Zitat
Ich mal wieder!
Nach all den Lobpreisungen auf meinen ach so tollen Hund, war heute einfach alles anders. Am Wochenende hat sich der Gute noch von seiner besten Seite gezeigt, heute hab ich das Gefühl, ich hab Bootsmann im Kurzurlaub gelassen und nen anderen Hund mitgenommen.
Er achtet wohl beim Spazieren gehen noch auf mich, hat aber irgendwie sein Gehör verloren, oder zuhause vergessen.
Auf ein "Komm" wird groß geguckt, und dann wird weiter geschnuppert. Und er kommt nicht, außer ich zücke sein Superleckerlie. Aber er soll ja nicht wegen dem Leckerlie kommen, sondern wegen mir!!!
Wenn ich umdrehe und in ne andere Richtung gehe kommt er wie der Wind angeschossen, aber wenn ich "nur" Rufe, dann guckt er groß.
Nun ist die große Frage des Tages, Pubertät oder kurzfristige Verwirrung wegen dem WE-Trip?
Und wie geh ich damit in Zukunft um, außer mit Humor?!?
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Gerade das "nicht hören WOLLEN", weil andere Dinge interessanter sind, finde ich äußerst spannend. Ich mag es, wenn mein Hund seinen eigenen Kopf entdeckt und seine Umwelt spannender findet als mich, denn genau da beginnt für mich erst wirkliche Erziehung und da werde ich gefordert.
Bruno entdeckt gerade ebenfalls seine Umwelt und als er begann mein "Komm" zu ignorieren habe ich begonnen, die Belohnungsliste zu erweitern, denn ein Lecker, das bei mir auf ihn wartete, war wohl nicht so wichtig, wie das, was er gerade erschnupperte. Ich bin also mit verschiedenen Spielzeugen und Leckerchen losgetapert und habe ihn abgerufen, wenn ich mir fast 100% sicher war, das er auch wirklich gehorcht.
Mal durfte er seinem Ball hinterher jagen, mal seinen Quietschdino im Maul umher tragen, mal gabs Käse, Leberwurst, Würstchen und hin und wieder gabs nur ein wildes Geknuddel und er durfte wieder dort hin laufen, wo es sooo spannend war. Dann habe ich begonnen, Leberwurst an Baumrinden zu schmieren und wenn er gerade unterwegs, aber nicht wirklich abgelenkt war, zeigend auf die Baumrinde völlig verzückt "Bruno, guck mal" gerufen. Er kam sofort angelaufen und hat geschaut, was Frauchen denn nun schon wieder gefunden hat. Selbes habe ich begonnen mit Leckerchen, als er irgendwas im Gebüsch entdeckt hatte. Ich habe Superduperleckerchen versteckt und ihn darauf aufmerksam gemacht, als er gerade irgendwas erschüffelt hat. Er musste also nicht auf ein Kommando hören, sondern konnte sich entscheiden, ob er mal schauen mag oder nicht. Auf diese Weise hat er sich noch nie gegen ein Schauen entschieden, sondern immer für meine Entdeckungen.
Ich rufe Bruno nur ab, wenn ich fast sicher bin, dass er auch gehorcht. Als er aber das Erschnüffeln spannender fand als mich, bin ich zu ihm hin und habe ihn eingesammelt. Ich würde Bootsmann nicht mit Superleckerchen locken, denn dann bekommt er eine Belohnung, obwohl er sich gegen dein Kommando entschieden hat.
Bei uns gibt es zwei Stufen der Belohnung:
1. wenn er gehorcht, gibts Spieli, Lecker, Knuddeln, Frauchen fangen-Bruno jagen-Wettrennen etc.
2. wenn er erst kommt, wenn ich mich umdrehe und weg gehe, gibts nur ein akustisches Lob, max. einen Kopfstreichler
3. wenn ich ihn aufsammeln muss, wird natürlich gar nichts gelobt...gibt ja auch nichts zu loben.
Ich rufe vor dem "Komm" erst mal seinen Namen, denn dann schaut er mich an, erst dann das "Komm", denn dann bin ich sicher, dass er mich auch wirklich gehört hat und dass ein Nichtkommen seine Entscheidung ist. Denn es ist durchaus möglich, dass er sooo tief im Schnüffeln ist, dass er mich gar nicht wahr nimmt und somit gar nicht gehorchen kann...was ich nicht höre, kann ich auch nicht befolgen.
Auf diesem Weg klappt es bei uns mittlerweile sehr, sehr gut, wobei Bruno ja auch noch nicht in der Pubertät ist. Wenn er dann wieder beginnt eigene Entscheidungen zu treffen, müssen wir neu verhandeln...und irgendwie freue mich auch schon darauf, weil ich es einfach so spannend finde, wie sich der kleine Wuff entwickelt, die Welt entdeckt und manches doch toller findet als mich und meine Belohnungsliste. 