Ich kann dir nur ein paar Tips aus dem Zusammenleben mit einem Terrier geben ,der das Potential zu einem Fiepser der internationalen Spitzenklasse gehabt hätte - ich weiß nicht, wie weit sich das auf einen Erwachsenen mit festgefahrenen Gewohnheiten übertragen läßt.
Ein gewisses Recht auf akustische Frustabfuhr gestehe ich meiner Hündin generell zu. Ich weiß, daß sie extrem schnell hochfährt und dann mit ihrem Temperament irgendwo hin muß. Also ignoriere ich einiges an Gefiepel, um bloß keine große Sache (noch mehr Streß!) draus zu machen.
Geht das aber zu weit, etwa in nerviges Schreien oder fiependes, stures Ignorieren meiner Wünsche über, habe ich ihr von Anfang an mit einem "Schluß" die Hand über den Fang gelegt. Da war sie erstmal aus Verblüffung still - und das war natürlich der Moment für die Belohnung, den wir immer weiter ausdehnen konnten.
Am besten kam da, wenn sie fürs Ruhehalten bekommen hat, was sie "ranfiepen" wollte - also zum Beispiel: Sichtung eines geliebten Hundekumpels, Terrier fiept, gehorcht aber auf "Sitz" und "Schluß"(ist in dem Moment gleich vom Gewinsel abgelenkt) - und darf nach einiger Zeit Ruhigsitzen frei hinrasen. Das Üben hat Monate gedauert, sich aber so gut eingespielt, daß sie jetzt meist von selbst sitzt und mich ansieht, statt loszufiepen - da lohnt sich ein menschlicher Dickschädel allemal. Wenn sie beim Stillsitzen vor Spannung ein paar Quiekser (noch) nicht unterdrücken kann, ist das in Ordnung - das ignoriere ich.
Das Aufregungs-Gefiepe vor dem Spaziergang habe ich bis zu einem gewissen Maße zugelassen (also auch ignoriert), sobald es zu nervig wurde, mit "Schluß" und notfalls Hand am Fang abgebrochen. Heute, als fast Dreijährige, fiept sie da kaum noch.
Eine Situation, in der sie nach wie vor schwer Frust schiebt, ist die ,wenn ich mich zum Weggehen ohne sie anziehe. Da lasse ich ihr das Aufregungs-Fiepen ebenfalls, soweit es nicht zu heftig wird, damit sie sich nicht mit Sachenrumschleppen, Fußbodenkratzen oder Anspringen abreagieren muß. Wird's zu laut: siehe oben. Wenn ich gehe, endet das regelmäßig mit einem kurzen Aufschrei und Kratzen an der geschlossenen Tür - und das gönn ich ihr. Wenn das erfolglos war, schaltet sie nämlich postwendend runter, geht sofort in ihren Korb und pennt.
Insofern: Wir sind gut damit gefahren, diese Streßabfuhr in gewissen Maße zuzulassen - aber alles, was über dieses Maß geht, konsequent und notfalls auch körperlich abzubrechen.
Was ganz, ganz wichtig dabei ist, ist, sich selbst zur Ruhe zu zwingen. Ständiges Lautwerden, Leineschmeißen & Co packen ja beim Hund nur mehr Streß-Druck auf den Kessel, und der MUSS schließlich irgendwohin raus - genau: übers Fiepen!
Sowas kriegt man leider nicht von heute auf morgen in den Griff, weil ein Hund mit so leicht hochdrehendem Temperament ja parallel lernen muß, sich in den Griff zu kriegen und Stück für Stück mehr Frust auszuhalten. Bloßes "Abstellen" reicht leider nicht - dann geht der Frust anderswo hin.
Bei uns hat das Gequake genau in dem Maß abgenommen, in dem die junge Wilde auch sonst "vernünftiger" wird und lernt, mit mir zu kooperieren und Schritt für Schritt das eigene Raketen-Temperament auch mal zu zügeln. Ein langer Weg - aber es läßt sich schon machen, und es lohnt sich wirklich.