Beiträge von schnappi42

    Dass striktes 0815 beim Umgang mit Individuen immer zum scheitern verurteilt sein muss, liegt in der Natur der Sache. Dass man in der Erziehung Rücksicht auf das Individuum Hund nimmt und sich danach richtet, womit ich ihn kriege, ist für mich eigentlich selbstverständlich. Warum sollte ich mir das Leben schwer machen und Dinge nutzen, die schlicht und ergreifend nicht funktionieren? Und dass die Rasse einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Charakter hat, bestreite ich auch nicht. Sonst wären Hunderassen auch vom Prinzip her eine herzlich sinnlose Sache.


    Aber ich bleibe dennoch dabei: um einem Hund beizubringen, dass die Wohnung kein Klo ist, dass ich ungern an der Leine mit 380 km/h durch Feld, Flur und Wiesen geschleift werde oder dass ein Rückruf kein Fangenspiel ist, gibt es jeweils eine handvoll Ansätze, aus denen ich mir das aussuche, was am besten zu mir und dem Hund passt. Die Ansätze basieren jedoch in meinen Augen alle immer auf dem gleichen Prinzip "Ja, das will ich" und "Nein, das will ich nicht".


    Hier zu sagen "Rasse xyz ist aber so besonders, da geht das so nicht und ein normaler Trainer (ich rede hier von jemandem mit Berufserfahrung, der 8 Stunden am Tag nichts anderes macht, als unterschiedlichste Familienhunde und deren Halter zu unterstützen) kommt schon mal gar nicht damit klar", halte ich einfach für komisch. Klar muss man hier und da auch mal was jenseits der häufig propagierten Ansätze ausprobieren. Aber ich wüsste nicht, wie man einem HSH vom Prinzip her anders beibringen sollte vernünftig an der Leine zu gehen als einem Collie.


    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Anders rum wird aber auch nen Schuh drauß:
    Wie kann ich mir nen HSH anschaffen und davon ausgehen, dass er mit fremden Menschen auf jeden Fall umgehen können muss. Oder nen Schäferhund und davon ausgehen, dass er auf gar keinen Fall nen Schutztrieb haben wird. Oder oder oder.


    Ja klar, muss ich bei bestimmten Rassen einfach mit bestimmten Eigenschaften rechnen. Das bestreite ich auch überhaupt nicht. Und zu glauben "bei mir wird alles anders. Mein HSH freut sich ein Loch ins Knie bei jedem Fremden der reinkommt" wäre schon ziemlich blauäugig (ich streite aber nicht ab, dass es auch das nicht viel zu oft gibt). Dass über solche Eigenschaften auch recht "schonungslos" gesprochen/geschrieben/informiert wird, halte ich für extrem wichtig, um dem ein oder anderen die rosarote Brille aus dem Gesicht zu zaubern.


    Dennoch werde ich – gerade hier im Forum – den Eindruck nicht los, dass bei der Nennung von bestimmten Rassen auch bei relativ banalen Dingen oft alle die Hände hochreißen und in Aufregung geraten. Wo man beim Dackel noch Tipps zur Leinenführigkeit gibt, werden bei bestimmten Rassen die Rufe nach Trainer laut oder schlimmer noch: der Ratsuchende wird mit dem Kommentar "Na das weiß man aber vorher, was man sich da ins Haus holt" im Regen stehen gelassen. Und der ohnehin schon verunsicherte Halter gerät noch mehr in Verunsicherung.


    Ich weiß, dass das, was ich schreibe, einiges an Fläche bietet, um es falsch zu verstehen. Ich hoffe aber, dass man dennoch aus meinem Geschriebsel versteht, worauf ich hinaus will.


    Viele Grüße
    Frank

    Kathrin und Tanja wegen "Stellung beziehen": mir ging es jetzt gar nicht so sehr darum, dass man mit seinem Hund härter ins Gericht gehen soll und dann wird alles gut. War halt nur ein Beispiel, das mir einfällt, weil ich den Eindruck habe, dass es daran oftmals etwas mangelt ;)


    Mir geht es eher darum, dass mir immer wieder auffällt, wie unsicher manche Hundehalter im Umgang mit ihren Hunden wirken. Und ich bin eben der Meinung, dass dieses "Huuuuuh. Pudel sind so besondere und krasse Hunde" (liebe Pudelhalter, ich entschuldige mich mal vorsorglich) daran nicht ganz unschuldig ist.


    Ist auch irgendwie verständlich: wenn mir jemand nen Schuhkarton hinstellt und sagt, dass da ne Bombe drin ist, werde ich sicherlich anders damit umgehen, als wenn ich wüsste dass da einfach ein paar Schlappen drin sind. Vielleicht ein paar Schuhgrößen zu groß. Aber halt einfach Schlappen.


    Viele Grüße
    Frank

    Dass ich auf das Individuum Hund eingehen muss, ist klar. Dass nicht jeder Hund so sehr auf Futter, Spielen oder sonst was anspringt und einfach insgesamt etwas – naja – freiheitsliebender ist, steht wohl auch außer Frage. Und auch ich mache sicherlich Abstriche hinsichtlich einiger Dinge, bei denen sich so mancher Halter einer anderen Rasse halb totlachen würde :ops:


    Aber auch wenn ich mich damit im Kreise drehe: ich habe eben oft den Eindruck, dass aus der Erziehung einiger Rassen eine Raketenwissenschaft gemacht wird. Im Prinzip ist das ja auch nicht wirklich schlimm. Fatal wird es meiner Meinung nach aber dann, wenn auf einmal der Ersthundehalter völlig verunsichert vor seinem kleinen einjährigen HSH-Rüpel steht und sich nicht traut mal Stellung zu beziehen, weil diese Hunde ja so besonders sind und sofort das gesamte Dorf auffressen, wenn sie mal ein "Nein" zu hören bekommen. (ist jetzt vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt, aber so versteht man denke ich besser worauf ich hinaus will :D )


    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Man kann immer einige Rasse in Schubladen zusammen stecken und die Erziehung einheitlich gestalten, dies funktioniert ganz gut. Aber ich glaube es gibt eben Rassen für die braucht man ein besonderes Händchen.


    Das steht außer Frage. Eigentlich brauche ich sogar bei jeder Rasse ein besonderes Händchen. Aber für mich ist die Frage eher: setzt die Rassezugehörigkeit die Lerngesetze außer Kraft? Denn so kommt es mir manchmal ehrlich gesagt vor, wenn es um die Erziehung von HSH, Hütehunden, Jagdhunden, Malis, Wolfhunden, Terriern, etc. (ich glaube es gibt keine Rasse oder Gruppe von Rassen, die nicht irgendwie in diese Liste passen würde ;) ) geht.


    Ich will nicht sagen, dass diese Rassen alle gar nicht so "schwer" sind, wie immer getan wird. Aber manchmal kommt es mir schon so vor, als wären Hunde dieser Gattungen Nobelpreisträger, die mit den Augen Blitze verschießen und mit bloßer Gedankenkraft Löffel verbiegen können :D


    Viele Grüße
    Frank

    Oh toll. Als jemand, der eine so besondere Rasse hat, dass man von ihr auf keinen Fall den geringsten Gehorsam erwarten darf, weil die Hunde sonst schwerste psychische Schäden davontragen, ist das natürlich genau mein Thema :lol:


    Klar ist jeder Hund anders und klar bringen gewisse Rassen gewisse Eigenschaften mit. Das steht wohl außer Frage. Aber reduzier ich Erziehung auf das Elementare, so setzt sie sich doch meiner Meinung nach immer aus "Ja, das ist gut" und "Nein Schatzi, hier bist du auf dem Holzweg" zusammen. Wie dieses Ja und dieses Nein ausfällt, was für mich Ja und Nein ist und wie die Reaktionen auf ein "Aber" oder gar ein "Leck mich" ausfallen ist wiederrum sehr individuell – zumindest individueller als jeder Rassestandard.


    Natürlich, sollte ich bei bestimmten Rassen mit bestimmten Eigenschaften klar kommen, weil sie nunmal in der Regel vorhanden sein werden. Aber die grundsätzliche Erziehung erfolgt in meinen Augen bei allen Hunden nach den gleichen Prinzipien.


    Sehr einfach gestrickte Grüße
    Frank

    Zitat

    Ich hab halt hier in meiner Gegend nur schlechte Erfahrungen gemacht und erst als ich an Mirijam Cordt, die sich mit Herdis auskennt, heran getreten bin, konnte mir richtig geholfen werden.
    Vielleicht bin ich da etwas negativ vorbelastet.


    So schreibt halt jeder durch seine Brille ;) Bei "meiner" Rasse ist es eben so, dass die landläufige Meinung herrscht, dass man diese ängstlichen, eigenständigen, unmotivierbaren und natürlichen Hunde nicht erziehen kann und es deshalb besser gleich sein lässt. Die Besitzer ruhen sich auf den Rasseeigenschaften aus und die Hunde benehmen sich dementsprechend. Und genau aus dieser Erfahrung heraus, habe ich eben meine Beiträge verfasst.


    Viele Grüße
    Frank, der es gerne harmonisch mag :D

    Zitat

    Warum Frank sollte man aber nicht jetzt schon mit der Erziehung beginnen, die dieser Rasse entspricht?
    Ich verstehe euch da nicht?


    Dagegen sage ich gar nichts. Ganz im Gegenteil. Ich glaube wir missverstehen uns da nur etwas. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder Wald-und-Wiesen-Heini irgendwie am Hund rumpfuschen sollte, ohne zu wissen, was er da vor sich hat. Aber ein Trainer mit wirklich breit gefächerter Erfahrung, der bereits jahrelang hauptberuflich mit unterschiedlichsten Hunden arbeitet, ist meiner Meinung nach eben auch geeignet einem HSH und dessen Halter zu helfen (mal abgesehen davon, dass ein erfahrener "Allgemein-Trainer" sicherlich einfacher aufzutreiben ist).


    Ich habe gar kein Problem damit, wenn man sich an einen Spezialisten wendet. Aber ich finde eben auch, dass man sich in die Tasche lügt, wenn man sich zu sehr auf die Rasse und deren speziellen Eigenschaften versteift. Es mag sein, dass ich der TS damit unrecht tue, aber für mich klang der erste Beitrag so.


    Prinzipiell sind in meinen Augen erst einmal alle Hunde einfach Hunde. Danach kommt die Rasse und dann das Individuum. Und so sollte meiner Meinung nach eben auch gearbeitet werden.


    Also kurz und bündig: ich bin nicht der Meinung, der Hund darf nicht wie ein HSH erzogen werden. Aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass er wie ein Hund erzogen werden sollte ;)


    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Leute - auch wenn dieser Hund die typischen Probleme wie jeder andere Hund hat, es ist und bleibt ein Herdenschutzhund, der nicht wie jeder andere Hund zu erziehen ist, die zeigen Dir die Mittelkralle. Das sind eigenständige Hunde, die ohne klare Führung zum Problem werden und nicht nur für den Halter. Wollen wir bitte wieder eine Schlagzeile lesen a la - Großer Hund greift an?????? - das brauchen wir beim besten Willen nicht mehr.


    Ich glaube keiner hier bestreitet, dass Herdenschutzhunde etwas anders ticken, als Hunde, die auf gemeinsame Arbeit mit dem Menschen selektiert wurden. Und es geht auch nicht darum, Probleme herunterzuspielen. Aber ich halte es einfach für fatal, sich zu sehr auf die Rasse zu versteifen und damit eventuell Gefahr zu laufen, fehlendes Benehmen mit der Rasse zu entschuldigen. Wie gesagt: es geht hier doch nicht primär um HSH-spezifische Probleme, sondern um einen jungen Hund, der sich aufführt – man entschuldige den Ausdruck – wie ein Arsch.


    Vielleicht bin ich dazu zu unerfahren, habe den falschen Hund oder bin einfach zu naiv, aber ich wüsste nicht, was ein spezialisierter Trainer da anderes machen würde als ein guter erfahrener "Allgemein-Trainer".


    Viele Grüße
    Frank