Ich sehe mich nun gezwungen, hier etwas Aufklärung zu betreiben. Dass es männliche und weibliche Schleppleinen gibt, ist eine Mär, die sich trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Forschung hartnäckig hält. Es zeigt unser generelles Unverständnis für die possierlichen Lebewesen unserer Fauna.
So haben diese Froschungen äh Forschungen ergeben, dass es sich bei der Tracinus longus - im Volksmund Schleppleine genannt - um ein Zwitterwesen handelt. Zu finden ist dieses Phänomen des gleichzeitig weiblichen und männlichen (Schlaufe UND Karabiner) in einem Wesen in verblüffend ähnlicher, doch entschieden langsamerer Weise beim altdeutschen Regenwurm. Auch neigt die Schleppleine dazu, sich oberflächlich mit Schlamm und anderem klebrigen Unrat zu besudeln und nicht wie der Regenwurm, sich vollständig in's Erdreich zurückzuziehen.
So ist jede Schleppleine - ob bereits misshandelt und nur noch 1 m lang, oder 20 m lang, ob pink oder jägergrün, im unkastrierten Zustand ein Zwitterwesen.
Weshalb man mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis sozusagen wie 2 Fliegen mit einer Klappe das Grundproblem entschlüsselt hat.
Ein Team um Linus von Knöterich und Gertrude Schlaufenheim - den weltweit anerkannten Schleppleinenforschern - hat 2012 folgende Erhebung abgeschlossen: Unkastrierte Schleppleinen (Tracinii longii intactii) wurden in ihrem Sozialverhalten (auch im Rudel) ebenso beobachtet, wie je nach Geschlechtsseite kastrierte Schleppleinen (Tracinii longii feminili intacti UND Tracinii longii masculinii intacti) und beidseitig kastrierte Schleppleinen (Tracinii longii caputti).
Letztere wurden vollständig ihrer Lebensfreude beraubt und fristeten ihr trauriges Dasein nur noch im Schuppen. Erstere waren kaum zu bändigen und so stellte man fest, dass das Vorhandensein von Schlaufe UND Karabiner für die Verknotifizierung verantwortlich ist. Der Schluss, ganz einfach das männliche Geschlechtsteil abzuhacken, war ein irrtümlicher. Denn damit war es nicht mehr möglich, dass die Schleppleine ihrem natürlichen Fortbewegungstrieb folgen konnte. Alleine, es fehlte ihr der Parasit, der Hund, ohne den der natürliche Bewegungsdrang sozusagen mitsamt dem Karabiner entfiel. Da zwischen Hund und Schleppleine aber eine innige - je wilder, desto längere und liebere - Symbiose stattfindet, konnte man darauf nicht verzichten.
Versuche, die weibliche Seite der Schleppleine zu kastrieren, waren bei den Untersuchungen die Erfolgversprechendsten. Alleine - in dieser Form der Kastration entwickelt sich das symbiotische Gespann von Hund und Leine zu einer neuen Spezies: einer Art Wildhundleine, da es für den Besitzer nicht mehr so leicht möglich ist, dieses Tier zu erhaschen und dieses sich mehr und mehr zu einer frei und wildlebenden Art entwickeln kann.
Wir haben also die Wahl - sozusagen vom Regen in die Traufe: Unkastrierte Schleppleinen tragen in sich zwei sich widerstrebende Seelen - was in ihrer Natur von weiblich und männlich in einem Wesen liegt: Knoten sind vorprogrammiert. Auf der Schlaufenseite kastrierte Leinen beruhigen sich in ihrem Temperament, bergen jedoch die Gefahr, dass der Karabinerteil mit seinem Parasiten sozusagen ein eigenständiges Wesen bildet und abhaut.