Ich finde es ein wenig merkwürdig, dass hier anscheinend Freiheit mit Freilauf gleichgesetzt wird. Für mich ist Freiheit wesentlich mehr. Klar schränkt eine Leine ein. Sie ist eine Versicherung, weil wir nun mal lahme Krücken im Gegensatz zu unseren Hunden sind und die kleinen Quatschköpfe das auch sehr genau wissen.
Aber Freiheit heißt für mich nicht nur Distanz und Nähe frei wählen zu können, sondern auch andersweitig eigene Entscheidungen treffen zu können und zu dürfen. Das alleine widerspricht schon dem Bild von maximalem Gehorsam. Denn Gehorsam brauche ich doch eigentlich nur dann, wenn ich etwas vom Hund verlange, was gegen seine derzeitige Motivation steht. Einen Hund, der bei mir bleibt, muss ich nicht zurückrufen. Ein Hund, der von sich aus nichts vom Boden aufnimmt, muss auch kein Aus kennen. Um einem Hund maximale Freiheit gewähren zu können, müsste er also alle Entscheidungen in meinem Sinne treffen. Das halte ich für ziemlich utopisch (vielleicht bin ich da auch zu sehr durch meinen Hund geprägt ).
Ich denke, dass die meisten Hunde nie maximale Freiheit erlangen können (... oder sollten. Zumindest treffe ich nur ungern Hunde, die ein Leben in maximaler Freiheit genießen ). Auch maximaler Gehorsam ist ein Beschnitt der Freiheit. Das heißt nun nicht, dass ich gegen einen anständigen Grundgehorsam bin, weil das arme Hundi seine Freiheitsgefühle sonst nicht entfalten kann. Aber ich mache mir da nichts vor: auch wenn mein Hund einen guten Grundgehorsam hätte, würde er mit einer Vielzahl von Einschränkungen leben müssen. Zumindest dann, wenn er seiner Umwelt und Außenreizen neugierig begegnet. Denn mit den Entscheidungen, die er so treffen würde, könnte er nur auf meine Missbilligung stoßen.
Ich persönlich halte es für eine romantische Fehleinschätzung, wenn ich sage, dass mein Hund alle Freiheit der Welt genießt, nur weil er größtenteils ohne Leine läuft. Ich finde Freilauf ebenfalls wichtig für einen Hund. Aber echte Freiheit ist zumindest für mich wesentlich mehr.
Viele Grüße
Frank