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Nadine, magst Du mal erzählen, was Euer Problem war, wie Hundewelten da ran wollte und was letztendlich bei wie aufgebauten Einzelstunden deutlich besser wurde?
Liebe Grüsse,
Birgit
Ja, gerne berichte ich:
Pino war da erst 4 Wochen bei uns und hatte damit begonnen, bei uns im Treppenhaus Leute anzuknurren (also in beengten Situationen). Einmal wollte er auch jemanden anspringen und wir hatten Angst, daß es eskaliert und er mal nach jemandem schnappt.
Die Hundetrainerin, die nach dem Prinzip von Hundewelten arbeitet hat zuerst Pino provozierend angestarrt, angeschrien, komische Laute von sich gegeben, ist bedrohlich auf ihn zugelaufen. Er hat nicht darauf reagiert.
Dann hat sie uns ausgefragt. Als sie hörte, daß wir total gerne Ballspiele mit ihm machen, fing sie gleich damit an, daß Hunde, die Ball spielen, verblöden und daß es totale Tierquälerei ist, seinem Hund sowas anzutung.
Obwohl ich extra erzählt habe, daß wir ihn eben nicht nur sinnlos hinter dem Ball herrennen lassen, sondern damit verschiedene Übungen verknüpfen (Gehorsam, Impulskontrolle etc.) und daß er definitiv kein Junkie ist, denn er kann auch gut ohne Ball spazieren gehen. Hunde, die hinter Bällen herjagen sind potentiell gefährlich, weil sie auch mal ein Kind jagen und töten könnten. 
Ihr Konzept sah also wie folgt aus: wir dürfen mit Pino gar keine Ballspiele mehr machen - NIE WIEDER, wir dürfen mit ihm keine Gehorsamkeitsübungen machen, wir dürfen ihn zuhause gar nicht mehr beachten, nicht mehr streicheln, kuscheln. Also alle Ressourcen, die ihm wichtig sind nehmen. Er soll merken, daß wir nicht so wichtig sind, wie wir im Moment für ihn sind und daß er nicht der Mittelpunkt ist.
Immer wenn wir durch die Haustür gehen, soll ich ihm mit dem Knie eine verpassen, damit er erschrickt und zu mir aufsieht. Mein Mann sollte das auch gleich mal demonstrieren und war für die Dame zu zaghaft. Aber mein Mann sagte dann, er will seinen Hund nicht mit Gewalt erziehen.
Wenn er Leute anknurrt, sollen wir ihn kurz halten und das Knurren ignorieren. Auf meine Frage hin, wie ich speziell in der Situation mit ihm umgehen soll, sagte sie, daran wird später gearbeitet. Jetzt müssen wir erst mal die Änderungen durchsetzen.
Ich muss sagen, mein Mann fand die Frau von Anfang an unsympathisch, weil sie die ganze Zeit im Sicherheitsabstand zu unserem Hund stand und immer wieder diesselben Theorien abspielte.
Bei mir musste sich das alles erst mal "setzen" und als ich darüber nachgedacht habe, kam ich auch zu dem Resultat, daß ich mich mit dem Konzept ganz und klar nicht klarkomme. Wir befanden uns zu dem Zeitpunkt gerade in der Eingewöhnungsphase von Pino und da wollten wir das gewonnene Vertrauen nicht gleich zerstören.
So, dann sind wir zu einer Hundeschule 70 km von uns entfernt gefahren, die uns empfohlen wurde.
Die Trainerin ist sofort auf Pino zu, hat ihn freundlich angesprochen, an sich schnuppern lassen und ihm Leckerli gegeben. Schon war Pino total begeistert von ihr. Da gab es keinen Sicherheitsabstand. Sie hat uns gezeigt, was wir konkret tun können in brenzligen Situationen. Zum Beispiel Richtungswechsel, wenn ein Hund uns entgegen kommt und Pino ihn fixiert. Dabei wird mit Impulsen gearbeitet, d. h. ich lasse die Leine aus der linken Hand locker fallen, dann sollte er schon zu mir schauen. Wenn nicht, wechsle ich die Richtung und es kommt ein stärkerer Zug. Pino hat mittlerweile gelernt, auf den kleinen Impuls am Anfang zu achten - klappt prima.
Wenn uns Leute am Haus zu nah kommen, können wir zur Sicherheit Pino ablegen und das Ganze absichern, indem wir auf die Leine treten und er nicht hochkommen kann, wenn er es versuchen würde. Das konnten wir schonmal am Haus testen. Nach kurzer Zeit hat sich Pino im Liegen entspannt und wir konnten uns mit den Leuten unterhalten, ohne daß er knurrte. Und wir selbst waren auch nicht angespannt, weil wir ja wussten, es kann nix passieren.
Auch hat sie uns ein paar Übungen gezeigt, wodurch Pino lernen soll, daß wir die Führung übernehmen und er nichts für uns regeln muss. Wir müssen ihm da einfach Sicherheit geben. Auch müssen wir ein paar Hausregeln beachten, die wir aber ohnehin schon so gehandhabt haben: nicht betteln lassen, auf seinen Platz schicken, wenn Besuch kommt, wir beenden das Spiel/kuscheln etc.
Auch sollen wir weiterhin Impulskontrolle trainieren, was Pino auch schon prima kann (hat er wohl beim Vorbesitzer schon gelernt). Zum Beispiel: Wir werfen den Ball, er soll sitzen bleiben und ihn erst auf Kommando bringen. Oder Pino muss sitzen bleiben, während wir mit dem Ball herumspielen, ihn vor ihn werfen etc.
Insgesamt hat sich Pino in der kurzen Zeit sehr positiv entwickelt, was uns zeigt, daß wir auf dem richtigen Weg sind.