Sorry, mein Fehler, mein eigentlicher Gedankengang war nicht Auslastung auf Null setzen, sondern Kommunikation und Erwartungshaltung. Wenn man gerde keinen Ansatz mehr hat, nicht mehr wirklich ran kommt an den Hund, altbewährtes plötzlich nicht mehr zieht, alle Seiten nur immer frustrierter werden... kann es helfen, noch mal auf Anfang zu gehen. Es fährt sich ja fest, die Erwartungshaltungen von beiden Seiten sind da, Reaktionsmuster... das schafft zum einen Berechenbarkeit (dein Hund weiß genau, was er wann von dir erwarten kann, was du wann ernst meinst etc.), zum anderen führt es aber auch zu Betriebsblindheit.
Ich hatte es schon mal ähnlich beschrieben: bei uns hat sehr geholfen, sich auf die Basics zu konzentrieren. Keine Kommandos, keine "Auseinandersetzungen" mit zweifelhaftem Ausgang, möglichst keine konkreten Erwartungen (positiv wie negativ, vieles ist self-fulfilling-prophecy, gerade mit einem Aussie). Also ganz konkret schauen: worauf reagiert der Hund eigentlich? Und was an mir nimmt er war? Was kommuniziere ich ihm (und das kann etwas völlig anderes sein, als das, was ich gerade sage oder kommunizieren will.
Eckpunkte wären: kein Kräftemessen mehr, zumindest keins, bei dem ich nicht sicher weiß, wie es ausgeht oder das sich aufschaukeln kann. Kein rufen auf Verdacht, kein Versuch, den Hund fürs Zerrspiel zu begeistern, kein "anbiedern". Dann: in möglichst ruhiger Umgebung Spaziergänge ohne verbale Kommunikation und möglichst ohne konditionierte Handzeichen machen. Schauen, wie man ohne rumgehampel trotzdem Aufmerksamkeit bekommt. Oder den Hund in Spannung versetzt. Oder Ruhe kommuniziert. Auch wichtig: den Hund körpersprachlich auf Distanz halten, hinter sich halten, an einer Stelle halten. Nicht erzwingen, aber rantasten. Schauen, was kommt beim Hund wie an. Zur Not eine Schleppleine dran, wenn der Hund sich sonst völlig selbständig macht. Die nicht zur Durchsetzung von Kommandos nutzen, sondern rein, damit er keinen Blödsinn macht oder "verschwindet". Es ist reines Kommunikationstraining. Wenn der Hund mitmacht, anbietet, aufmerksam ist... kann man ja durchaus auch in Richtung beliebter Aktionen/Spiele gehen. Also z.B. nonverbal blocken, Spielzeug werfen, körpersprachlich Erlaubnis zum holen geben. Oder Wald- und Wiesen-Agility, ein Zerrspiel, Trickdogging.... Es ist erstaunlich, was der Hund an "Kommandos" beherrscht, ohne dass man einen Ton sagt oder Handzeichen gibt! Mich haut das immer wieder um... Je nachdem kann man sicher auch Futter gut einbauen. Mitarbeit soll sich ja lohnen für den Hund. Nur muss man schauen, was der Lohn sein kann. Entspannung, gewünschte Tätigkeit (was weiß ich, anderen Hund begrüßen, nach Mäusen buddeln, Slalom durch die Beine laufen...) oder eben auch Futter. Komplette Handfütterung fände ich auch nicht völlig verkehrt, sofern man mit dem Futter nicht lockt, es nur in gemeinsame "Arbeit" einbaut (Jagdspiele z.B.).
Auch für den Hund unberechenbarer werden. Zwischendurch anleinen, hinter sich gehen lassen, nicht ableinen, wo man es sonst immer tut, an der Hundewiese vorbei laufen, ablegen und alleine mit dem Spielzeug spielen, nicht die nette Nachbarin begrüßen, nicht zum Bach runter laufen, oder auch das Durchbrechen üblicher Fütterungsrituale. Den Hund also auch ein wenig auf 0 bringen.
Wenn der Hund hochdreht, kommentarlos auf den Platz, rausschicken oder hinter sich abliegen lassen, je nach Situation. Dann Abschalttraining an belebten Orten. Oder mal ein Spaziergang, der zu 80% aus "warten" besteht.