Was wird den nun aus so einem Hund, dem man nicht mehr vertraut?
Es mag vielleicht komisch klingen, aber in der Tat ist es so, dass ich meinem Hund nicht jederzeit bedingungslos vertraue. Dennoch lebe ich ohne Angst mit ihm zusammen. Ich kann ihn nach gut einem Jahr nun relativ gut einschätzen und weiß, in welchen Situationen er mit Vorsicht zu genießen ist. Ich weiß auch, dass er mich beißen würde, er hat das bereits drei Mal unter Beweis gestellt. Ok, beißen ist vermutlich auch zu hoch gegriffen, es war ein kurzes Schnappen und gleich los lassen und er hatte defintiv keine Beschädigungsabsicht, sonst hätte es Löcher gegeben und nicht nur einen blauen Fleck.
Ich kann mit diesem Wissen leben und wir arbeiten regelmäßig an entsprechenden Situationen, doch ich weiß, dass ich diesem Hund niemals bedingungslos vertrauen kann.
Wenn man ihn z.B. im Tierheim abgibt, was wird dann aus ihm?
Unser Hund saß bereits ein Jahr im Tierheim, Interesse hatte niemand in dieser Zeit an ihm bekundet. Dennoch bin ich sicher, dass er sich bei den richtigen Leuten gut einleben würde und dass vielleicht sogar ein paar seiner Probleme dort gar nicht von Belang wären.
Sein einziges Problem ist seine Fremdenangst und die Bereitschaft im Ersntfall zu schnappen. Aber es gibt sicher noch genug Menschen außer mir, die für so einen Hund genug Geduld aufbringen und sein Vertrauen gewinnen würden.
Wie überbrückt man denn die Zeit bis alles abgeklärt ist, während man vielleicht Angst um die eigenen Kinder oder Angst vor dem eigenen Hund hat?
Ich kann diese Frage nicht beantworten. Ich habe weder andere Tiere noch Kinder hier, denen er etwas tun könnte. Dennoch ist meine Familienplanung nicht abgeschlossen und da Rudi erst ca. 5 Jahre alt ist, kann es durchaus sein, dass er noch lebt, wenn ich ein Kind bekomme.
Ich glaube, dass mit Management einiges zu schaffen ist und ich mache mir oft Gedanken über die Frage. Aus meiner jetzigen Position würde ich sagen, dass ich meinen Hund nie abgeben würde, wenn er mein Kind beißt, doch das ist leicht gesagt, wenn man keine Kinder hat. Ich hoffe, dass ich nie in diese Situation kommen werde. Wir arbeiten immerhin an unseren Problemen und bis ich ein Kind bekomme, sollte noch etwas Zeit vergehen.
Unser damaliger Hund biss mich auch einmal, ich hatte ihn geärgert und es verdient, an Abgabe dachte meine Mutter damals nicht, eher wünschte sie mir auch einen schwanz, an dem man mal kräftig ziehen konnte
Wenn man sich entschieden hat, sich von dem beißenden Hund zu trennen - was kommt danach: kein Hund mehr, ein neuer Hund?
Ich glaube, dass ich selbst sehr stark verunsichert wäre und ich weiß nicht, ob ich mir dann einen neuen hund zutrauen würde.
Wenn es krankhaft bedingt wäre, bestimmt, ansonsten würde ich den Fehler bei mir suchen und wüsste nicht, ob ich es bei einem anderen Hund besser hinbekommen würde.
Gibt es ihn eigentlich, den Hund mit der "beißt-nie-und-lässt-alles-mit-sich-machen-Garantie"??
Ich denke, einen solchen Hund gibt es nicht. Die einen sind natürlich gelassener, die anderen gehen schneller nach vorne. Letztendlich sind sie alle im gewissen Maße Raubtiere mit Zähnen und ich glaube, dass man 99% aller Hunde irgendwann an einen Punkt bringen kann, an dem er sich nicht mehr anders zu helfen weiß.
Oder wäre es so, dass ein "Ersatzhund", wenn er unter den gleichen Bedingungen aufwachsen und leben würde, auch beißen würde - wie wahrscheinlich ist das??
Fakt ist doch, dass Erziehung und Umgang mit dem Hund diesen auch zu einem Großteil prägen. Entsprechend denke ich schon, dass auch ein zweiter Hund bei gleicher Erziehung und gleichem Umgang ein gewisses Risiko mit sich bringt, sich eben genauso wie der Erste zu entwickeln.
Letztendlich ist aber jeder Hund anders und es kann auch sein, dass der Charakter des zweiten Hundes so anders ist, dass er sich trotz gleicher Umstände einfach anders verhält und dann doch nicht beißt.
Zu hoffen bleibt aber, dass, wenn man einen Hund wegen Beißen abgeben musste, man zumindest auch über seine eigenen Fehler nachdenkt um diese bei einem neuen Hund nicht zu machen. Das erhöht sicher die Chance, es besser zu machen.
Welchen Stellenwert haben unsere Hunde innerhalb der Familie: bellendes Nutztier, gleichwertiges Mitglied oder gefahrliches Haustier als Hobby??
Mein Hund ist mehr wie ein Freund, ein Lebenspartner, der mich auf meinem Weg begleitet, ohne jedoch zu vergessen, dass er durchaus auch eine Gefahr sein kann.