Ich habe auch so einen Unsicherheitsproll zuhause.
Was haben wir probiert und was hat nicht geholfen:
1. Verhalten ignorieren
2. Hund die ganze Zeit ablenken
3. Hund in strengem Fuß halten, um ihn abzulenken
Da nun unser "Nein" insgesamt sehr viel besser geworden ist und mir das langsam zu blöd wurde, habe ich vor kurzem mit der berühmten "klaren Ansage" begonnen. Kombiniert mit Körpersprache und Beschwichtigungsignalen und in manchen Situationen auch noch leichtes Bogen-Laufen. Darauf gekommen bin ich, weil mir auffiel, dass Happy immer erst mich anguckte, und dann die Person anging, weil ich früher immer sehr angespannt war ("Oh, gleich wird sie wieder knurren, mist da kommt jemand, was sollen die Nachbarn denken...").
Um genau zu sein sieht das so aus:
Happy sieht eine Person auftauchen und sieht zu mir. In dem Moment, wo sie mich anschaut, streife ich der Person ebenfalls mit einem Blick und schaue dann demonstrativ uninteressiert von der Person weg. Aber nicht angespannt oder so, sondern mit einem entspannten Lächeln.
Ich gehe gleichzeitig ruhig und gleichmäßig und GANZ WICHTIG: Ohne die Leine zu straffen weiter. Anfangs musste ich da ganz schön drauf achten, nicht die Luft anzuhalten oder zu sehr angespannt zu sein. Ich atme also ganz bewusst ruhig und langsam. Für mich ist es derzeit noch okey, wenn sie die Personen misstrauisch beäugt oder leicht in ihre Richtung läuft. Alles weitere (knurren, bellen, Bürste, fixieren) ist aber inakzeptabel.
In 80 % der Fälle reicht obige Strategie und mein Knurrmonster geht desinteressiert und gesittet an der Person vorbei.
Falls sie trotz meines Desinteresses immer noch sichtbar skeptisch die Person beäugt, verstärke ich den Ausdruck meiner Entspannung mit Beschwichtigungssignalen wie Gähnen, mir schmatzend (um Happys Aufmerksamkeit darauf zu lenken) über die Lippen zu lecken oder auch eine Art "seufzendes tiefes Ausatmen" (nicht direkt ein Beschwichtigungssignal, aber Happy reagiert darauf genauso). Dies sind die 3 Beschwichtiungssignale, die Happy selbst auch am häufigsten verwendet und auf die sie auch sichtbar reagiert, wenn ich sie verwende.
Kombiniert mit einem erneuten Hin- und Wegsehen zu Person reicht das dann in 15 % aus, um sie zu beruhigen.
Im schlimmsten Falle (besonders häufig tatsächlich bei Personen, die sie angucken), fängt Happy an nach vorne in die Leine zu laufen und würde anfangen zu knurren und sich in die Leine hängen, wenn ich nicht reagiere.
In diesem Fall kommt in GENAU DEM MOMENT, in dem sie zum Knurren Luft holt, ein scharfes "Nein". Dies führt dazu, dass sie zu mir aufschaut und an meine Seite zurückkehrt und in diesem Moment weiche ich zu einem kleinen Bogen aus. Hier auch wieder wichtig: Kein an der Leine Gezerre, zumindest bei Happy führt die gestraffte Leine mit Garantie zum Beknurren einer Person. Also führe ich sie prinzipiell an der 1m-Leine und weiche Notfalls ein Stückchen aus, um sie an lockerer Leine gefahrlos in genügend Abstand vorbeiführen zu können.
Inzwischen reicht bei uns dieses eine "Nein" aus. Nur noch gaaaaanzgaaaanz selten gibts wirklich mal etwas, bei dem Happy noch wild bellend in der Leine hängt.
Und: Es gibt viele Situationen, in denen Happy selbst einen kleinen Bogen läuft, anstatt "nach vorn zu gehen". Dies wird von mir stets belohnt und zugelassen...also ich gebe dann stets auch mit der Leine nach oder laufe mit.
Bei uns war in meinen Augen echt der Einsatz von Beschwichtigungssignalen der Durchbruch. Als ich anfing sie selbst einzusetzen, hat Happy darauf regelrecht "geantwortet" (Bsp. ich gähnte, sie gähnte auch...) und sie fing an, mich sehr aufmerksam zu beobachten.
Von ganz alleine sucht sie jetzt in Situationen, in denen sie sich unsicher ist, den Blickkontakt zu mir (also nicht nur an der Leine, auch im restlichen Alltag).
Jeder Hund ist anders und natürlich kann das was bei uns geklappt hat, bei deinem auch garkeine Wirkung haben. Aber vielleicht hilft dirs doch irgendwie...
Liebe Grüße,
Lily und Happy