Hi
Mein Rüde Joey ist auch so ein "Gebrauchthund".
Als ich ihn aus dem Tierheim holte, war er zwar noch sehr jung (etwa 5 Monate), aber er war schon zweimal vermittelt worden und kam zweimal zurück ins Tierheim.
Von seiner Vorgeschichte weiß ich nicht viel. Er wurde zusammen mit seiner Schwester ins Tierheim gebracht als er ungefähr 8 Wochen alt war. Nach kurzer Zeit wurde er vermittelt und kam nach einer Woch ohne Angabe von Gründen zurück. Danach wurde er an eine Familie mit 3 kleinen Kindern vermittelt und wurde von denen nach etwa zwei Wochen wieder zurückgebracht. Angeblich hätte er sich nicht mit dem älteren Hund der Großeltern verstanden.
Als ich ihn holte, war er zwar ein freundlicher und fröhlicher Hund, aber in für ihn unbekannten Situationen reagierte er oft etwas unsicher und ängstlich. Laute Geräusche erschreckten ihn und zum Teil tun sie das auch noch heute.
Außerdem hatte er extreme Verlassensängste. Anfangs konnte ich nicht mal ins Bad oder auf die Toilette, ohne dass er jaulend und winselnd vor der Türe lag.
Damals kannte ich mich mit Hundeerziehung noch nicht so aus, aber ich denke, ich hab instinktiv das Richtige für ihn getan. Ich habe ihn von Anfang an viel mitgenommen, so dass er immer wieder in andere und fremde Situationen kam. Ich erinnere mich noch daran, dass ich ihn, als er gerade drei Tage bei mir war, mit auf ein Reitturnier genommen habe. Es war laut, es gab Pferde, jede Menge Menschen und auch viele fremde Hunde. Er schaute sich das Ganze 10 Minuten etwas kritisch und unsicher an, entspannte sich dann und keine 10 Minute später spielte er fröhlich mit dem Hund einer Freundin. Und je mehr solcher Situationen er meisterte, desto selbstbewußter und sicherer wurde er.
Heute (er ist inzwischen 11) ist er für mich ein wirklicher Traumhund. Er ist selbstbewußt, verträgt sich wunderbar mit anderen Hunden und auch allen sonstige Tieren, ist freundlich und aufgeschlossen.
Die Verlassensängste haben sich etwas gelegt. Aber er ist auch heute kein Hund, der entspannt allein bleiben kann. Für ihn ist die Welt nur dann wirklich in Ordnung, wenn wenigstens einer von uns (mein Mann oder ich) zuhause sind.
Seine Schreckhaftigkeit bei lauten Geräuschen hat sich auch gebessert. Aber wenn ein Geräusch plötzlich und unerwartet kommt (wenn mir mal wieder ein Topfdeckel in der Küche auf den Boden fällt), dann sieht man von ihm nur noch eine Staubwolke. Da reagiert er regelrecht panisch.
Das einzige, was sich in all der Zeit nicht gebessert hat, ist sein Verhältnis zu Kindern. Er mag es nicht, wenn sich ihm kleine Kinder nähern (vom Anfassen ganz zu schweigen). Da kann er auch schon mal die Zähne zeigen oder schnappen. Ich nehme an, dass in der Familie, die ihn zwei Wochen lang hatte, irgendetwas mit den Kindern schief gelaufen ist und er da schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er reagiert nur bei kleinen Kindern so, ab einem Alter von sieben oder acht Jahren gibt es keine Probleme mehr.
Ob ich das Optimum erreicht habe??? Sicher nicht.
Dazu fehlte es mir an Erfahrung. Ich habe ihn damals einfach genommen, wie er war und bin nicht wirklich auf seine Probleme eingegangen. Aber ich hatte eben auch das Glück, dass er kein soooo problematischer Hund war und dass er sich Gott sei Dank positiv weiterentwickelt hat.
Heute weiß ich zB. dass Joey der ideale Agilityhund gewesen wäre. Er war immer sehr sportlich, schnell, energiegeladen, aber trotzdem "lenkbar". Leider gab es vor 10 Jahren hier in der Gegend keinerlei Angebote in der Richtung, aber heute weiß ich, dass so eine "Aufgabe" ihn sicherlich begeistert hätte und ihn besser ausgelastet hätte.
liebe Grüße
Steffi