Mal ausgenommen der Wolf - Hundmischlinge (und Dingo und so):
Jede Rasse, sofern wir von der Gattung Canis lupus familiaris sprechen (Rasse gibt es ja auch bei Meerschweinchen und Hamstern), ist ein Hund. Deshalb heißt es ja auch Rassehund. Ein DSH ist ebenso ein Hund wie eine Dogge ein Hund ist, oder ein Chihuahua oder ein Mops.
Ein Silberfuchs wäre kein Hund, sondern ein Fuchs. Das selbe gilt für ein Hausschwein, auch wenn es Leute gibt die mit ihrem Schwein an der Leine durch den Park laufen. Es bleibt ein Schwein. Selbst als Schnitzel bleibt es ein Schwein.
Beim Mix ist ganz viel Hund multipliziert im Ergebnis auch EIN Hund (Hund + Hund + Hund + Hund = Hund)
Würde man einen Hund und ein Schwein oder Silberfuchs verpaaren wäre es nur ein halber Hund. Aber das geht ja Genetisch schon nicht, also kann man das mit Ausnahme der Wolfshund/Wildhundmixe mal außen vor lassen.
Bei über 300 Rassen (und vielen Mixen) hat man also am Ende ein weites Spektrum an Hund. Damit ist erstmal nur die Gattung die wir als Fundament wollen (einen Hund und keine Katze/SIlberfuchs/Schwein) festgelegt und darauf wird nun aufgebaut indem wir das Spektrum unterteilen.
So ähnlich wie bei einer Farb-und Typberatung, nur das man hier keinen Sommertyp/Wintertyp und Farben hat.
Dafür wurde vor vielen Jahren, zu beginn der Rassehundezucht, die 10 FCI Gruppen festgelegt die Rassehunde nach ihrem Nutzen/Arbeitsgebiet unterteilte. Einige Rassen brachten für ihre Arbeit aber auch Eigenschaften mit, so das man ihren Nutzen zb. nicht nur an der Herde, sondern auch im Krieg zu gebrauchen wusste und sie deshalb sowas wie ne Art Zweitjob bekamen.
Angesichts der Tatsache, das die alte Form der Landwirtschaft und andere ursprüngliche Nutzungsgebiete aufgrund der Modernisierung der Gesellschaft zurück gingen oder ausstarben, aber die Jungs ne Affinität zu Militärischen Dingen hatten wurde der Zweitjob teilweise zum Hauptjob, die ursprüngliche Anlage jedoch blieb.
In den Kinderschuhen der Rassehundezucht war es noch gang und gebe (und ist es bei einigen Rassegruppen heute noch) das man die Hunde für eine gewisse Tätigkeit brauchte. Sprich sie nach ihrem Job aussuchte. Hundehaltung war damals Nutzhaltung. Ausgenommen du warst adlig und hattest genug Geld dir den Spleen für Hunde zu leisten. England halt.
Und hier könnte man tatsächlich wieder auf die Farb/Typberatung kommen.
Ein Wintertyp sollte kein hellgrünes Hemd aus der Farbspalte des Frühlingstyps anziehen weil diese Farbe mit dem Wintertyp disharmoniert, wenn das Tannengrün zu seinem Typ passt.
So sollte ein Jäger (Wintertyp) zb.keinen britischen Langhaarcollie (Gruppe 1 / hellgrün) für die Drückjagd kaufen, sondern in seiner Farbpallette zu einem …. äh … setzte hier einen Jagdhund für die Drückjagd ein (Gruppe 6-8, vermute ich mal /Tannengrün) greifen. Ein schottischer Schäfer (Frühlingstyp) sollte hingegen genau diesen britischen Collie (Hellgrün) kaufen da er zu seinem Typ passt.
Im Laufe der Rassehundezucht verlor der Hund das Alleinstellungsmerkmahl des Nutztieres und zog nicht nur dekadente Grafen, sondern auch dekadente Bürger zu der Idee Hunde als Haustier zu halten. Immer noch mit dem passenden Spektrum-Kuchenstück zu ihrem Grundfarbtyp, größtenteils und mit der Gewissheit das wenn es schief geht man einfach nur die Schaufel drüberzieht und ruhe ist.
Machen wir den Sprung auf Heute kann man Rückblickend sagen das über 90% an Zeit in der Rassehundezucht eine Grobe Orientierung anhand des passenden Typs/Jobs vorgenommen wurde. Und nicht an jeder Ecke einem 10 Hunde aus 20 Ländern über den Weg liefen, die man vor einem Jahrzehnt noch gar nicht kannte oder sogar relativ neu entstanden angepasst an die Veränderung der modernisierten Welt und der Lebensweise.
Eine Lebensweise die Hundehaltung aus nischenbereiche wie Schäferhundplätze oder einsamer Omas wegholte und en vogue machte.
Und ja, jetzt kommen wir endlich zu dem Punkt auf den deine Frage hinzielt:
Der Beginn der Hundehaltung ist nicht mehr der das du einen Hund für etwas brauchst oder weil die Rasse von Geschichte und Zweck her deine Interessen erfüllt..... der Beginn ist eine absolut romantische Vorstellung die sich wie ein Walt DisneyFilm in deinem Kopf abspielt.
Der Moderne Mensch hat sich der Natur entfremdet und damit meine ich nicht mal lila Kühe, sondern dem Wesen Hund gesammt und insbesondere den Fähigkeiten die eine Rasse erst zu einer Rasse machen. Was er jedoch erfassen kann ist das andere was eine Rasse zu einer Rasse macht: Die Optik. Und auch das Image spielt mit rein.
Das Überangebot an Bildern und Stereotypen die uns glauben machen zu wissen was wir uns ins Haus holen ist ein Teil.
Hunde sind Alltag. Hundehaltung ist nicht mehr einem Arbeitsnutzen unterlegen oder allenfalls dekadent, sondern eine persönliche Lebenseinstellung unabhängig des Stands oder des Einkommens. Heute kannst du spontan mit dem Handy auf ebaykleinanzeigen gehen und dir einen Hund kaufen. Wo es früher vielleicht 30 Rassen gab findest du heute 250 und 700 Märchenrassemixnamen.
Gefühlt täglich öffnet ein neuer Onlineshop und selbst Offline kannst du neben deiner Ravioliedose aus Penny noch ne Dose Hundefutter mitnehmen oder springst mal schnell in eine Tierfutterkette auf den Weg zur Arbeit. Es hat sich ein unglaublich lukrativer wirtschaftlicher Zweig entwickelt der das optisch geprägte Raubtier Mensch zubombt und in jeder zweiter Werbung findet sich ein Hund (und da Werbung bekanntlich kurz ist, aber im Gedächtnis bleiben muss sucht man sich optisch ansprechende Rassen oder Stereotypen die etwas verkörpern dem wir zugeneigt sind. Jagdhund, Perlenkette, goldene Kreditkarte und SUV zb.) Eine gut funktionierende Gehirnwäsche.
Das wird noch getoppt von der Filmindustrie die Hunde als Sympatieträger nutzt die entweder die Serie oder auch nur einen Star unterstreicht. So einen brauch man auch unbedingt, so als großer Fan und macht dann was her, sieht man ja grad. Dank ebayKleinanzeigen brauch man nicht mal einen ganzen Werbeblock um sich ein kleines MiniMe zu schießen (dank der Rechtschreibung auf eBay benötigt man eh nicht mal die korrekte Rassenschreibweise, das spart Zeit ein), Was man sich da gekauft hat? Tja …
Ist dieser Hund eine Französische Bulldogge hast du halt "nur" nen kaputten Hund und die ersten Nächte keinen Schlaf bis du dich an die Geräuschkulisse gewöhnt hast. Ist es ein Tschechoslovakischer Wolfshund, reicht bei manchen auch nur ein Husky, sieht das mitunter anders aus.
Und selbst wenn man sich informiert ist es nicht leicht bei dem Thema durchzublicken.
Genau genommen bräuchte man für diese Anforderungen die wir heute an den Durchschnittshund haben eine neue Rassekategorie (eine fünfte Jahreszeit sozusagen). Da wir die nicht haben müssen wir die Vorhandenen Gruppen durchsuchen und abgleichen wo es die meisten Schnittstellen gibt. Dazu müsste man wissen was abgeglichen werden soll und was noch reinpasst und wo man weit drüber ist über der Linie. Und was einige Begriffe wirklich bedeuten.
zb. Hütehunde wie der Border Collie und Reizoffenheit: Ein Schäfer hätte einfach zugegriffen weil er weiß: Die Rasse passt zu dem Job, zu der Umgebung, ich weiß wie ich mit dem Arbeite usw.
Ein Hundeneuling denkt sich schlauer Hund, bekommt alles mit, passt perfekt neben die 6spurige Autobahn mit Grundschule am Eck.
Nicht nur der Neuling muss passen, auch die Umgebung muss passen. Und noch wichtiger: Der Neuling muss seine Wunschrasse in seiner Umgebung führen können und dafür muss er wissen das der Hund an seiner Leine nicht nur schön ist, sondern auch wo er überfordert werden könnte.
Denn das ist der springende Punkt: Viele der Arbeitsrassen die man hier den Neulingen ausreden möchte sind Hunde die eine Führung brauchen und Menschen die Hund und Umgebung unverkrampft schnell einschätzen können müssen und danach handeln.
In der Pampa mag das klappen, in der Stadt im Wohngebiet mit Hunde-und Menschendichte geht es in die Hose.
Denn das ist ein Lernprozess. Das heißt auch, das man sich auf die Eigenschaften der Rasse einlassen muss und ihr entgegen kommt.
Man lernt eine neue Sprache kennen und eine neue Art seine Umgebung wahr zu nehmen und sich zu bewegen.
Komischerweise haben die Leute kein Problem damit von Spezialisten aus dem Jagdhundbereich abzuweichen. Jagdtrieb scheint das Schlagwort. Dabei wäre der in vielen Fällen leichter zu händeln und weniger Einschränkend als die kleinen Spezials die zb. die Spezialisten aus der Kategorie 1 Hüte- und Treibhunde mit sich bringen.
Du schreibst "Trotz all der Spezialisten ist die größte Stärke des Hundes seine Anpassungsfähigkeit." und das mag auf viele Hunde zu einem gewissen Grad zutreffen, aber dazu muss man ihnen die passenden Rahmenbedingungen liefern und diese sind ausgehend von dem wofür wir sie uns die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte ANGEPASST haben durch Selektion: Ihren Job.
Anbei vertrete ich die Meinung das dieser Spruch auch ziemlich gut auf die Menschen passt, sogar um einiges besser weil wir ein anders Bewusstsein usw. haben. Wenn das Ego nicht wäre, natürlich.
Wenn man liest wie viele Anfänger sich winden, wenn sie nur minimal an Fellbeschaffenheit entgegen kommen sollen oder wegen fünf cm Höhenunterschied ein Geschiss machen (aber auf den Mali bestehen weil man geht ja joggen einmal die Woche) liegt es weder daran das
1. fast alle Rassen mittlerweile Superspezialisten sind.
2. Kaum eine Rasse über bleibt die man zur Auswahl hätte oder
3. Das sich die Leute mit den wenigen richtigen Spezialisten über ihre Rasse profilieren (gesunder Realismus ist weit entfernt von Egoismus)
sondern daran das der Suchende keine passende Rasse WILL 