hallo,
zum Rottweiler kann ich leider nicht viel sagen, aber zu Dobermann und Schäferhund kann ich meinen kleinen Teil beitragen.
Vorweg, weil du geschrieben hast, du hoffst der Jagdtrieb beim Dobermann sei händelbar - das würde ich - wenn du eigentlich keinen Jagdtrieb möchtest - so nicht sagen, bzw. definitiv nicht unterschätzen. Fast alle Dobis, die ich kenne (meiner inklusive) sind schon ziemliche Jagdsäue. Selbst wenn die gut im Kommando stehen, muss man wirklich immer die Augen offen haben, denn wenn man nicht im richtigen Moment abruft sind die einfach weg. Ich bin selbst bei meinem Opa noch ständig am scannen, denn wenn er das Reh vor mir sehen würde, würde er vergessen dass er eigentlich alt und krank ist und hinterhergehen. (und ich dürfte danach 3 Wochen den humpelnden alten Mann pflegen ;-)) Meine jahrelange Pflege-Dobihündin war im Wald nie ableinbar, denn die war (trotz super Erziehung) bei Wildsicht weg und die war so pfeilschnell, die hat beim Besitzer auch schon Tiere gerissen.
Da waren meine Pflegeschäfis insgesamt kontrollierbarer, die haben sich entweder nicht groß interessiert, einer war selbst vom flüchtenden Reh abrufbar und bei einem weiteren musste man "dauerscannen" bzw. halt im unübersichtlichen Gebiet anleinen.
Verträglichkeit Dobermann: Sowohl mein Rüde, als auch meine ehemalige Sitterhündin sind völlig uneingeschränkt mit allem und jedem verträglich. Als meiner noch jünger war, hat er aufdringlichen Jungrüden, die sich vor im aufspielen wollten, schon mal ne Ansage gemacht, aber stets gerechtfertigt und im adäquaten Maß. Jetzt im Alter ist er einfach ignorant ;-) Ich kenne außerdem mehr verträgliche Dobis, richtig unverträgliche kenne ich nur 3 (2 Rüden und eine Hündin), inwieweit das allerdings Erziehungssache/ Fehler der Besitzer ist, kann ich nicht beurteilen.
Verträglichkeit Schäferhund: Alle Schafis, mit denen ich gearbeitet habe, waren nur bedingt mit anderen Hunden verträglich, Grund dafür war, dass der Besitzer (war ein Züchter mit 8 Schafis) da überhaupt keinen Wert drauf gelegt hat. Mit meinem Dobi bzw. großen Hunden gabs nie Probleme, zu kleineren Hunden hätte ich keinen von denen je hingelassen, das war mir zu heikel. Ist also eine sehr eingeschränkte Erfahrung, da können sicher Schäfibesitzer mehr dazu sagen.
Wachtrieb Dobermann: ist zumindest bei meinem definitiv vorhanden, in eine Wohnung mit "Sicht auf die Straße" wäre ich nie gezogen. Bin ich da und kann "eingreifen" ist nach einmal anschlagen Ruhe, ist der Herr aber alleine, kann es durchaus sein, dass jeder Grashalm ausführlich verbellt wird (ist beispielsweise bei meinen Eltern so). Dann ist er "im Dienst" und patroulliert mit stolz geschwellter Brust zwischen den Fenstern.
Hab meinen aber auch erst älter übernommen und konnte daher auf die "Prägezeit" keinen Einfluss nehmen. Hätte ich ihn von klein auf gehabt, wäre ich vielleicht nicht so mit Fehler ausbügeln beschäftigt gewesen und hätte grundlegender dran arbeiten können, was hier erwünscht ist und was nicht.
Was bei meinem ebenfalls so ein Thema ist, sind fremde Menschen. Die sind nämlich auf eigenem Terrain äußerst uncool (draußen ists kein Problem, da wird jeder gekonnt ignoriert). Durch viel Training dürfen Fremde bei uns unkommentiert in die Wohnung und werden ignoriert (war anfangs kaum möglich), aber direktes Ansprechen oder mal Anfassen/Knuddeln wird nie möglich sein. Das ist mitunter schon sehr stressig. Aber auch hier: Ich kenne die ersten Besitzer nicht, daher kann ich nicht beurteilen, inwieweit da in der Sozialisierung geschlampt wurde, ich kenne viele Dobis, die vom Wesen her eher offen sind, ich kenne aber auch ein Exemplar, das sehr sorgfältig sozialisiert wurde und dennoch sehr heikel mit fremden Menschen ist.
Zum Thema VPG - habe ich mit meinem ein paar Jahre gemacht, hat uns beiden großen Spaß gemacht. Man muss halt sehr aufpassen, dass man mit viel Ruhe rangeht (hibbeln und so) und dass man nicht zur beutegeilen Triebsau erzieht. Den Fehler hat Sams Vorbesitzer mit dem Ball gemacht und als der Hund zu mir kam, lief er ungelogen beim wandern 4 Stunden rückwärts vor mir her und hat mich sabbernd nach dem Ball angebettelt und wurde auch wirklich ungemütlich, wenn er ihn nicht gekriegt hat. Hat Monate gedauert, bis ich das weg hatte und er beim Gassi auch mal entspannt gucken/schnüffeln konnte. Mit Beißwurst/Ärmel haben wir (hatte einen sehr kompetenten Trainer an der Hand) das dann etwas "zurückhaltender" getrieben, eben so, dass er noch heiß genug drauf war, aber im Hirn zumindest noch resteweise ansprechbar, so dass man überhaupt mit ihm arbeiten konnte. Das kippt halt schnell, finde ich.
Und was letzten Endes beim Dobermann auch so ein Thema ist, es ist mittlerweile ziemliches Lotto, einen gesunden Hund zu bekommen. Die Liste an Krankheiten wird immer länger, die Wahrscheinlichkeit mindestens eine dieser Krankheiten zu bekommen immer höher, von Seite der Züchter und vor allem des Zuchtverbandes wird zum Teil gelogen, vertuscht und geschlampt, dass einem nichts mehr einfällt.
Ich liebe diese Hunde - aber ich komme immer mehr davon ab, mir in nächster Zeit nochmal einen zu holen.
LG
Franziska