Beiträge von kaenguruh

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    Das finde ich einen sehr schönen Beitrag. Und deswegen sollte man meiner Meinung nach "Fehlverhalten" nie persönlich nehmen. Ok der Hund handelt jetzt nicht so wie ich das möchte oder geplant habe, aber er macht das auch nicht aus Trotz oder um mich zu ärgern. Wenn man das verinnerlicht, kann man den Hund korrigieren, auch mal körperlich durch einen Block oder Schubser ohne das es negative Konsequenzen in der Beziehung hat. Das schlimmste ist eigentlich nicht, wenn ein Mensch mal ärgerlich wird, sondern wenn er nachtragend ist. Denn das versteht kein Hund.

    Yap, das sehe ich auch so.

    Ich assoziiere die Thematik auch oft mit einer ganz bestimmten Situation, die ich häufig bei einigen Hundehaltern in meinem Umfeld beobachte. Als Beispiel nehme ich unseren Gasthund.

    Der Hund ist ein reiches Quell an Fehlverknüpfungen, Missverständnissen und Fehlverhalten. Er hat sich, um ein Beispiel zu nennen, zu einem Meisterdieb entwickelt, der Frischkäse von der Arbeitsplatte und Sossenreste aus der Spülmaschine stiehlt. Ich muss Euch nicht sagen, dass es in der Mensch-Hund-Beziehung in nahezu allen Bereichen an der nötigen Konsequenz fehlt, oder? Obwohl der Hund beinahe täglich Lebensmittel stiehlt, kommt irgendwann der Punkt, wo es dem Halter dann doch reicht. Vielleicht, weil der Hund gerade die Bockwürste AUS dem Topf gestohlen hat - kam schon vor. In diesem Moment trifft den Halter die Erkenntnis, wie verfahren die Situation bereits ist, wie ein Keulenschlag.

    In seiner Wut - und sicher auch Verzweiflung - ist der Hundehalter jetzt nicht mehr objektiv und unterstellt dem Hund - der sein dreistes Verhalten eigenes bei just diesem Halter gelernt hat - sogar Heimtücke, Rücksichtslosigkeit und Ignoranz. Der Hundehalter ist sich sicher, dass er dieses dreiste Verhalten nicht mehr dulden möchte und glaubt, dass er sich JETZT - genau JETZT - durchsetzen muss.

    Was er in Jahren des Zusammenlebens falsch gemacht hat, möchte der Hundehalter jetzt UMITTELBAR korrigieren und erwartet auch eine SOFORTIGE Verbesserung. Blöd nur, dass der Hund durch seinen Halter keine liebevolle Konsequenz kennengelernt hat und in der Folge auch nicht weiß, was an diesem Diebstahl so schlimm ist. Schließlich kam er monate- vielleicht jahrelang damit gut durchs Leben! Der Halter erliegt aber dem Trugschluss, dass er sich JETZT durchsetzen und dem Hund JETZT Grenzen aufzeigen muss - er bedient sich einer bedrohlichen Körpersprache, schreit den Hund an und schüchtert ihn ein.

    Mit etwas Glück lässt der Hund vom Diebesgut ab - er ist eingeschüchtert vom unberechenbaren Verhalten seines Halters und weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Der Halter ist zufrieden, denn er hat sich JETZT durchgesetzt und scheinbar eine Änderung im Hundeverhalten bewirkt.

    In der nächsten Woche klaut der Hund wieder ein Brot vom Tisch. Der Halter ist inzwischen weniger gereizt und schreit ihm wahrscheinlich nur ein paar Worte hinterher, geht das Thema aber wieder nicht konsequent an.

    Der Hund kann die Verbindung zwischen Ausraster und Diebstahl also nicht lernen. Er lernt aber, dass sein Herrchen unkontrollierbar und vielleicht weniger vertrauenswürdig ist.

    Wir lieben Hunde und sind gern mit Hunden zusammen. Wir wollten aber keinen Hund haben, weil wir beide berufstätig sind.

    Wir waren dann im Tierheim, um mit den Hunden spazieren zu gehen und da war ein Hund, der uns einfach brauchte. Unser Hundeopa litt so sehr im Tierheim und hatte so geringe Vermittlungschancen ... da dachten wir uns, besser ein Zuhause bei Berufstätigen als im Tierheim durchdrehen.

    Yap, ich würds jederzeit wieder machen :smile:

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    Genau das ist der Punkt, den ich auch kritisiere...die falsche Hundewahl. Es gibt Hunde, die wollen nicht viel Arbeiten wenn man es selber auch nicht möchte, sollte man sich da den passenden Hund suchen. Leider gehen viel zu viele nur nach dem Aussehen und danach, was gerade Mode und schnell zu bekommen ist.

    Yap. Das ist genau das, was auch ich in meinem Beitrag geschrieben habe. Das Mensch-Hund-Team muss passen und dafür ist eine sorgfältige Auswahl einfach unumgänglich - egal ob man einen reinrassigen Hund vom Züchter oder einen Tierschutzhund wählt.

    Mir rollen sich die Zehennägel auf, wenn ich sehe, mit welcher Leichtfertigkeit die Hunde teilweise ausgewählt werden. Es gibt Menschen, die schaffen sich Arbeits- und Gebrauchshunde an, obwohl sie weder sportlich noch engagiert sind. Es gibt Menschen, die schaffen sich eine exotische Hunderasse an und wissen noch nicht einmal, was diese Tiere auszeichnet.

    Ist jetzt nicht nett von mir, aber auch bei den Rassempfehlungen, die hier im DF gegeben werden, bin ich manchmal mehr als schockiert. Es läuft doch immer wieder darauf hinaus, dass die Leute am Ende einen Hütehund oder einen Jagdhund haben - und einen leichtführigen Familienhund wollen.

    Ist es so schwer, sich einzugestehen, dass man manchen Tieren eben nicht gerecht werden kann?
    :???:

    Wichtig: Bitte, liebe Ausnahmen, zieht Euch den Schuh jetzt nicht an. Müsst ihr nicht. :smile:

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    Ich frage mich beim lesen dieses Threads warum es so nachdrücklich darum geht dass der Hund auf seinem Platz liegen soll.
    Also an sowas würde ich gar keine Energien verschwenden.

    Eher wenn einer der Hunde Hund mal irgendwo liegt/steht wo er mir im Weg ist.. da gibt es allerhöchstens eine Aufforderung (oder ich latsch gleich drüber) , das ist meistens genug, und wenn nicht werde ich "körperlich" .

    Bin mal gespannt warum euch das so wichtig ist.

    Es gibt bei uns wirklich sehr wenige Hausregeln. Ein fester Platz für den Hund, auf den ich ihn im Zweifelsfall auch zuverlässig zurückschicken kann, gehört dazu.

    Unser Hund kann sich grundsätzlich dort aufhalten, wo es im beliebt - mit Ausnahme der Küche, die ist tabu. Dass ich ihn zuverlässig auf einen Platz schicken kann, ist mir deshalb so wichtig, weil ich damit verschiedene Situationen auflösen kann. Wenn ich den Hund auf seinen Platz schicke, biete ich ihm ggf. eine Alternative zu unerwünschtem Verhalten und nehme ihn aus der Situation raus - die ER nicht regeln muss. Als der DHL-Mann noch zitternd klingelte, habe ich den Hund immer und immer wieder auf seinen Platz geschickt, sobald er den armen Menschen anmachte. Er hat gelernt this is none of yours business.

    Wenn der Hund angespannt ist, neigt er dazu mich durch die ganze Wohnung zu verfolgen und sich dadurch enorm auszupowern. Auch in dieser Situation schicke ich ihn auf seinen Platz - ruh Dich mal aus, Dicker.

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    kaenguruh und Tannoz, worin unterscheidet sich dieses körperlich werden von Drohverhalten mit aktiver Submission?

    Also, für mich persönlich so:

    In der von mir beschriebenen Situation werde ich körperlich, um meine Grenzen durchzusetzen. Ich werde nicht ärgerlich. Ich werde nicht sauer. Ich richte mich nicht zur vollen Größe auf. Ich beuge mich nicht über den Hund. Ich spreche nicht mit dem Hund. Ich schimpfe nicht mit dem Hund. Ich suche keinen Blickkontakt zum Hund. Ich DROHE ihm also nicht, sondern REAGIERE körperlich auf sein Verhalten.

    In Ausnahmesituationen, als er mir beispielsweise über die Straße zu rennen oder in ein Klärwerk zu springen drohte, mache ich auch mal einen Ausfallschritt auf ihn zu und setze ihn entsprechend unter Druck. Hier muss man allerdings sicher sein, dass man seinen Hund gut einschätzen und die Drohung so dosieren kann, dass er nicht vor lauter Verwirrung ins Klärwerk fällt oder springt. Ich setze das also wirklich sehr sparsam ein.

    Ansonsten finde ich den letzten Beitrag von Chris super - jeder Hund braucht wirklich ein ganz unterschiedliches Maß an Druck, denke ich.

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    Ich empfehle immer ungern bestimmte Rassen, aber ich denke auch, das etwas wie ein Pudel, ein Sheltie, vielleicht auch eine Collie-Hündin oder auch Rassen der Begleithundegruppe etwas sein könnten. Sport kann man mit denen auch gut machen, 3h am Tag geht eigentlich jeder Hund mit. Es klingt vielleicht für dich blöd, aber dein Alter und deine körperliche Entwicklung sollte man nicht ausser Acht lassen. Glaub mir, mit einem "einfacheren" Hund, der seinem Menschen gefallen will und nicht zu eigenständig agiert wird vieles einfacher und entspannter.

    :gut:

    Ich persönlich würde auch zu einem Pudelchen oder einem Sheltie tendieren. Wenn der Wachtrieb nicht hinderlich ist, fiele mir auch noch ein Tibet Terrier ein. Das gilt auch für den Spitz.

    Manchmal fühle ich mich, als käme ich von einem anderen Planeten :lol:

    Ich muss gestehen, dass mein Hund mich sicherlich nicht für seinen Chef hält. Ich muss weiterhin gestehen, dass ich mich auch nicht für den Chef halte. Ich sehe uns, und das war auch bei seinen Vorgängern so, als gleichberechtigtes Mensch-Mensch-Hund-Familienrudel, wo ALLE sowohl Rechte als auch Pflichten zugestanden bekommen und Rücksicht aufeinander nehmen müssen. Herr Hund kann bei den Haushaltsaufgaben nur geringfügig mitwirken ;) sodass seine Pflichten eben darin bestehen, sich an die wenigen Hausregeln zu halten.

    Ich muss weiterhin beichten, dass ich lauter Dinge tue, die man eigentlich nicht tun sollte. Es haben schon mehrere Hundetrainer die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und waren gleichsam fasziniert, dass wir trotzdem keinerlei Schwierigkeiten haben. Ich sitze oft beim Hund auf dem Boden - auch wenn wir Besuch haben. Ich lasse mich vom Hund zum Spiel und auch zum Kuscheln auffordern - mal hat er Erfolg, mal nicht. Wenn ich den Hund zum Spiel oder zum Kuscheln auffordere, kann er das gerne auch ausschlagen. Ich gebe ihm häufig was von meinem Essen ab ... ich könnte diese Liste endlos fortsetzen.

    Mein Hund kann sicher aber auch darauf verlassen, dass ich die wenigen Regeln sehr klar durchsetze. Wir hatten in der ersten Zeit mehrere Diskussionspunkte, die wir einmal geklärt haben und seitdem nicht mehr aufgreifen mussten. In den ersten Wochen durften wir nicht an seinen Napf oder an sein Bällchen, in der Nacht nicht auf Toilette und unsere Beine wurden sexuell belästigt. In all diesen Situationen habe ich kein Abbruchkommando verwendet, da er damals noch keines zuverlässig ausführte, sondern wurde körperlich. Wenn er mein Bein juckelte, habe ich ihn mit einer ruhigen aber bestimmten Armbewegung - ohne Wort- oder Augenkontakt - weggeschoben.

    Ich persönlich finde diese klare Körperlichkeit wesentlich fairer als ein lautes Wort, mit dem der Hund ggf. sowieso (noch) nichts anzufangen weiß. Ich hatte bei meinem sensiblen Angsthund auch immer den Eindruck, dass er damit viel besser umgehen kann als mit Abbruchkommando, Drohhaltung oder Meckern. Ich bin in diesen Momenten auch nicht böse, nicht genervt und nicht garstig zu ihm - ich setze einfach nur durch, was ich möchte.

    In der Hundeschule hatte der Trainer eine andere Auffassung. Körperlichkeit ist blöd, stattdessen lieber auch mal lauter werden und eine drohende Körperhaltung einnehmen. Bei IHM wurde Herr Hund latent aggressiv und wäre wahrscheinlich aus purer Angst nach vorn gegangen. Bei MIR schien der Hund zusammenzufallen und zitterte nur noch. Mir selbst ging es btw nicht besser dabei. Wenn ich ihn ruhig und bestimmt wegblocke, oder auch mal mit dem Bein zur Seite schiebe, gehts uns Beiden gut.

    Hier muss man aber selbstverständlich auch differenzieren. Ich werde körperlich, um unerwünschte Verhaltensweisen nicht zum Erfolg kommen zu lassen bzw. hier Grenzen aufzuzeigen. Ich werde nicht körperlich, um erwünschte Verhaltensweisen zu erzwingen (z.B. Po runter beim Sitz).

    Ich teile, wie gesagt, oft mein Essen mit ihm. Wenn er abscheulich bettelt (was meine Schuld ist) und ich mein Essen doch mal für mich möchte, schiebe ich ihn mit dem Arm vorsichtig weg und beachte ihn sonst nicht. Er geht sofort, weil er genau weiß, was ich ihm sagen möchte.

    UNTERWERFEN möchte ich meinen Hund NIEMALS.

    Ich hasse Hundefilme.

    Ich kann Euch höchstens meine grössten diesbezüglichen Traumata nennen.

    CAP und CAPPER
    ... da darf ich nichtmal dran DENKEN!!

    CHARLIE alle Hunde kommen in den Himmel
    ... da muss ich schon die Trailer wegzappen, weil ich sonst tagelang ständig heule!!

    CHARLIE & CO
    ... der arme Dodger, oh Gott ...


    Ich dreh auch sonst bei Filmen durch, wenns um Hunde geht.

    I AM LEGEND, z.B.
    "Hoffentlich passiert dem Hund nix" etwa 100 x gesagt, bis mich der im Kino hinter uns angemotzt hat :ops:

    ALIEN VS PREDATOR 2
    "Hoffentlich passiert dem Hund nix!" ... ich quieke als der Hund dem Predalien zu nah kommt und dann wird nur die Alte enthauptet ... ich rufe erleichter "PUUUUH" aus und das ganze Kino lacht mich aus :ops:

    Nee, für sowas bin ich nicht gemacht
    :sad2:

    Hunde sind sehr anpassungsfähig und dafür bewundere ich sie sehr. Trotzdem ist eine Umgebungsänderung für einen Hund massiver Stress - insbesondere für viele Tierschutzhunde, da sie ja schon mindestens eine Umgebungsänderung erleben mussten.

    Deine Hundedame freut sich bestimmt darüber, dass sie ein paar Tage mit Dir Party machen darf. Trotzdem wird sie entsprechend unter Stress stehen, weil sie ihre gewohnte Umgebung (schon wieder) verlassen musste und nun nicht weiß, was von ihr erwartet wird und was auf sie zukommt. In diesem Anpassungs-Prozess kann ein Hund ganz viele Verhaltensweisen an den Tag legen, die sonst nicht zu seinem Charakter gehören müssen - dazu kann sowohl die Anhänglichkeit als auch die Verlassensangst zählen. Es dauert mehrere Monate bis der Hund wirklich angekommen ist.

    Ich persönlich habe meinem Hund zwei Wochen gegeben, bis wir das Alleine-Bleiben geübt haben. Übrigens war die ersten Versuche eine ziemliche Katastrophe - heute klappt es sehr gut.

    Bei einem Tierschutzhund weiß man letztlich nie, was nur Übergangsstress ist und an welchen Verhaltensweisen man ggf. arbeiten muss. Ich persönlich finde das aber nicht schlimm und hatte große Freude daran unseren Hundeopa richtig kennenzulernen :smile: und immer neue Facetten seines Charakters kennenzulernen.

    Und sind wir doch mal ehrlich ... letztlich sind die wenigsten "unsichtbaren" Probleme so stark, dass man sie nicht mit kontinuierlicher Arbeit - die gerade bei einem Hund aus dem Tierschutz ja schon wegen des Bindungsaufbaus nie verkehrt ist - in den Griff bekommen könnte.

    Muss sie das Alleine-Bleiben denn direkt können? Wie lange kannst Du mit ihr üben bis zum Ernstfall?

    Ich finds übrigens schön, dass Du Dich für eine Mixdame aus dem TH entschieden hast :smile: ... wenn auch erstmal nur zur Probe.

    Manchmal, und das finde ich sehr schade, differenzieren wir in der Fragestellung, wie gut es ein Hund hat, primär über dessen körperliche und geistige Auslastung. Ich denke hier sollte man auch andere Faktoren einbeziehen und gelten lassen - beispielsweise das Einfühlungsvermögen in den Hund oder den Bindungsaufbau.

    Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass der Hund von nebenan, der weder Agility noch die Hundschule kennt, weniger oder zu wenig Lebensqualität haben muss. Ich bin allerdings genauso davon überzeugt, dass es diese Hunde, die wesentlich mehr Lebensqualität haben könnten wenn die Besitzer sich entsprechend interessieren und engagieren würden, gibt. Ich möchte hier nur nochmal kurz erwähnen, dass ich nicht glaube, dass man das von Außen beurteilen kann.

    Ich fahre meinen Hund beispielsweise zu seinen Spaziergängen - zu jedem Einzelnen. Warum? Mein Hund ist für sein Alter zwar noch fit, aber wenn er den Weg ins Feld erst laufen muss, kann er dort weder mit Hundekumpeln spielen noch ein Stöckchen fangen - das packt er einfach nicht mehr. Also habe ich entschieden, dass er den schönsten Teil des Spaziergangs mitnehmen soll und fahre ihn hin - immer. Mir wird das von vielen Hundebesitzern der Umgebung als Faulheit ausgelegt: "Die Alte geht so ungern mit ihrem Hund raus, dass sie ihn selbst die paar Meter fährt". Wer mich bisher darauf angesprochen hat, war ob des Rätsels Lösung dann doch ziemlich betroffen und sichtlich beschämt.

    Trotzdem glaube ich, dass es unterschiedliche Hundehalter gibt - ja.

    Es gibt Hundehalter, für die ist der Hund ein Hobby. Der Hund bekommt abgewogenes Futter und ein ausgeklügeltes Sportprogramm. Es gibt Hundehalter, für die ist der Hund ein Familienmitglied mit Rechten und Pflichten - er bekommt Programm, muss sich damit aber in den zeitlichen Rahmen einpassen. Es gibt Hundehalter, da ist der Hund ein Haustier und läuft mehr nebenbei.

    Ich persönlich finde alle drei Fälle völlig in Ordnung, solange man die Grundbedürfnisse - und dazu gehört auch die gute Bindung - des Hundes zu jeder Zeit erfüllen kann. Man kann sich für beinahe jede Situation den richtigen Hund, sei es über den Tierschutz oder einen guten Züchter, aussuchen. Es muss halt passen - für Mensch UND Tier.

    Als eigentlich problematisch empfinde ich die Situation, dass Hunde häufig angeschafft oder ausgewählt werden, ohne dass die eigenen Bedürfnisse gegen die Bedürfnisse des Hundes abgewogen werden. In Frankfurt lebte ein BorderCollie in unserer Nachbarschaft, der einmal in der Woche den Feldweg sehen und ansonsten auf dem Balkon einer kleinen Wohnung seine Tage fristen durfte - das lag natürlich an dem blöden Hund, denn mit dem konnte man ja nix unternehmen, so aufgedreht wie der war. Hier lebt ein Kangal, der sein Grundsstück nicht verlassen darf. Ist ja auch selbst Schuld, wo er doch immer so zerrt und eine Leinenaggression hat - außerdem kläfft er jeden an, der dem Tor zu nah kommt.

    Ich differenziere deshalb primär zwischen zwei Sorten von Hundehaltern. Es gibt Menschen, die wählen einen Hund, der nett aussieht oder etwas darstellt. Es gibt Menschen, die wählen einen Hund, der zu ihnen passt. In letzerem Fall, und da bin ich mir ganz sicher, kann das Mensch-Hund-Team glücklich werden - auch wenn der Hund mal die ein oder andere Macke entwickelt, auch wenn der Mensch keinen Bock hat Nahrungsettiketten zu studieren oder auf dem Agility-Platz abzuhängen. Wenn man sich aufeinander einlässt - man möge mir verzeihen, aber mein Hund ist für mich eher ein guter Freund als ein Haustier - dann kann man glücklich leben eben WEIL man sich Kompromisse zugestehen kann.

    Ich freue mich über jeden HH, der mir sagt, er wollten diesen Hund, WEIL.

    Ich persönlich habe auch keine Lust auf Hundesport - echt nicht. Ich habe aber viel Spaß daran mit Schleppleine, Bällchenschleuder, Leckerchenbeutel und vollgepissten ;) Stöckchen durch die Felder zu streunen. Ich persönlich habe auch keine Lust auf großes Gehorsams-Training - das ist echt nicht mein Ding. Ich habe aber viel Spaß an Bindungsarbeit und es macht mir nix aus an den Angstzuständen meines Hundes zu arbeiten. Ich habe genau den Hund, der zu mir passt.

    Hätte ich den agilen Schäfimix im Zwinger nebenan genommen, hätte der mich bereits aus dem Fenster geschmissen - oder ich ihn. Er wurde übrigens sehr glücklich bei einer entfernten Nachbarin. Hätte diese Nachbarin unseren Hundeopa genommen, hätte sie ihn vermutlich schon längst in seinem Napf ertränkt.
    :D