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Ist es so tragisch dem Hund zu drohen? Macht der Hund doch auch.
Hmm, definiere drohen. Ich glaube nicht, dass unsere Hunde uns im Alltag so häufig drohen - wenn überhaupt, dann empfinde ich es eher als Warnungen. Unabhängig davon, gibt es nur wenige Möglichkeiten, aus dieser Droh-Situation herauszukommen. Der Hund kann sich fügen, er kann sich ggf. aus der Situation zurückziehen oder er kann seine Drohung einlösen.
Was ist meine Konsequenz, wenn die Drohung nicht beeindruckt?
Ich finde das ist das Problem an Drohungen - übrigens nicht nur in der Mensch-Hund-Beziehung. Wenn ich drohe, muss ich ggf. auch bereit sein, eine Drohung einzulösen. Das setzt voraus, dass ich nicht willkürlich sondern konkret drohe. Will ich das aber?
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Noch eine Frage, weil einige sagen man sollte mit einfacheren Dingen beginnen. Gut, dann fordere ich halt in der Wohnung ein sitz ein. Wie setz ich das durch, wenn Hund keinen Bock hat?
Wie setze ich das durch, wenn er meine Drohung ignoriert?
Ich würde nur in Ausnahmefällen (!) auf ihn einwirken. In allen anderen Fällen würde ich das Kommando möglicherweise noch etwas schärfer wiederholen. Wenn er es partout nicht ausführt, muss ich das hinnehmen, Konsequenzen daraus ziehen (z.B. nur noch Schlepp, wenn es das Abrufkommando ist) und zukünftig verstärkt trainieren. Wenn ein Hund in DIESEM MOMENT ein Kommando nicht ausführt ist das aus meiner Sicht kein Problem, dass ich IN DIESEM MOMENT lösen kann oder muss - es ist das Ergebnis einer Kette von Ereignissen.
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Oder ganz was einfaches, wie setze ich/fordere ich ein Tabu?
Wir haben ein Küchen-Tabu. Wenn er in der Küche war, wurde er freundlich rausgeschickt. Wenn er vor der Küche stehenblieb, gabs Bestätigung und Lob.
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Übrigens muß drohen nix mit Emotionen zu tun haben.
Eine kontrollierte Drohung als Stilmittel? Ja, kann sein. Für den Bedrohten hat es allerdings sehr viel mit Emotion zu tun.
Nehmen wir an ich vor einer Kurvendiskussion mit Polynomendivision. Ist eigentlich ne leichte Aufgabe aus der achten oder neunten Klasse. Ich persönlich habe immer Probleme mit der Bestimmung des Limeswertes und kriege das auch diesmal nicht auf Anhieb hin - sicherlich zum Großteil deshalb, weil ich es scheisse finde. Ich werde daraufhin massiv unter Druck gesetzt und mein Lehrer wirft seine ganze Autorität in die Waagschale. Ich lasse mich beeindrucken und kriege die Kurvendiskussion irgendwie hin. Meine gedankliche Leistung wird aber nur zu einem Bruchteil mit der Aufgabe beschäftigt sein. Die eigentlichen Gedanken werde ich mir zu dieser Drucksituation machen - deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass mir die für mich schwierige Stelle der Kurvendiskussion beim nächsten Mal nicht leichter fallen wird. Man mag es mir erklärt haben, aber gedanklich war ich emotional unter Druck und damit beschäftigt.
Ich persönlich finde zu starke Emotionen - egal ob positiv oder negativ - in der Kommunikation ziemlich hinderlich. In der Mensch-Mensch-Kommunikation ist das schon schwer zu händeln, in der Mensch-Hund-Kommunikation ist es teilweise eine Katastrophe.