Brush, das hast Du schön geschrieben. Ich persönlich hab ja immer noch ein bißchen Respekt vor Chows, weil mich vor zwanzig Jahren mal einer getackert hat
... eigentlich ein lieber und sehr charismatischer Hund, der in den Händen seiner Besitzer aber extrem unkontrolliert war. Ein selbstständiger Hund ohne den berühmten Will-to-Please bringt tatsächlich viele, viele Besitzer an ihre Grenzen.
Ich bin mir sicher, das unser Hund mal ein Anfängerhund war - und dann hat das Leben zugeschlagen und ihn viele Jahre gebeutelt.
Als wir unseren Tierheim-Opi vor vier Monaten im TH kennengelernt haben, war ein direkter Spaziergang erstmal nicht möglich. Das Tierheim-Personal, das sich rührend um den Opi gekümmert hat, ging nur noch persönlich mit ihm raus. Ich kürze mal ab und zähle die verschiedenen Baustellen auf.
Herr Hund ist sehr selstständig und lässt sich nur mit sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl beeinflussen. Mit lauten Worten oder Zurechtweisungen erreicht man gar nix, der Hund macht total dicht. Und doch blitzten zwei sehr wache und gelehrige Augen in seinem sturen Dickschädel - wenn man es albern und spielerisch genug angeht, lernt Herr Hund gern. In der Wohnung ist Herr Hund zwar außerordentlich brav aber auch stur und besitzergreifend. Auch hier gilt liebevolle Konsequenz, wenn er beispielsweise das Bad ausschließlich für sich beansprucht - da darf man sich auch nicht beeindrucken lassen, wenn er mal Eroberungsversuche startet und mit gebleckten Zähnen reagiert. Das gilt auch für seine, trotz schlimmer Vergangenheit, Einzelhund-Allüren. "Fass meinen Napf an und stirb" war auch so ein Punkt, den wir nur mit viel Beharrlichkeit (und Mut ;-)) hinbekommen haben. Inzwischen ist er ein traumhafter Mitbewohner, wenn man damit leben kann, dass er öfter mal rumbrummelt und -knottert.
Die echten Schwiergkeiten spielten sich ohnehin draußen ab. Herr Hund litt unter massiven Panikattacken, die spontan oder durch unangenehme Geräusche (Schüsse) ausgelöst wurden. Am Anfang führte es zu blinden Fluchtversuchen und er war völlig abwesend, überhaupt nicht mehr zu erreichen. Ich hatte immer ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich die Tipps nicht befolgt habe und auf ihn eingegangen bin. Erst hier im Forum (Danke Sir Jack!) wurde ich in meinem Verhalten bestärkt und mit super Tipps ausgestattet, sodass wir rasend schnell eine gewaltige Verbesserung erzielen konnten. Er ist trotz seines altes sehr agil und kräftig und lebte das anfangs oft in Zugpferd-Manie aus - das hat sich durch das Vertrauen, das wir ihn regelmäßig bewegen, gegeben. Auch war er es aus seiner früheren Haltung (eine von vielen Stationen) gewohnt, dass er überall markieren darf. Notfalls lässt er sich dafür auch auf ein Tau ziehen ein - auch hier war er nicht zu erreichen, reagierte auf nichts und niemanden. Wenn man ihn Pinkelmarken nicht setzen ließ, konnte es passieren, dass die er die Rute einklappt, zittert und blind in eine Richtung davon stürmen will. Auch hier sind wir mit liebevoller Konsequenz inzwischen recht weit gekommen.
Dieser Hund hat mir einmal mehr gezeigt, dass ein Hund alles lernen kann. Die Frage ist lediglich, WIE man es ihm zeigen muss.
Inzwischen haben wir einen dickköpfigen und ungemein sturen Griesgram, der im nächsten Moment übers ganze Gesicht zu strahlen scheint und für jede Albernheit zu haben ist. Er ist ein sehr charismatischer, wenn auch in vielen Situationen schwieriger, Hund, dem manche Eigenarten auch einfach zugestehen muss.
... und so vieles mehr ...
Wir haben einen wunderbaren Hund aus dem TH bekommen, der uns schon nach so wenigen Monaten ein treuer und vertrauender Freund geworden ist. Wir haben unheimlich viel Spaß zusammen und insgeheim lieben wir ihn für jede Schrulligkeit nur noch mehr. Irgendwie passen wir schon ganz gut zusammen, wir drei 
Und sind wir doch ehrlich ... die Arbeit mit dem Hund ist es ja, die am Meisten Spaß macht 