Was meinst du jetzt? So was wie eine "generelle Einführung von Leinenzwang außer auf gekennzeichneten Auslaufgebieten"? Oder verstehe ich dich jetzt falsch?
Wie willst du denn einen Hund artgerecht halten, der nie von der Leine darf?
Also ich bin froh, dass hier fast überall Freilauf erlaubt ist. Auf so gekennzeichneten Flächen würden dann ja gerade die - sorry - ganzen Deppen zusammen kommen. So ein Auslaufgebiet wäre für Anjou der Horror. Einzelne, kontrollierte Hundebegegnungen sind das, was er braucht. Keine Wiese voller Hunde.
Anjou läuft auch nicht einfach zu fremden Hunden hin, sondern bleibt bei mir. Näher ich mich dem Hund, geht er hin, drehe ich ab oder geh deutlich zur Seite, geht er auch mit.
Nicht abrufbar ist er zum Beispiel erst dann, wenn er mal wirklich toll spielt. Dafür muss ich dann aber vorher die Situation "eingeleitet" haben.
Zu Radfahrern, Joggern etc. läuft er auch nicht hin. Ich rufe ihn immer vorher ran und lasse ihn absitzen. Bis auf einen von 30 Fällen, wo er sich gerade festgeschnuppert hat und sich ein zweites oder drittes mal bitten lässt, kommt er auch sofort. Aber da er sich nie weiter als 10, selten 15 Metern entfernt (außer im Spiel mit anderen), bin ich dann im Zweifelsfall auch schnell bei ihm.
An Weggabelungen oder uneinsichtigen Stellen, wo er den Blickkontakt zu mir verliert, bleibt er stehen bis ich ihn weiter schicke, ihn eingeholt habe oder zurück rufe.
Die andere Seite ist, dass dieser Hund an der Leine sogar deutlich unruhiger ist. Er sucht im Freilauf bei mir Schutz und richtet sich nach mir, hat mich ständig im Blick, entfernt sich nicht weit und ist ansprechbar. Die Unsicherheit an der Leine haben wir langsam im Griff, aber sie ist da.
Es ist nicht wirklich so, dass man mit ihm nicht an der Leine laufen kann, im Gegenteil. Aber richtig glücklich und gelöst ist er erst im Freilauf. Er muss auch mal rennen, springen, schnuppern können, wie er es an der Leine eben nicht kann.
Andersrum ist es natürlich mal so, dass ich denke, der andere Hund gehört vielleicht besser an die Leine. Aber wirklich negative Begegnungen haben wir bisher nicht gemacht. Eher zu "nett stürmische" Hunde.
Das liegt unter anderem daran, dass ich (außer zu Trainingszwecken) ganz bewusst die Strecken laufe, wo eben nicht die "Sonntagsspaziergänger" gehen, sondern Leute, die ihre Hunde immerhin halbwegs einzuschätzen wissen.
Und wenn die erste negative Begegnung kommt, dann kommt sie. Klar wünscht sie sich keiner, aber das ist ein Risiko, das es sich für mich einzugehen lohnt für die Lebensqualität, die ich Anjou damit biete.
Es sei denn es gilt die "Leinenpflicht für alle nicht wenigstens zu 95% abrufbaren und nicht prinzipiell verträglichen Hunde", da bin ich dabei :ironie:
Anders sehe ich es, wenn mein Hund eine Gefahr für sich oder andere darstellt, aber das liegt nun mal (leider?) im Ermessen jedes Einzelnen und lässt sich nicht über allgemeine Regeln leiten. Damit meine ich auch nicht, dass nicht jeder Hund irgendwann mal nicht beim ersten Rufen kommt, sondern solche, die eben prinzipiell jagen gehen, zu anderen Hunden laufen, nicht abrufbar oder gar unverträglich sind etc.