Beiträge von terriers4me

    ..und nochmal, weil's so interessant ist: "Perfekt" wäre für mich genau das Gegenteil von "roboterhaft": Es wäre ein Hund mit dem ich - auch im übertragenen Sinne - überall hingehen und immer weiterkommen kann, und dem das genausoviel Freude macht wie wie mir selbst.

    Langweilig war mein fast perfekter Hund übrigens absolut nicht, ganz im Gegenteil. Dadurch, daß sie so clever war, bot sie über ihr ganzes Leben lang ständig Neues an - und es war dann mein Job, das zu merken und zu nutzen.

    Und (Terrier und Dackel ließen grüßen!) natürlich hat sie auch oft auf sehr, sehr schlaue Art ihren eigenen Kopf durchgesetzt - und auch das war ein Teil des Vergnügens mit ihr.

    "Perfekt" hab ich damals so definiert, daß mich der Hund überallhin ohne Leine begleiten konnte, in der Großstadt ebenso wie am Pferd. Sie konnte ruhig offline warten, wo immer sie abgelegt wurde, sie konnte eine perfekte UO laufen, konnte apportieren/tragen, was immer man ihr zeigte und wie lange man es wollte. Daß sie mir z.B. die Aktentasche trug, hat ihr Zutritt in die Uni gesichert, obwohl's eigentlich verboten war.

    Sie sprang und kletterte genial, wäre also heute ein Agility-As. Kannte jede Menge Tricks, jagte nicht, solange es ihr nicht erlaubt wurde, konnte "down" hinter einem wegrennenden Hasen, war aber eine sagenhafte Mäuse- und Rattenfängerin. Klaute nicht, kläffte nicht, war ruhig zwischen Menschen und super mit anderen Hunden und Haustieren, hatte eine tolle Situationseinsicht und unglaublich kreative Einfälle, wenn sie was wollte. Benahm sich normalerweise mustergültig, hat mich aber zweimal massiv verteidigt, als es angebracht war. Eigentlich hatte sie nur zwei Schwächen: Eichhörnchen und Schokolade...

    Das war für mich "perfekt" - aber es war wirklich eher ein Geschenk, das ich von diesem Hund bekam, als mein Verdienst.

    Ja, ist es, und der Hund muß dabei absolut kein "Automat" sein, sondern einfach besonders zugänglich für deine Kommunikation und für seine Aufgabe geeignet. Ich hatte tatsächlich einen zu 99 % perfekt erzogenen Hund - aber das lag einmal daran, daß es ein sehr gelehriges, aber auch sehr selbstbewußtes und in sich ruhendes Tier war, also vieles schon "von selbst" konnte. Zum anderen war's mein erster, langersehnter Hund, der mich so gut wie überallhin begleitete, und entsprechend begeistert und ausdauernd habe ich mit ihr gearbeitet.

    Das hab ich also einmal gehabt, und es war natürlich toll, aber wiederholen müßte ich das heute nicht mehr. Inzwischen reicht mir gute Alltagstauglichkeit, und ansonsten hab ich am Eigensinn auch sehr viel Vergnügen.

    Das Anspring-Problem hatten wir ja auch, deshalb hab ich, wie weiter vorne schon mal beschrieben, das "Sitz" wirklich als Notbremse gleich mit eingearbeitet - also im Moment des Anfliegens immer schon sehr energisch "Sitz" gesagt. Lob & Lecker gab's erst, sobald der Hintern fest auf dem Boden war.

    Da wir keinerlei Prüfungs-Ehrgeiz haben, ist mir auch egal, wo sie sitzt - Hauptsache, Hund sammelt sich und kommt zur Ruhe. Das hat sehr schnell funktioniert, anfangs wirklich comicmäßig, wenn der Terrier-Flummi sich quasi schon in der Luft faltete, damit's nur SCHNELL genug geht.

    Inzwischen schaffen wir's so halbwegs kultiviert, und der Hund sitzt von sich aus genau vor mir, mit etwas Linksdrall, weil die Belohnung meist aus der linken Tasche kommt. Ließe sich sicher noch verfeinern, aber im Augenblick bin ich sehr zufrieden, weil's für die Alltags-Praxis gut reicht.

    Bei Pferden haben sie's tatsächlich so gut wie nicht - da siehst du bei der gemeinsamen Herden-Aufzucht von Hengsten und Wallachen so gut wie keinen Unterschied.

    Ich hab mich da immer gewundert, wieso das bei Hunden so extrem kraß sein soll - frage mich allerdings inzwischen, ob vieles da nicht auch eine Besitzer-Sache ist. Sprich: Ob nicht genau die besonders früh kastrieren lassen, die (übertrieben gesagt!) lieber ein Püppchen hätten - und ob der nach diesem Schema ausgewählte und behandelte Hund dann oft kindischer bleibt?

    (Wissenschaftlich natürlich NICHT haltbar....*g*...und Ausnahmen bestätigen die Regel!!)

    Ganz so früh hat's bei uns ja nicht sein müssen, aber nachdem ich meine Hündin schon mit zehn Monaten kastrieren lassen mußte, hab ich auch ziemliche Angst gehabt, daß sie so dauerkindlich bleibt wie eine Frühkastratin hier im Revier.

    Ist gottseidank nicht passiert, sie ist bisher genauso weiter erwachsen geworden wie meine intakten Hündinnen auch - interessanterweise auch zeitlich passend genau in diesen Schüben, die Hündinnen normalerweise mit jeder Läufigkeit machen. Jetzt ist sie anderthalb, und genau jetzt kommt deutlich der Verstand, der bei ihren Vorgängerinnen nach der dritten Läufigkeit einsetzte - paßt also.

    Macht da nun diese erste Läufigkeit, die sie ja zumindest mitnehmen konnte (nach der sie allerdings noch genau so ein Kindskopf war wie vorher) den entscheidenden Unterschied - oder läuft es doch einfach von Tier zu Tier individuell, ohne daß die Kastration da den ganz großen Unerschied macht? Ich kenne nämlich auch eine intakte Hündin, die sich mit acht noch wie ein Welpe aufführt.

    Ich mach das auch so - nicht, weil der Hund Schwierigkeiten beim Abrufen hat, sondern eher das Gegenteil: Übermäßige Begeisterung.

    Sie kommt meist derart enthusiastisch angerast, daß sie mich am Anfang entweder gleich strahlend ansprang oder überlief, sich in Lichtgeschwindigkeit rumschmiß und mich dann von hinten ansprang.

    Seit sie weiß, daß noch ein Sitz zu der Übung gehört, sie also rechtzeitig bremsen muß, wenn sie die Belohnung abgreifen will, läuft alles etwas kultivierter ab. Aber immer noch comicmäßig: In ihrem begeisterten Übereifer zieht sie den Hintern manchmal schon beim Galoppieren unter, schmeißt sich fliegend ins Sitz und kommt dann angerutscht wie ein klitzkleines Westernpferd - aber sie ist ja auch erst anderthalb....

    Keine Panik - die Lebenserwartung von Terriern ist generell überdurchschnittlich hoch, und sie sind lange sehr fit. Der älteste, den ich persönlich kannte, hat's tatsächlich auf neunzehndreiviertel gebracht...

    Da sind ganz bestimmt noch viele gute gemeinsame Jahre drin, sobald ihr ihn aufgepäppelt habt - acht ist da normalerweise wirklich nix!

    Habt ihr seine Bauchspeicheldrüse mal überprüfen lassen? Wir hatten einen DSH in der Nachbarschaft, der ohne zusätzliche Enzymgabe auch sofort massiv abnahm (und morgens erbrach).

    Ich kenn mich da selbst nicht speziell aus, aber die Besitzer sagten, Ärger mit der Bauchspeicheldrüse wäre ein recht häufiges Schäferhunde-Problem?

    Gute Besserung auf jeden Fall!