Vielleicht hilft dir dieser Artikel auch noch, diese ganzen nur scheinbar bewiesenen Erkenntnisse über den Toller werden vom TCD verbreitet:
Sehr geehrte Damen und Herren,
in ihrer letzten Ausgabe der Zeitschrift Wuff haben Sie den Artikel „SOS Rassehund: Einkreuzungsprojekt zur Rettung einer Hunderasse“ veröffentlicht zu dem ich in einem Leserbrief wie folgt Stellung nehmen will:
Gefährliches Halbwissen,
in ihrem Artikel geben Sie in reisserischer Art und Weise Aussagen und Wertungen des Herrn Däuber wieder, ohne die Grundlagen eines seriösen Journalismus zu beachten, nämlich selbst Nachforschungen über diese brisanten Aussagen zu machen, die Gegenseite, also den VDH und den Deutschen Retrieverclub, sowie andere internationale Rassehundezuchtvereine zu befragen, um sich eine eigene, unabhängige Meinung bilden zu können und vor allem zu recherchieren, wer Herr Däuber und der TCD überhaupt ist.
Der TCD bekam erst vor etwa 2 Jahren seine VDH Anerkennung. Seine Gründungsmitglieder haben sich nicht vom Deutschen Retriever Club, der die Rasse seit langer Zeit in Deutschland betreut, abgespalten, sondern kamen von aussen und haben davor teilweise auch ausserhalb der F.C.I. gezüchtet. Hierzu gehört auch der derzeitige Vorsitzende des TCD. Im TCD sind derzeit lediglich 8 Züchter gelistet. Allein die Tatsache, dass der weltweit kleinste, jüngste und unerfahrendste 8-köpfige Tollerzuchtverein trotz Widerspruchs des Ursprungslandes und gegen die geschlossene Gegenmeinung aller grossen internationalen Tollerzuchtverbände diese Thesen verbreitet, hätte Ihnen zu denken geben müssen.
Lassen Sie mich dennoch zu den zwei Hauptaussagen des Artikels Stellung nehmen.
Zunächst wird ausgeführt, dass aufgrund einer Studie von K. Mäki die Toller enger miteinander verwandt seien als Vollgeschwister. Praktisch jede Hunderasse beruht auf wenigen Gründerhunden. Rechnet man die Verwandtschaftsbeziehung mit falschen Parametern bis zu diesen Gründungstieren zurück, kommen zwangsweise absurde Ergebnisse dabei heraus. Eine Stammbaumrückrechnung bis zu Adam und Eva macht keinen Sinn, weil da das Ergebnis sowieso feststeht, da brauche ich nicht zu rechnen.
Was m.E. Mäki falsch gemacht hat ist, dass sie die Diversifizierungsdynamik nicht berücksichtigt hat, die sich aus der weltweit stark gewachsenen Population von mittlerweile geschätzten 20.000 Individuen ergeben hat. Insofern ist eine Berechnung des Inzuchtkoeffizienten über 5 Generationen nicht das schlechteste und der liegt bei den allermeisten Verpaarungen extrem niedrig. Jährlich fallen derzeit weltweit 3.000 bis 4.000 Welpen. Entsprechend ist das Wachstum der Population. Kein Vergleich zur Inzuchtproblematik vom Deutsch Stichelhaar von dem es in der Tat nur noch ganz wenige Exemplare gibt. Generell kann man bei rund 20.000 Hunden und dem seit Jahren dynamischen Wachstum kaum von einer aussterbenden Rasse reden.
Wenn man sich die Toller nur anschaut, wie deutlich sie sich vom Phänotyp und vom Wesen noch unterscheiden (Grössenbandbreite, Gewichtsbandbreite, Proportionalisierungen, Fell- und Pigmentfarben, jagdliche Anlagen, Standruhe usw) fällt es mehr als schwer nachzuvollziehen, was da behauptet wird. Im Grunde kann man sogar sagen, dass diese recht junge Rasse noch gar nicht so homogen ist wie z.B. Golden Retriever. Fahren Sie mal im Gegensatz dazu nach Island und schauen Sie sich da die Bevölkerung an, die sehen als homogenste Bevölkerungsgruppe der Welt wirklich alle irgendwie gleich aus und sind gesünder als wir Festlandeuropäer. J
Der zweite Punkt ist die Behauptung, dass es aufgrund genetischer Forschungsergebnisse bezüglich Autoimmunerkrankungen offenkundig sei, dass der Toller "am Ende" ist. Diese kühne Behauptung als Induktionsschluss aus molekularbiologischen Teil-Forschungsergebnissen zu veröffentlichen ist aus zwei Gründen grob fahrlässig. Zum einen sind diese Forschungen längst nicht abgeschlossen und weitere Molekularbiologen z.B. aus Australien und Canada haben dazu eine ganz andere Meinung. Besonders bedenklich ist zum anderen der Verweis auf die Forschungsergebnisse einer Teilstudie von Wilbe in Schweden in der ausschließlich Blutproben von erkrankten Tieren untersucht wurden. Daraus zu folgern, alle Hunde seien krank ist sogar korrekt, weil eben nur kranke untersucht wurden. Was für eine Verdrehung von Wahrheiten!
Darüber hinaus sind diese Aussagen zu Erbkrankheiten schlicht wirklichkeitsfremd, weil es weder seuchenartige Krankheitserscheinungen gibt noch sind Anzeichen von Inzuchtdepression, wie z.B. geringe Wurfstärken etc. zu beobachten. Im Gegenteil die Tollerpopulation steigt weltweit weiter dynamisch an und die allermeisten Exemplare sind gesund. Wo sollen da Anzeichen sein, dass die Rasse ausstirbt? Das Gegenteil ist der Fall! Der Toller ist eine Erfolgsstory, das beweist seine rasch ansteigende internationale Beliebtheit als, Familien, Sport- und Jagdhund. Er ist dabei ein gesundheitlich sehr robuster Hund, der weit weniger unter Hüft- und Ellbogenproblemen leidet, sowie Allergien, Epilepsie, Krebs und anderen häufigen Hundekrankheiten. Toller sind im Gegenteil recht langlebig, werden häufig 12 bis 15 Jahre alt und sind verspielt und aktiv bis ins hohe Alter.
Ich will hier das Thema Autoimmunerkrankungen wirklich nicht klein reden, aber ich habe den Eindruck, dass der Toller unfreiwillig Opfer des Gesundheitsfanatismus mancher seiner Anhänger wird. Man weiß einfach sehr viel, aber diese verallgemeinernden, apokalyptischen Schlussfolgerungen, die im genannten Artikel in psychotischer Art und Weise völlig aus dem Ruder laufen, sind schlicht verwerflich.
Wie ein Vorsitzender eines Zuchtvereins unter diesen Umständen die Einstellung des Zuchtprogramms empfiehlt und ohne ein Einkreuzungsprojekt, was einem Schuss in Blaue gleicht, nicht weiterzüchten will, mag jeder für sich beurteilen. Im übrigen wird im TCD trotz der dramatischen Aussagen weiter im Sinne der Reinzucht gezüchtet, entsprechende Wurfplanungen sind auf der Homepage des TCD gelistet. Allein das sagt genug über die Seriosität dieses Vereins aus.
Noch ein Hinweis. Wir reden hier nicht davon, dass der böse VDH dem TCD, der angeblich die besten Absichten hat, Knüppel zwischen die Beine wirft. Dieser häufig benutzte Versuch, einen kleinen aufmüpfigen Verein in eine Opferrolle darzustellen ist völlig deplatziert. Die Ablehnung des Antrags ist internationaler Konsens der führenden Toller-Zuchtvereine. Namentlich das Ursprungsland Canada hat in einem an Eindeutigkeit nicht zu übertreffenden Brief an den VDH klargestellt, dass ein Einkreuzungsprojekt bis auf weiteres nicht zu tolerieren ist.
Die internationale Community setzt nach wie vor auf die Fortschritte der Genmarker-Tests und ist optimistisch, in 1 bis 2 Jahren zuverlässige Gentests zur Verfügung zu haben, um auch die Tollerkrankheit, die zweifelsohne hier und da vorkommt zuverlässig ausmerzen zu können.
Der ist aus dem deutschen Tollerforum, schau dich doch dort mal um, da gibts viele tolle Infos über die tollen Toller :-)
Viel Erfolg bei der Entscheidung!