viele Nein und Pfuis. Und je nach Charakter und Alter des Hundes (Junghundezeit!) ist man schon sehr oft am verbieten.... Es ist ein psychologisches Ding, nicht nur für den Hund, sondern auch den Halter. Es nervt, ständig Verbote durchsetzen zu müssen, immer mindestens gelb, meistens noch rot abliefern zu müssen – es gibt einfach eine negative Stimmung. Bleiben wir bei fremden Menschen. Klar kann ich dem kontaktfreudigen Junghund 10x pro Spaziergang einfach so verbieten, zu denen zu laufen (vorausgesetzt er ist nahe genug für meine Einwirkung). Da bin ich vielleicht befriedigt, dass ich soweit respektiert werde. War ich zu mild, wurde mein Verbot missachtet und ich muss wieder von vorne anfangen. Rufe ich ihn jedoch ab, oder lasse ihn sitzen, so habe ich 10x die Gelegenheit, mich irrsinnig über meinen Hund zu freuen, und diese Stimmung überträgt sich selbstverständlich auf den Hund. Ich möchte ja auch nicht, dass der vertrauensvolle Junghund beginnt, fremde Menschen mit dräuenden Gewitterwolken bei Frauchen zu assoziieren, oder auch nur den Fremden unangemessene Aufmerksamkeit zu schenken. In der Praxis werde ich in beiden Fällen gar nichts tun, wenn der Hund kein Interesse an den Fremden zeigt. Und wenn doch, werde ich mixen. Mal ein Alternativverhalten, mal ein Nein. Falls ich mich beim Alternativverhalten geirrt hatte und der Hund gar nicht zu dem Menschen hin wollte, macht es gar nix. Habe ich mich beim Nein geirrt im Lesen des Hundes, wird er sich fragen, was genau er jetzt lassen sollte.....
Ganz unwissenschaftlich und rein aus dem Bauch: Hunde finden es nicht toller als Kinder, wenn die Kommunikation hauptsächlich aus "Du sollst nicht" besteht. Da ist ein "Hey lass uns das tun!" doch viel erfreulicher und kann dasselbe bewirken - vor allem bei hundlichem "Fehlverhalten", das sich altersbedingt von selber erledigt. Das heisst nicht, dass man gar keine Frustrationstoleranz schaffen soll, im Gegenteil. Aber gerade auch in der nervigsten Zeit sollte man es nicht auf ständige Konfrontationen ankommen lassen, sondern halt temporär etwas managen.
:yes:
Und zu dem Punkt "Hunde loben sich ja auch nicht", ja, mag sein, aber Hunde finden Lob toll. Wenn ich mich richtig freue (auch ohne Spielzeug oder Futter), freut sich mein Hund mit. Die positive Stimmung überträgt sich, mein Hund hat Spaß an der Zusammenarbeit, er lernt, dass es sich lohnt, auf mich zu achten und mich zu verstehen.
Als Beispiel: ich habe mit meinen Hunden im Welpenalter viele Such-, Geschicklichkeits- und Denkspiele gemacht. Und ja, dabei gab es auch oft Futter als Anreiz. "Trotzdem" hat das auch dazu geführt, dass ich sehr einfach die volle Aufmerksamkeit meiner Hunde bekam, z.B. wenn ich mich im Wald nur gebückt habe. Oder dass meine Hunde sich größte Mühe gegeben haben, meine "Zeichen", meine Körpersprache, meine menschlichen Kommunikationsmöglichkeiten zu verstehen. Mag auch daran liegen, dass meine Hunde von Natur aus "einfach" sind?! Aber wir hatten nie wirklich Probleme mit Erziehung, Aufmerksamkeit, Hund tut was er will etc. Natürlich erreicht man das auch über ein Ampelsystem (oder was auch immer) und natürlich habe ich ihnen auch Tabus gesetzt. Aber mir ist es lieber, mein Hund entscheidet sich auch deshalb für "meinen" Weg, weil er den selbst klasse findet (und wenn das zum Teil "nur" konditioniert wurde), als dass er das hauptsächlich deshalb tut, weil es sonst Ärger gibt.Wenn ich mir meine Hunde untereinander ansehe, die spielen zusammen, schlecken Ohren aus, Lucy setzt Grenzen, sie hat eindeutig die Hosen an, nutzt auch Bewegungseinschränkung. Beide kommunizieren (selbstverständlich) hündisch miteinander. Dennoch bin ich diejenige, die als Spielpartner immer interessanter ist, als der jeweils andere Hund. Ich bin diejenige, der die Hunde folgen, z.B. an einer Wegkreuzung, wenn Lucy ein paar Schritte in die eine Richtung läuft, ich in die andere, käme Grisu nicht auf die Idee, Lucy zu folgen. Wenn Grisu etwas anbellt (z.B. es kriecht ein Pilzesammler durchs Gestrüpp
), dann hört Grisu nicht auf zu bellen, weil Lucy ruhig bleibt. Er hört aber auf, wenn ich ihm sage, es ist ok. Auf Spaziergängen orientieren sie sich in ihrem Radius an mir, nicht am jeweils anderen Hund. u.s.w.. Und ich "arbeite" hauptsächlich über Belohnung, möchte, dass die Hunde gerne folgen, werde ungerne streng. Bis vor ein paar Monaten habe ich Bewegungseinschränkung nir bewusst zur Erziehung eingesetzt.
Ich gebe zu, bei mir gibt es Grenzen. Es gibt Situationen, da hilft mir und den Hunden "klare Führung" deutlich mehr weiter, es gibt ihnen Sicherheit und Ruhe. Ich bin froh, diese zusätzlichen Möglichkeiten für mich und meine Hunde entdeckt zu haben. Dennoch sehe ich es "nur" als Ergänzung.Ich hoffe, es versteht jemand, was ich meine
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Find ich jetzt ehrlich gesagt nicht so dramatisch, ist halt ein übermütiger Junghund... Mein Aussie hat da deutlich mehr kommentiert in dem Alter...
Was genau tut ihr denn, wenn euer Hund aufdreht oder bellt?
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Ich habe ja eher das Problem, das Rambo ein absoluter Trödler ist und jeden Grashalm im Micromillimeter Bereich beschnuppert, da ist es ihm auch egal wenn ich weiter gehe.Ist ihm das wirklich egal, auch wenn du nicht rufst, nicht guckst, sondern in gleichmäßigem Tempo weiter gehst und aus seinem Gesichtsfeld verschwindest? Interessiert es ihn nicht, wenn er dich nicht mehr sieht? So lange man ruft und schaut, braucht der Hund sich nicht bemühen, beim Menschen zu bleiben, denn er weiß, sein Mensch achtet auf ihn, wartet und sorgt selbst dafür, dass der Anschluss gehalten wird.
Meine Hunde haben ein weiter-Kommando. Das nutze ich, wenn die Umgebung sehr unübersichtlich ist, sehr viel los ist oder sich z.B. von hinten ein angeleinter Hund nähert und sie sich grad festgeschnüffelt haben. Im Normalfall dürfen sie ohne Leine schnüffeln, wie sie wollen. Ich warte allerdings nicht, so achten sie von selbst drauf, den Anschluss nicht zu verlieren. Und sonst, wie gesagt, ein weiter-Kommando.
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Hm, und wenn sie zu doof für die Kette wird, was kommt dann?
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Ein Update
Nachdem ich es etwas habe schleifen lassen und zeitweise auch dachte, so wird das nie was..., lief es heute und gestern richtig gut. Auslöser war ein kleiner Anschub von Silja, die mir geholfen hat, die Fortschritte zu sehen und es noch mal bewusster zu probieren.
Fortschritte sind vor allem, dass ich deutlich ruhiger bin (meistens), nicht mehr verzweifelt versuche, Lucys Aufmerksamkeit bei mir zu halten, was eh nur bis zu einem gewissen Punkt klappt, Grisu deutlich mehr Hundekontakte hat und ich deutlich weniger Hemmungen, in belebter Umgebung spazieren zu gehen. Daneben kann ich dadurch, dass ich die Hunde zeitweise nicht beachte und/oder hinter mir gehen lasse, sehr viel Ruhe in den Spaziergang bringen, gerade, wenn die Hunde eigentlich sehr aufgeregt sind oder gestresst.
Nach wie vor falle ich aber in das Verhaltensmuster, zu beschleunigen mit Lucy, einen Bogen zu laufen und Blickkontakt mit ihr zu halten (ja, ich weiß, bei anderen ist Trainingsziel, dass dies klappt, aber das klappt seit Jahren und es bringt uns schlicht nicht weiter...). Wenn dies nicht so möglich ist, stellt Lucy die Nackenhaare auf, gegebenfalls knurrt sie oder fixiert. Dafür pöbelt Grisu nicht mehr mit. Eigentlich war die Umstellung ja für Lucy, aber bei Grisu kommt sie irgendwie besser an...Gestern war ich erst nur mit Grisu an der Brucher-Talsperre, es war die Hölle los, unglaublich, wie viele Menschen (und Hunde) sich dort getummelt haben. Lucy war nicht dabei, weil ich auch schwimmen wollte und Lucy in dem Trubel auf keinen Fall alleine am Ufer lassen würde (schwimmen tut sie nicht). Dafür bin ich dann hinterher mit Lucy alleine noch eine Runde um die Brucher gelaufen. Ich habe sie angeleint gelassen, so musste ich tatsächlich nicht reagieren, wenn ein Hund kam. Ich habe es durchgezogen, sie nicht anzusehen, nicht zu bestätigen, andere Hunde sind nicht wichtig. Und es hat super geklappt
. Die ersten Male noch etwas gegrummelt, danach ruhig mitgelaufen. Bei 2 großen Hunden ist sie selbst einen kleinen Bogen gelaufen, aber das darf sie ja gerne. Und dann: Wir waren am Wasser, ein mittlegroßer Hund kam auf uns zu. Ich dachte an Siljas Sätze und machte nichts (wie es in mir aussah, schreib ich lieber nicht
). Der Hund schnüffelte an Lucy, Lucy stand stocksteif da, beobachtete den Hund. Aber ohne knurren. Der Hund ging wieder, spielte mit Herrchen am Wasser. Wir blieben noch kurz, schauten zu, gingen dann weiter. Klingt undramatisch, war für mich aber ein riesen Schritt! Ich muss auch ehrlich sagen, wäre Lucy abgeleint gewesen, hätte ich mich das nicht getraut. Na ja, kommt noch, wir haben ja Zeit
Heute in Köln haben wir kaum Hunde getroffen (zu heiß?). Aber bei den wenigen, die wir trafen, klappte es soweit gut. Ganz am Schluss kamen dann 3 Hundehalter mit 4 Hunden auf uns zu, freilaufend, davon 2 Golden Retriever. Die mag Lucy fast genauso wenig, wie Labradore. Ich bin keinen Bogen durch die Wiese gelaufen, sondern normal weiter. Man muss aber dazu sagen, Grisu nahm die Hunde für sich in Beschlag. Dennoch
. Ich bin erst 3 Meter dahinter stehen geblieben, um Grisu seine Zeit zu lassen, aber Lucy war entspannt. Mitten drin wollte ich ihr das warten aber (noch) nicht zumuten.
Jedenfalls bin ich jetzt wieder guter Dinge
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Zitat
Ich wollte wissen, wie "über Respekt arbeiten" aussieht.
Und das weiß ich ja nuHm, ich noch nicht so wirklich
Von daher:
ZitatWäre es vielleicht hilfreich wenn ich ein wenig versuche von Ashkii und mir zu schreiben (meinen Weg mit ihm) um zu erklären was ich meine? Muss sehen wie ich das so machen kann das es nicht als "Gebrauchsanleitung" gewertet werden kann, denn das ist UNSER Weg und könnte bei anderen Hunden komplett anders ausfallen. Aber evtl. würde das mehr bringen als wenn ich hier stundenlang versuche zu erklären das ich weder abspreche das es eine Konditionierung gibt, ohne das ich davon wissen muss, noch das die Kommunikation eine neue Methode ist. Sondern zum Leben einfach dazugehört.
Ja, ich würde das gerne lesen
Über Respekt arbeiten ist für mich immer noch sehr vage. Man nutzt Kommunikation, die der Hund versteht. Was versteht er? Versteht er das angeboren? Das wäre Bewegungseinschränkung, Nichtbeachtung und...? Oder was ganz anderes? Ein klares Ja - Nein-System, ein klares Feedback. Man lässt nicht respektvolles Verhalten nicht durchgehen. Woher weiß der Hund, was respektvolles Verhalten ist? Angeboren?
So wirklich Richtung "Rudeltheorie" geht das ja nicht, oder? Für viele würde da ja dann zugehören, Hund geht hinter seinem Menschen, Mensch verwaltet und gehört alles, Hund frisst nach dem Menschen, Hund darf nicht auf Lieblingsmenschenplatz... Da behaupten ja auch genug, das würde Respekt und Rudelführerschaft sichern. Was also wird hier gedacht, was den Respekt und gute "Rudelführerschaft" ausmacht?
Terry: z.B. das "arbeiten im Respektbereich" (hast du das so genannt? Ich hoffe, ich verwechsel das nicht?!). Was ist der Respektbereich? -
Hm, meine Frage war eher, für wen ist ein solches Freilaufgebiet. Angenommen, ich möchte mit meinem Hund spielen, üben, mal ohne Leine... Da täts mich auch ärgern, wenn da alle 10 Sekunden ein fremder Hund auf meinen zustürmt. Meine Frage war, ist Freilaufgebiet = Hunde-Spielwiese? Oder ist Freilaufgebiet, dass Hundehalter ihre Hunde mal frei laufen lassen können, aber jeder doch sein Ding durchziehen kann? Z.B. selbst entscheiden darf, ob Kontakt oder nicht? Freilauf bezieht sich doch nicht nur auf unkontrollierte Hundekontakte?! Oder?
Wie im anderen Beitrag geschrieben, ich kann mir so ein Freilaufgebiet nicht vorstellen. Aber wenn das hier die einzige Möglichkeit wäre, meine Hunde frei laufen zu lassen, würde ich es nutzen, mich mit meinen Hunden zu beschäftigen, so wie es zu mir und meinen Hund passt und hoffen, dass eben nicht alle es als Hunde dürfen tun was sie wollen, zu jedem hinrennen etc. ansehen würden. -
Noch ein kleiner Gedanke: dürfen also generell nur verträgliche Hunde in ein Freilaufgebiet? Dürfen Unverträgliche nie frei laufen? Auch nicht, wenn sie gut hören, aber unwirsch auf heranstürmende andere Hunde reagieren? Ist ein Freilaufgebiet automatisch ein Hunde-wollen-und-müssen-Kontakt haben Gebiet?