Hi OWM,
wiedermal ein gutes Beispiel für unsere ach so fähigen Hundeschulen und dafür, daß Platzgehorsam absolut nix mit einer guten, vertrauensvollen Beziehung zu tun hat !
Dominant ist dein Hund in keinster Weise, wann und wo sollte das denn sein ?? Du schreibst doch selber, daß er unsicher ist und so hört sich deine Beschreibung und sein Verhalten, ob fest oder lose auch an.
Wie gehst du Alltags mit deinem Hund um ?
Bist du ausser auf dem Hundeplatz jederzeit konsequent und gradlinieg zu deinem Hund ?
Sagst und zeigst du was du meinst, bist du eindeutig verständlich für deinen Hund ?
Das Leinenproblem darfst du nie alleine betrachten, da hängt der ganze Alltag, der gesamte Umgang – eure Beziehung mit zusammen !
Den Leinenterror wird dein Hund aus zwei Gründen machen:
1. ist er unsicher, du gehst relativ frontal auf einen anderen zu, er kann nicht ausweichen, befindet sich in einer ausweglosen Situation und da fehlt ihm
2. deine Sicherheit ! Für deinen Hund bist du absolut nicht in der Lage fremden Hunden zu begegnen und irgendeine Entscheidung zu treffen. Du wirst selber nervös, hast schon diverse verschiedene Varianten ausprobiert, bist also unberechenbar … wie soll sich der Hund da auf dich verlassen können ?? Er wird quasi von dir gezwungen nach vorne zu gehen, den möglichen Feind sofort einzuschüchtern, um euer „Leben zu retten“ !
Klar, auf dem HuPl macht er das nicht, da bist du selbst ruhiger, kennst die anderen Menschen und Hunde, der Trainer ist anwesend, keiner würde sich aufregen, wenn er doch mal bellt …. Draussen jedoch mußt du alleine klarkommen und wie du ja selber gemerkt hast, betrachtet dein Hund dich nicht als vertrauensvollen „Führer“, der Sicherheit gibt, Entscheidungen treffen kann und immer gelassen, souverän bleibt.
Sein Verhalten ändern heißt DEIN Verhalten ändern, darüber mußt du dir erst mal klar werden. Der Hund hat ein Problem mit dir, nicht du mit dem Hund !
Hunde brauchen Führung (wie soll ich was tun, was erwarterst du von mir) und Sicherheit (auf Frauchen ist Verlaß, da fühl ich mich beschützt).
Meide erstmal alles, wo du Hunden mit geringem Abstand begegnen mußt. Jeder Hund hat seine Individualdistanz, bei jedem unterschiedlich (steig mal in nen vollen Fahrstuhl, da vermeidet jeder Körper- und Blickkontakt, auf der Straße siehts gleich ganz anders aus). Taste dich langsam dichter an andere Hunde, halte erstmal soviel Abstand, wie er „ertragen“ kann. Dein Blick ist nur auf deinem Hund, sobald du merkst, er starrt den anderen an, der Schwanz, Nackenhaare, etc. gehen hoch SOFORT ein ruhiges, vollkommen gelassenes „Lass es“, zupf leicht an der Leine, sei zwischen dir und dem anderen Hund, konzentrier dich ganz darauf, der andere ist unwichtig. Schaut er dich an, oder zumindest weg SOFORT loben „feiner Hund“. Wenn du an dieser Abstandsgrenze wo er anfängt bist, geh geradeaus weiter oder weg von dem anderen. Sobald du ihn geistig wieder bei dir hast laß ihn ein Kommando befolgen, was er 100% kann (Sitz) und lob ihn dafür ausgiebig. Jede Übung muß positiv enden. Meist ist das anfangs ein ständiger Dialog von „Lass es“ – „Fein, jawohl“ - … er muß erstmal wissen, was du von ihm willst !
Aber das Wichtigste: Du mußt die Ruhe selbst sein, in keiner Sekunde darfst du unsicher werden, dir muß der andere Hund völlig egal sein, alle Kommandos werden ernsthaft, konsequent, aber ruhig, gelassen gegeben. Wenn du ausstrahlst, daß die Welt in Ordnung ist, der andere Hund unwichtig und du die Situation unter Kontrolle hat, nur dann wird er sich auf dich verlassen und den anderen zwar anschauen, aber auch gelassen bleiben. Er hat ja keinen Grund mehr nach vorne zu gehen. Üb das nur an Tagen, wo du selber entspannt bist, ansonsten geh in der Einsamkeit spazieren. Marschier fröhlich los, freu dich auf dein erstes Trainingsopfer, lauf einen Bogen und nimm dir vor ruhig und selbstbewußt diesen zu „umrunden“. Freu dich über jede gelungene Sekunde, bleib gelassen wenn er trotzdem knurrt. Und vor allem, reagiere bevor er überhaupt anfängt zu knurren. Wenn du ihn genau beobachtest, fallen dir nach und nach mehr Anzeichen bei ihm auf, die ein Knurren vorhersagen. Näher dich den anderen in kleinen Schritten, immer so, daß ihr noch kommunizieren könnt. Es bringt absolut nix, gleich auf Konfrontation zu gehen (die Tiernanny läßt grüßen L). Wenn du auf 100m mit lockerer Leine an anderen vorbeiläufst und ein kurzes „Och, lass man, komm hier längst“ reicht, geh auf 90m – ihr habt alle Zeit der Welt !
Wenn´s eskaliert, du nicht mehr an ihn rankommst, geh zügig von dem anderen weg, ohne Kommentar – ihr bekommt genug neue Chancen. Und vergiß den „das ist mir peinlich Gedanken“ – irgendwann wirst du stolz auf eure Erfolge sein und Verständnis für die haben, die ihren „aggressiven Kläffer“ an deinem vorbeizerren.
Und nie NIEMALS schlagen, hauen, schubsen, würgen, ….. er soll dich ja als konsequenten, aber gerechten „Führer“ akzeptieren. Körpersprache ist viel deutlicher und verständlicher als einmal zuschlagen, da wird er nur von dir enttäuscht sein und sein Vertrauen verlieren (ich hoffe, dieser Satz war unnötig!).
Grüße, Silja