Da muss ich mal eine Lanze für Skye brechen:
Gut, als ich nach einer Woche in den North Harris Hills nach Uig kam, war das wie ein Zivilisationsschock. Und ja, die "Brennpunkte" wie Storr, Quiraing, Portree sind für schottische Verhältnisse gut besucht. Allerdings kein Vergleich mit dem Feldberggipfel, beispielsweise. Andere Orte sind "touristisch" eingestellt, auch das stimmt. Auch hier kein Vergleich mit den von mir kürzlich im Schwarzwald gesehenen Tourifallen. Auf meiner Wanderung durch Skye (den größten Teil des Skye-Trails) habe ich die "Menschenmassen" allerdings nur am Storr gesehen, und auch nur rund um den "Old Man". Vor zwei Jahren war ich auf dem Gipfel des Storr - im Hochsommer, in der Saison, alleine. Entlang der Trotternish-Ridge - alleine. Rubha Hunish - ein Wanderer. Durchs Glen Sligachan - ein Paar, das dann zum Sgùrr na Strì abbog. In Camasunary - ein Wanderer. Diese Ziele, mit Ausnahme einer kompletten Tour der Trotternish-Ridge, kann man auch als Tagestouren mit Hund machen.
Man kann sich die touristischen Ziele aussuchen, muss es aber nicht. Regelrechtes "Entertainment" ist mir in mehr als 25 Jahren Schottlandreisen noch nie begegnet (mal von einer Stadtrundfahrt in Edinburgh abgesehen). Liegt wohl daran, dass ich gezielt "Landschaft" ansteuere und nicht "Attraktionen".
Mit meiner asthmageplagten Tochter waren wir vor drei Jahren in Sheigra (ha, mein Nick!), am Ende der letzten Straße im äußersten Nordwesten. Sie hatte ihre Medikamente dabei, war gut darauf eingestellt - und sie hatte keinerlei Probleme. Da draußen hätte ein Krankenwagen allerdings deutlich länger gebraucht als beispielsweise in der Nähe von Fort William.
Die Notaufnahme des Krankenhauses in Fort William kenne ich inzwischen. Als ich mir letztes Jahr am Ende meiner Trekkingtour auf der Campsite im Glen Nevis übel in die Hand schnitt, habe ich sie dort wieder flicken lassen...
Schottische Wege sind, sagen wir mal, etwas speziell. Es gibt Landrovertracks: Steinig, aber bei schlechtem Wetter weiß man sie zu schätzen. Allerdings fahren die Landrover auch mal durch einen Bach, der einem Wanderer bis zum Knie reicht, wenn er Hochwasser hat (ist mir neulich am Geldie Burn passiert). Es gibt gut ausgebaute "Stalkers' Paths" - die sind, wenn sie gut befestigt sind, auch bei schlechtem Wetter gut begehbar. Es kann natürlich sein, dass sich die Wassermassen den Pfad als Bachbett aussuchen. Brücken über Bäche - meist Fehlanzeige. Wenn man Glück hat, liegen "stepping stones" im Bachbett. Bei Hochwasser sind die auch mal überschwemmt. Dann gibt es die nicht befestigten oder nicht mehr befestigten Wege. Die verschwinden gerne mal in Bogholes (Schlammlöchern, von zäh bis dünnflüssig) unterschiedlicher Größe. Und dann gibt es das, was in manchen Wegbeschreibungen als "path of sorts" bezeichnet wird - Trampelspuren, die zeigen, dass dort ab und an mal einer langläuft. Wenn es vorher viel geregnet hat, ist das Problem weniger das "Nass von oben", als das "Nass von unten". Und nach richtig viel Regen kann es vorkommen, dass man die kleinen Bäche nicht trockenen Fußes queren kann, sondern bis zum Knie (oder drüber!) durch die kalte, starke Strömung waten muss. Das macht das Wandern dort so interessant! Alleine im Glen Sligachan (ein guter, überwiegend befestigter Weg) musste ich diesen Mai, nach tagelangem Regen, dreimal die Stiefel ausziehen und die "Bäche" in Crocs queren. Von meiner Matschwanderung entlang des Uisge Labhair Anfang Oktober rede ich jetzt lieber nicht (das war ein "path of sorts" mit vielen fiesen Bogholes und jeder Menge Wasser).