Beiträge von Sunti

    Maus-TV:
    Abschied und Willkommen
    oder:
    Das Ende einer Ära

    Rennmäuse haben so viele positive Eigenschaften, dass sie mich seit nunmehr 17 Jahren nicht mehr loslassen. Es fing alles mit einer Agouti-Dame an und hat seither nicht mehr geendet. Das Rennervirus ist hartnäckig und gegen jede Behandlung resistent. Dies ist auch kein Wunder, denn die kleinen Racker sind niedlich bis zum Zuckerschock, neugierig, possierlich, lustig (Zitat meiner besten Freundin, die ich vor einigen Jahren infiziert habe: „Sie sind so süß, wenn sie doof sind!“), unerschrocken und so zärtlich und sozial mit ihren Partnern, dass sich so mancher Mensch eine Scheibe davon abschneiden sollte.
    Nur eine Sache stört mich an ihnen: Sie leben nicht annähernd so lange, wie es mir lieb wäre.
    Mein Knöpfchen, der Senior der vierköpfigen Truppe, hatte mir schon im September letzten Jahres Sorgen gemacht, weil er viel mehr schlief als früher und mir etwas langsamer vorkam. Also wurde er der Tierärztin vorgestellt, die Alterserscheinungen diagnostizierte und dem beinahe Vierjährigen Medizin gegen die Zipperlein des Alterns sowie eine Paste zum Aufpäppeln verordnete. Der Knopf war ein wunderbarer Patient, der seine Medikamente ohne zu murren einnahm: Ich brauchte bloß zu warten, bis er wach war, dann sagte ich ihm, er solle nach oben kommen, steckte einen in die Paste getauchten Löffelstiel durchs Gitter und er leckte ihn brav sauber. Manchmal wollte er mogeln und etwas übrig lassen, dann mahnte ich „Das ist noch nicht alles!“, und er nahm auch den Rest. Er ließ sich täglich begutachten, fraß gut und verbrachte seine Tage unter der kalifornischen Rotlicht-Sonne, wie es sich für einen Senioren gehört. So ging es bis Weihnachten 2011, dem Tag, an dem Knopf Geburtstag hatte. Er wurde am 24.12. vier Jahre alt, ein biblisches Alter für die meisten Rennmäuse. Der Kleine mit den riesigen Knopfaugen ließ sich von mir und seinem Partner, Rusty, gebührend feiern und fraß mit Begeisterung seine Rennmaus-Geburtstagstorte und die süße, rote Kolbenhirse, die Santa Mouse gebracht hatte.
    Drei Tage später teilte er mir mit, dass es Zeit sei, zu gehen. Er saß auf der Etage und schaute mich mit seinen treuen Augen an, und ich wusste es. Wir machten uns also auf den letzten Weg, und ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich literweise Tränen vergoss, als Knöpfchen seine letzten Atemzüge tat. Natürlich war ich bis zum Ende bei ihm, auch wenn ich glaube, der Ärztin wäre es lieber gewesen, mich heulendes Elend hinaus zu komplimentieren. Sie mag eine wirklich gute Tierärztin sein, aber am Trösten von Menschen hapert es gewaltig.
    Nun ist also die Ära Knopf zu Ende. John Doggett, der Agent mit den Knopfaugen, war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.
    Er war die erste und einzige Maus, die ich jemals von einem Züchter geholt habe. Vor knapp vier Jahren ließ ich ihn im zarten Alter von sieben Wochen über die Mitfahrzentrale aus Bayern holen. Normalerweise hätte ich so etwas nie getan, aber ich brauchte für meine Angstmaus Jimmy einen passenden Partner, und nach langer Suche fand ich einen Wurf Siam-Renner, deren Züchterin mir die positiven Eigenschaften ihrer Elterntiere glaubhaft machen konnte. Der Transport wurde online organisiert, und ich wurde von den menschlichen Mitreisenden ziemlich schräg angeschaut und musste erst einmal erklären, wieso man sich eine Maus aus Bayern schicken ließe. Es war eine unkonventionelle Entscheidung, aber sie war perfekt. Jimmy, der Angsthase, verliebte sich auf den ersten Blick in den kleinen, von seiner Mutter verstoßenen, Kerl mit dem verkürzten, vernarbten Schwanz, den er seiner plötzlich angreifenden Mutter verdankte. Knopf war ein Papa-Kind, denn nach dem Angriff wurden er und seine Geschwister vom Vater großgezogen. Für meine Zwecke erwies sich das als ein Wunder, denn so fiel es dem Zwerg nicht schwer, Jimmy als neuen Vater anzuerkennen. Mein ängstlicher Jimmy nahm ihn unter seine Fittiche und baute ihm schon am ersten Tag liebevoll ein Nest, um ihm viele Wochen später zu zeigen, wie er das selbst tun konnte. Ich habe nie wieder so eine große Mäuseliebe gesehen wie die Beziehung zwischen Jimmy und Knopf. Sie lagen im Hochsommer zusammengeschmiegt auf den Etagen und wunderten sich, wieso es so heiß war. Der scheue Jimmy konnte sich Zeit seines Lebens hinter Knöpfchen verstecken, denn Knopf war süß. Nicht süß, wie es Rennmäuse nun einmal sind, sondern so süß, dass wirklich jeder dahinschmolz. Diverse Tierärzte und deren Helferinnen erlagen im Lauf seines langen Lebens dem Charme von Knopf, der sich jedem Menschen sofort von seiner Schokoladenseite präsentierte.
    Ich werde nie vergessen, wie meine damalige Tierärztin ihrer Helferin einen gestrengen Blick zuwarf, als diese beim Anblick von Knöpfchen in begeistertes Quietschen ausbrach, sich dann zur Transportbox umdrehte und auf einmal mitquietschte, weil der Kleine seine Männchen machte, um von Jimmy, dem eigentlichen Patienten, abzulenken. Sogar meine jetzige, eher strenge und pragmatische, Tierärztin war machtlos gegen den Zauber des Agenten mit den Knopfaugen. In seinem ganzen Leben habe ich niemanden kennen gelernt, der gegen Knöpfchens Augenaufschlag immun gewesen wäre, ganz gleich, wie wenig der jeweilige Besucher mit Kleinnagern anfangen konnte. Ein Blick auf Knopf, und das Desinteresse war Geschichte.
    Auch in dieser Hinsicht war Knopf etwas ganz Besonderes: Vor ihm hatte ich noch nie einen Renner, der WUSSTE, dass er süß war und dies zu seinem Vorteil nutzte, indem er Menschen um die kleine Kralle wickelte. Bei Knopf ging es nicht darum, möglichst viel Futter abzugreifen, er sonnte sich in der begeisterten Aufmerksamkeit seiner Zuschauer wie ein Schauspieler. Immer war er bereit, sich ins Rampenlicht zu stürzen, was dem scheuen Jimmy zugute kam, der sein ganzes Leben lang ein ruhiger, schüchterner und bescheidener Vertreter war und es genoss, sich hinter seinem charmanten Partner unsichtbar zu machen.
    Knopf war auch das einzige meiner Tiere, das je seinen Namen änderte. Natürlich haben sie alle Spitznamen, bei denen sie mehr oder weniger häufig gerufen werden und auf die sie im Normalfall auch hören. Aber dennoch behalten sie ihren Taufnamen bei, und auch auf den hören sie. Nicht so der Knopf.
    Als er zu mir kam, sieben Wochen alt, mit einer Wunde am schokobraunen Schwänzchen und ganz zart und klein, bekam er von mir den Namen John Doggett, um die X-Files-Reihe fortzusetzen, die mit den Lone Gunmice Byers, Langley und Frohike begann und auch Jimmy und Skinner hervorbrachte. Knopf jedoch hatte andere Pläne. Er war von Anfang an so niedlich und flirtete mit jedem Besucher, indem er einen Augenaufschlag nach dem anderen verteilte, so dass jeder begeistert ausrief: „Was hat der für süüüüüüüüße KNOPFAUGEN!“ Es dauerte nicht lange, und der Kleine hatte seinen Taufnamen vergessen und reagierte nur noch auf Knopf oder Knöpfchen. Ich musste mich geschlagen geben und den stolzen Namen einmotten, und so war Knopf geboren. Der Knopf, das Knöpfchen, der Süße. Knopf war eine wunderbare Maus, auch wenn es eine Zeit gab, als ich mir ernsthafte Sorgen um ihn machte. Nach Jimmys Tod war er nicht dazu zu bewegen, sich mit einer anderen Rennmaus zusammenzutun. Ich versuchte es mehrfach vergeblich, mit aller Erfahrung und Geduld, die ich besaß, aber es war zwecklos. Nach Jimmys Tod wollte Knopf allein sein, er wollte trauern und auf keinen Fall wollte er einen neuen Partner haben. Knopf trauerte beinahe ein Jahr lang, bis er sich endlich bereit erklärte, es mit einem neuen Mitbewohner zu versuchen. Seine einzige Bedingung: Es musste ein Baby sein.
    Also machte ich mich auf die Suche und wurde schließlich fündig. Rusty, ein kleiner Kohlfuchsschecke, trat in unser Leben. Bei unserem ersten Treffen war der Kleine so winzig, dass er bequem auf einem 2 €- Stück Platz hatte, und hatte sich noch nicht einmal umgefärbt. Karottenorange und weiß gescheckt und so klein, dass noch nicht einmal sein Geschlecht bestimmt werden konnte, sah ich ihn hinter Glas sitzen und wusste, DAS ist er. Ich reservierte ihn für uns unter der Voraussetzung, dass er männlich sei, und erzählte Knopf von ihm. Weil er noch zu jung war, um von seiner Mutter getrennt zu werden, mussten Knopf und ich noch zwei Wochen warten, bis er einziehen durfte, aber dann war es ums Knöpfchen geschehen. Er adoptierte das Baby sofort und lehrte ihn alles, was Jimmy ihn gelehrt hatte. So lebte Jimmy weiter in Knopf, der von ihm gelernt hatte, ein guter Vater zu sein. Auch Rusty wurde von Knopf geliebt, wenn auch auf eine andere Weise als Jimmy. An die Liebe zwischen Jimmy und Knopf kam Rusty nicht heran, aber das hat er auch nie versucht. Er saugte alles auf, was Knopf ihm zu zeigen hatte, und wurde ein stattlicher Mausemann, der Weltrekorde im Laufrad rennt und sich bei jeder unpassenden Gelegenheit erschreckt und dann Trommelkonzerte anstimmt. Auch Rusty profitierte von Knopfs Charme, denn auch er ist nicht die mutigste Maus auf der Welt und freute sich, wenn er sich hinter einem niedlichen Partner verstecken konnte. Als Knöpfchen älter und ruhiger wurde, kuschelte Rusty sich stundenlang im kalifornischen Rotlicht an ihn, sie schmusten und putzten einander bis zum Schluss, und als ich mit dem toten Knopf zurück nach Hause kam, weinten wir beide.
    Mit Knopf ist der Letzte der X-Files-Renner von uns gegangen, auch wenn er seinen X-Akten-Namen schon lange selbst abgelegt hatte – in seinem Mäuse-Ausweis stand immer John Doggett. Knöpfchen hinterlässt einen traurigen Witwer und mich, die ich dankbar bin für alles, was er in seinem langen Leben gegeben hat: Er hat Jimmy aus seiner selbst erwählten, ängstlichen Einsamkeit gerettet, Rusty erzogen und so viele Menschen zum Lächeln und Quietschen gebracht, und er hatte die Größe, mir mitzuteilen, wann er gehen wollte. Ruhe in Frieden, John Doggett, Agent mit den Knopfaugen, denn jetzt bist du wieder bei deiner großen Liebe Jimmy, und ich bin sicher, ihr zwei mischt jenseits der Brücke den Laden gehörig auf.

    Im Leben mit Rennmäusen ist jedes Ende auch gleichzeitig ein Anfang, denn wenn sie nicht gerade so lange ihrem verstorbenen Partner nachtrauern wie der Knopf, dann brauchen verwitwete Renner schnellstmöglich einen neuen Mitbewohner, sonst werden sie noch unglücklicher, als sie schon sind. Weil Rusty und Knopf sich so geliebt haben, habe ich Rusty gebeten, mir zu sagen, wann er bereit ist, sein Aquarium wieder mit einem Mitbewohner zu teilen. Er wollte zunächst nicht, aber nach einer Woche zeigte er mir, dass er unter seiner Einsamkeit litt, und ich beschloss spontan, einmal in der Zoohandlung meines Vertrauens (und das meine ich wörtlich!) vorbeizuschauen und mich zu erkundigen, wann ein neuer Wurf Jungrenner erwartet würde. Wie es das Schicksal so wollte, war ein Haufen kleiner Pelzflusen im richtigen Alter gerade eingetroffen, und mein Herz schmolz beim Anblick des plüschigen Gewusels dahin, denn es waren Kohlfüchse, neben den Agoutis die Farbe, die ich am allermeisten liebe. Im Gegensatz zu den meisten Rennern, die ich im Laden schon gesehen habe, waren diese Kleinen überhaupt nicht schüchtern. Ganz im Gegenteil, sie machten Männchen, warfen sich in Pose und flirteten, was das Zeug hielt. Kaum war ihr Gehege aufgeschlossen, um sie näher in Augenschein zu nehmen, als die Bande auch schon im Familienverband einen Ausbruchsversuch nach dem anderen startete – wir hatten zu dritt alle Hände voll zu tun, die munteren Gesellen zu stoppen. Um einen geeigneten Kandidaten auszuwählen, steckten wir die Jungs in einen großen Pappkarton und ließen die Mädchen in Ruhe weiter durchs Gehege wuseln. Es dauerte keine Minute, da hatte ich IHN ausgewählt. Er ist ein kleiner, zierlicher Kohlfuchs (was sich meiner Erfahrung nach noch ändern wird – Kohlis sind meist kräftige Kerlchen), der mitten im Fellwechsel ist und somit aussieht wie eine in Kohlestaub gefallene Karotte; überall sind dunkle Tupfer oder Streifen auf dem orangen Fell verteilt, und es ist jetzt schon klar, dass mich in den nächsten Wochen jeden Tag eine neue Maus begrüßen wird, bis der Kleine mit dem Färben fertig ist. Nun, ich warf einen Blick auf ihn, und das Wort „Smokey“ schoss mir durch den Kopf. Resigniert beschloss ich, dass es dabei bleiben wird, denn wenn sich ein Tier seinen Namen ausgesucht hat, dann respektiere ich das, auch wenn ich eigentlich zu Rusty nicht noch einen Namen wollte, der auf –y endet.
    Smokey hat heute seine Kotprobe bei Frau Doktor abgeliefert, er und Rusty sind beide parasitenfrei und dürfen somit offiziell vergesellschaftet werden. Die Tierärztin hat sich übrigens beschwert, dass die Kotproben meiner Herren extrem hart seien. Es tut mir ja leid, aber wenn die Köttel nicht direkt aus dem Mäusepopo unters Mikroskop rollen, ist das nicht zu ändern, denn als Wenig-Trinker haben Renner nun mal wenig Flüssigkeit auszuscheiden.
    Nun sitzen der vorwitzige, freche, kunterbunt gemusterte Smokey (geschätzte 35g leicht) und der doppelt so große, schüchterne Knopf jeder in seinem Abteil und ich bin guter Dinge, dass es eine leichte Vergesellschaftung wird. Immerhin haben beide die gleichen Hobbys: Sie nagen am Gitter und putzen mit ihren Vorderpfötchen die Glasscheiben im gemein engen Notfall-Aquarium, das ich zum Vergesellschaften benutze. Wenn jetzt ein Hardcore-Tierschützer hier auftaucht, habe ich ein Problem, denn nicht nur gebe ich den armen, kleinen Mäuschen viel zu wenig Platz, nein, ich biete nicht mal eine Hütte zum Verstecken an, und ihr Nest müssen sie auch noch selbst bauen – der Rusty sogar zweimal, denn nach dem ersten Seitenwechsel hat sich Smokey Rustys Nest unter den Nagel gerissen, im Austausch dafür hat er nichts als ein paar Blätter Küchenrolle zurückgelassen, so dass Rusty gleich noch einmal mit dem Nestbau anfangen durfte. In diesem Fall sollte ich froh sein, dass meine Mäuse die Nummer des Tierschutzes nicht kennen – sie würden prompt anrufen und mich verpfeifen.
    Rusty ist ein wenig gestresst, er hinterlässt verbrannte Erde, äh, in Stücke gefetzte Klopapierrollen, aber gerade eben, als ich anfing, dies zu schreiben, habe ich ganz genau gesehen, wie er Smokey durchs Trenngitter hindurch geputzt hat. Sie haben es hinterher beide abgestritten, aber ich weiß, was ich gesehen habe. Der kleine Farbtupfer kann vielleicht sogar dieses Wochenende schon zu Rusty ziehen, wenn es so weitergeht. Für Rusty wird er ein Segen sein, denn noch ist Smokey so winzig, dass er sich im Schatten seines Kindchenschemas verstecken kann, und wenn Smokey dafür zu groß geworden ist, wird er eine derart starke Persönlichkeit sein, dass Rusty nie wieder mit einem Besucher sprechen muss, wenn er das nicht will. Ich glaube, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet wäre Knopf mit meiner Wahl einverstanden, denn sein Rusty wird beschützt werden, auch wenn es beim Anblick der winzigen Rennmaus, die in einer Ecke des Aquariums unter einer Handvoll Heu schläft, wirklich schwer zu glauben ist.

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    Mach's gut, mein Knopf.

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    Noch ist Smokey ein wenig fotoscheu.

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    Aber ein paar Sonnenblumenkerne, und er taut auf.

    Diese Geschichte ist erschreckend; ich hatte in den letzten Jahren schon so viele Hunde hier zur Pflege, alle auf Treu und Glauben da waren. Sie alle waren so süß, dass ich sie gern behalten hätte, aber so etwas würde mir im Traum nicht einfallen. Wenn man so was liest, sollte man sich hüten, jemals wieder einen Hund zu hüten oder hüten zu lassen, ohne einen wasserdichten Pflegevertrag zu machen, nicht mal im Freundes- und Kollegenkreis.

    Hihi, ich bin raus. Freitag, den 16.12., ist meine Senta eingezogen. Berichte gibt es schon in der Fotorubrik unter "Senta - mein Hund wird sichtbar", und wenn eine bestimmte Dame ganz lieb zu mir ist, bekommt ihr auch bald Fotos zu sehen - selbst kann ich das momentan nicht.

    Luxushundebett (wurde von Bekannten bezahlt, aber es zählt trotzdem), neue Leine, Halsband, Geschirr, Striegel, Kong, Zerrseil, Snackball, Futter, Dosen, Rinderkopfhaut, Leuchtband fürs Geschirr, Versicherung.

    Okay, der Hund ist gerade eingezogen, aber wenn man bedenkt, dass ich noch so viel Zeug übrig gehabt hätte vom Vorgänger, dann ist das schon etwas... viel. :ops:

    Geplant ist auch noch ein Maulkorb, damit die Dame legal Zugfahren darf.

    Da ich seit Freitag wieder einen Hund habe, werde ich dieses Jahr nicht zu meiner Familie fahren, das würde zu stressig für meine Neue, die noch keine Bahn kennt.
    Hund, Rennmäuse, Super-Hamster und ich werden im kleinen Kreis feiern, was Schönes zu essen machen, Geschenke auspacken und wahrscheinlich gemeinsam mindestens eine Staffel Mentalist und zwei von Akte X killen.
    Die Tierbande bekommt auch was geschenkt, und mein Mäusesenior, Knöpfchen, darf gleichzeitig seinen vierten Geburtstag feiern, der bekommt zwei Geschenke. ;)

    Noch gibt es keinen Thread, aber den werde ich im neuen Jahr starten - wenn ich endlich wieder von Zuhause online komme. Ich hab schon ein ganzes Jahr in Bildern von Senta, da sie zuerst mein Gassi-Pflegehund im Tierheim war und wir da sehr fleißig die Kamera geschwungen haben. :hust:
    Trotzdem bin ich aufgeregt, als käme ein völlig neuer Hund in mein Leben.

    So, nun der gestern versprochene Bericht vom Hundebesuch: Meine Süße war zunächst etwas skeptisch ob der Treppe, aber ihre Pflegerin und mich gemeinsam oben zu wissen war dann doch Ansporn genug, sie zum Hochklettern zu bewegen. Sie hatte nicht die geringste Angst in der Wohnung und erkundete alles, einschließlich der Tüte mit dem Nähzeug. Am Ende beschloss sie, dass alles ihr gehört, das Badezimmer aber ganz besonders, und ließ sich auf der Badematte nieder, wo sie den Rest des Besuches verschlief. Wir kamen uns wie Monster vor, als wir den armen, alten Hund nächtens wieder nach draußen scheuchen und in den kalten, einsamen Zwinger verfrachten mussten. Aber jetzt sieht es so aus, als könnte meine Süße am Freitag einziehen. :rollsmile: :rollsmilie2: :rollsmilie3:

    Hallo ihr Lieben,

    da ich am Freitag endlich nach langer Zeit wieder Hundemama sein werde, möchte ich allen, die es interessiert, ein kleines Geschenk in Form einer wahren Geschichte machen, die ich selbst verfasst habe. Ich hoffe, sie gefällt euch.

    Die unsichtbaren Hunde


    Ich kenne zwei Hunde, die unsichtbar sind.
    Einer ist schwarz und alt, mit grauer Schnauze und scheuen Augen, und seinen Nasenrücken bedeckt eine Brandwunde. Diese ist ein Teil des unseligen Zaubers, der den Hund unsichtbar macht.
    Der schwarze Hund hat Angst. Angst vor Menschen und dem Unbekannten. Deshalb bellt und knurrt er wie besessen, wenn sich Fremde seinem Zwinger nähern. Neben den anderen, den freundlichen, neugierigen, jungen oder bunten Hunden verschmilzt der schwarze Hund mit der Umgebung, sein Gebell wird überhört, seine panischen Sprünge übersehen. Wenn doch einmal ein Besucher den Hund bemerkt, fällt sein Blick zuerst auf die Brandwunde, und seine Augen gleiten vom schwarzen Hund ab wie Wasser von einer Scheibe und fallen auf den bunten, jungen oder exstatisch wedelnden Hund im Nachbarzwinger. Keiner macht sich die Mühe, nach dem unsichtbaren Hund zu fragen, und so weiß niemand, dass die Schwarze eine Hündin ist, und keiner erfährt ihren Namen: Senta. Senta, die Rumänin, die so viel Angst hat, dass sie beißt. Die Hündin, die sich einnässt, wenn jemand auf sie zu kommt, die kein Futter von Fremden nimmt und die noch keine Pfote vor die Tierheimtür gesetzt hat, weil sie sich vor der Leine fürchtet.
    Weil ich genau hinsehe, die Unsichtbaren immer bemerke, den geisterhaft silbrigen, majestätischen Schatten eines panischen Hundes ebenso wie den schwarzen Derwisch im Zwinger neben meinem Pflegling, habe ich das Privileg, Senta kennen lernen zu dürfen. Zunächst war sie überrascht, dass ich ihren Namen kannte und sie jedes Mal damit ansprach, wenn ich ihre Nachbarin zum Spaziergang abholte. Dann reagierte sie erschrocken, denn wer ihren Namen kennt, der bemerkt sie, und bemerkt werden ist gefährlich. Doch mit der Zeit, ganz allmählich, gewöhnte sie sich an mich und nahm mit langem Hals und spitzen Zähnen Futter aus meiner Hand, und das, obwohl ich mit dem Feind verbündet war, dem Feind im Hundepelz, ihrer Nachbarin. Wir knüpften ein zartes Band aus Respekt und Futter, und irgendwann freute sich Senta, wenn ich kam, auch wenn es nie war, um sie zu besuchen.
    Eines Tages zog meine Pflegehündin in ihr neues Zuhause, wo sie all die Dinge zeigen konnte, die sie bei mir gelernt hatte, und ich bekam eine neue Aufgabe: Senta, der unsichtbaren Hündin, die Welt zu zeigen. Zunächst erschien das unmöglich, denn man sagte mir, sie gehe sehr ungern und äußerst unwillig durch das große Tor hinaus und würde sicherlich beißen, wenn die Leine sich ein wenig spannte. Das mochte ich so gar nicht glauben, kannte ich doch ihre sanfte Seite, die zarte Scheue, mit der sie mir das Futter aus der Hand nahm, und ihre schönen, ängstlichen Augen, inzwischen sehr genau. Egal, wie viele Hunde um sie herum waren, ganz gleich wie jung, putzig oder bunt sie waren, es gelang Senta schon lange nicht mehr, vor meinen Augen unsichtbar zu werden.
    Unser erster Ausflug war ein voller Erfolg. Nachdem die Schwarze, auf einmal mit einer langen Leine an mich gebunden, sich vor meinen Augen nicht mehr in Luft auflösen konnte, versuchte sie eine andere Taktik: Sie verwandelte sich in ein Schaf in der Hoffnung, ich würde ohne sie weitergehen. Lange Zeit standen wir am Feldrand neben dem großen Tor und ich sah ihr beim Grasen zu. Irgendwann begriff sie dann jedoch, dass ich ihr das Schaf nicht abnahm, und wir konnten uns auf den Weg machen. Von da an machten wir viele gemeinsame Ausflüge in den Wald, wo mein unsichtbarer Hund noch häufig vor den Augen von Passanten mit dem Erdboden verschmolz und ich plötzlich wie eine Idiotin mit der scheinbar leeren Leine im Nirgendwo stand und beruhigend auf etwas einredete, das außer mir keiner sehen konnte. Das ist die Krux mit einem unsichtbaren Hund: Die Menschen halten dich für verrückt, wenn du mit ihm unterwegs bist.
    Mit der Zeit jedoch wurden die Phasen der Unsichtbarkeit immer kürzer, die Momente, in denen Senta vom Erdboden verschwand, immer seltener, und mittlerweile gehe ich mit ihr spazieren wie mit einem ganz normalen Hund. Wir sind ein sehr gutes Team, mein nicht mehr unsichtbarer Hund und ich, und das hätte noch lange so weitergehen können, wäre da nicht das liebe Geld, oder eher, der Mangel daran. Sentas Heim muss schließen, und es war klar, dass sie fortgebracht werden würde, in ein anderes Heim, wo sie ganz sicher wieder unsichtbar würde. Das konnte ich nicht zulassen, denn Senta ist alt, und die langen Jahre, die sie dort brauchen würde, um wieder allmählich sichtbar zu werden, bleiben ihr wahrscheinlich nicht mehr. Es wäre furchtbar, meine Schwarze zu verlieren, in mehr als einer Hinsicht, denn wenn niemand mehr ihr strahlendes Lächeln sieht, mit dem sie mich anschaut, wenn sie sich freut, dass ich da bin, oder das stolze Grinsen, das sie mir schenkt, wenn wir gemeinsam an etwas Gruseligem vorbeikommen und sie sich nicht mehr fürchtet, dann wird sie wieder vollkommen von der Bildfläche verschwinden. Deshalb habe ich mich entschieden, nach langen Jahren der Abstinenz entgegen allen Widrigkeiten wieder einen Hund zu adoptieren. Das hatte ich ohnehin geplant, doch ich dachte an einen wilden Jungspund, der mit mir zusammen die Welt unsicher macht, der rennt und läuft und nichts und niemanden fürchtet, einen sportlichen Frechdachs, mit dem ich durch dick und dünn gehen könnte. Statt dessen werde ich eine alte Dame mit nach Hause nehmen, schwarz, grauschnäuzig und mit einer riesigen Brandnarbe auf dem Nasenrücken, einen herzkranken Hund, den die meisten Menschen übersehen, und den sie, wenn sie ihn doch bemerken, als hässlich bezeichnen. Aber auch einen Hund, der für mich das schönste Lächeln der Welt hat und mit dem ich gar nicht mehr anfangen muss, dick und dünn zu suchen, denn wir sind längst dort gewesen, Hunderte von Malen, in Form von Radfahrern, Lastwagen und Bahnsteigen, und wir werden es wieder tun.
    Gestern war Senta bei mir zu Besuch, ein aufregender Tag, denn sie hat in ihrem langen Leben noch nie in einer Wohnung gelebt. Entgegen aller Befürchtungen war sie recht entspannt, und es gab nur einen Augenblick, in dem sie sich unsichtbar zu machen versuchte, unten am Fuß der Treppe, die sie nicht steigen wollte. Doch wenn man erst einmal weiß, wonach man suchen muss, findet man sie sofort, auch in den Momenten, in denen sie alles versucht, um mit dem Boden zu verschmelzen. Als die Treppe endlich geschafft war, durchstreifte kein unsichtbarer Hund meine Wohnung, sondern ein munteres, neugieriges Bündel aus wedelndem, schwarzen Fell, das sogleich seinen brandnarbigen Rüssel in alle Ecken steckte, die Tüte mit der zu flickenden Kleidung durchwühlte und schließlich die Badematte als ihren neuen Schlafplatz auserkor. Da lag sie nun, meine zukünftige Mitbewohnerin, und wollte gar nicht wieder aufstehen, um mit ihrer Pflegerin zurück ins Heim zu fahren. Denn gestern war nur ein Test. Die wahre Prüfung wird am Freitag beginnen, wenn ich meine unsichtbare, wunderschöne Hündin endgültig zu mir nach Hause hole. Dann werden wir meine Stadt erkunden, und ich kann mich schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass mein Leben ab jetzt viel komplizierter sein wird, denn hier gibt es so viel Neues zu entdecken, das meine Senta erschrecken wird: Da wäre die neue Tierärztin, die große Kreuzung, die wir jeden Tag überqueren müssen, um zum Wald zu gelangen, die Innenstadt und vor allem der Bahnhof mit seinen Zügen, in die wir früher oder später gemeinsam werden einsteigen müssen. Ich bin ein wenig nervös, freue mich aber gleichzeitig sehr, mit dem schönsten alten Hund der Stadt unterwegs sein zu dürfen, auch wenn ich die einzige sein werde, die das weiß – denn für alle anderen wird Senta für eine ganze Zeit unsichtbar sein. Und wenn sie mich alle für etwas verrückt halten, weil ich mitten in der Stadt beruhigend auf einen Fleck Straßenpflaster am Ende einer scheinbar leeren Leine einrede, dann werde ich leise vor mich hin lächeln, denn ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis mein unsichtbarer Hund sich heimisch fühlen und für alle Welt sichtbar werden wird – und dann wissen sie alle, dass mein Hund das schönste Lächeln hat.


    Der zweite unsichtbare Hund in meinem Leben ist klein, braun und niedlich. Er sieht aus wie ein zu breit gebauter Dackel mit Fledermausohren und einer Stupsnase, und eigentlich müsste jeder Besucher sich spontan in ihn verlieben. Doch jeder, der ihn anschaut und nach seinem Namen fragt, verliert sofort das Interesse, sobald er erfährt, dass der kleine Braune beißt. Es ist, als hätte er eine ansteckende Krankheit, denn wann immer sein Schicksal zur Sprache kommt, wenden sich die Blicke ab und die Besucher weichen vom Gitter zurück, weiter, als sie einem Tiger im Zoo ausweichen würden.
    Auch diesen unsichtbaren Hund habe ich entdeckt, weil ich genau hinsehe, die scheinbar leeren Zwinger betrachte, bis ich die Bewohner finde. Zunächst freundeten wir uns aus der Ferne an, und irgendwann kam er mir immer näher, suchte meinen Kontakt und legte sich direkt an meinen Rücken, wenn ich, gegen das Gitter gelehnt, im Zwinger meines silbrigen Schattenhundes saß. Besonders im Winter war das sehr angenehm, denn einen kleinen, wurstförmigen und warmen, atmenden Rückenwärmer hat nicht jeder. Die Schattenhündin wärmte meine Finger mit ihren samtigen Ohren, und an meinem Rücken strahlte der unsichtbare Kleinhund Hitze aus. Wer kann da noch frieren, selbst im tiefsten Winter? Als Dank für seine Wärme erhielt der Kleine Ödi, dessen Namen jeder sofort wieder vergisst, sobald sein Schicksal ausgesprochen wurde, Leckereien von mir, die ich von denen des Schattenhundes abzweigte, und wenn er es wünschte, auch Streicheleinheiten. Hinter seinen Fledermausohren wird er besonders gern gekrault, aber das weiß kaum jemand, denn die meisten Menschen denken, er würde ihnen die Finger abbeißen, wenn sie ihm zu nahe kommen. Ich verstehe das, denn es ist schwierig, unsichtbare Hunde mit erschreckender Vergangenheit zu lesen, und der kleine Ödi hat nie gelernt, zu knurren. Für diejenigen, die genau hinsehen, ist es leicht, einen bevorstehenden Ausraster zu erkennen, denn der Blick in seinen frechen, braunen Kulleraugen verändert sich, verrutscht auf eine kaum zu beschreibende Weise, und sein kleiner Körper wird steif. Dann ist es Zeit, die Finger wegzunehmen. Wer das berücksichtigt, kann eine innige Freundschaft mit ihm anknüpfen. Das haben wir getan, meine Freundin und ich. Wir haben uns angefreundet mit dem kleinen „Beißer“, der eigentlich gar nicht beißt, sondern nur warnend und drohend schnappt, wenn ihm etwas nicht gefällt. Mich hat er ein einziges Mal verwarnt, aber meine Finger hatten kein noch so winziges Loch.
    Als ihr geliebter Schmusewolf in ein neues Zuhause zog, war meine Freundin zunächst am Boden zerstört, doch dann kam eine unerwartete und glückliche Wende: Sie sollte sich um Ödi, den unsichtbaren Schnapper, kümmern. Da sich der Kleine aufgrund seiner unerfreulichen Vergangenheit nicht anleinen ließ, mussten wir das zunächst auf dem Hof hinter dem hohen Zaun üben, bevor wir das große Tor mit ihm passieren konnten. Es dauerte keine zwei Tage, da stand der Zwerg ruhig vor meiner Freundin, wenn sie sich tief hinunterkauerte, um die Leine an seinem Halsband zu befestigen. Er war nicht begeistert – was ich auch nicht wäre, wenn man versucht hätte, mich zu strangulieren und nun wieder einer kommt, der mir an den Hals will -, ließ es aber ergeben über sich ergehen. Schon nach dem fünften Spaziergang stand er jedoch freudig wedelnd vor meiner Freundin und präsentierte ihr mit erhobenem Kopf das Halsband, um sich endlich auf den Weg machen zu können.
    Gemeinsam mit meiner unsichtbaren Hündin erkundete Ödi nun die Welt, und es dauerte nicht lange, da gehörte sie ihm ganz allein. Zwar fürchtete er sich zunächst vor lauten Fahrzeugen und fremden Menschen, doch nachdem Senta ihn dafür einige Male herzhaft ausgelacht hatte, nahm er sich zusammen und wurde mutiger. Leider ist Ödi nicht auf den ersten Blick unsichtbar. Wie ich schon erwähnte, sieht er zum Verlieben aus, und das schienen besonders die älteren Menschen zu finden, denen wir im Wald begegneten. Es war ein hartes Stück Arbeit, all die Senioren zu blocken, die den im Boden versinkenden Kleinhund unbedingt betatschen wollten, und ihn vor ihren Augen wieder unsichtbar zu machen. Nicht einmal die magischen Worte „Der beißt!“, die sonst einen sofortigen Rückzug zur Folge haben, wollten bei der älteren Generation fruchten. Die meisten gaben zur Antwort, ein so niedlicher Hund könne doch nicht beißen, und während meine Freundin ihren verängstigten Zwerg zu beruhigen versuchte, baute ich mich mehr als einmal vor einem älteren Menschen auf und erklärte ihm mit sehr deutlichen und nicht gerade freundlichen Worten, dass er seine Finger bei sich zu behalten hätte, wenn er sie nicht verlieren wolle. Erst dann wurden die Störenfriede blass und Ödi wieder unsichtbar, und wir hatten unsere Ruhe.
    Auch der kleine Ödi drohte uns zu verlassen, weil sein Heim schließen muss, und als „bissigem“ Hund hätte ihm früher oder später der Tod gedroht. Ebenso wie ich entschloss sich meine mutige Freundin, es mit der Bestie aufzunehmen und ihren Pflegling zu sich zu holen. Die Bestie war in dem Fall jedoch nicht Ödi, sondern ein Berg von Widrigkeiten, die sie aus dem Weg zu räumen hatte, angefangen bei ihren Eltern, die zustimmen mussten, bis zu ihrem eigenen Kleinhund, von mir liebevoll „Terrorfluse“ genannt, ganz und gar nicht unsichtbar und niedlich bis zur Aufdringlichkeit, mit dem sich Ödi vertragen musste. Wir machten Spaziergänge mit beiden und stellten nicht nur fest, dass Ödi und der Flausch sich offenbar ganz sympathisch sind, sondern auch, dass der notorisch Niedliche ein echter Trumpf ist, wenn wir Ödi unsichtbar halten wollen: Jeder, der beide Hunde sieht, verfällt sofort dem plüschigen Charme der Terrorfluse, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, und übersieht schön brav ihren Begleiter, den fledermausohrigen Möchtegern-Dackel, der sich lieber im Hintergrund hält.
    Nun, da auch dieser nicht mehr so ganz aber lieber doch unsichtbare Hund gerettet ist, möchte ich gern eine Lanze für alle unsichtbaren Hunde brechen, die irgendwo in Heimen warten, von denen die Blicke der Besucher abgleiten wie von Teflon, entweder, weil sie alt, schwarz, narbig oder ängstlich sind oder weil ihre Vorgeschichte von ihrem charmanten Äußeren ablenkt und zur Unsichtbarkeit verdammt. Sie sind die wahren ungeschliffenen Diamanten, die in den Tierheimen dieser Welt verbleiben, weil es immer die bunten, jungen, freudigen und charmanten Hunde neben ihnen gibt, die alle Blicke auf sich ziehen. Wenn man jedoch genau hinschaut, kann man in so manchem scheinbar leeren Zwinger doch noch einen Bewohner ausmachen, einen unsichtbaren Hund, der sich seiner Umgebung angepasst hat wie ein Chamäleon. Manche verrät ein Schatten, der sich in der Ecke bewegt, manche ein halb geleerter Futternapf oder eine eingedrückte Decke, und es ist leicht, sie zu übersehen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, nach ihnen Ausschau zu halten, der wird sie finden, und wer sie einmal bemerkt hat, dem fallen nach und nach die schönen, liebenswerten Eigenschaften dieser Hunde auf, die es unmöglich machen, sie jemals wieder zu übersehen.
    Ich bin froh, dass ich genau hingeschaut habe, und meine Freundin ist es auch, denn so haben wir Schätze gehoben, die kein Anderer gefunden hat: eine unsichtbare Hündin mit einem sichtbaren Lächeln und einen nicht ganz unsichtbaren Hund, den wir hinter einem Charmeur verstecken müssen.

    Zitat

    Freu mich für euch, dass es schon bald soweit is ;)
    Sunti, dann gibts hier aber nen Bericht oder? :D

    Die Kleinen sind echt total umwerfend Koyuki :smile:

    Klar gibts den, sofern ich den heutigen Abend überlebe. Momentan steh ich kurz vorm Herzkasper, und bevor Senta kommt, muss ich erst einmal runterkommen. :roll: