Beiträge von Sunti

    Ich hatte noch Glück mit Sentas Namen.
    In Rumänien haben sie die Dame "Heidi" getauft, als sie einen Namen für den Pass brauchten, damit sie nach Deutschland konnte. Gott sei Dank hat unser Tierheim das sogleich geändert, und Senta finde ich einen echt schönen Namen, ein typischer Hundename für mich, ein wenig altmodisch und so heißt nicht jeder.

    Habe auch ne osteuropäische Angsthündin zu Hause, die ich erst im Tierheim und seit Dezember zu Hause trainiere. Für eine elfjährige "Normalhündin" könnte sie definitiv zu wenig, aber was die meisten Leute ohne Erfahrung mit Angsthunden nicht bedenken ist, dass der durchschnittliche Angsthund viel mehr lernen muss als ein Hund ohne dieses Problem.
    Senta lernt täglich, angstauslösende Situationen auszuhalten und sich Dinge zu trauen, die für die meisten anderen Hunde selbstverständlich sind. Deshalb kann ich z.B. nicht von ihr verlangen, perfekt bei Fuß zu gehen, wenn sie noch bei jedem fremden und gruseligen Geräusch zur Seite springt. Dass sie eben NICHT mehr dauernd auszuweichen versucht, ist unser Lernfortschritt.
    Ich seh es wie die vielen anderen, die hier schon geschrieben haben: Wenn DIR euer Lernfortschritt genügt, dann lass es einfach so laufen, wie du es bisher machst. Es gibt Gott sei Dank noch keine verbindliche Checkliste, was alle Hunde wann in ihrem Leben gelernt haben müssen. ;)

    Selbe Situation. Senta ist geschätzte 11, und sie spielt nicht mit Menschen. Mit wenigen ausgewählten Hunden tobt sie begeistert, aber sonst nicht. Kein Zergeln, kein Toben, nüscht.
    Mein Problem ist auch, dass ich sie nicht animieren kann, denn sobald ich etwas munterer/wilder werde, kriegt sie Angst. Sie ist zwar noch nicht so lange bei mir wie deine Sunny, aber ich merke auch nach vier Monaten, dass es Momente gibt, in denen sie aus sich herausgehen möchte, aber nicht weiß, wie sie das anstellen soll. Manchmal renne ich ein paar Meter mit ihr, das findet sie super. Ansonsten machen wir Suchspiele. Das gefällt ihr, es macht uns beiden Spaß und sie gerät nicht in die Verlegenheit, im direkten Kontakt mit mir "abzudrehen". Und weil es ihr echt Spaß macht, ist das eben unser Spiel.

    Pfiff. Hundi dreht sich um und guckt, was die Olle will. Dann hock ich mich hin und rufe. Meistens ihren Namen oder "Motte", und wenn sie sich dann nicht bequemt, eben ein energischeres "Hiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeer!"
    Das mit dem Hinhocken mache ich deshalb, weil Senta eine Angsthündin ist und ich festgestellt habe, dass es ihr wesentlich leichter fällt, auf ein hockendes Frauchen mit geöffneten Armen zuzustürmen als auf eines, das stehend, im schlimmsten Fall auch noch leicht nach vorn gebeugt, auf ihre Ankunft wartet. Deshalb komm ich ihr mit der Körpersprache entgegen, so lange sie es braucht.

    Genau, der Praxisteil stößt mir mit meiner Angsthündin übel auf. Denn sie ist schon über 10 Jahre alt, ehemaliger Straßenhund und eben eine Angsthündin. Diese Vereinsamungsübungen würde ich ihr niemals zumuten, denn diese würde sie auch nicht bestehen. Und eben, weil ich das weiß, führe ich sie so, wie sie es braucht. Ich würde sie niemals vorm Laden warten lassen oder sie sonst in einer Situation allein lassen, die sie ängstigt und evtl. zum Schnappen zwingt. Wir arbeiten hart, aber gewisse Dinge wird sie in ihrem Alter einfach nicht mehr lernen und sind mir auch nicht wichtig. Bei Fuß gehen und "Platz" habe ich zu Gunsten wichtigerer Dinge wie Angstbewältigung und Öffentlichkeitstauglichkeit aus dem Stundenplan gestrichen, somit wäre meine Senta disqualifiziert. Ich hoffe, dem Hundeführerschein durch meine jahrelange qualifizierte Arbeit als Gassigängerin und Trainerin im Tierheim entgehen zu können, denn die Antwort auf meine Nachfrage beim Amt war nicht befriedigend: "Machen Sie die Praxis doch einfach mit einem andren Hund." :headbash:

    Ich fürchte, dieses Gesetz würde die Chancen für Second Hand- Hunde aus dem Tierschutz schmälern, und das gefällt mir als Fürsprecherin und Unterstützerin dieser "Problemhunde" überhaupt nicht.

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    Da hast du schon die Grundlage: Klarheit und Konsequenz.
    Ich arbeite sehr viel über Leckerli, was bei Hunden aus schlechter Haltung oder von der Straße, von denen viele in ihrem Leben echten Hunger kennen gelernt haben, natürlich nahe liegt. Dennoch heißt das nicht, dass die Hunde nur gehört hätten, wenn das Leckerli in der Hand ist.
    Wenn dein Negro (schöner Name übrigens, nichts Alltägliches) besser über Streicheleinheiten, viel Trara und Lob (ich sag dazu immer "Party" :ops: ) zu motivieren ist, spricht nichts dagegen, diese Belohnungen einzusetzen, um ihn zu bestätigen. Meiner Erfahrung nach ist Futter etwas, womit du fast jedes Tier kriegst . Wenn Negro also erst mal weiß, was du von ihm willst und kapiert hat, dass für ihn evtl. was rausspringt, wenn er das Gewünschte tut, dann kannst du die Futterbelohnung nach und nach ausschleichen. So wirst du nicht zum Futterautomaten degradiert, kannst aber dennoch auf eine sehr naheliegende Art der Bestätigung zurückgreifen.
    Ich wünsche dir einen sehr guten Start mit dem Großen und hoffe, bald von euren ersten gemeinsamen Erlebnissen hier lesen zu können.

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    warum denken immer viele das es schwer oder sogar unmöglich ist einen Straßenhund zu erziehen? Rocco ist seit 3 Monaten hier, Sitz Platz, Hier, am Rad, an der Leine, von der Jagt abrufen, bleib, runter vom Bett,.. klappt alles :)

    Ich hab nicht gesagt, dass es unmöglich ist, aber je nachdem, was der Hund an Erfahrungen mitbringt, kann es sich schon etwas schwieriger gestalten. Senta ist eine Angsthündin, was wahrscheinlich auf ihre Erfahrungen auf der Straße zurückzuführen ist. Klar, auch Hunde, die zuvor bei Menschen gelebt haben, können zu Angsthunden werden, wenn sie entsprechende Erfahrungen gemacht haben.
    Aber beim Straßenhund kommt noch hinzu (und das merke ich bei Senta deutlich), dass er gelernt hat, ohne Menschen zu überleben. Meine Schöne ist zwar ängstlich, aber in gewissen Bereichen auch ganz schön unabhängig. Kann manchmal eine interessante Mischung sein. :hust:

    Alle Erwartungen zu streichen finde ich aber immer gut, wenn man einen Hund adoptiert, denn dann überfordert man ihn nicht von Anfang an. Das heißt aber nicht, dass der Hund nicht die eine oder andere positive Überraschung in Petto haben kann. Seh ich ja bei Senta und bei vielen Hunden, mit denen ich im Tierheim gearbeitet habe - egal ob von der Straße, aus Abgabe oder beschlagnahmt.

    Den Rat, den Hund erst einmal ankommen zu lassen, hätte ich auch beim Welpen vom Züchter oder bei jedem anderen Hund gegeben (obwohl ich mich beim Welpen zurückgehalten habe, denn ich hab erst einen erzogen, und der wohnte damals auch im Tierheim).