...also Profi bin ich nicht, aber ich hatte während dem FSJ in alle Bereiche einen Einblick bekommen...
Bei vielen Patienten sieht man Fortschritte, entweder, was die körperliche Einschränkung angeht, oder im Verhalten, wobei ich bei letzterem nur das Verhalten während der Therapie beurteilen kann und was mir von deren Bezugspersonen erzählt wurde.
Eine Therapieeinheit ist meistens eine halbe Stunde lang und leider übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht (oder nur teilweise). Jeder Patient benötigt eine ärztliche Bestätigung, dass gesundheitlich nichts gegen das Reiten spricht.
Pro Patient benötigt man einen Pferdeführer und einen Therapeuten (und natürlich einen Pferd
). Erstere machen den Job meistens ehrenamtlich.
Der Pferdeführer läuft meistens hinter dem Pferd und hat dort die Zügel in der Hand. Er trägt die ganze Verantwortung für das Tier und hat dafür sorge zu tragen, dass das Pferd das macht, was der Therapeut für den Patienten möchte (also Geschwindigkeit, viele Bögen oder eben eher gerade, den anderen ausweichen etc... ). Über 3-4 Einheiten seine Aufmerksamkeiten aufrecht zu halten ist manchmal ganz schön anstrengend...
Der Therapeut läuft neben dem Pferde auf Höhe des Patienten und hält ggf. den Patient fest. Er macht dann die tatsächliche Therapie: Krankengymnastik, pädagogische Arbeit,... er hat dafür sorge zu tragen, dass dem Patienten nichts passiert. Im Notfall (Pferd erschrick sich stark/ Epi-Anfall beim Patienten/...) muss er den Patienten vom Pferd ziehen können (und weich auf sich landen lassen, während er selber unter jenem "begraben" wird
)
Für die Pferde ist es eine verdammt anstrengende Arbeit, weil va. mehrfach behinderte Menschen nicht unbedingt aktiv in den Bewegungen mitgehen, und sich tlw. unkoordiniert bewegen. Wichtig ist, das die Pferde regelmäßig (am besten täglich) gymnastiziert werden.
Die Pferde brauchen eine spezielle Ausbildung: sie müssen lernen, das der Mensch da oben unberechenbare Bewegungen macht/ Laute ausstößt, und diese nicht gefährlich sind. Sie müssen die verschiedenen Aufstiegsarten kennenlernen (zB auch von einer Rampe, oder elektrische Hebehilfen) und lernen während der Therapie nur auf den Pferdeführer zu hören und nicht auf die unabsichtlichen Hilfen des Patienten...
Agilere Patienten/ Patienten mit einem sicheren Sitz werden je nach Therapieziel auch longiert, tlw. ist der Therapeut dann auch gleichzeitig Pferdeführere.
Vor allem für Kinder, wird auch gerne Voltigieruntericht genommen: hier hatten wir dann sowohl Kinder mit also auch ohne Behinderung in einer Gruppe. Die Pflege des Pferdes, vor und nach dem Volti gehört dann selbstverständlich dazu.
Eine schöne Abwechslung zu den verschiedenen Therapiearten ist der Pferdesport: die Reiter benötigen -wenn überhaupt- beim Putzen und Satteln der Pferde hilfe, Reiten tun sie von alleine. In meinem Stall waren regelmäßig Kurse für gehandicapte Reiter: ich fand es immer wieder eindrucksvoll, wie gut sie ihr Handicap kompensieren können auf dem Pferderücken...
wenn du noch mehr Wissens möchtest, kannst du gerne Nachfragen :)