Weißt Du, aus Deinen Beiträgen lese ich in erster Linie eines: Zweifel. Bzw. noch nicht mal das, denn ich denke, dass Du tief in Dir schon vor einiger Zeit eine Entscheidung gefällt hast. Du weißt, dass Mia etwas anderes braucht, als das, was sie momentan von Dir geboten bekommt - aber Du bist nicht bereit, ihr das zu geben. Auf der einen Seite schreibst Du, dass Du nicht mit joggen oder radfahren anfangen willst, weil Du Dich für Deinen Hund nicht verbiegen willst (warum eigentlich nicht?). Auf der anderen Seite schreibst Du, dass Deine Trainerinnen meinen, dass Mia wohl ihr Leben lang an der Schleppleine wird laufen müssen. Beides zusammen bedeutet, dass Mia ihr Leben lang nicht richtig ausgelastet und aufgrund dessen vermutlich niemals wirklich glücklich sein wird.
Weißt Du, ich bin der letzte Mensch, der über Dich urteilen würde, denn ich habe selber mit meiner Maja viel falsch gemacht und war mir lange Zeit nicht sicher, ob sie nicht woanders besser aufgehoben wäre. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich soweit war, zu sagen: Okay, ich suche ihr ein neues Zuhause. Es wurden mir im Bezug darauf einige Steine in den Weg gelegt, was dazu führte, dass ich nochmal absolut in mich gegangen bin. Maja ist nicht der Typ Hund, den ich gewohnt bin, und Maja ist nicht der Typ Hund, mit dem ich bisher am besten harmoniert habe. Maja ist anders als alles, was ich bisher wollte und kannte - und das wird sie immer bleiben. Deshalb musste ich mir die Frage stellen: Bin ICH bereit MICH zu ändern? Mich ihr und ihren Bedürfnissen anzupassen? Denn sie ist dazu nicht in der Lage. Und ich habe mich entschlossen, sie zu behalten, mit allem, was dazu gehört. Das schließt die zerstörten Wertgegenstände ein, die Abende, an denen ich nicht ausgehen kann, weil ich niemanden zum sitten habe, das viele Geld, was ich in die Hundeschule investiere und vorallem die ständige Auseinandersetzung mit mir selbst. Mal Seiten an mir zulassen, die ich bisher nicht gerne an mir sehen wollte. Mal Wut runterschlucken, auch wenn ich innerlich koche. Bereit sein, mich und mein Verhalten ständig kritisch zu reflektieren und ggf. zu verändern. Und glaub mir, das ist verdammt harte Arbeit. Maja ist die größte Aufgabe meines bisherigen Lebens und ich habe immer noch Tage, an denen ich Heulkrämpfe kriege, weil ich denke, dass ich es nicht schaffe. Weil ich lieber aufgeben würde, weil die letzten Tage wieder zu schwer waren. Doch dann sehe ich meine Maja an und halte mir all ihre guten Seiten vor Augen - und dann weiß ich, dass sie es wert ist. Ich habe inzwischen gelernt, anzuerkennen, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Nahezu jede Eigenschaft, die mich an ihr stört, birgt auch eine Seite, die ich mir immer gewünscht habe. Maja kann schlecht alleine bleiben - dafür ist sie der anhänglichste Hund, den man sich wünschen kann. Sie ist loyal und treu wie keine Zweite. Ich mache mir nichts vor, wenn ich meine Cleo heute in neues Zuhause geben würde hätte sie sich in zwei Wochen dort prima eingelebt. Bei Maja glaube ich das nicht. Sie liebt mich, und sie verschenkt ihr Herz bedingungslos. Das halte ich mir nun vor Augen, wenn ich mal wieder nachhause komme, und mein Zimmer aussieht wie ein Schlachtfeld. Ich habe gelernt, ihre "schlechten Seiten" zu akzeptieren und das positive darin anzuerkennen. Und ich weiß an jedem verdammten Tag, dass sie es wert ist - all die Mühe, all die Zeit, all das Geld und all die Nerven.
Um zu Euch zurück zu kommen; ich denke Du bist an einem ähnlichen Punkt, an dem ich damals war. Weißt Du, so ist das nunmal bei Tierschutzhunden - sie sind Überraschungspakete und Du weißt nie, was mit ihrem Einzug auf Dich zukommen wird. Vielleicht wird sich heraus stellen, dass ihr nicht zueinander passt - so wie es bei uns der Fall war und so wie es bei Euch der Fall ist. Das ist keine Schande und es bedeutet auch nicht, dass Du versagt hast. Aber wenn Du an diesem Punkt angekommen bist, hast Du nur zwei Wege zur Auswahl: Entweder, Du gestehst es Dir ein und ermöglichst Deinem Hunden woanders ein schönes, ihm artgerechtes Leben - oder Du beißt die Zähne zusammen, bist bereit nicht nur an dem Hund sondern auch an Dir zu arbeiten und Dein Leben so umzugestalten, dass er bei und mit Dir glücklich werden kann. Bist Du das?