Beiträge von IngoK

    Ich sagte ja, die Definition von Familienhund und einfacher Haltung ist schwierig.
    Hier im DF finden sich naturgemäß nur bestimmte Gruppen von Hundehaltern, die sich durchweg durch eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft auszeichnen, spezifisch auf ihren Hund einzugehen.
    Ich wage jedoch zu behaupten, über alle Hundehalter gemittelt (Gebrauchshundeinsatz ausgenommen) sieht das ganz anders aus.
    Die Erwartungen an einen Hund sind doch bei vielen Haltern (besser und statistisch wohl korrekt: den meisten) die folgenden:


    Der verbreitetste Wunsch:
    Freundlich, verspielt, schmusig. Kein ausgeprägter Bewegungsdrang. Kann gut alleine bleiben. Braucht keine spezifische Auslastung jenseits von Gassigehen und simplem Spiel. Agressionsfrei gegenüber Mensch, Tier und anderen Hunden. Haart kaum, bellt wenig, will to please, gehorsam, von robuster Gesundheit.


    Variationen dazu betreffen meist einzelne Eigenschaften: Sportlich, attraktiv, wachsam, beeindruckend, intelligent


    Alle anderen Vorstellungen betreffen heutzutage, seien wir mal ehrlich, zahlenmässig gesehen Randgruppen



    Daraus lassen sich genug Zuchtzioele ableiten, um eine ganze Reihe von Rassen zu rechtfertigen
    Dennoch zielen die Rassestandards der allermeisten Linien auch heute noch auf die Randgruppenwünsche.
    Lediglich die Wünsche nach Attraktivität, Winzigkeit oder Riesenwuchs haben inzwischen Einzug in viele Zuchtziele genommen. Oft als überhöhter Anspruch und leider weitgehend ohne sinnvolle Begrenzung durch Gesundheitsrelevante Aspekte oder verhaltensbezogene Merkmale. Der erste vorhanden Schritt in Richtung zielgruppenrelevantes Umdenken bei Zuchtzielen ist also dummerweise gerade kein Guter.
    Aber es wird eine weitere Umorientierung geben müssen.


    Viele Grüße


    Ingo

    Die Frage ist natürlich falsch gestellt.
    Wie schon xfach wiederholt, ist keine Hunderasse "schwierig", wenn sie in dem Bereich eingesetzt wird, für den sie gezüchtet wurde.
    Ich denke aber, die eigentliche Frage ist eine andere:


    Gibt es Hunderassen, die bei einer Haltung als Familienhund ohne täglich intensive jeweils rassespezifische Auslastung, ein großes Potential haben, den Halter, der eben (bewusst oder unbewusst...letzteres ist denke ich häufiger, als manch einem selber klar ist) diesen Wunsch an seinen Hund hat, zu überfordern?


    Die Antwort darauf ist ganz klar: Ja, die gibt es und sie stellen klar die Mehrheit der heute vorhandenen Hunderassen.


    Zuchtziel "Familienhund" (ja, das wäre auch ein Spezialist, auch wenn dessen Definition noch einiges zu diskutieren wäre) ist einfach zu neu, um bisher ausreichend angepasstes Verhalten genetisch fixiert zu haben und wird, wo immerhin bereits betrieben, auch leider zu oft und zu stark von optischen Aspekten dominiert,
    Auch ein Familienhud ist ein Gebrauchshund und die diesbezügliche Zucht sollte sich daher ebenso wie bei anderen Gebrauchshunden am gewünschten Verhalten und nicht an der Optik orientieren.
    Aber soweit sind wir noch nicht. Doch es wird kommen...


    Viele Grüße


    Ingo

    Unser Mischling ist 107 cm groß und wiegt 72 kg.........meint er jedenfalls offensichtlich.
    Realiter hat er 43 cm bei knapp 10kg aber andere Hunde haben vor ihm gefälligst zu kuschen....meint er.


    Nun ja, wir arbeiten dran *seufz*


    Viele Grüße


    Ingo

    Ich wollt nen großen, souveränen, ruhigen kurzhaarigen.
    Dann musste was her, was Frau und Kinder als Hundeneulinge auch angst- und möglichst kraftfrei händeln können.
    Nun haben wir einen kleinen, größenwahnsinigen, zottelhaarigern Kläffer mit Terriertemperament..


    So gehts halt im Leben :D


    Viele Grüße


    Ingo

    Mal was ohne Hund, aber evtl passendes:
    Wir waren diese Pfingsten bei Freunden weit weg und nachts bekomme ich auf einmal furchtbare Bauchschmerzen, so dass wir morgens anderthalb Tage früher als geplant nach Hause aufbrechen. Daheim angekommen, ist das Bauchweh unerwartet und plötzlich weg, aber meine 20 jährige Graupapageidame Julie sitzt aufgeplustert auf der Stange, hat offensichtlich Schmerzen und spuckt von Zeit zu Zeit Schleim. Was tun? Pfingstsonntag! Ich schaffe es, um 21 Uhr einen Termin bei einem vogelkundigen Tierarzt zu bekommen.
    Der sieht, dass es dem Vogel schlecht geht, verzichtet deshalb auf aufwändige stressige Diagnostik und spritzt Baytril, einen Multivitamin/Aminososäuremix und verabreicht Bariumsulfat.
    Eine genaue Diagnose ist nicht möglich. Kropfentzündung? Trauma? Vergiftung?
    Julie geht es zunehmend schlechter. Daheim fällt sie um 11 Uhr von der Stange. Ich halte sie lange auf dem Arm und und um 0:41 stirbt sie .
    Ich hätte nie gedacht, dass der Tod eines Vogels einen so umhauen kann. Aber ich hatte sie ab 9 Wochen bei mir, trotz Partner war sie mir immer eng verbunden und 20 Jahre sind eine lange Zeit und zudem eine Zeit, in der sich in meinem Leben viel verändert hat....
    Soweit so traurig. Jetzt kommt das Gruselige: In der nächsten Nacht schrecke ich durch Telefonklingeln geweckt auf und schaue natürlich spontan auf den Wecker: 0:41,..exakt 24 h 0 Minuten nach Julies Tod. Die Polizei mit einem Reptiliennotfall. Aber die Uhrzeit war schon gruselig und seit vielen Jahren hat das Telefon nicht nachts geklingelt.
    Das "Nachspiel" ist für euch sicher nicht so gruselig, aber für mich irgendwie schon: Julies Vertrauen in mich war lebenslang grenzenlos. Ich konnte alles mit ihr machen, jede nötige Zwangsmassnahme, ohne je gebissen zu werden und sie hat trotz arteigenem Partner immer ein ganz spezielles Verhältnis zu mir gepflegt. Natürlich durfte Ihr Partner nicht alleine beliben. Und so zog bald Cora ein. Ein elternaufgezogener Vogel, der seine bisherigen drei Lebensjahre ohne engeren Menschenkontakt im Schwarm in einer Gartenvoliere verbracht hatte. Ein scheues Tier also, nicht zahm und ganz anders als Julie. Für mich war das gut so und ich habe auch keinen aktiven Kontakt zu dem Vogel gesucht. Der sollte sich ja auch mit dem verwitwetzen Charly zusammenraufen. Das für mich nun durchaus etwas unheimliche: Schon nach wenigen Wochen fühlte sich Cora extrem zu mir hingezogen. Ich kann heute alles mit ihr machen, jede nötige Zwangsmassnahme druchführen, ohne dass sie mich beisst, kreischt ode rauch nur Angst zeigt. Und dass bei einem bisher fast wild lebenden dreijährigern Vogel! Sie überschüttet mich mit den gleichen kleinen Zärtlichkeiten wie Julie (und nicht alle GPs machen das auf die gleiche Art und Weise) und benimmt isch überhaut unheimlich identisch wie ihre Vorgängerin. Und das obwohl Graupapageien doch sehr unterschiedliche individuelle Charaktere sein können und die Grundvoraussetzungen bei den beiden Vogeldamen unterschiedlicher nicht sein könnten. Man ist fast Versucht an Reinkarnation zu glauben.


    ...in so einem Gruseklthread darf ich sowas ja mal sagen.


    Viele Grüße


    Ingo

    Das ist ein ganz allgemeines Phänomen und vom Huhn bis zum Schimpansen zu beobachten. Ich sollte es aber wohl besser präzisieren: Es gilt vor allem aus dem Blickwinkel von oben nach unten. Je ferner sich die beiden Individuen im Rang stehen, umso geringer das Risiko, dass ein Spiel in einen Rangkampf mit evtl schlechtem Ausgang für den bisher höherrangigen umschlägt.
    Das ganze relativiert sich allerdings durch die individuelle persönliche Komponente, die bei höherstehenden Wamrblütern immer miteinzubeziehen ist.
    Eine Position in der Rangfolge sagt nicht automatisch etwas über "Freundschaften" (man werfe mir Anhropomorphismus vor, aber ich gebrauche dieses Wort absichtlich) aus.
    Sprich: Wenn Hund A mit dem nächsten in der Rangfolge gut befreuddet ist, wird er eher auch mit diesem Spielen, als wenn jener soweiso schon ständig daruaf schielt, seinen Rang aufzubessern.
    dann gibts natürlich auch noch Tiere, die generell lieber oder wneiger gern spielen.
    Sehr rangniedere Tiere können beim Spiel nichts verlieren, sondern nur gewinnen. Das geht von Bekanntzwerden über Wohlwollen bis Rangaufstieg.
    Daher haben diese generell weniger Hemmungen betreffs der Spielaufforderung nach direkt oben. Es sei denn, der nächste Kollege ist ein Drangsalierer oder so....ist halt alles letztlich situationsabhängig.
    Aber es gibt eben feststellbare Trends.


    Viele Grüße


    Ingo

    Nachts Gewitter. Ja toll. :headbash: Bei uns drehte sich das letzte Nacht 6 Stunden im Kreis mit Dauerdonner und Blitz. Unser Hund ist bei Gewitter panisch und Schlafen war daher zwischen 23 und 5 Uhr für uns nicht drin. Um 6 klingelt dann der Wecker.
    Fast genauso wars schon vorletzte Nacht und für heute ist es ganz dicke angekündigt.
    Mein Büro ist nicht (mehr) klimatisiert und ich habe hier 29°. In unserem Wohnzimmer waren es gestern 32.
    Die empfindlicheren Tiere in meinem "Zoo" leiden schon sehr stark, die Aquarien sind mit teils über 30° Wassertemperatur kurz vorm Kippen. Ein Wunder, dass die Axolotl noch leben und selbst tropische Echsen ziehen sich schon vor der Hitze zurück.
    Ich finde die derzeitige Wetterlage alles andere als toll. :hilfe:


    Viele Grüße


    Ingo

    Gelbbrust Amazone? Sowas gibbes nicht. Und Gelbbauchamazonen (Alipiopsitta xanthops) sind in Privathand ebenfalls so gut wie nicht vertreten.
    Muss also was anderes gewesen sein.


    Viele auch Papageien-haltende Grüße


    Ingo

    Natürlich spielen Hunde auch als Erwachsene. Das ist ein Nebenprodukt des Domestikationsprozesses, der eine dauerhafte "Verkindlichung" des Hundes mit sich brachte. Wölfe spielen fast nur in den ersten zwei Lebensjahren, danach kaum noch. Im Prinzip sind aber unsere Hunde lebenslang Wolfswelpen bzw maximal Jungwölfe. Sie zeigen lebenslang viele kindliche Verhaltensweisen und so eben auch Spielverhalten.
    Das heisst nicht, dass der eine oder andere doch etwas reifer wird als der Durchschnittshund und eher wenig oder gar nicht spielt. Oder eben nur mit bestimmten Hunden, deren Spielweise zu ihrer gut passt. Genauso wie es vorkommt, dass auch manche alte Wölfe gelegentlich noch die Spiellust packt.
    Aber im statistischen Mittel hat auch der adulte Hund eine hohe Spielbereitschaft und eine viel höhere als der adulte Wolf.
    Ein weiterer Trend ist, dass ganz allgemein ein in sozialen Gruppen organisiertes Säugetier generell umso weniger spielt, je höher sein (echter oder eingebildeter) Rang in der Hierarchie ist und zudem eher mit Artgenossen, die in der hierarchie weiter entfertn von ihm liegen als mit solchen, die ihm nahestehen.
    Ob das mehr mit Artgenossen oder Menschen ausgelebt wird ist abhängig von der jeweiligen Historie des Hundes. Manche sind halt unsicher mit Artgenossen, andere nicht.
    Hinzu kommt auch noch der gegenseitige Bekanntheitsgrad. Mit einer zufälligen Strassenbekanntschaft wird natürlich seltener gespielt als mit einem alten Kumpel, den man als zur eigenen Sozialgemeinschaft zugehörig betrachtet.
    Eigentlich ist die zufällige Strassenbekanntschaft sogar gar kein Spielpartner. Auch ein Jungwolf würde sich schliesslich hüten ein Mitglied eines fremden Rudels zum Spiel aufzufordern.
    Aber unsere Hunde sind eben auch schon lange keine Wölfe mehr.
    Spielen ist im übrigen jede Art von Interaktion bei der Handlungen ausgeführt werden, ohne dass das natürliche Ende im Hauptblickpunkt steht oder überhaupt erreicht wird. Hetzen ohne Beute zu reissen, Kämpfen ohne Gewinner, Wälzen ohne starken Geruchsreiz, grundloses Springen etc pp.
    Spiele leitern sich normalerwiese aus wichtigen natürlichen Verhaltensweisen ab, die dabei gewissermassen nebenbei und in harmlosen, nicht überlebswichtigen Situationen effektiv trainiert werden. Je wichtiger eine Verhaltensweise für das tägliche überleben ist, umso häufiger wird sie als Kompionenteim Spielverhalten auftauchen. Bei Hunden dreht sich daher eben oft vieles um die Jagd oder um angezüchtetes Spezialverhalten. Damit der spielerische Aspekt des Verhaltens auch vom Partner verstanden wird, gibt es viele angeborene Verhaltensweisen, die in Spiel eindeutig als solches kennzeichnen. Das Vorne tief- und hinten hiochmachen, das Spielgesicht, Spielknurren, Spielbellen, geruchliche Signale etc pp...Ohne gegenseitiges Verständnis solcher Spielsignale eskaliert Spiel leicht zu sozialen Konflikten.
    Als Mensch erkennt man Spielverhalten bei Hunden neben den soeben genannten auch für uns erlernbaren Signalen daran, dass viele jugendliche Verhaltensweisen gezeigt werden, dass die Hunde aktiv Eskalationen vermeiden, oft die Rollen getauscht werden (mal ist der eine der Jäger und der andere der verfolgte, dann wiede rumgekehrt) und dass viele Bewegungsabläufe übertrieben, oft affektiert wirkend ausgeführt werden.
    Da Hundespiele wie gesagt so oft aus dem Jagdverhalten oder Rangordnungklärungsverhalten abgeleitet sind, ist das Risiko von Eskalation immer gegeben. Das Risiko wächst dabei, umso länger das Spiel ununterbrochen andauert und umso weniger sich die Hunde persönlich kennen.
    Gut sozialisierte Hunde spielen mit Fremden Hunden entweder gar nicht oder nur kurz und mit stark übertriebenen welpenhaften Bewegungen. Sie machen gewissermassen den Spielcharakter überdeutlich, um nicht missverstanden zu werden. Mit "guten Kumpels" können die selben Hunde so wüst spielen, dass das ganze auf den Betrachter schon eher ernst wirkt, ohne dass etwas eskaliert. Aber man kennt sich gegenseitig gut genug, um genau zu wissen, wo die Grenzen des anderen liegen.
    Da wie gesagt ein adulter Hund eigentlich mit Fremden nicht spielt (ein "Nichtrudelmitglied" war in der Haushundwerdung über Jahrtausende, eigentlich bis vor wenigen Jahrzehnten noch eher eine potentielle Bedrohung als ein potentieller Spielpartner) , kommt für viele der Eindruck auf, erwachsene Hunde würden gar nicht spielen bzw nur mit dem Besitzer. Hätte so ein Hund aber häufige Kontakte mit einem Artgenossen, fast jeder würde mit diesem guten Bekannten bald auch zu spielen beginnen.
    Viele Hunde haben heutzutage aber nur sehr flüchtige Begegnungen mit Artgenossen und kaum eine Chance, welche als zu ihrer sozialen Gruppe zugehörig zu betrachten.
    Schlecht sozialisierten oder generell in Sozialkontakten unerfahrenen Hunden fehlt auch im Spiel oft das nötige Feingefühl und sie neigen dazu, es im Spiel mit neuen Bekannten zu übertreiben. Das schlägt dann leicht in Ernst um.
    Asl Halter sollte man deshalb sehr auf potentielle frühe Warnzeichen für eine Eskalation achten, wenn man seine Hunde mit anderen, vor allen nicht sehr gut bekannten Hunden spielen lässt. Zu nennen wären zB:
    Häufiges frontales aneinander hochspringen, häufiges erstarren, Dauerbürste, Pfote oder Kinn dauernd auf den Rücken des Partners legen. Kein Rollentausch beim Hetzen, nur einer quiekt regelmäßig...aber ich komme vom hundertsten ins tausendste. Bevor ich endgültig off topic abdrifte , mache ich hier lieber mal Schluss


    Viele Grüße


    Ingo