Liebe Themenstarterin, noch ist es nicht zu spät. Dein Hund ist noch jung und du kannst deine Erziehung jetzt noch ändern und alles anders machen!
Weißt du, meine Hündin kam aus einer Familie, die es so gemacht hat, wie du es beschreibst. Von Welpe an "erzogen", mit "Klapsen" und Hund auf den Rücken schmeißen. Es gab zwar auch mal Leckerlis, aber wirkliche Konditionierung von Kommandos? Fehlanzeige! Als der Hund 8 Monate alt und ein Stück gewachsen war, hat er sich wohl mal gewehrt und ein Kind zurückge"klapst". Da musste der Hund innerhalb von 2 Tagen weg und kam zu mir. Happy hatte nie gelernt, was Vertrauen ist. Sie hatte gelernt, dass Menschen ihr nix Gutes wollen und dass der gewinnt, der sich körperlich durchsetzen kann. Sie hat gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung ist, und jeder sich nähernde Mensch ihr wehtun könnte. Hände waren was schlimmes, anfassen und streicheln war total beängstigend für sie. Selbst in den 15 Monaten, die sie jetzt bei mir ist, hat sie diese negativen Erlebnisse in ihrem Welpenalter nicht überwunden. Zwar vertraut sie inzwischen mir und einigen Bekannten, aber Fremde sind was ganz entsetzliches. Mich macht es unsagbar traurig, sie in solchen Momenten zu erleben. Denn ich bin mir sicher, dass sie sich ganz anders hätte entwickeln können, wenn sie früher anders behandelt worden wäre... Und dein Hund könnte so werden wie sie, wenn du wirklich das umsetzt, was du anfangs schreibst...
Werde dir bewusst, dass ihr MITEINANDER leben wollt, dass ihr FREUNDE seid, keine KONKURRENTEN. Zeige deinem Hundebaby, das Menschen toll sind, andere Hunde toll sind, die Welt toll ist.
Bringe deinem Hund nebenbei spielerisch Kommandos näher. Hunde gehen nicht mit Null-Bock-Stimmung zur "Arbeit", sondern sie arbeiten (richtig aufgebaut) gern mit ihrem Menschen an Kunststückchen, wobei völlig egal ist, ob es dabei nun ums Sitzen, Hinlegen oder eine Pirouette geht. Das unterscheiden nur wir Menschen.
Setze ruhig klare Grenzen. Will dein Hund ständig deine Aufmerksamkeit erringen, dann ignoriere das Verhalten. Gehe aus dem Raum, mache irgendwas anderes, dann wird er irgendwann von alleine aufhören, weil er so nicht erreicht was er will. Ist er dann ruhig DANN fange ein Spiel o.ä. mit ihm an zur Belohnung. Macht dein Hund an der Leine nicht Sitz, weil er andere Hunde spielen sieht, dann bleibe ich einfach stehen. Er wird erst abgeleint, wenn er sitzt. Irgendwann wird er das schon tun, Sitz ist eine natürliche Haltung für einen Hund. DANN darf er zu den Anderen hin.
Legt mein Hund die Nase auf den Tisch und reagiert nicht aufs "Nein", obwohl sie es wirklich gut kennt, habe ich sanft weggeschoben. Inzwischen reicht ein fester Blick und ein leichtes nach vorne beugen, und sie verzieht sich.
Es geht alles ohne Gewalt. Wir reden hier ja von einem Welpen, und nicht von der Zähmung eines jagdwütigen Problemhund.
Nachdenkliche Grüße,
Lily und Happy