Mal was ohne Hund, aber evtl passendes:
Wir waren diese Pfingsten bei Freunden weit weg und nachts bekomme ich auf einmal furchtbare Bauchschmerzen, so dass wir morgens anderthalb Tage früher als geplant nach Hause aufbrechen. Daheim angekommen, ist das Bauchweh unerwartet und plötzlich weg, aber meine 20 jährige Graupapageidame Julie sitzt aufgeplustert auf der Stange, hat offensichtlich Schmerzen und spuckt von Zeit zu Zeit Schleim. Was tun? Pfingstsonntag! Ich schaffe es, um 21 Uhr einen Termin bei einem vogelkundigen Tierarzt zu bekommen.
Der sieht, dass es dem Vogel schlecht geht, verzichtet deshalb auf aufwändige stressige Diagnostik und spritzt Baytril, einen Multivitamin/Aminososäuremix und verabreicht Bariumsulfat.
Eine genaue Diagnose ist nicht möglich. Kropfentzündung? Trauma? Vergiftung?
Julie geht es zunehmend schlechter. Daheim fällt sie um 11 Uhr von der Stange. Ich halte sie lange auf dem Arm und und um 0:41 stirbt sie .
Ich hätte nie gedacht, dass der Tod eines Vogels einen so umhauen kann. Aber ich hatte sie ab 9 Wochen bei mir, trotz Partner war sie mir immer eng verbunden und 20 Jahre sind eine lange Zeit und zudem eine Zeit, in der sich in meinem Leben viel verändert hat....
Soweit so traurig. Jetzt kommt das Gruselige: In der nächsten Nacht schrecke ich durch Telefonklingeln geweckt auf und schaue natürlich spontan auf den Wecker: 0:41,..exakt 24 h 0 Minuten nach Julies Tod. Die Polizei mit einem Reptiliennotfall. Aber die Uhrzeit war schon gruselig und seit vielen Jahren hat das Telefon nicht nachts geklingelt.
Das "Nachspiel" ist für euch sicher nicht so gruselig, aber für mich irgendwie schon: Julies Vertrauen in mich war lebenslang grenzenlos. Ich konnte alles mit ihr machen, jede nötige Zwangsmassnahme, ohne je gebissen zu werden und sie hat trotz arteigenem Partner immer ein ganz spezielles Verhältnis zu mir gepflegt. Natürlich durfte Ihr Partner nicht alleine beliben. Und so zog bald Cora ein. Ein elternaufgezogener Vogel, der seine bisherigen drei Lebensjahre ohne engeren Menschenkontakt im Schwarm in einer Gartenvoliere verbracht hatte. Ein scheues Tier also, nicht zahm und ganz anders als Julie. Für mich war das gut so und ich habe auch keinen aktiven Kontakt zu dem Vogel gesucht. Der sollte sich ja auch mit dem verwitwetzen Charly zusammenraufen. Das für mich nun durchaus etwas unheimliche: Schon nach wenigen Wochen fühlte sich Cora extrem zu mir hingezogen. Ich kann heute alles mit ihr machen, jede nötige Zwangsmassnahme druchführen, ohne dass sie mich beisst, kreischt ode rauch nur Angst zeigt. Und dass bei einem bisher fast wild lebenden dreijährigern Vogel! Sie überschüttet mich mit den gleichen kleinen Zärtlichkeiten wie Julie (und nicht alle GPs machen das auf die gleiche Art und Weise) und benimmt isch überhaut unheimlich identisch wie ihre Vorgängerin. Und das obwohl Graupapageien doch sehr unterschiedliche individuelle Charaktere sein können und die Grundvoraussetzungen bei den beiden Vogeldamen unterschiedlicher nicht sein könnten. Man ist fast Versucht an Reinkarnation zu glauben.
...in so einem Gruseklthread darf ich sowas ja mal sagen.
Viele Grüße
Ingo