Australian Cattle Dogs. Ich bin aber mit vielen Züchtern der unterschiedlichsten Rassen in Kontakt und es ist im Prinzip überall das selbe Bild.Das Kernproblem ist die Verarmung des Genpools Das passiert zwangsläufig in einer geschlossenen Population die einer Selektion unterliegt. Dem muss man gegensteuern. Welche Methode jetzt angewendet werden kann, ist rasseabhängig. Bei manchen Rassen mag es Linien geben, die genetisch weit von einander entfernt sind, oder es gibt die Möglichkeit, bislang getrennte Farbschläge, Fell- oder Größenvarianten zu nutzen, manchmal gibt es nah verwandte Schwesterrassen, die gekreuzt werden könnten (zB Irish Red Setter x Irish Red and White Setter) bei anderen Rassen gibt es Landschläge im Herkunftsland (Basenji, asiatische Windhunde), die Verwendung finden können, bei wieder anderen Rassen bleibt nur der Weg einer Kreuzung mit einer anderen Rasse.
Zum Anspruch: ja, den hab ich. Wenn ich unter dem Qualitätssiegel FCI Hunde züchte, viel Wissen, Liebe, Zeit und Geld reinstecke und die Nachzucht dann an Leute abgebe, die sich für einen nicht unerheblichen Geldbetrag eine halbwegs sichere Karte betreffend typischer Eigenschaften und Gesundheit erwarten, dann sollen die auch überwiegend gesund und typisch sein. Das darf kein Glücksfall sein, einen solchen Hund zu bekommen, wenn man eigens zum Experten geht.
Zu den Erbkrankheiten - natürlich gibt es die entsprechenden mutierten Allele zumeist schon lange, de novo Mutationen kommen vor, sind aber nicht die Regel. Das Problem ist, dass durch die beliebtesten Zuchtstrateigen zufällig manche dieser rezessiven Schadallele im Genpool anhäufen und häufiger in Form einer phänotypischen Erkrankung zu Tage treten. Und beim massenhaften Auftreten wird es zum Problem. Einmal ein Welpe mit DM in einem Geburtenjahrgang ist Pech, wenn in fast jedem Wurf der Rasse welche dabei sind, dann hat sich das Allel so angehäuft, dass es sich ohne Gentest nicht mehr managen lässt. Man muss nämlich schon klar sagen - die Tests wurden entwickelt, weil Bedarf besteht. Die Hunde sind nicht krank, weil es jetzt Tests gibt.
Ein zweites Thema sind die immunologischen Probleme (Autoimmunerkrankungen, Allergien, Unverträglichkeiten und vermutlich auch Krebs) die auftreten, weil das Immunsystem Heterozygotie benötigt, um zu funktionieren, gleiches gilt im Prinzip für Verdauungsenzyme und vermutlich noch für etliche weitere physiologischen Systeme in einem Lebewesen.
Diese Sachen sind tatsächlich "neu" weil sie erst auftreten, wenn ein Immunsystem so wenig Allelrekombinationen aufweist, dass es nicht mehr adaequat funktioniert oder die Fähigkeit verloren gegangen ist, bestimmte Enzyme oder andere funktionelle Proteine zu bilden.
Ich sehe ehrlich nicht, wie man solche Probleme ohne ein gravierendes Umdenken lösen kann. Alles andere - Deckbeschränkungen, mathematische Modelle zum Genpoolmanagement etc, kauft uns nur ein paar Generationen mehr Zeit.