Wenn man das nur alles immer so vom neutralen Standpunkt aus betrachten könnte.....
Vor zwei Wochen ist folgendes passiert:
ich steh in der Küche, höre quietschende Geräusche. Denke, die über uns spielen mit dem Kind. Koche weiter. Jauul. Kann nicht Kind sein - Nachbarsdobermann? Gehe raus. Finde sie. Liegt vor meinem Auto. Kann nicht mehr aufstehen. Geht seit fast zwei Jahren. Konnte sich kaum auf den Beinen halten, torkelte wie ein Betrunkener. Der fußballgroße Tumor drückt auf die Hüfte. Hatte aber immer Appetit. Jetzt liegt sie. Hole ein Handtuch weil sie will aufstehen. Reicht nicht. Sie kommt nicht hoch, ich bekomme sie nicht hoch. Besitzerin kommt. Sollen sie liegen lassen, Tierärztin kommt gleich zum Einschläfern. Wie? Nicht hier im Hof?!. Wenn dann Zuhause. Geht Decke holen. Wir legen den Hund drauf, tragen ihn zu dritt zu Besi in die Wohnung. Steak im Kühlschrank? Irgendwas leckeres?
Hund braucht jetzt nichts mehr zu fressen. Sohn geht Büffelpansen holen. Hund frisst. Mann kommt von Arbeit. Wir gehen - Tierärztin kommt........
Alle sagen: puh, endlich konnte dieser Hund gehen. Mich hatten schon Leute angesprochen: "Kann man da irgendwas mit dem Tierschutz machen, der Hund leidet?".
Scheiß-Besitzer, oder??? Ich denke nach......
Die Mutter der HHin ist schwer zuckerkrank, fast blind, lebt im 1. Stock, sitzt im Rollstuhl weil sie bis zum Oberschenkel keine Beine mehr hat. Aber sie hat Lebensfreude, ist sehr nett - wir haben sie kennengelernt.
Ich versuche zu verstehen:
Wenn mir auf der einen Seite ein Lebewesen vorlebt, dass das Leben trotz massivster Einschränkungen noch lebenswert ist, wie verläuft dann meine eigene Grenze um zu entscheiden, was noch lebenswert ist?
Okay, das eine ist ein Mensch, das andere ein Hund.
Aber was genau hätte sie ihrer Mutter sagen sollen, wenn sie diesen Hund früher einschläfern lassen hätte?
"Der konnte ja fast nicht mehr laufen, nicht mehr raus - sein Leben bestand aus Essen, Kacken und Zuwendungen"
Das geht gar nicht.
Darum denke ich, dass es sehr schwierig wird, wenn sich die eigene Grenze, was lebenswert ist und was nicht, verschiebt, erstmal egal in welche Richtung......
Nachdenkliche Grüße